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Mit einem gut beladenem Auto standen wir mit den anderen am Zaun. Die Stimmung war zwar leicht traurig, gleichzeitig aber auch von Freude durchzogen.

,,Kommt immer vorbei wenn etwas sein sollte." ,,Und bringt gerne öfters eure Waffen mit, damit ich sich upgraden kann." ,,Vergesst nicht aufmerksam zu bleiben."

,,Leute, ihr tut ja so, als würden wir uns nie wieder sehen. Keine Sorge, wir werden auf uns aufpassen und euch immer brav besuchen kommen." Wir lachten alle ein bisschen, ich konnte mich sogar dazu überreden ein paar Leute zu umarmen.

,,Probiert unbedingt das Funkgerät aus, sobald ihr da seid, okay? Und den Generator!" ,,Machen wir Tony, danke. Wirklich, ihr helft uns sehr damit." Bucky wank den anderen zu, sie wanken uns stark hinter her, als wir in das Auto stiegen und los fuhren.

,,Nah, kennst du den Weg?" Fragte ich neckend, wobei mir der Spruch sofort unangenehm im Gedächtnis hing. ,,Jup, keine Sorge."

Ich sah nickend zur Karte und wieder heraus, während ich auf meiner Lippe herum kaute. ,,Das heute morgen tut mir leid."

Bucky warf mir einen fragenden Seitenblick zu. ,,Was genau meinst du? Ein jeder hat mal Alpträume, vorallem nach sowas." ,,Ich meine als ich dich abgetastet hab."

Schluckend fixierte ich meine Aufmerksamkeit auf die Umgebung draußen. Es wurde bereits dunkel, selten konnte ich einen streunenden Zombie sehen.

,,Du hattest Angst und warst in Panik versetzt. Außerdem hattest du keine schlechten Absichten, es ist okay. Du hast dich schnell wieder gefangen." ,,Aber-"

,,Steve!" Er lachte emotionslos, seine Körperhaltung änderte sich. ,,Als ich damals, knapp ein Jahr nach dem Ausbruch, alleine losgeschickt wurde, da hat mich eine kleine Gruppe aufgenommen."

Bucky müsste zu dem Zeitpunkt ungefähr 13 Jahre alt gewesen sein, stellte ich leicht schaudernd fest.

,,Sie waren nett und haben mich für ein wehrloses Kind gehalten. Sie wollten mir helfen, naja, als mich ein Mann aus einem Alptraum wecken wollte, hab ich ihn angeschossen." Wieder stieß er belustigt die Luft aus.

,,Es tat mir leid, aber er der Mann hat überhaupt nicht böse reagiert. Im Gegenteil, er hat sich bei mir entschuldigt, meine Privatsphäre gestört zu haben. Damals hat mich das alles verwirrt, aber heute bin ich ihnen dankbar."

Bucky legte eine Hand auf meine und lächelte mich an. ,,Egal was du tust wenn du aufwachst, ich werde dich niemals dafür verurteilen." ,,Danke." Ich lächelte zurück.

,,Es freut mich, dass du trotz allem auch positive Erinnerungen hast. Wollen wir mal nach der Gruppe suchen gehen?" Bei dem kurzen Schweigen blickte ich ihn prüfend an.

,,Sie sind tot Steve." Sprach er dann und zog seine Hand wieder zurück. ,,Oh entschuldige, was ist... was ist passiert?"

,,Brock hat sie umgebracht, als Lektion, dass ich alleine und nicht mit Hilfe überleben sollte." ,,Gott ich hasse ihn..." Hauchte ich angewidert und hielt mir die Stirn.

,,Er hatte aber recht, nur dank ihm lebe ich heute noch. Egal wie sehr er allen schadet, er hat mir das Überleben beigebracht." Ich wusste nicht, wie ich darauf antworten sollte.

Bucky lag richtig, ohne Rumlow wäre er heute nicht so stark. Aber das war nicht sein Verdienst, sondern der meines Freundes.

