Kapitel 28 - Asphalt
Als Jughead die Umkleide der Bulldogs betrat, atmete er instinktiv durch den Mund, und nicht durch die Nase. Sein erster Weg war der zu den Fenstern, die er sperrangelweit aufriss. Da er die Trikots noch zusammenlegen sollte, war er einige Minuten vor den anderen da, und nutzte diese Zeit, um ein neugekauftes Deo zu versprühen. Der Schweißgestank verursachte bei ihm schon Kopfschmerzen.
Eine halbe Stunde später war die Luft wieder aushaltbar, sogar angenehm, wenn auch etwas kühl. Der Serpent-King stellte die Fenster auf Kipp, und sah dann zu Reggie, der gerade mit den anderen im Schlepptau reinkam.
„In diesen Geruch könnte man sich als Gay theoretisch verlieben", belehrte er ihn belustigt, und drückte ihm die Deoflasche in die Hand, „Deo. Solltest du mal ausprobieren, vielleicht springen dann die Mädchen wieder."
Als ein paar Jungs ihm anerkennend auf die Schulter klopften, als sie an ihm vorbei liefen, musste Jughead leicht grinsen.
Archie musterte ihn mit gemischten Gefühlen: „Das ist das Deo, was ich immer benutze."
„Ein Geruch, in den man sich verlieben kann", wiederholte der Serpent-King, und seufzte auf. „Du scheinst mir heute in Bio so gar nicht zugehört zu haben."
„Doch", widersprach der Rotschopf, „Doch, das habe ich. Jedes einzelne Wort habe ich gehört. Und verdammt, das war wunderschön. Vielleicht auch, weil es wahr war. Wir haben noch etwas nachzuholen, und um ehrlich zu sein, würde ich das gerade echt gern tun, besonders, weil ein paar Bulldogs immer noch meinen, abfällige Bemerkungen über Schwule machen zu müssen, während Liam und ich gerade bei ihnen sind. Ahnungslose Vollidioten, die mal merken sollten, auf welcher Seite des Ufers ihr Kapitän steht."
„Warum tust du es dann nicht?", herausfordernd verschränkte Jughead die Arme vor der Brust. Sofort trat Archie näher, und löste sie wieder, um nach einer seiner Hände zu greifen. Mit der anderen fuhr er kurz Jugheads Gesichtskonturen nach. Jughead spürte, wie sich die Blicke der anderen in seinen Rücken bohrten, er nahm jeden Atemzug seines Gegenübers, jede Bewegung, jeden Herzschlag so intensiv wahr, wie noch nie. Sein Atem verschnellerte sich, ohne, dass er es mitbekam, doch dann durchzuckte ein Gedanke seinen Kopf.
Er wollte nicht, dass Archie seinetwegen fertig gemacht wurde.
Entschlossen, und gleichzeitig unglaublich sanft, schob Jughead seine Hände beiseite, und schüttelte leicht den Kopf. „Nicht-", er brach ab. Was wollte er sagen? Nicht jetzt? Er wollte in diesem Moment nichts sehnlicher, als Archies Lippen auf seinen. Nicht hier? Der Ort war keineswegs schlecht für einen Kuss, eher im Gegenteil. Archie brachte mit diesem Ort viel in Verbindung, das hätte es für Jughead wiederum umso magischer gemacht.
„Warum?", lautete die schlichte Frage des Rotschopfs, doch noch immer wusste Jughead keine Antwort. Fieberhaft suchte er nach einer Erklärung, einem Grund, doch ihm wollte nichts einfallen.
Also schluckte er schwer. „Es tut mir leid", entfloh es seiner Kehle, bevor er sich abwandte und die Umkleide der Bulldogs fluchtartig verließ.
Seine Füße trugen ihn über den nassen Asphalt an einen unbestimmten Ort. Es erinnerte ihn an den Tag, an dem Archie ihm erzählt hatte, dass er nach Deutschland gehen würde. Das war nicht lange her, und doch hatte Jughead es geschafft, jegliche Pläne zu vernichten. Er war ein verdammt schlechter bester Freund.
Erst das Klingeln seines Handys ließ ihn aus den Gedanken aufschrecken.
Irritiert musterte er die Buchstaben auf dem Display, und drückte Kevin schließlich weg.
„Verflucht!", wütend kickte er einen Stein vor sich her, ehe dieser im Graben landete, und aus Jugheads Sichtfeld verschwand.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top