#10 - Kurzgeschichte »Akzeptanz«
Ich dachte mir, ich schreibe mal eine Kurzgeschichte mit Random Wörtern. Womit macht man das am besten? Mit dem Google Random Word Generator natürlich!
So that's what I did und das waren die fünf Wörter:
understand ➼ verstehen
deer ➼ Hirsch
forbid ➼ verbieten
flag ➼ Flagge
cheese ➼ Käse
Bei »Flag« kam mir direkt die Idee eines Lgbtqia+-Oneshots. Das Thema ist aber nicht komplett in your face, sondern eher dezent gehalten.
Ungünstig, dass heute der 1. Juli und damit nicht mehr Pride Month ist... xD. Ihr könnt euch in Zukunft übrigens auf mehr Kurzgeschichten von mir freuen, das macht nämlich echt Spaß!
Es war, als nähme die viele gelbe Farbe in der Einrichtung des Restaurants positiven Einfluss auf unsere Stimmung. Wobei ich den ganzen Tag schon grinsend herum gelaufen und meine To-Dos erledigt hatte. Dates waren eine Seltenheit bei mir, also steigerte diese ergatterte Verabredung meinen Selbstwert mehr als sie sollte.
Der junge Mann, der mir gegenüber auf einem schwarzen Stuhl mit senfgelbem Kissen Platz genommen hatte und sogar nicht gleich wieder aufgesprungen war, berichtete begeistert von seinem Hobby. Währenddessen formte mein Mund ein stummes ,,O". Wer wünschte sich schon keinen Surferboy?
Anschließend schwärmte er von Italien und den Wellen dort. Bald schloss sich meine Stimme seiner als liebliche Begleitung an. Zwar hatte ich das Meer noch nicht zum Surfen genutzt, doch gebadet hatte ich in dem warmen Wasser bereits.
Mein Bericht ging schnell zum Essen in Italien über. Lustigerweise hatte sich mein dunkelhaariges Date heute Pasta und Pesto bestellt. Belustigt schielte er zu den Goldstücken in der grünen Soße.
,,In Italien wären die bestimmt noch leckerer!", rief ich aus, machte mit meinen Zeigefinger eine Geste in Richtung Teller. Eine winzige grüne Flamme glühte in den Augen meines Dates, wurde mit dem nächsten Schlag seiner dunklen Wimpern, für die ihn jedes Mädchen beneiden würde, jedoch ausgelöscht.
Froh, dass ich es gesehen hatte, lächelte ich noch breiter. ,,Du hast noch gar nicht probiert", meinte der Hobbysurfer, ,,Vielleicht sind die ja ein Level über denen aus Italien." Beifällig pustete er sich eine Locke aus der Stirn. Die Bewegung genauestens beobachtend, bemerkte ich zu spät, dass sich sein Löffel meinem Mund näherte, beladen mit zwei Nudeln, Pesto und einem kleinen Basilikumblatt.
Dazu sagte ich nicht Nein!
Tatsächlich war es lecker, doch ich schüttelte noch beim Kauen entschieden den Kopf. ,,Das Pesto hätte wahrscheinlich mehr Käse vertragen", bemängelte ich.
,,Okay, Chefkoch, ich leite das Feedback weiter", antwortete meine Verabredung in einer Tonlage, die einer Werbestimme im Fernseher gehören könnte. Ich biss mir auf die Lippe, um mir mein aufkommendes Lachen zu verkneifen.
,,Chefkoch bin ich auf jeden Fall nicht. Kannst du kochen?", fragte ich interessiert. Ob das zu bedrängend wirkte? Als würde ich diesen Skill von ihm erwarten? ,,Die Basics sitzen hervorragend, den Rest muss ich noch üben... ein bisschen experimentieren."
,,Ich kann ja dein Versuchskaninchen werden. Mehr Essen für mich!"
***
Dank seines Humors, welcher meinen Geschmack genauso gut traf wie Nudeln aus Italien, verlief auch der Rest des frühen Abends so gut. An seinem Ende einigten wir uns, dass jeder die Hälfte der Endsumme bezahlte. Während Dune, so lautete sein Name, dem Kellner das Geld überreichte, ließ ich meinen Blick noch einmal staunend über die Möbel, Wände und Decken schweifen.
Alle Kissen - und von denen gab es auf den Stühlen und Bänken allerhand - waren senfgelb, der Bezug der Bänke im Kontrast schwarz-weiß gestreift. Die Farbkombination erinnerte ein wenig an eine Biene, was von den schwarz-weiß karierten Fliesen noch unterstrichen wurde. Die Tische waren schlicht weiß, ihre Ecken waren wie die Seite einer Raute abgeschrägt. Sie waren wohl das Möbelstück, das am ehesten in meine unauffällige, ordentliche Wohnung passen würde.
In starkem Kontrast zum Rest strahlten die dunklen, petrolenen Wände Ruhe aus, als wäre man allein in seiner Wohnung statt umringt von anderen Menschen. Ich drehte mich um, um die Wand hinter mir zu sehen und entdeckte drei große runde Spiegel sowie Regale mit Pflanzen über den reflektierenden Kreisen dort. Und die Lampen erst!
,,Wenn dein Auge jetzt genug mitgegessen hat, können wir los", merkte Dune an. Ich fühlte mich irgendwie ertappt und nickte schnell.