Brock hat ihn nichts gelehrt, er hat ihn nur in Situationen gebracht, in denen Bucky sich das Überleben selbst beibringen musste.

,,Steve? Alles okay, bist du wütend?" Überrascht ließ ich die Karte los, die ich zwischen meinen Fingern zerquetschte. ,,Nein, also... ja, aber nicht auf dich."

,,Okay. Willst du darüber reden?" Seufzend schüttelte ich den Kopf. ,,Irgendwann mal, aber nicht heute." ,,Das ist okay, sag einfach wenn du es willst."

,,Danke Buck, ich hab dich..." ,,Ich dich auch Stevie. Wollen wir den weiteren Verlauf planen? Also zum Beispiel was wir als erstes an der Hütte machen sollen."

Erleichtert über den Themenwechsel lehnte ich mich im Sitz zurück. ,,Wir sollten zuerst die Sachen aus dem Auto rein bringen." ,,Hm mh, stimmt. Was ist mit einem Zaun? Theoretisch könnten wir auch ein paar Nächte ohne richtigen Schutz da bleiben."

,,Bist du dir sicher." ,,Ja, wir könnten um das Haus herum notdürftig ein paar Fallen aufstellen. Dann müssten wir zwar abwechselnd Wache halten, aber das schaffen wir schon."

,,Dann... das Essen und den Generator." ,,Den Generator würde ich sofort anschließen, könntest du das gleich direkt als erstes machen? Dann stell ich schonmal ein paar Fallen auf. Das Auto parken wir direkt neben dem Haus, so können wir die Sachen auch einfach nebenbei rein bringen."

Ich nickte zustimmend. ,,Klingt gut. Um den Rest kümmern wir uns dann am Morgen ja?" ,,Jep." Er lachte glücklich, was mein Herz erwärmte.

An der Hütte angekommen gingen wir sofort den Plan nach. Ich wusste wie man Generatoren benutzt, in meinem ersten Camp hatte ich das schon oft genug gemacht.

Immer mal wieder horchte ich auf, da Bucky durch die Gegend lief um die Fallen aufzustellen. Jedes Mal erschreckte ich mich, ich hatte Angst vor allem vor dem was da sein könnte.

Aber es war nur Bucky, wir waren nicht in Gefahr. Wir waren sicher, uns ging es gut. Uns geht es gut. ,,Uns geht's gut." Murmelte ich leise zu mir selbst und steckte das Kabel ein.

,,Was hast du- Wow Steve!" Der Brünette ist plötzlich neben mir aufgetaucht und hatte eine Hand auf meine Schulter gelegt. Erschrocken wirbelte ich herum und griff nach seinem Kragen, bereit die Bedrohung auszuschalten.

Als ich sein erschrockenes Gesicht sah, ließ ich sofort von ihm ab und machte Platz. Er hatte seine Arme in die Höhe gezogen gehabt. Ich hätte ihn fast geschlagen...

,,E-entschuldige... ich hab mich erschrocken." ,,Ist okay." Er atmete langsam aus und senkte die Arme, die Angst in seinen Augen verschwand wieder. ,,Nichts passiert, wie sieht es mit dem Strom aus?"

,,Der... der Generator läuft. Alles funktioniert. Und die Fallen?" ,,Sind aufgestellt." Ich seufzte stark, sein Zucken entgang mir nicht. ,,Buck, wir müssen reden. Ich weiß, du willst es nicht, aber wir müssen."

Bucky sah mich unsicher an und schluckte. ,,Okay..." ,,Lass uns rein gehen." Stumm folgte er mir, ich konnte die Anspannung zwischen uns spüren, es war fast schon erdrückend.

Im Schlafzimmer angekommen stellte ich meine Sachen in die Ecke, zog die Schuhe aus und setzte mich auf das Bett. Bucky blieb einfach nur im Raum stehen, die Arme schützend vor sich verschränkt.

