♡ Kapitel 41 ♡
"Sweet creature, had another talk about where it's going wrong" Sweet Creature - Harry Styles
...
"Harry?" Es klopfte an meiner Bürotür. "Kann ich reinkommen?"
Ich antwortete nicht. Ich wollte nicht mit ihm reden. Momentan wollte ich ihn nicht einmal sehen. Ob ihm überhaupt bewusst war, was er eben zu mir gesagt hatte? Ob ihm bewusst war, wie sehr er mir damit weh getan hatte?
Louis ignorierte mein Schweigen und trat trotzdem ein. Ich sah nicht auf. Erst als er sich vor mich auf den Schreibtisch setzte, hob ich den Blick. "Was ist denn?"
"Es tut mir leid, Harry."
"Na dann ist ja alles wieder gut." Ich schnaubte und klappte meinen Laptop zu, ehe ich aufstand.
"Wo gehst du hin?"
"Mit Charly raus."
"Harry." Er griff nach meinem Arm und brachte mich so dazu, ihn wieder anzusehen. "Es tut mir wirklich leid. Ich meinte es nicht so. Du bist ein wunderbarer Vater. Ich habe nicht darüber nachgedacht, was ich gesagt habe."
"Offensichtlich nicht." Ich schüttelte seine Hand ab und verließ das Büro.
"Können wir nicht darüber reden?"
"Du hast mir weh getan, Louis." Ich drehte mich wieder zu ihm, um ihm in die Augen sehen zu können. "Du hast mir wehgetan. Du weißt, dass wir es nicht geplant hatten, Valerie zu bekommen. Du weißt, dass ich Nora verloren habe. Dass ich jung und überfordert war und ganz alleine mit diesem Kind, das auf einmal da war. Und ich bin unglaublich dankbar dafür, dass meine Freunde und meine Familie mir in dieser Zeit geholfen hat. Und das war nicht einfach für mich. Ganz und gar nicht. Und du weißt auch, dass ich am liebsten die Zeit zurück drehen und Valerie der Vater sein würde, der ich leider nie war."
"Ja, ich weiß", gab Louis kleinlaut von sich.
"Eben. Und dann sagst du so etwas. Das tut weh."
Er senkte den Kopf. "Ich weiß."
Ich seufzte, konnte mich allerdings dazu durchringen, ihm kurz über die Wange zu streichen und ihm einen Kuss auf die Stirn zu geben. "Ich komme wieder, keine Sorge."
"Es tut mir wirklich leid."
"Ja, ich weiß."
Ich verließ das Büro und suchte nach Charly, um mit ihm eine Runde um den Block zu drehen. Das Wetter heute war herrlich schön und endlich einmal nicht so, dass man verdampfte, sobald man vor die Tür trat. Nunja. Der September war schließlich auch bereits so gut wie vorbei. Übermorgen war der erste Oktober und damit für mich offiziell Herbstanfang.
Als ich von meiner Runde zurück kam, streckte ich verwundert die Nase in die Luft, sobald ich in die Küche kam. Louis stand mit dem Rücken zu mir am Herd. "Du kochst?"
"Ich versuche es."
Ich lachte und trat neben ihn, um den Dunstabzug einzuschalten, denn schon jetzt war die Küche voller Qualm. "Na komm, ich helfe dir."
Ich sah, wie Louis mit einem kleinen, schüchternen Lächeln zu mir auf sah. In Gedanken rollte ich mit den Augen. Selbst wenn er mir weh tat, konnte ich einfach nicht lange böse auf ihn sein. Also sah ich zu ihm und lächelte ebenfalls.
Natürlich liebe ich dich noch, Dummi.
...
Nach dem Mittagessen reparierte Louis ein Regal in Valeries Kinderzimmer. Ich musste ihm dabei überhaupt nicht helfen. Er tat es ganz alleine und ich realisierte, dass es das erste Mal überhaupt war, dass er etwas tat, ohne dafür meine Hilfe zu brauchen. Er bat immer um Hilfe. Beim Kochen, mit Valerie, dabei, zu lernen, wie man Fahrrad fuhr, wie man tanzte oder wenn es darum ging, was er anziehen sollte. Und jetzt hatte er ganz alleine etwas repariert. Vielleicht brauchte er meine Hilfe jetzt nicht mehr.
Ich hatte ihm alles beigebracht, was ich wusste. Ich hatte ihm beigebracht, zu lesen, wie man Geld verdiente, wie man selbstständig lebte.
Und ich war nie stolzer auf ihn.
Er hatte endlich sein eigenes Leben. Eine Familie, einen Sohn, einen Job. Ich war so unendlich stolz auf ihn.
