Kapitel 14
Alonas Sicht:
Sie folgte dem gleichmäßigen Stampfen der Krieger, die Sabrina hinter sich her zogen. Alona spürte, wie kalte Angst sich in ihrem Innern breit machte. Was ist, wenn ich es nicht schaffe, sie rechtzeitig zu retten...? Was ist dann? Sie schüttelte den Kopf und versuchte, ihre dunklen Gedanken zu verscheuchen. Hinter einer Ecke blieb Alona stehen, wartete einen Moment ab und dachte dann nach. Okay, welche Chancen habe ich, wenn ich mich jetzt auf die Soldaten stürze, lebend mit Sabrina zu entkommen? Vermutlich hätte ich einen kleinen Überaschungs- Moment, aber gegen all die starken Männer würde ich allein keine Chance haben. Plötzlich sehnte Alona sich nach Tristan. Nach seinem Mut, und seinen starken Armen, sie... Oh Gott lass ihm nichts passiert sein! Sie hatte noch nie wirklich darüber nachgedacht, wie viel es ihr doch zu setzen würde, wenn ihm etwas passieren würde... Du hast jetzt keine Zeit für so etwas! Schnell, denk nach, du musst doch irgendeinen Plan haben! Da fiel ihr plötzlich etwas ein. Sie könnte die Soldaten weg locken, so dass Sabrina fliehen könnte, und was dann mit ihr passieren würde... würde sich dann schon noch klären. Sie wollte gerade mit ihrem Plan beginnen, da hörte sie ein Horn. Oh nein... Sie stürmte voran. Hinter einer Biegung hielt Alona inne und spähte vorsichtig aus ihrem Versteck hevor. Was sich dort vor ihren Augen abspielte, raubte ihr ein paar Minuten lang den Atem. Sabrina wurde von ihren Fesseln erlöst, doch nun wurde sie in Metallfesseln gekettet. "Mögest du verhungern", murmelte der Soldat, der ihr die eisernen Ketten angelegt hatte und spuckte auf sie. Sabrina verzog nicht mal eine Miene. Dann begannen alle zu grölen und zu lachen. "Sie soll sterben!" brüllten sie im Chor und lachten noch lauter. Alona starrte auf das merkwürdige Schauspiel, was sich ihr da bot, und spürte Tränen ihre Wangen hinunter laufen. Sabrina, oh Sabrina. Es dauerte nicht mehr lang, sie bewarfen Sabrina nur noch mit Obst und Gemüse, dann verteilten sie sich langsam und verschwanden auf verschiedenen Wegen; bald waren sie nicht mehr zu hören. Sofort rannte sie zu Sabrina, die in der Mitte des "Raumes" kauerte. Sie sah völlig erschöpft aus. Ein paar Obst- und Gemüsereste hatten sich in ihren Haaren verfangen und ihre türkisen Augen leuchteten längst nicht mehr so stark wie bei ihrer ersten Begegnung. Ihre blonden Haare waren aber immer noch so gewellt und glänzend wie flüssiges Gold. Sabrina blickte auf und sah Alona. "Alona!" sagte sie. Woher kennt sie meinen Namen? Doch sobald ihr diese Frage durch den Kopf gegangen war, bemerkte sie wie unwichtig sie doch war. Sabrina lächelte, doch das Lächeln erreichte nicht ihre Augen. Sie konnte es nicht mehr ertragen, sie rannte zu Sabrina und schlang ihre Arme um sie. "Sag Tristan, das ich ihn liebe... sag ihm, dass ich das nicht gewollt habe!" Alona wusste, was jetzt kommen würde, doch konnte es kaum fassen. "Du musst jetzt tapfer sein, es sind schwarze Zeiten, in denen wir leben." Damit lächelte Sabrina sie an, diesmal mit ihren Augen und nickte ihr zu. "Geh jetzt. " Alona vergrub ein letztes Mal ihr Gesicht in ihrem Haar und begann zu weinen. Bevor es noch schlimmer wurde, richtete sie sich auf und rannte davon. Es war schon Abend, als sie vor der Tür des Kerkers zusammenbrach. Sie wollte jetzt nur noch weg von allen Anderen und so öffnete sie die Kerkertür und ging die Stufen hinunter. Was sie da sah, hatte sie nicht erwartet. Tristan stand da, hinter ihm eine Menge Soldaten... Plötzlich sah sie nichts mehr außer Tristan. Alona rannte auf ihn zu und schlang die Arme um ihn. "Wo warst du? Ich-" Tristans Stimme brach ab als sie begann zu weinen, sie sah die arme Sabrina in Fesseln vor sich. Sie schlang die Arme noch fester um ihn. "Sschsch, es ist doch alles ist gut, wein' doch nicht!" Er versuchte, sie zu beruhigen, doch sie konnte einfach nicht aufhören zu weinen. So standen sie lange Zeit so da. Dann lösten sie sich schließlich von einander. "Komm, du solltest dich ausruhen." Er zog sie mit sich und setzte sie neben sich. So mußte sie wohl eingenickt sein, konnte sich dann später aber nur noch an ihre schrecklichen Alpträume und ihre Schreie erinnern, dann an Tristan der erneut versuchte sie zu beruhigen... Es schien so unwirklich. Alles... aber dennoch hatte es sich so echt angefühlt...
