Frau Freundin

Als Auerbach dann mit lächendem Gesicht ins Zimmer kam, begannen die zwei auch zu lächeln. "So, Frau Kofler", hielt sie ein Bild in der Hand, "Es sieht gut aus. Die ausgekugelte Schulter drückte auf die Nerven und das müssen wir wieder einrenken. Ich empfehle Schmerzmittel." "Die Empfehlung nehme ich an." Doch zuvor nahm die Ärztin ihr den Cervixstütze ab. Nachdem die örtliche Betäubung wirkte, nahm Verena ihren Fuß und platzierte ihn leicht über der Achsel. Mit zwei Knacksen, die einem die Gänsehaut aufzog, war das Gelenk wieder da, wo es hingehörte. "Ich hab noch ein bis zwei Tage Krankenhausaufenthalt gebucht. Sie können morgen oder erst übermorgen nachhause." "Gut, danke", lächelte sie und Verena ging.

Annabell ließ es sich nicht nehmen, gleich am nächsten Tag heimzugehen. Rudi holte sie natürlich ab.

Sie musste viel schlafen und dürfte den gebrochenen Arm für mehrere Wochen nicht mehr verwenden. Also hieß es, zu Fuß gehen. Kein Motorrad und auch kein Heli. Also entschied sie sich am vierten Tag, nach Entlass, mal zum Heliport zu gehen. Einfach ein gemütlicher Spaziergang. Da traf sie auf einen älteren Herren, der schimpfend vor sich hinging und da erkannte sie ihn gleich. Sowie auch er sie. "Franz?", fragte sie lächelnd. "Annabell. Sag, was is' dir denn passiert? Bist du abgestürzt?" Sie lachte kurz: "Nein, ich bin am Tau gehangen und da hat die zu rettende nicht ganz mitgespielt und mich ein wenig geschubst. Dann bin ich an die Felswand gekracht." Er verzog das Gesicht: "Klingt schmerzhaft." "Ich hab nach dem Aufprall mal für ein paar Stunden nicht mehr viel gespürt." "So schlimm?" "Mein Kopf war ziemlich angeschlagen", lachte sie und er lachte mit ihr. "Ja, dir scheints schon besser zu gehen." "Sieht man es mir so an?" Langsam setzte sie sich in Bewegung. "Ja, du strahlst mehr als die Sonne. Bist verliebt?", begann er zu sticheln.

"Kann ich dir was anvertrauen?", sagte sie leiser als zuvor. "Ja, sicher", sagte er es gleich laut. "Du darfst es wirklich niemanden sagen." "Mach ich nicht. Los erzähl." "Du kennst doch den Rudi. Vom Heliport." "Der technische Wunderwuzi." "Genau, jedenfalls ist er wahnsinnig lieb in letzter Zeit zu mir. Ich hab ihn mal auf einen Kuchen zu mir aufs Dach eingeladen und da haben wir uns geküsst. Seitdem kann ich nicht mehr richtig schlafen", wurde ihr Lächeln immer breiter. "Das versteh ich gut. So ist es mir auch gegangen. Damals. Ich konnte auch kaum noch schlafen. Schlimm ist das...", schwelgte er leicht in Erinnerungen, schüttelte sich dann wieder selbst heraus, "Klingt nach was ernstem." "Ich weiß, aber so weit sind wir noch nicht." "Gib dem noch etwas Zeit." "Ich würde ihn ja gerne fragen, aber ich trau mich einfach nicht. In den letzten Tagen hat er sich rührend um mich gekümmert. Mir ständig essen gebracht und gefragt, wie's mir geht. Das macht doch kein Freund. Also kein Freund Freund." "Versteh schon. Lass dir trotzdem etwas Zeit." "Danke Franz, war mal gut, das alles loszuwerden." "Kein Problem. Was hat Andreas mir erzählt, du bist mit einem alten Kriegsflugzeug geflogen?" "Das stimmt. Möchtest du sie sehen?" "Ja, sowas interessiert mich ein wenig." "Gut, dann komm doch am Abend vorbei." "Das mach ich." Sie verabschiedeten sich und ihre Weg gingen auseinander. Am Heliport herrschte großes Hallo, als Annabell ihre Haare um die Ecke schauen ließ. Michi war leicht bleich, was ihr gar nicht gefiel.

"Hat deine Freundin nichts erzählt zuhause?", drückte sie ihn leicht. "Ach, Verena spricht nie viel von der Arbeit", lächelte er sie an. "Hey, mir geht's gut, ich lebe noch. Kein Grund sich unnötig Sorgen zu machen", lachte sie und lehnte sich an die Schreibtischkante. "Du klingst so, als wäre es eine Selbstverständlichkeit, so an die Felswand zu donnern, dass man bei halbem Bewusstsein ist", verschränkte er die Arme vor der Brust und lehnte sich im Stuhl leicht nach hinten. "Bergrettung ist gleich Risiko." "Bergrettung ist gleich Rettung und Gefahr erkennen. Kapiert?", lehnte er sich wieder nach vorne und korrigierte ihre Aussage. Sie lachte kurz und er mit ihr. Da kam Rudi durch die Tür und begrüßte sie ebenfalls herzlich: "Annabell, was für eine Überraschung. Mit dir hätt' ich jetzt nicht gerechnet." "Mir hat meine Dreiecksbeziehung gefehlt." Darauf konnten nur Michael und sie lachen. "Kaffee?", fragte er in die Runde und alle nickten lächelnd.

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