Kapitel 26 - Stimme
„Was macht die Rose auf meinem Kopfkissen?", überrascht musterte Jughead die hübsche Pflanze, dann sah er zu Archie, der sich konzentriert über ein Buch beugte. „Für einen ganz besonderen Menschen", nuschelte er in die Seiten, die viel zu nahe an seinem Gesicht waren, als dass er noch irgendeinen Buchstaben entziffern konnte.
„Ich bin für dich was besonderes?", noch immer war Jughead überrascht, nun eher erstaunt. Dass die beiden beste Freunde waren, war nichts Neues für ihn, aber eine rote Rose stand definitiv für mehr als nur Freundschaft.
„Du hast mich gestern gefragt, was das im Aufzug für mich war", als Archie das Buch beiseite legte, klang seine Stimme wieder klar und fest, „Und ich habe seit gestern darüber nachgedacht, wie ich das am besten zusammenfasse. Ich gebe zu, Veronica hat mir dabei geholfen -von uns allen hat sie einfach den grünsten Daumen-, aber die anschließende Rede habe ich mir ganz allein zurechgelegt. Nur... Ich habe jedes einzelne Wort wieder vergessen."
„Was für ne Rede?", brachte Jughead sprachlos hervor, und beobachtete, wie Archie nach seiner Gitarre griff.
„Jug, ich bin nicht blöd. Und blind erst recht nicht. Ich weiß sowohl, dass du auf mich empfindlicher reagierst, als auf alle anderen Menschen, als auch, dass du besonders zwei Songs von mir immer und immer wieder hörst. Und vielleicht... Drückt einer dieser Songs es auch einfach perfekt aus."
„Okay, okay, warte mal", bat Jughead, und ließ sich sichtlich überfordert auf sein Bett sinken, „Ich hab mir gerade unten einfach nur n belegtes Brot gemacht, und wollte jetzt Mathe von dir abschreiben, was ist bitte passiert, dass du hier drauf und dran bist, mir ein Lied zu singen?"
Ein amüsiertes Schmunzeln huschte über Archies Lippen, während Jughead das Brettchen mit dem Brot beiseite stellte, und nachdenklich nach der Rose griff.
Vorsichtig begann Archie, die passenden Saiten zu zupfen. Er fokussierte sich auf seine Gitarre, und bekam nicht mit, wie Jughead die Rose beinahe andächtig neben sich legte. Kurz darauf erfüllte Archies sanfte Stimme den Raum, und der Serpent-King musste unmittelbar danach lächeln.
I got you. Wie er den Song liebte. Doch Archie geriet leicht ins Stocken, immerhin war er es gewohnt, den Song nicht allein zu spielen. Ohne länger darüber nachzudenken, löste Jughead ihn ab. Seine tiefe Stimme traf überraschend gut die richtigen Töne, und für Archie harmonierten sie nahezu perfekt.
„We're animals, breaking out of our cage", sang Jughead, und spürte, wie er zur Ruhe kam. Sein Herzschlag beruhigte sich wieder, genau wie sein Atem. Langsam begann er zu begreifen, warum Archie die Musik so liebte. Doch das hier - das hier war eine Ausnahme, ein besonderer Moment, der besondere Dinge erforderte.
„I got you - and you got me", kamen sie viel zu schnell zu einem Ende. Archie hatte seine Gitarre beiseite gestellt, und trat nun auf Jughead zu. Sofort begannen die Gedanken von Jughead zu rasen, warfen sich in seinem Kopf herum, rastlos, wie Bienen in ihrem Bienenstock.
Sie kamen sich näher. Archie spürte Jugheads Atem auf seine Lippen prallen, und vorsichtig stützte er sich mit einem Knie an der Bettkante ab, zwischen den Beinen des Kleineren. Nur noch wenige Millimeter trennten ihre Lippen.
Doch ihnen schien das Glück der Liebe nicht gegönnt.
„Jughead? Besuch für dich!", tönte es herauf zu ihnen, und mit einem unterdrückten Aufschrei, in dem all der Frust steckte, der sich innerhalb der letzten Tage, seit dem Aufzug, angestaut hatte, schob Jughead Archie sanft beiseite, und erhob sich, um seine Zimmertür zu öffnen, und runterzulaufen. Ahnungslos sah Kevin ihm entgegen. Der hatte scheinbar ein ungewöhnliches Talent dafür, die perfekten Kussmomente zu zerstören.
„Oh mein Gott", rief er stattdessen ohne Begrüßung oder Kontext, „Ist dir mal aufgefallen, wie unverschämt hot der neue Bulldog ist?"
Ist dir mal aufgefallen, wie unverschämt perfekt Archie Andrews ist, der mich verdammt nochmal gerade küssen wollte, bis du ankamst?, doch Jughead behielt seine Gedanken für sich.
„Liam? Ja, keine Ahnung, sieht ganz gut aus. Wieso bist du hier?"
„Ich war gerade bei ihm, er wohnt gegenüber. Also dachte ich mir, weil ich dir dieses Treffen zu verdanken habe, komme ich einfach mal rüber und bedanke mich", erklärte Kevin, und sah kurz zu FP, der die beiden beobachtete. „Ich stör dann auch nicht länger... Bis morgen, Jughead!"
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