♡ Kapitel 4 ♡

"Watercolor eyes, watercolor eyes, watercolor eyes. That don't make it right" Watercolor Eyes - Lana Del Rey

...

"Harry, beruhige dich bitte."

"Ich will, dass er geht." Meine Stimme zitterte und ich war froh, dass Tamino mich gerade nur am Telefon hörte und nicht sehen konnte, wie fertig ich war. "Ich bin nicht für ihn verantwortlich und ich möchte, dass er verschwindet. Er mischt sich in Sachen ein, die ihn nichts angehen und ich will nicht mit ihm über mein Privatleben reden."

"Du und Valli lebt alleine, da ist es doch klar, dass er früher oder später gefragt hätte. Er meinte es doch nicht böse."

Ich fuhr mir mit der freien Hand durch die Haare und schloss die Augen, ehe ich einen tiefen Atemzug nahm. "Ja, das weiß ich doch." Ich seufzte. "Ich kann das einfach nicht. Ich habe mit Valli und dem Studio genug um die Ohren. Es ist nicht meine Aufgabe, ihn durch zu füttern. Er soll einfach verschwinden und sich einen vernünftigen Job suchen."

"Das ist sicher nicht mal so getan, versuch, dich in seine Lage zu versetzen. Ich weiß, dass du nicht für ihn verantwortlich bist, aber du kannst ihn doch nicht zurück schicken. Ich kenne dich, das wirst du nur bereuen. Ich fahre nach der Arbeit sofort zu dir, okay? Lenk dich bitte ab und mach etwas schönes mit Valli. Sie hat mir gestern erzählt, du hättest ihr letzte Woche versprochen, dass ihr beide nochmal zum See gehen und die Enten beobachten wolltet. Wollen wir uns dort treffen? Ich kann hier in einer Stunde weg."

Ich nickte, bis ich realisierte, dass er es nicht sehen konnte. "Ja, okay. Bis später."

Ich legte auf und starrte noch eine ganze Weile gegen die Wand in meinem Büro, bis ich mich endlich aufraffen konnte, den Raum wieder zu verlassen. Ich ging die Treppe hinauf und klopfte an Valeries Zimmertür. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, als mir von drinnen die Titelmelodie von Bibi und Tina entgegenschallte.

"Herein?", kam es von drinnen und ich drückte die Türklinke hinunter.

"Na, Maus", begrüßte ich sie und kniete mich neben sie auf den Teppich. Sie war gerade damit beschäftigt, eines ihrer Schleichpferde zu satteln und stellte es anschließend zu drei weiteren in die Reithalle, die wir vor einer Weile gemeinsam aus einem alten Schuhkarton gebastelt hatten. "Was machst du da schönes?"

"Ich gebe eine Reitstunde", erklärte sie mir und deutete auf die Pferde. "Möchtest du mitspielen? Du kannst Amy spielen und auf Johnny reiten."

"Ich wollte eigentlich fragen, ob wir ein bisschen an die frische Luft gehen wollen, solange die Sonne noch scheint. Morgen soll es den ganzen Tag regnen."

Sofort begannen ihre Augen zu strahlen. "Können wir dann zum See mit den Enten gehen? Bitte, du hast es mir letzte Woche versprochen."

"Ja, können wir machen." Ich lächelte. "Möchtest du deine Reitstunde noch zu Ende machen und wir treffen uns dann unten?" Sie nickte wild und drückte mir einen Kuss auf die Wange, ehe ich wieder aufstand und den Raum verließ.

Ich ging in die Küche, um zu schauen, ob Louis noch dort war und als dies nicht der Fall war, sah ich im Wohnzimmer nach. Doch auch dort war keine Spur von ihm. Ein wenig irritiert ging ich in Richtung Badezimmer und klopfte an die Tür. Ich erhielt keine Antwort und als ich die Tür öffnete, war der Raum leer. Beunruhigung machte sich in mir breit und ich begann, sämtliche Räume nach ihm abzusuchen.

"Louis? Louis!", rief ich immer wieder, doch ich fand nicht die geringste Spur von ihm.

