♡ Kapitel 31 ♡
"Kiss me like you wanna be loved" Kiss Me - Ed Sheeran
...
„Also es... es ist jetzt auch schon wieder vorbei, aber... aber das letzte Mal, als... als ich, als das so war, da... das ist Ewigkeiten her...", stammelte er und sah dabei hektisch zwischen meinen Augen hin und her, als könnte er sich nicht entscheiden, in welches er gucken wollte.
„Hey, shh... atmen, Louis."
Er nahm ein paar kräftige Atemzüge und fuhr sich mit der Hand einmal durchs Gesicht, ehe er schließlich weitersprach. „Sorry, ich... ich war nur so überfordert gerade. Ich hab ewig keinen mehr hochbekommen, nicht mal ansatzweise, das... das haben auch viele meiner Kunden immer bemängelt. Und... und jetzt war es eben fast so, als... als wenn das doch gehen würde... das hat mich ein bisschen aus der Bahn geworfen. Sorry."
„Möchtest du darüber reden?"
Er schüttelte den Kopf.
„Okay." Ich lächelte ihn vorsichtig an. „Soll ich heute Nacht lieber woanders schlafen? Brauchst du ein bisschen Platz für dich?"
Erneut schüttelte er den Kopf. Ein schüchternes Lächeln umspielte jetzt auch seine Lippen.
„Gut, dann mache ich mich eben bettfertig." Ich krabbelte vom Bett herunter und ging zu meinem Kleiderschrank. Ich griff nach meinem Schlafshirt und meiner Shorts, ehe ich damit ins Badezimmer verschwand, wo ich mich umzog und die Zähne putzte.
Als ich zurück kam, lag Louis auf dem Rücken im Bett und hatte seine Nase wieder in das Buch gesteckt. Weil er mich nicht bemerkt hatte, als ich reingekommen bin, griff ich nach einem Kissen und warf es ihm ins Gesicht. Sofort beschwerte er sich lautstark und warf das Kissen zurück.
Ich lachte. „Was liest du da eigentlich?"
„Große Erwartungen", murmelte er und las weiter. „Von irgend so einem Charly. Oder Charles. Oder so ähnlich."
„Charles Dickens?"
„Hm... genau..." Er blätterte um. „Hat mir deine Mum geschenkt, als ich bei ihr war. Als du... im Krankenhaus warst."
„Es tut mir immer noch leid, Lou", murmelte ich, als ich daran zurück dachte. „Ich hätte dich nicht einfach küssen sollen. Das war wirklich dämlich von mir."
„Ach, pfft." Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Das ist halt passiert. Schwamm drüber."
Ich schaltete die kleine Stehlampe auf meinem Nachttisch ein, ehe ich das Deckenlicht losch und zu Louis ins Bett krabbelte.
„Nur noch das Kapitel zu Ende, das sind nur noch sieben Seiten", verströstete er mich, als ich mich an ihn kuschelte. Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und schlang meine Arme um seinen Oberkörper. Ich spürte, wie er mir einen Kuss auf die Haare drückte, ehe er umblätterte. Sein Herz schlug direkt unter meinem Ohr und ich schloss die Augen. „Nur noch sieben Seiten", widerholte ich. „Das kann ja noch Stunden dauern."
Tatsächlich beruhigte mich sein Herzschlag und die Tatsache, dass seine eine Hand begonnen hatte, durch meine Haare zu fahren, so sehr, dass ich bereits nach wenigen Minuten eindöste. Nur noch im Halbschlaf bekam ich mit, wie er irgendwann das Buch beiseitelegte und meinen Namen flüsterte. Doch ich konnte mich nicht mehr zu einer Antwort durchringen. Ich spürte, wie er sich ein wenig bewegte und die Decke über meinen Körper zog, ehe er mich wieder in seine Arme schloss und ein leises „Gute Nacht, Haz" murmelte.
Als ich am nächsten Morgen erwachte, startete wieder der ganz normale Alltag: Ich weckte Valerie, wir frühstückten gemeinsam, ich brachte sie zur Schule und Louis zur Bäckerei. Ich war froh, dass sein Arbeitgeber so geduldig mit ihm war und ihm ab und zu ein paar freie Tage gab, wenn ihn seine Therapiestunden oder Erinnerungen an früher überrannten. Doch das war schon länger nicht mehr vorgekommen. Ich hatte das Gefühl, dass es ihm zurzeit wirklich gut ging.