"Fertig!", unterbrach Louis meine Gedanken, als er in mein Büro kam. Ich drehte mich in meinem Stuhl und sah zu ihm auf. "Alles fertig? Ist es auch sicher genug? Ich möchte nicht, dass es Valerie auf den Kopf fällt, wenn sie schläft." Louis rollte mit den Augen. "Natürlich ist es sicher. Ich würde niemals riskieren, dass Valerie sich verletzt. Das weißt du doch. Ich liebe sie."
Ich spürte bei seinen Worten ein warmes Kribbeln in meinem Körper. Ein Lächeln schlich sich auf meinen Lippen. "Ja, natürlich weiß ich das."
"Hast du schon etwas von Tamino gehört?", fragte Louis, als er auf meinen Schreibtisch sprang und auf mich herab sah.
"Vorsichtig!", sagte ich, ein wenig panisch. "Irgendwann bricht mein Tisch, wenn du das weiterhin tust."
"So schwer bin ich jetzt auch nicht." Er grinste. "Also? Hast du von ihm gehört? Ich vermisse wirklich die Hip-Hop Stunden. Und Taylor macht die nicht, sie macht nur die ganzen klassischen Tänze. Nicht, dass ich die nicht auch lieben würde, aber ich liebe Hip-Hop eben sehr sehr doll."
"Ja ich weiß. Ich werde mit ihm reden."
"Danke!" Er lächelte und lehnte sich vor, um mir einen Kuss auf die Wange zu geben. "Ich liebe dich."
"Ich liebe dich auch", erwiderte ich grinsend.
"Übrigens..." Er begann, an seinen Nägeln herum zu fummeln. Intuitiv legte ich meine Hand auf seine und sah ihm in die Augen. "Ich habe über vorhin nachgedacht, darüber, was du gesagt hast und... und du hast Recht. Ich bin überarbeitet. Ich bin müde. Und ich hab es so verdammt satt, es macht mich fertig. Aber ich werde nicht meine Freddie-Zeit kürzen. Er bedeutet mir alles."
"Ich weiß."
"Also habe ich gedacht, vielleicht, nur wenn das mit dir okay ist, könnten wir ihn hier her holen, sodass ich ihn die halbe Woche habe und Amelie hat ihn die andere Hälfte. Oder ich habe ihn jede zweite Woche, ich weiß nicht. Ich werde mit ihr darüber reden. Weil dann könnte ich nämlich hier bei dir und Valerie sein. Immer. Ich könnte früher ins Bett gehen und würde nur aufstehen, wenn er schreit. Ich müsste nicht mehr die ganze Nacht wach bleiben. Aber... Ich bräuchte deine Hilfe. Du weißt schon, wenn ich arbeiten bin. Weil ich ihn natürlich nicht mitnehmen kann. Aber ich habe darüber nachgedacht, meine Arbeitsstunden zu kürzen, sodass ich nur noch drei Tage in der Woche in der Bäckerei arbeiten würde. Aber... das würde heißen, du müsstest mich weiterhin durchfüttern, weil ich dann weniger Geld verdienen würde. Und ich hasse das. Ich hasse den Gedanken. Ich will dich nicht ausnutzen."
"Hey, das weiß ich doch. Und du nutzt mich nicht aus. Wir sind in einer Beziehung und natürlich sorge ich für dich, solange du es nicht kannst."
"Wo wir gerade darüber reden..." Jetzt begann er, an meinen Fingern herum zu fummeln. "Wir sagen immer, dass ich irgendwann selbstständig leben soll, in meiner eigenen Wohnung, mit meinem eigenen Job, von meinem eigenen Geld. Wird das jemals passieren? Ich meine... muss ich? Ich möchte dich nicht verlassen. Ich hasse es schon, wenn ich die paar Stunden bei Amelie oder bei der Arbeit bin."
"Du kannst solange bleiben, wie du möchtest."
"Ja, ich weiß, aber... ist das nur eine praktische Lösung, weil ich nicht genug Geld habe, um alleine leben zu können?"
"Du kannst einziehen", korrigierte ich meine Worte.
"Dann ist das ein offizielles Zusammenziehen?"
"Ist es."
Bei meinen Worten erschien das ehrlichste und allersüßeste Lächeln der Welt auf seinem Gesicht. Ich konnte nicht verhindern, ebenfalls lächeln zu müssen. Doch sein Lächeln blieb nur für einen kleinen Moment, ehe er mich wieder ernst ansah.