Das ungute Gefühl wurde immer präsenter und breitete sich in meinem ganzen Körper aus. Als ich alle Räume abgesucht hatte, bestätigte sich meine Vermutung: Louis war gegangen. Ich lief in mein Büro und durchsuchte meine Schreibtischschubladen, sah im Flur in der Kommode nach und schließlich auch in meiner Jackentasche, wo sich mein Portemonnaie befand. Ich runzelte die Stirn. Alles war noch da. Er hatte weder irgendwelche Wertgegenstände noch Geld von mir mitgehen lassen. Warum war er abgehauen? Hatte ich ihm doch mehr Angst gemacht, als er gezeigt hatte? Hatte ich etwas falsches gesagt?

"Fertig!", riss mich Valeries Stimme plötzlich aus meinen Gedanken. Sie hüpfte die Treppe hinunter und ging zur Garderobe, um sich ihre Jacke anzuziehen. "Können wir die Kamera mitnehmen, Papa? Ich möchte die Enten fotografieren."

Ich seufzte und griff ebenfalls nach meiner Jacke. "Ja, klar. Sie steht im Wohnzimmer im Regal." Wie der Blitz flitzte sie davon und kam wenig später mit der Polaroid Kamera zurück. Eigentlich gehörte sie Gemma, meiner Schwester, aber als sie uns das letzte Mal besucht hatte, hatte sie sie hier vergessen und seitdem hatte Valerie sich das Ding unter den Nagel gerissen. "Wann kommt Tante Gemma eigentlich wieder zu Besuch?", fragte sie, während sie den Klettverschluss ihrer Schuhe zu machte. "Ich hab sie schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen."

"Wir können sie ja später zusammen anrufen und fragen, was meinst du?" Sofort stimmte Valerie zu und ich zog mir ebenfalls die Schuhe an. Als wir startklar waren, verließen wir schließlich das Haus und machten uns auf den Weg.

"Wo ist Louis eigentlich?", fragte sie nach einer Weile, die sie leise summend neben mir her gehüpft war. "Ist er nach Hause gegangen? Er hat sich gar nicht von mir verabschiedet, dabei sind wir jetzt doch Freunde."

"Ihr seid Freunde?", hakte ich verwundert nach, woraufhin sie sofort nickte.

"Ich finde, Louis ist nett. Deshalb habe ich ihn vorhin gefragt, ob wir Freunde sein wollen und er hat ja gesagt." Sie zog die Augenbrauen zusammen. "Und dann finde ich es gemein, wenn er einfach geht, ohne mir tschüss zu sagen."

"Er meinte es bestimmt nicht böse. Vielleicht hat er mitbekommen, dass du gerade eine Reitstunde gibst und wollte dich dabei nicht stören", versuchte ich, sein Verhalten zu entschuldigen und das obwohl ich selbst bestimmt mindestens genauso verletzt war, wie sie.

Allerdings wurmte mich genau das gewaltig. Louis war erwachsen, wir kannten uns nicht und ich hatte ihm selbst gesagt, dass er gehen könnte, wenn er es wollte. Warum kümmerte es mich also, dass er sich nicht verabschiedet hatte? Ich wollte doch, dass er verschwand und genau das hatte er getan. Wieso fühlte ich mich jetzt nicht besser?

"Papa!" Valerie griff nach meiner Hand und hielt mich daran fest, als plötzlich direkt vor meiner Nase ein Auto vorbei raste. "Du musst gucken, bevor du über die Straße gehst, das sagst du doch selbst immer zu mir." Sie sah mich an und ich schloss für einen Moment lang die Augen, um mich von dem Schreck zu erholen. Mein Herz raste wie wild in meiner Brust. Um ein Haar wäre ich vor ein Auto gerannt. Wo war ich bloß mit meinen Gedanken? "Geht es dir gut? Sollen wir lieber wieder nach Hause gehen?"

"Nein." Ich schüttelte den Kopf und hielt ihre kleine Hand ganz fest. "Es geht mir gut, ich habe nur geträumt. Danke, dass du auf mich aufgepasst hast."