,,Bucky, ich kann das so nicht. Ich hab es versucht, wirklich, aber es funktioniert nicht. Es tut mir leid..." Meine Stimme brach, weswegen ich aufhörte zu sprechen.

,,Steve, es ist okay! Du musst dich nicht zusammen reißen. Wenn du mich schlagen willst, tue es. Wenn du mich verlassen willst, dann tue es, ja? Nimm bitte keine Rücksicht auf mich! Ich-"

,,Buck?" Unterbrach ich ihn sofort. Er hatte Tränen in den Augen. Dachte er wirklich, ich würde so denken? ,,Steve, ich will nur das du glücklich bist. Und wenn ich dich aufhalten, dann-"

,,Nein, ich halte uns auf. Bitte, hör mir zu. Ich hab das Gefühl dich verletzt zu haben, ich bekomme die Bilder nicht aus meine Kopf. Alles was passiert ist, es fühlt sich an als wäre es meine Schuld."

Ich stand auf und wollte nach seinen Händen greifen, doch er zuckte zurück. ,,Niemals würde ich dir weh tun wollen, okay? Niemals. Es tut mir so leid, dass ich dich so denken lassen hab. Ich wollte dich nie schlagen. Bitte, hab keine Angst vor mir..."

Tief durchatmend versuchte ich die Tränen weg zu kämpfen, ich musste jetzt stark sein, für ihn. ,,Ich verstehe es nur nicht. Nach all dem, wie kannst du so ruhig sein? Du bist seit Jahren bei ihnen und hast nie über das gesprochen was dir passiert ist.

Jetzt warst du wieder da, es sind wieder schlimme Sachen geschehen und du? Du wirkst so, als wäre nichts passiert. So als wären die letzten Tage nicht existent. Buck, mir geht es beschissen, aber ich versuche es raus zu lassen. Wie schafst du das? Wie kannst du nach all dem Schmerz noch so unverletzt sein?"

Er schüttelte den Kopf und drehte sich von mir weg, seine Tasche rutschte von seinen Schultern, was uns beiden momentan egal war.

Bucky griff sich in seine Haare, er weinte, ließ aber kein Ton heraus, auch wenn er grade stark nach Worten suchte. ,,Steve, ich... m-mir... mir geht es nicht gut."

Er blickte mich an, sofort zog sich ein Stich durch mein Herz. Es lag so viel Schmerz in seinen Augen, dass ich ihn fast schon spüren konnte. ,,Es tut weh, es tut alles einfach so weh!"

Unschlüssig was ich tun sollte, öffnete ich meine Arme, in die er sich fallen ließ und nur noch bitterlicher weinte. Wenigstens ließ er damit seinen Schmerz endlich raus.

,,Aber ich kann nicht darüber reden, wenn ich es tue... du... du wirst mich hassen. Du wirst mich eklig finden und wertlos und-" ,,Das könnte ich nie! Du bist das wichtigste in meinem Leben Bucky, es tut mir so leid, dass du sowas durchmachen musstest."

Seine Hände klammerten sich an mich, er wirkte momentan so gebrochen und kaputt. All das hat er die ganze Zeit versteckt.

,,Steve?" ,,Ja?" Hauchte ich leise zurück, meine Stimme war erstickt von dem Versuch mich ruhig zu halten. ,,Es ist nicht deine Schuld, okay? Gar nichts davon! Du hast nichts falsch gemacht, bitte denke das nicht."

Bucky drückte sich aus meine Armen raus und umgriff mein Gesicht. ,,Du hast nichts falsch gemacht! Verstehst du? Es ist nicht deine Schuld! Sag es, ja?"

,,Es ist... nicht meine Schuld..." Er nickte und drückte meinen Kopf in seine Halsbeuge. ,,Du bist nicht schuld, sie haben dir auch weh getan. Du kannst nichts dafür." Flüsterte er beruhigend und strich mir über den Rücken.