"Also was sagst du? Ich meine... wäre es okay für dich, wenn Freddie von Zeit zu Zeit hier wohnen würde? Und dass du auf ihn aufpassen müsstest, wenn ich nicht da sein würde? Ich weiß, dass du schon Valerie hast und dass Freddie mein Kind ist und dass ich für ihn sorgen sollte und-"
"Lou", stoppte ich ihn. "Nochmal. Wir sind in einer Beziehung. Und dein Kind ist auch Teil meiner Verantwortung, wenn du das möchtest. Also natürlich werde ich auf ihn aufpassen." Ich wog meinen Kopf hin und her. "Aber nur wenn er nicht allzu frech und übermütig ist."
"Nein, er ist sehr liebenswert. Ich bin sicher, du wirst ihn mögen. Immerhin hat er ganz klar meine Augen. Und du liebst meine Augen."
"Ja, das tue ich."
"Also wirst du mir helfen?"
"Natürlich."
"Das bist du offiziell ein Co-Elternteil von Freddie", grinste er und hielt mir seine Hand entgegen. Ich lächelte ebenfalls und schüttelte sie. "Es ist mir eine Ehre."
"Ich werde morgen mit Amelie reden. Aber ich denke sie mag dich und sie wird dir vertrauen, wenn ich es tue. Also vielleicht könnte es wirklich funktionieren. Was ist mit Valerie? Wird sie ein Problem damit haben? Ich möchte ihr nicht das Gefühl geben, dass sie weniger wichtig ist als Freddie. Aber ich werde mehr Zeit mit ihm verbringen, er braucht meine ganze Aufmerksamkeit, vor allem weil er noch so jung ist."
"Mach dir keine Sorgen, ich werde mit ihr reden. Sie wird es verstehen."
"Danke Harry. Für alles. Ich schulde dir eine Menge. Für deine ganze Unterstützung und für all deine Geduld."
"Ich bin dein Freund, Lou. Das ist meine Aufgabe."
"Ja schon, aber du hättest all das auch getan, wenn du nicht mein Freund wärst. Ich kenne dich. Und ich erinnere mich an jedes Wort, dass du jemals zu mir gesagt hast. Erinnerst du dich noch an die Nacht, in der du mich zum zweiten Mal geküsst hast? Als ich dich darum gebeten habe?"
"Natürlich erinnere ich mich."
"Ich... ich habe dir damals gesagt, ich wäre nicht in dich verliebt, dass ich nichts für dich empfinden würde."
"Ja, ich weiß."
"Hättest du dich trotzdem um mich gekümmert? Mich in deinem Haus wohnen lassen? Trotzdem auf mich aufgepasst?"
"Natürlich."
"Und das ist genau das, was ich meine. Du musst das hier nicht für mich tun, Harry. Du musstest es nie. Und du tust es nicht, bloß weil du mein Freund bist und deshalb irgendwie dazu verpflichtet. Du tust es einfach so. Und deshalb sage ich danke. Weil du wirklich mein Leben gerettet hast, ohne auch nur eine einzige Sache dafür zurück haben zu wollen."
Ich lächelte. Und ich merkte, dass er Recht hatte. Ich wollte nie etwas zurück. Ich wollte bloß, dass er glücklich war und ich würde es wieder und wieder tun. Weil ich ihn wirklich liebte. Und ich wollte, dass er all das Glück und all die Liebe dieser Welt bekam.
"Ich bin bloß dankbar, dass du damals weglaufen konntest, in dieser Nacht. Und dass ich dich gefunden habe."
Ich mochte mir gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn ich ihn damals nicht gefunden hätte.
"Ich bin auch dankbar."
"Komm her", flüsterte ich, als ich meine Arme ausbreitete und aufstand. Er zögerte keine Sekunde, als er vom Tisch und direkt in meine Arme sprang. Ich hielt ihn ganz fest, spürte seinen Körper dicht an meinem. "Ich liebe dich so sehr, Harry", murmelte er leise in mein Sweatshirt. "Du bist das beste, was mir je passiert ist. Und es tut mir leid wegen vorhin. Ich habe nicht realisiert, was ich zu dir gesagt habe."
"Ich weiß, das weiß ich doch."
"Bist du böse auf mich?"
"Nicht mehr. Ich weiß, dass du es nicht so gemeint hast."
"Und du weißt, dass du immer mit mir reden kannst, richtig? Über deine Vergangenheit, über alles."
"Ja, ich weiß."
Wir standen für eine recht lange Zeit so da, umarmten uns. Nichts mehr. Und ich realisierte erneut, wie sehr ich diesen Mann liebte. Denn er war auch das beste, das mir jemals passiert war. Und nach allem, was er von mir gelernt hatte, nach all den Sachen, die ich ihm beigebracht hatte, hatte er mir das allerwichtigste gelehrt. Er hatte mir gezeigt, wie man noch einmal liebte. In einem Augenblick in meinem Leben, in dem ich niemals gedacht hätte, dass ich mich noch einmal verlieben könnte.
