Känguru

Für den Poetry Contest zum gleichnamigen Thema. Auf kuriose Weise von In Extremos "Stalker" inspiriert. (Nein, das ist wirklich kein Scherz.)

Du hältst mich wie ein Känguru
im Beutel, mich zu säugen.
Du willst beschützen immerzu,
von innen mich beäugen.
Ich bin gewärmt, kann trinken auch -
doch springst du, was erschüttert.
Ich bin zu nah an deinem Bauch
und zuckerarm gefüttert.

Ich bin zu klein, du groß genug,
mich immer einzufangen.
Ich schrei nicht mehr, ich schrie genug,
doch alle Schrei verklangen.
Wer Mutter sein will, braucht ein Kind,
das muss noch nicht ins Freie.
Doch Glieder mein verkümmert sind -
ich mich im Zwang dir weihe.

So tu doch, was du keinen lässt -
und hör was ich dir sage!
Du hältst mich in den Schmerzen fest,
umnachtest meine Tage.
Ich will hinaus zur Sonne gehn,
im Leben möcht ich sterben
und nicht in Nacht die Zeit bestehn,
von dir den Tod zu erben.

Mein Herzschlag gibt dir immer Kraft,
ich kann es schwerlich fassen.
Ein Kind erhält den Seelensaft,
doch muss man's leben lassen.
Du warst verloren, selten froh,
und fandest mich zum Lieben.
Doch fühl ich mich wie irgendwo,
ich will die Säfte trüben.

Du läufst nur vorwärts deinen Weg,
flexibel bist du nimmer -
was tragisch, denn am Rande schlief
vielleicht ein Hoffnungsschimmer.

Am Ende stirbst du, ich in dir,
erjagt und umgekommen.
Für immer blieb bloß Beutel mir,
ich bin gar nie entglommen.
Du konntest geben keinen Schutz,
Verhängnis bracht's uns beiden.
Ich fraß seit je den deinen Schmutz,
nun teilst du meine Leiden.

23. 3. 2020

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top