Sie lächelte und zog mich an der Hand über die Straße, auf deren anderer Seite man bereits den See, der von einigen riesigen Bäumen und Büschen umrandet wurde, sehen konnte. "Du passt doch auch immer auf mich auf."

Als wir uns der ersten Bucht, bei der man hinunter zum Seeufer gehen konnte, näherten, hüpfte Valerie aufgeregt auf und ab und rannte schließlich los. "Komm schon, Papa!", rief sie noch, als sie schon zwischen den Büschen verschwunden war. Ich folgte ihr mit einigem Abstand und fand sie schließlich direkt am Wasser stehend. "Guck mal", forderte sie aufgeregt und deutete in die Ferne. "Siehst du das? Da ist ein Schwan. Da hinten!"

Ich ging neben ihr in die Knie und blickte ebenfalls auf den See. Und tatsächlich: In einiger Entfernung schwamm ein Schwan im Wasser. Ich betrachtete auch den Rest des Sees, der von der Sonne in ein wunderschönes Licht getaucht wurde. Es war ziemlich windstill heute, doch trotzdem konnte man eine leichte Wellenbewegung auf der Wasseroberfläche erkennen. Ein Stückchen weiter rechts entdeckte ich eine Entenfamilie. "Guck mal dort", flüsterte ich meiner Tochter zu und deutete auf die Enten. "Da ist eine ganze Familie Enten, sogar mit Küken."

"Wie schön", murmelte sie und sah sich die Tiere ganz genau an. "Warte, ich mache ein Foto."

Nur einen Moment später hielt sie mir das Bild unter die Nase und grinste stolz. "Sieht gut aus", lächelte ich. "Soll ich die Kamera einstecken? Dann kannst du spielen gehen und musst nicht aufpassen, dass sie nicht ins Wasser fällt."

"Können wir etwas zusammen spielen?", fragte sie und reichte mir die Kamera samt Foto. "Verstecken! Können wir verstecken spielen?"

"Zu zweit?", hakte ich nach und zog skeptisch eine Augenbraue hoch. Sofort nickte sie und weil ich wusste, wie sehr sie dieses Spiel liebte, stimmte ich schließlich zu. "Aber nicht über die Straße, okay?"

Wir spielten eine ganze Weile verstecken, bis ich irgendwann einmal nicht von Valerie, sondern stattdessen von Charly gefunden wurde. "Warum hockst du denn hier im Gebüsch?", fragte Tamino, der direkt hinter dem Golden Retriever war, amüsiert.

"Wir spielen verstecken", flüsterte ich leise, doch es war bereits zu spät. Valerie hatte mich entdeckt und kam nun auch zu uns hinüber. Als erstes fiel sie Charly um den Hals und kraulte verliebt sein weiches Fell, bevor sie auch unseren Nachbarn begrüßte.

"Sitzt Louis hier auch irgendwo im Gebüsch?" Er lachte. "Nein, Louis ist nach Hause gegangen", antwortete Valerie und sofort lag Taminos fragender Blick auf mir. "Nach Hause gegangen?" "Ja und er mir nicht einmal tschüss gesagt, obwohl wir Freunde sind. Kann ich mit Charly spielen gehen?"

"Ja, geh ruhig", lächelte ich, woraufhin sie, dicht gefolgt von ihrem Lieblingshund, davon rannte.

"Was heißt, nach Hause gegangen?", fragte Tamino und sein Blick schien mich dabei zu durchbohren. "Harry, ich dachte, wir hätten besprochen, dass du auf mich wartest. Du kannst ihn doch nicht einfach wegschicken, er hat doch wahrscheinlich überhaupt kein Zuhause. Wenn er eins hätte, hätte er letzte Nacht sicher nicht bei einem Fremden Unterschlupf gesucht."

"Ich habe ihn nicht weggeschickt", verteidigte ich mich. "Nachdem wir telefoniert haben, habe ich nach Valli gesehen und als ich wieder runter gegangen bin, war er weg. Er ist gegangen, das war seine eigene Entscheidung. Und er ist erwachsen, ich denke, da ist es sein gutes Recht, zu gehen, wenn er das möchte. Mal abgesehen davon, dass er meine Sachen an hatte und ich sie wohl nie wieder sehen werde..."