Tristans Sicht:
Er hatte nicht damit gerechnet, Alona in diesem dunklen Verließ wieder zu treffen. Sie schlang die Arme um ihn. "Wo warst du? Ich-" Sie begann plötzlich heftig zu weinen. Bevor er überhaupt darüber nachgedacht hatte, kamen die Worte schon wie von selbst aus seinem Mund. "Schschsch, es ist doch alles gut, wein doch nicht!" Hörte er sich sagen. Mein Gott! Wie verzweifelt er sich anhörte! Ich frage mich, wieso sie eigentlich weint.... dachte er. Dann lösten sie sich von einander. "Komm, du solltest dich ein wenig ausruhen." Tristan zog sie vorsichtig mit sich und setzte sich neben sie hin. Nach einer Weile nickte sie langsam ein, doch er blieb wach. Immer wieder wachte sie auf und schrie, sie musste schreckliche Alpträume haben. Er sagte immer dasselbe. "Alona, es wird alles gut, okay?" Dann sank sie meistens wieder in einen unruhigen Schlaf. Schließlich wurde es Abend und auch ihm fielen die Augen zu. Er wachte relativ früh am Morgen auf, Alona schlief noch. Alona begann sich zu winden und zu wimmern. "Alona... es wird alles gut, da bin ich mir sicher, okay?" flüsterte er leise.
Da hörte Tristan eine Stimme, direkt neben seinem Ohr. Sie stammte von einem Mädchen, aber nicht von Alona. "Tristan", er kniff die Augen doller zusammen. "Tristan, wir müssen reden!" Er wusste sofort, von wem die Stimme stammte. "Dragon, bitte." stöhnte Tristan. Er öffnete langsam die Augen. "Wir müssen reden", wiederholte sie mit Nachdruck. Schließlich richtete er sich stöhnend auf und folgte ihr. Als sie weiter von den anderen entfernt waren, blickte Dragon ihn an und sagte: "Du liebst sie sehr, oder? Diese Alona?" Er sah sie ein paar Minuten an, räusperte sich und stotterte dann: "Entschuldigung, Dragon, ich konnte dir nicht ganz folgen." Sie seufzte.
"Ich glaube, das konntest du sehr wohl... Aber nun gut. Du bist in diese Alona verliebt, stimmt's?"
"Warum glaubst du das?"
"In der Nacht - da habe ich dich gesehen. Du hast sie gehalten und immer wieder gesagt: 'Alona, es wird alles gut, okay?' Du liebst sie wirklich sehr, nicht? Gib es doch zu!"
"Ich liebe sie nicht!" Sie fuhr fort, als hätte sie seine Worte nicht gehört.
"Ich meine ja nur... Es ist keine gute Zeit für eine Liebe. Du könntest sie verlieren, vergiss das nicht!"
Er starrte sie an.
"Ich will dich nur warnen."
Damit stand sie auf und legte sich wieder hin, aber er war ganz sicher, dass sie nicht schlafen würde. Alona regte sich. Schnell rannte er zu ihr, und legte sich neben sie. Alona öffnete die Augen und sah ihn an. Er lächelte sie freundlich an. "Hey" sagte er. Sie legte den Kopf schief , dann lächelte sie auch. "Du hast im Schlaf so geschrien... Willst du mir von... von deinem Traum erzählen?" Sie sah ihn ein paar Minuten an, dann schüttelte sie den Kopf, legte ihren Finger auf seine Lippen und sah ihn ernst an. "Sabrina" formte sie mit den Lippen. Plötzlich wusste er, was sie ihm sagen wollte. Ihr war etwas zugestoßen. Seiner Mutter war etwas zugestoßen! Tristan begann zu zittern, sein Atem ging stoßweise. Mann Tristan, sei nicht albern!, schalt er sich. Er holte tief Luft und sagte: "Okay, zeig mir wo sie ist." Alona berührte vorsichtig seine Finger und deutete auf die Stufen, die aus dem Kerker hochführten. Tristan seufzte. "Wie lange?" Sie zuckte mit den Schultern. Er seufzte erneut. Sie sah fast belustigt aus, doch so schlagartig, wie der Moment da gewesen war, so war er auch wieder vorbei. Es wurde ihm fast schmerzlich bewusst, wie bitterernst all dies war. Dann rannte Tristan auch schon los; bevor er jedoch die Kerkertür öffnen konnte, stach ihm ein Blick in den Rücken. Fast vorsichtig blickte er sich um. Dragon blickte ihn an. Diese Augen sprachen tausende Worte... Doch jetzt hatte er nicht die Zeit, mit ihr zu reden.... denn er musste seine Mutter finden. Er musste sie einfach finden - wenn er nicht schon zu spät kam.
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