...
"Du wirkst ganz schön müde heute, Prinzessin", stellte ich fest, als ich die Bettdecke über meiner Tochter ausbreitete. Sie gähnte. Ich setzte mich auf die Kante ihres Bettes. "Hattest du einen schönen Tag im Trampolinpark?"
"Ja, es war ganz ganz toll. Und Oma und Opa haben mich die ganze Zeit angefeuert. Ich habe mich gefühlt, wie ein Superstar."
"Du bist ja auch ein Superstar", grinste Louis.
"Nein, Lou, bin ich nicht."
"Aber du bist mein Superstar."
Sie kicherte, als er ihr auf die Nase tippte. "Können wir morgen zusammen Fußball spielen, Lou? Nach der Schule? Oder bist du wieder bei Freddie?"
"Nein, ich bin bei Freddie. Es tut mir leid, Valli."
"Hast du ihn doller lieb als mich?"
"Nein, natürlich nicht." Ich konnte sehen, wie schockiert Louis von Valeries Frage war. "Natürlich nicht. Ich habe ihn bloß auch lieb. Aber ich könnte niemals irgendjemanden mehr lieb haben als dich, versprochen. Du bist doch mein kleines Mädchen, stimmts? Mein kleiner Superstar."
"Auch wenn du nicht mein Papa bist?"
"Ja, natürlich. Und ich verspreche dir, dass wir am Wochenende Fußball spielen, okay?"
Sie nickte. "Aber wehe du brichst dein Versprechen."
"Das würde ich niemals tun."
Es schien, als würde das ausreichen, um Louis zu glauben, dass er sie lieb hatte. Denn nun drehte sie sich auf die Seite, umarmte ihren Teddybären und presste ihn dicht an ihre Brust, als sie zu mir aufsah. "Kannst du mir eine Gute Nacht Geschichte erzählen, Papa?"
"Sicher. Was möchtest du für eine hören?"
"Kannst du mir etwas über Mama erzählen? Ich habe ihr Foto heute in Omas und Opas Wohnung gesehen. Und du redest nie über sie. Ich möchte nur irgendwas über sie wissen. Nur eine kleine Geschichte. Ist das okay?"
"Es ist okay", bestätigte ich, ein wenig überrascht von ihrer Frage. Sie fragte mich nie nach ihrer Mutter. Vielleicht, weil ich es ihr all die Jahre nicht erlaubt hatte. Ich fühlte mich schrecklich deswegen. Es war, als hätte sie nie für Valerie existiert. Sie war ihre Mutter und ich sprach nie von ihr. Was für ein schrecklicher Vater würde das seinem Kind antun? Richtig... ich.
"Also...", sagte ich leise. "Weißt du, was deine Mama ganz besonders geliebt hat?"
Valerie schüttelte den Kopf. "Was?"
"Sie hat es geliebt, zu malen, so wie du. Und sie liebte es, draußen in der Natur zu sein. Meistens war sie im Garten mit all ihren Farben und Pinseln, um die Blumen aus dem Vorgarten zu malen oder einen kleinen Vogel oder die Nachbarskatze. Sie konnte das Stunden tun, einfach da stehen und malen."
"Was hat sie noch geliebt?"
"Oh, sie hat Regen geliebt. Regnerische Tage waren ihr die liebsten. Wir sind immer nach draußen gegangen, wenn es geregnet hat. Sie ist jedes mal durch den Regen gelaufen, hat getanzt, gelacht. Sie liebte sogar das Geräusch von Regen."
"Hast du sie geliebt?"
"Natürlich habe ich sie geliebt."
"Mehr als Louis?"
Ich sah zu Louis, direkt in seine Augen. Ich schüttelte den Kopf. "Nein."
"Hat sie dich auch geliebt?"
Ich lachte. "Ich hoffe doch."
"Und hat sie mich geliebt?"
"Natürlich. Und sie wird es immer tun."
"Bist du sicher?"
"Super sicher. Erinnerst du dich daran, was ich dir einmal gesagt habe?"
"Dass sie immer auf mich aufpassen wird?"
"Richtig. Sie wird immer an deiner Seite sein. Und sie wird dich immer lieben."
"Ich werde sie auch immer lieben. Glaubst du, sie weiß das?"
"Ganz sicher weiß sie das."
...
Ratet mal, wer am Dienstag seine Praktische Motorradprüfung bestanden hat 👀
...
2440 Wörter - Ivy
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