"Harry!" Fassungslosigkeit lag in seinem Blick. "Das ist deine größte Sorge, ehrlich? Ist dir bewusst, dass dieser Mann keinen vernünftigen Job hat, dass er jetzt gerade vielleicht wieder das macht, wegen dem er gestern Abend geweint hat? Hast du mir nicht gestern noch erzählt, dass er wirklich verzweifelt ist? Und jetzt ist es dir scheiß egal, was mit ihm passiert?"

Ich zuckte ratlos mit den Schultern. "Er ist erwachsen, das ist seine Sache. Er ist nicht mein Problem."

"Ja, klar." Er stieß einen verächtlichen Laut aus und schüttelte den Kopf. "Spätestens heute Abend wird dich dein schlechtes Gewissen überkommen, das kann ich dir versprechen."

Er wandte sich von mir ab und ging hinüber zu Valerie, die in einiger Entfernung mit Charlie Stöckchen holen spielte. Ich seufzte und gesellte mich ebenfalls dazu. Den restlichen Vormittag war Tamino ungewöhnlich distanziert zu mir und ich wusste echt nicht, was ich verbrochen hatte. Louis hatte selbst entschieden, zu gehen. Ich hatte ihn weder fort geschickt, noch ihm irgendwie anders zu verstehen gegeben, dass er verschwinden sollte. Und was sollte ich seiner Meinung nach jetzt tun? Nach Louis suchen? Und dann? Weiterhin einen Prostituierten auf meiner Couch schlafen lassen? Nein, danke.

Doch Tamino behielt Recht. Bereits am Nachmittag kreisten meine Gedanken beinahe ausschließlich um Louis. Ständig fragte ich mich, wo er gerade war, was er machte und ob es ihm gut ging. Immer wieder tauchten die Bilder von vergangener Nacht vor meinem inneren Auge auf. Die vielen Schrammen auf seinem Rücken, die Blutergüsse, sein tränenüberströmtes Gesicht und... sein Lachen. Das Lachen, dass er gehabt hatte, als er mit Valerie getanzt hatte. Er hatte so glücklich gewirkt, wie eine völlig andere Person.

Als ich Valerie am Abend ins Bett brachte und ihr noch etwas vorlas, schweiften meine Gedanken wieder ständig ab. Und nachdem ich ihr eine gute Nacht gewünscht hatte und im Wohnzimmer am Tisch saß, plagte mich ein furchtbar schlechtes Gewissen. Hätte ich es verhindern können? Plötzlich wünschte ich mir nichts sehnlicher, als ihn noch einmal lachen hören zu können.

Unruhig ging ich im Zimmer auf und ab. Bei was für Leuten war Louis gerade? Er war doch so furchtbar sensibel, so... zerbrechlich. Er würde kaputt gehen. Verdammt, er würde kaputt gehen und ich hätte es vielleicht verhindern können.

Ein plötzliches Klingeln riss mich aus meinen Gedanken und ich fischte mein Handy aus meiner Hosentasche. "Hallo?", meldete ich mich. Ich hatte in meiner Verwirrtheit ganz vergessen, auf die Nummer zu sehen.

"Harry, hey. Schläft Valerie schon? Kannst du kommen? Bitte, sag mir, dass du kommen kannst."

"Tamino? Was ist los?"

"Ich habe Louis gefunden."

Mein Herzschlag setzte für einen Moment lang aus, nur um danach doppelt so schnell weiter zu schlagen.

"Harry? Bitte, ich weiß nicht, was ich tun soll. Er redet nicht mit mir, er guckt mich einfach nur an und er zittert am ganzen Körper und... und als ich versucht habe, mich ihm zu nähern, ist er beinahe durchgedreht. Er hat die Augen zusammengekniffen und angefangen, wie verrückt mit dem Kopf zu schütteln."

