Kapitel 24 - Verkäuferin

„Der Typ hat sie doch nicht mehr alle!", regte Jughead sich auf, als Archie und er endlich das Schulgelände verließen, und sich auf den Weg zum nächsten Blumenladen machten. „Erst bietet er mir an, dass ich ihm doch einen blasen könnte, dann bietet ein anderer mir Geld dafür an. Das ist doch die Höhe! Ich bin doch kein Prostituierter! Sehe ich etwa so aus?"
„Seit wann reagierst du denn so empfindlich auf solche Dummheiten?", wollte Archie wissen, und visierte einen Laden an.
„Seit heute scheinbar jeder Mensch an mir interessiert ist. Erst Liam, dann Reggie, dann der komische Typ - wer denn bitte noch? Kommt gleich Mr Lodge aus'm Knast um mich nach nem Dreier mit seiner Frau zu fragen? Man, ich bin schwul und kein Sexobjekt!", regte Jughead sich auf, und dachte für einen kurzen Moment darüber nach, gegen den Blumenkübel zu treten, der ihm am nächsten stand.

Der schiefe, nahezu verstörte, Blick der Verkäuferin hinter der Theke reichte allerdings, um ihn zu beruhigen. Archie grinste nur mal wieder vor sich hin. Doch dieses Grinsen erlosch, als er zur Verkäuferin trat, und sich erkundigte, ob es im Laden schwarze oder weiße Rosen gab. Während die Frau im hinteren Teil des Ladens verschwand, um nachzusehen, drehte Archie sich zu Jughead um, der sich gerade mit dem Betrachten eines schwarzen, glänzenden Käfers auf einer Tulpe versuchte, abzulenken.
„Was wäre denn, wenn ich dich nach einem Date fragen würde?"

„Ein Date bedeutet für mich nicht gleich Sex", stellte Jughead klar, „Eher die Erwartung einer romantischen Beziehung. Für nen One-Night-Stand muss man sich nicht extra kennenlernen, geschweige denn, etwas organisieren. Da sagt man 'komm zu mir' und dann macht man- was man eben macht."
Stirnrunzelnd betrachtete er die Rosen, die die Frau Archie zeigte.
„Viel zu traurig. Meinst du wirklich, Fred würde sowas wollen? Nimm irgendwas fröhliches, buntes... Rote Rosen. Kannst deiner Mutter auch gleich welche mitbringen, ich kann das Krankenhaus sicher als Ausrede nehmen, das Haus zu verlassen. Dad scheint sowieso nicht zu verstehen, was Hausarrest bedeutet. Verlass' das Haus nicht, aber mit dir zum Friedhof. Sind doch alle bekloppt-"

„Jetzt reicht es aber auch mal", unterbrach Archie ihn, „Was ist denn heute mit dir los, Jug? Nur wegen Reggie? Der ist n Arsch zu dir, ja, aber der kann auch echt nett sein."
Er sah entschuldigend zur Verkäuferin, die allerdings recht interessiert an ihrem Gespräch zu sein schien. „Ich würde dann zweimal zehn weiße Rosen nehmen, wenn das möglich ist. Und eine rote Rose bitte. Können Sie die Dornen entfernen?"
„Sicher. Eine gute Wahl", die Frau nickte, und begann, an den Rosen herumzuschneiden.

„Darf ich erfahren, wofür die Blumen sind? Für die Umschläge", sie deutete auf verschiedenfarbiges Papier. Archie seufzte auf. „Ein Strauch ist für das Grab meines Vaters, einer für meine Mutter, sie liegt noch im Krankenhaus. Und die rote- die nehm ich so, da lohnt sich ein Umschlag gar nicht."
„Mein Beileid", bei Archies ersten Worten hatte die Frau mitleidig das Gesicht verzogen, „Der Verlust eines geliebten Menschen trifft einen immer sehr schwer. Ein umso besseres Zeichen, dass Sie sich für die weißen, und nicht für die schwarzen Rosen entschieden haben."

„Was bleibt, ist die Hoffnung", murmelte Jughead, und beobachtete misstrauisch, wie die Frau die Rosen mit geübten Handgriffen verpackte.
„Da haben Sie wohl recht", stimmte sie zu, und reichte Archie die befüllten Umschläge. Dieser gab ihr das Geld, und kurz darauf traten sie wieder an die frische Luft.

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