Wir gingen entspannt aus dem Restaurant hinaus, kühle Abendluft erfrischte meine Gesichtszüge und ich atmete einmal tief ein. ,,Das hat super viel Spaß gemacht! Ich glaube, wir verstehen uns gut. Wärst du offen für ein zweites Treffen?", fragte ich dann. Erneut blitzten seine Augen auf und verdunkelten sich einen Farbton, sodass sie fast wie die Pflanzen im Restaurant aussahen.
,,Gerne. Aber wer sagt, dass es jetzt enden muss? Es ist Spätsommer, noch eine Weile hell. Wir müssen nicht gleich nach Hause, vielleicht gehen wir noch kurz spazieren?"
Mein Herz machte einen glücklichen Sprung. Seit wann lief es denn so gut? ,,Klar, Fünf Minuten von meinem Haus entfernt ist ein kleiner Park. Du bist hergelaufen, also... fahre ich uns schnell." Dune nickte zufrieden und steuerte auf die Autos zu, ich ließ ihn machen. So konnte ich schmunzeln, als er unbeholfen stehen blieb, weil er sich nicht gemerkt hatte wie mein Auto aussah.
Ich übernahm die Führung, drückte den richtigen Knopf des Autoschlüssels und öffnete meine Tür, während Dune zur anderen Seite ging. Dann ließ ich mich auf den Autositz fallen und seufzte glücklich.
Das Auto wurde von mir angeschalten und brummte kurz. Mein Kopf schwenkte zur rechten Seite des Fahrzeugs, um Dune zu beobachten, da fiel mir eine Flagge ins Auge, die ich am Rückspiegel befestigt hatte - ausgerechnet die Flagge, die für Pansexualität stand. Mein Herzschlag erhöhte sein Tempo rasant und ich bekam kaum noch Luft, eine einzelne Schweißperle glänzte auf meiner Stirn, als Dune sich setzte.
,,Schönes Auto soweit. Pluspunkt! Seit wann hast du das?", fragte jener. ,,I-ich ähm... habe es seit anderthalb Jahren", stammelte ich, sagte mir innerlich, ich solle mir um Himmels Willen nichts anmerken lassen.
Aber die unschönen Erinnerungen an meinen Ex, der sich häufig mit mir über mein ,,Anderssein" gestritten hatte, mir sogar verbieten wollte, auch Frauen attraktiv zu finden, wühlten mich zu sehr auf. Ich hatte Angst, dass Dune genauso reagierte nachdem alles so perfekt gelaufen war. Zögernd fuhr ich los.
,,Alles gut? Wenn du lieber allein nach Hause willst, sag ruhig Bescheid. Ich möchte nicht nerven oder so." Kräftig schüttelte ich den Kopf. Das war schließlich nicht der Grund für meine plötzliche Stille.
Laut dem Display im Auto verging eine Minute.
Diese wurde zu zwei Minuten, in denen wir nicht redeten.
Die zwei wurden zu drei Minuten.
Und anschließend zu vier Minuten.
,,Pass auf, ein Reh steht da am Rand!", warnte Dune aus der peinlichen Stille heraus. Mein Blick folgte der Ausrichtung seines Körpers und ich sah das Reh ebenfalls. ,,Ich korrigiere; Hirsch. Siehst du die leichten, kleinen Hörner?", fragte ich. Dune nickte, ich erhellte meine Scheinwerfer als Warnung an das Tier und wir fuhren vorbei.
Kurz danach überquerte der junge Hirsch schnell die Straße. ,,Ist doch alles gut gegangen. Kein Grund so angespannt zu sein, Lotte", bemerkte Dune mit einem Unterton in der Stimme, der verriet, dass er offene Gespräche wie im Restaurant besser fand.
Er ignorierte die Flagge mit Absicht, oder? Zitternd nahm ich einen tiefen Atemzug, bevor ich bat: ,,Darf ich dich etwas fragen? Du musst ehrlich antworten." Dune nickte nur mit hochgezogenen Augenbrauen.
Eine Hand löste ich vom Lenkrad und deutete damit auf die kleine Flagge, auf welcher Rosa, Gelb und Hellblau gleich viel Platz einnahmen. ,,Fändest du es schlimm, wenn dein Partner nicht hetero wäre?" Mist, ich wollte nicht, dass meine Stimme so leise und brüchig wird. ,,Nein. Wieso sollte ich? Hauptsache er mag meinen Charakter."
Entweder war die Antwort Sarkasmus oder ein Jackpot. Denn damit zeigte er, dass er wusste, dass viele Pansexuelle sich mehr in den Charakter einer Person verliebten als in das Aussehen oder Geschlecht, von letzteren unabhängig.
,,Also ich mag deinen Charakter", meinte ich und schenkte ihm ein ehrliches Lächeln, das keine Sekunde brauchte um erwidert zu werden. Erleichterung durchströmte meinen Körper und das Auto fühlte sich schon viel sicherer an. Meine Angst war bestimmt berechtigt gewesen, dabei war es doch selbstverständlich, dass ein Partner einen so akzeptierte wie man war. Ja, Akzeptanz hatte mir in meinem Ex gefehlt, der Rest war genauso perfekt gewesen wie bei Dune.
,,Pluspunkt", fügte ich hinzu. So hatte er auch mein Auto gelobt und am leichten Erröten seiner gebräunten Haut erkannte ich, dass er die Anspielung verstanden hatte. ,,Wir sind gleich am Park."
,,Ich freue mich schon, deine Umgebung zu sehen!", rief Dune optimistisch aus. ,,Lass uns das gute Tageslicht noch ausnutzen."
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