"Du musst Abstand halten", wies ich meinen besten Freund an und ging hinauf zu Valeries Zimmer. Ich öffnete ihre Tür einen Spalt breit und schloss sie wieder leise, als ich sah, dass sie tief und fest schlief. Schnell ging ich die Treppe wieder hinunter und zog mir mit meiner freien Hand die Schuhe an. "Und bitte fass ihn nicht an, auch wenn er sich nicht unbedingt wehrt oder dir sagen wird, dass er es nicht möchte... er kann es gar nicht ab. Löchere ihn nicht mit Fragen, er wird dir nicht antworten, du überforderst ihn nur." Ich schloss die Haustür hinter mir. "Wo genau bist du?"

Tamino nannte mir die Straße und ich schlug die Richtung ein. "Auch wenn du es vielleicht nicht verstehst, aber er hat wahnsinnige Angst vor dir. Ich erkläre dir später warum. Bleib am besten ganz weit weg und... lass vielleicht Charly zu ihm, wenn er gerade bei dir ist. Ich glaube, er kann ihn ganz gut leiden."

Ich legte auf und schob mein Handy zurück in meine Hosentasche, als ich Tamino am Ende der Straße erblickte. Ich beschleunigte meinen Schritt und joggte die letzten Meter zu ihm. Das Bild, welches sich mir bot, zerbrach mir beinahe das Herz. Louis saß auf der schmalen Bank im Häuschen der Bushaltestelle und hatte die Knie eng an seinen Körper gezogen. Mit aufgerissenen Augen starrte er Tamino, der in einiger Entfernung stand, an und mir entging auch nicht das Zittern, welches mein bester Freund erwähnt hatte. Ich nickte Tamino kurz zu, ehe ich langsam auf Louis zu ging.

"Hey." Ich lächelte ihn vorsichtig an.

"Du hast es versprochen. Du hast versprochen, dass du auf mich aufpasst. Und dann sagst du, dass du willst, dass ich verschwinde und jetzt ist er hier..." Seine Stimme brach und er schlug sich die Hände vor das Gesicht.

"Scheiße, es tut mir so leid", flüsterte ich, als mir die Bedeutung seiner Worte bewusst wurde.

Es traf mich, wie ein Tritt in die Magengrube. Er hatte Recht, ich hatte es ihm gesagt. Ich hatte ihm gesagt, ich würde ihn beschützen vor denjenigen, die ihm wehtun wollten. Ich hatte ihm sogar angeboten, ihm zu helfen, aus seinem Job aus zu steigen. Aber woher... Das Telefonat. Das Telefonat mit Tamino. Er musste es gehört haben und gedacht haben, ich wollte ihn loswerden. Ich wollte es zwar, aber jetzt gerade, wo er so verloren vor mir kauerte, konnte ich nicht glauben, wie herzlos ich doch zu sein schien.

"Es tut mir leid, Louis." Ich hockte mich neben ihn, um mit ihm auf einer Augenhöhe zu sein. Aus verheulten Augen blickte er mich an. "Aber was machst du denn hier? Wolltest du die ganze Nacht hier bleiben?"

Er schüttelte den Kopf und wischte sich mit dem Ärmel über die feuchten Wangen.

"Ich kann nicht zurück. Ich kann nicht. Wenn ich noch einmal einen nackten Mann sehe, dann übergebe ich mich."

Ich schluckte. Erst jetzt schien mir seine Situation wirklich bewusst zu werden. Wieso hatte ich das nicht früher erkannt? Wieso hatte ich ihm nicht besser zugehört? Wieso hatte ich nicht auf Tamino gehört? Wieso hatte ich auch nur für den Bruchteil einer Sekunde gedacht, Louis würde freiwillig dorthin zurück gehen, von wo er geflohen war?

"Komm mit mir", bat ich. "Ich möchte nicht, dass du gehst. Ich war vorhin bloß ein wenig aufgebracht, es tut mir leid. Mein Haus ist groß genug, du kannst eine Weile bleiben, bis wir für dich einen richtigen Job gefunden haben."

...

2719 Wörter - Ivy


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