Erschöpft legten wir uns ins Bett, uns gegenseitig immer noch haltend. Bucky lag auf mir drauf, er war etwas leichter als vorher.

Wir beide weinten einfach nur, ich drückte ihn an mich, während er mir durch die Haare strich. Sein Kopf lag auf meiner Brust, wodurch ich sein Gesicht nicht sehen konnte.

,,E-es gab jemanden, früher... der sich um mich gekümmert hat. Er hat meine Wunden verbunden und mich jedes Mal getröstet nachdem sie mich..." Er schluchzte leise auf. Wie gebannt hörte ich ihm zu.

,,Er... er war für mich ein Grund zu leben... genau wie du heute..." ,,Buck, du musst mir das nicht erzählen wenn du es nicht willst." Ich konnte spüren wie er den Kopf schüttelte.

,,Er hat sich um mich gekümmert, ich dachte ich könnte ihn vertrauen. Steve, ich dachte er würde mich beschützen! Aber... er... er..." Es war schwer für ihn das auszusprechen, das merkte ich sofort.

,,Es war Brock..." Weinte er dann, er schlug sich die Hände auf den Mund und rollte zur Seite, von mir runter. So als würde er es noch im selben Moment bereuen es ausgesprochen zu haben.

,,Hey, shhh, es ist okay." Bucky schüttelte stark den Kopf. ,,Nein! Ich hab... ich hab ihn vertraut, ich hab ihn für meinen Freund gehalten und jetzt?!

Ich kann ihn einfach nicht vergessen... egal wie sehr ich ihn hasse, egal was er mir angetan hat... ich erinnere mich immer wieder an die Anfangszeit. In der er mein einziger Grund war zu leben..."

Seine Hände legten sich über seine Augen, er war einfach so verletzt, es tat mir weh. Er tat mir so verdammt leid. ,,Wie widerlich ist das bitte von mir? Für einen Mann am leben zu bleiben, der mich öfters vergewaltigt hat als jeder andere?!"

,,Das ist nicht widerlich Buck. Er hat dir geholfen, hat dich denken lassen, dass du bei ihm sicher bist. Er hat dich manipuliert. Bucky es... Es tut mir so leid." Er zog zitternd die Luft ein und drehte sich mit dem Gesicht zu mir.

,,Wenn du mich jemals genau so verletzt, ist es okay. Mir ist es egal was du mir antust, aber bitte... bitte verlass mich nicht! Ich kann dich nicht verlieren. Versprich mir das!" ,,Nein Buck."

Er zuckte leicht und sah mich an, Trauer in seinen Augen. Sanft strich ich ihm mit meinem Daumen über die Wange.

,,Ich werde dich niemals so verraten, niemals! Deswegen kann ich dir das nicht versprechen. Aber ich sag dir eins, ich werde dich niemals verlassen und immer beschützen. Vor allem und jedem und wenn es sein muss, auch vor mir. Das versprech ich!"

,,Steve..." Er zog sich selbst an mich ran, sofort legte ich meine Arme um ihn. ,,Schlaf ein bisschen, ich halt Wache ja?" ,,Nein... ich will nicht schlafen..." Murmelte Bucky müde.

,,Aber ich hab die letzten Tage richtig lange geschlafen und du nur..." In mir kamen Zweifel auf. In den letzten Tagen bin ich immer vor ihm eingeschlafen und nach ihm aufgewacht. Er hatte mich nie mit einem Alptraum geweckt...

,,Buck, hast du überhaupt geschlafen?" ,,Hab Angst..." ,,Sh, ist okay. Ich bin hier, ich beschütz dich. Schlaf ruhig, du brauchst das." Es dauerte etwas, aber er schlief wirklich ein.

Als ich mir sicher war, dass er erstmal nicht mehr aufwachen würde, setzte ich mich anders hin. Immer wieder verzog er seine Mine, er träumte.

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