Kapitel 27 - Biologie
„Hey, Jug, jetzt warte doch mal!"
Leicht genervt blieb der Angesprochene stehen, und sah Liam auffordern an. „Was? Ich habs eilig."
„Ich soll dir von Reggie sagen, dass das Angebot noch steht. Was auch immer das heißt."
„Cool. Sag ihm, dass ich definitiv kein Interesse habe", knurrte Jughead unwillig, und lief weiter. In wenigen Minuten würde das Football-Training beginnen, und er musste noch die Trikots in die Umkleide bringen. Verflucht sei die Strafe, die sein Vater rausgehandelt hatte.
„Ich bin doch keine Eule!", stellte Liam empört klar, was Jughead innehalten ließ. Ein letztes Mal drehte er sich zu dem Jungen um, und sah ihn eindringlich an: „Nein, Hermine, vermutlich bist du das nicht, sonst könntest du jetzt nicht mit mir reden, sondern würdest Reggie das einfach ausrichten. Aber du bist es mir verdammt nochmal schuldig, nachdem dein toller, zukünftiger Freund gestern Abend den perfektesten Moment meines Lebens zerstört hat, weil er gerade in der Nähe war. Und wenn Kevin oder du nicht wollt, dass ich euch beiden gleichzeitig in nächster Zeit den Kopf mit einem Zahnstocher absteche, dann kommt ihr nie wieder unangekündigt vorbei. Danke."
- - -
Jughead und Archie hatten seit Kevins Besuch zwei Tage zuvor nicht mehr über die Situation gesprochen. Die Rose stand in einem kleinen Wasserglas auf der Fensterbank, und Archie verhielt sich schon den ganzen Tag über so, als sei das alles nie passiert. So langsam zweifelte Jughead schon an seinem Verstand. Doch er wusste, was geschehen war, und er wusste, was das alles bedeutete. Und wenn er Archie das nächste Mal sehen würde, würde dieser definitiv nicht fliehen können, das hatte Jughead sich fest vorgenommen.
„Juggie, warte auf mich", ertönte Bettys zarte Stimme hinter ihm, und kurz darauf holte das blonde Cooper-Mädchen ihn ein. „Sitzen wir in Bio nebeneinander? Wir machen doch heute eine neue Sitzordnung."
„Klar, gerne. Ich muss vorher nur was erledigen."
Gemeinsam betraten sie den Klassenraum, und steuerten ohne sich anzusprechen den freien Tisch hinter Archie und Veronica an. Kaum hatte Jughead seine braune, verschlissene Ledertasche abgestellt, lief er auf den Rotschopf zu, und stützte sich von hinten auf den Stuhl. Veronica sah ihn schief von der Seite an, und Archie legte den Kopf in den Nacken, als er den Atem, der auf seine Haut prallte, spürte.
Sie waren sich unglaublich nah. Die anderen Schüler warfen verstohlene Blicke herüber, was aber nichts ungewöhnliches mehr war, seit die vier Freunde an der Schule sowas geworden waren, wie Helden.
Archies Blick huschte im Sekundentakt zwischen Jugheads Augen und Lippen hin und her, was den Serpent-King zum grinsen brachte. „Du hattest recht. Ich höre diese zwei Songs immer und immer wieder, quasi in Dauerschleife. Ich kann jedes einzelne Wort auswendig, gib mir eine Gitarre und in einer halben Stunde habe ich rausgefunden, wie ich die Songs spiele", flüsterte er gerade noch so laut, dass Archie ihn hören konnte.
Dieser musste sofort lächeln.
„Gib mir Stift und Papier und ich schreibe dir einen neuen Song", fuhr Jughead fort.
„Ich bin nicht dumm, Archie. Ich weiß, dass du, seit wir in Deutschland im selben Bett geschlafen haben, Lovesongs über alle möglichen Situationen zwischen uns schreibst. Ich hab die Texte gesehen, auch, wenn ich sie erst seit vorgestern einordnen kann. Und ich weiß, wofür rote Rosen stehen. Ich weiß, dass wir schon zweimal versucht haben, miteinander zu reden, und dass wir uns schon zweimal fast geküsst haben. Und ich weiß, dass du weißt, dass wir ein wandelndes Klischee sind. Aber weißt du was? Es ist nunmal Fakt, dass sich der seltsame Typ, der seine Nachmittage vorm Laptop verbringt, der aus dem falschen Viertel kommt und Anführer einer ganzen Gang ist, in den gutaussehenden, beliebten Typ, der seine Zeit entweder als Kapitän auf dem Football-Feld oder an der Gitarre verbringt, bei dem selbst Fehler so perfekt erscheinen, dass es schon unfair ist, verliebt hat."
Er hielt einen Moment lang inne, und betrachtete, wie Archies Gesichtszüge weich wurden.
„Und ich wäre diesem gutaussehenden, beliebten Typ vermutlich vollends verfallen, wenn der mich endlich mal küssen würde, aber das ist seine Entscheidung. You got me."
Damit erhob Jughead sich wieder, und ließ sich neben Betty fallen, die ihn mit einem schiefen und gleichzeitig zufriedenen Blick musterte. Doch bevor Jughead sich erklären konnte, betrat der Biologielehrer den Raum, und begann mit dem Unterricht.
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