Ich, Messer

Poetry Contest - "stumpf"

Ich schnitt in sicherste Venen,
drang zu Arterien vor,
bekam, was immer mein Sehnen
begehrt, auch Herzenstresor'.
Ich war die Klinge der Schrecken,
bezahnt und scharf wie Carbid,
und konnte alles entdecken,
wenn ich präzise nur schnitt.

Denn nur wer einsam, kann schneiden,
bekommen, was er so will.
Er muss mit niemandem leiden,
wer Trost will, bleibt bei ihm still.
Mit keinem muss er mehr teilen,
er ist sich immer ein Freund.
Ohn Störung dichtet er Zeilen,
von seiner Sonne gebräunt.

Man fürchtet selbst meinen Schatten,
um mich weht leise der Tod.
Mein Hunger quälte die Satten,
ich sah nie Grün und nur Rot.
Metall sollt' stets an mir gleißen,
so war ich Sonnengestalt.
Ich wollte Luzifer heißen
durch meiner Zähne Gewalt.

Doch ich begann zu vermissen,
denn keiner mochte mich mehr.
Ich hab mich von euch gerissen,
die Reue lastet so schwer.
Ich hab mich stumpf nun geschliffen,
damit sich nicht mehr verletzt,
wer in mich, Klinge, gegriffen,
und sein Vertrauen gesetzt.

Nur weiter Liebe mich ächten,
auch wer die Schnitte nicht kennt.
Man zählt mich noch zu den Schlechten,
Erkenntnis ist kein Advent.
Ich, stumpf, lass euch nicht mehr bluten,
doch bin metallen und hart.
Und ihr, die Weichen und Guten,
so habt mit Liebe gespart.

Ich frag mich: Härte und Kälte
verschrecken jeden von euch.
Wenn ich mich zu euch gesellte,
war euer Handeln mir weich?

17. 2. 2020

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