Gegen Mittag machte ich Essen und aß mit Tamino und Valerie zusammen. Heute hatte Louis seinen etwas längeren Tag, an dem er von der Arbeit direkt zur Therapie ging und ich ihn anschließend wieder abholte. Vor einiger Zeit hatte ich ihn immer dorthin gebracht, aber inzwischen fuhr er mit öffentlichen Verkehrsmitteln und kam damit auch ganz gut klar.
Ich hasste Donnerstage. Es waren zwar nur ein paar Stunden mehr als sonst, in denen ich Louis nicht sah, aber sie fühlten sich an wie Tage. Ich hielt es kaum aus, von ihm getrennt zu sein. Ständig fragte ich mich, ob es ihm gut ging, was er wohl gerade tat oder ob er vielleicht auch an mich dachte.
Tamino blieb fast zwei Wochen lang immer nur im Haus, ehe ich ihn mit Valeries und Louis' Hilfe irgendwann raus schleifen konnte, um uns bei einem Spaziergang mit Charly zu begleitet. Dabei erwähnte ich auch die Idee mit dem Bowling, auf die er zunächst nicht besonders positiv reagierte. Doch als Louis meinte, er hätte noch nie gebowlt und er würde es unbedingt mal ausprobieren wollen, ließ er sich schließlich überreden. In der Zwischenzeit hatte Louis auch bei der Polizei ausgesagt und Christopher hatte eine verdiente Strafe, die aus einigen Jahren Haft und anschließender Bewährung bestand, bekommen. Anfangs hatte Louis Angst gehabt, gegen ihn auszusagen, weil er befürchtete, Chris könnte sich in irgendeiner Weise an ihm rächen, wenn er wieder frei kam, doch ich hatte ihm versichert, dass ich das nicht zulassen würde und so hatte er sich schließlich überreden lassen.
Zum Bowlen nahmen wir nicht nur Zayn, Niall und Liam mit, sondern auch Valeries Freundin Ronja und ihre Mutter, mit der ich mich inzwischen recht gut angefreundet hatte. Paul war auch mitgekommen. Ich war zwar anfangs nicht begeistert von der Idee gewesen, schließlich hatte der Kerl Louis angebaggert. Ich war wirklich kein eifersüchtiger Mensch. Aber ich wollte Louis unter keinen Umständen weder hergeben noch teilen. Doch nachdem er mir bestimmt hundert mal versichert hatte, dass Paul nichts mehr von ihm wollte und sie einfach gute Freunde waren, die auch außerhalb der Arbeit mal etwas miteinander unternehmen wollten, hatte ich schließlich nachgegeben.
„Sind Ronja und Valli jetzt eigentlich ein Paar?", raunte Louis mir zu, als wir gerade unsere Schuhe an der Kasse abgeholt hatten und die beiden Mädchen sich gegenseitig die Schnürsenkel zu banden.
Ich zuckte mit den Schultern und grinste. „Zumindest redet Valli seit der Geburtstagsfeier von Ronja letzte Woche von niemandem mehr so viel, wie von ihr."
„Aww", machte Louis. „Unser kleines Mädchen ist verliebt."
„Unser kleines Mädchen?", wiederholte ich, während ihm wohl ebenfalls die Bedeutung seiner Worte bewusst wurde, denn er lief knallrot an und fuhr sich verlegen durch die Haare.
In diesem Moment kam jedoch Niall zu uns und fragte, ob es okay ist, wenn er ein Snackpacket für unseren Tisch organisieren würde. Zayn ging derweilen mit einem Sack herum, in denen sich Lose befanden. Da wir so viele waren, mussten wir uns nämlich auf zwei Bahnen aufteilen und wir hatten beschlossen, in Teams gegeneinander zu spielen.
„Was hast du?", fragte Louis, als ich meinen Zettel auseinander faltete. „Grün, du?"
Er grinste. „Ich auch."
In unserem Team waren sonst noch Tamino, Paul und Niall. Valerie, Ronja, ihre Mutter, Zayn und Liam waren im anderen Team. Für Valerie und Ronja hatten wir angemeldet, dass die Wand bei ihren Runden hochgefahren wurde, denn für die kleinen war es immer ein bisschen schwierig, die schwere Kugel genau auf die Mitte der Bahn zu rollen.
„Kann ich auch so eine Wand?", fragte Louis, als seine Kugel bereits zum vierten Mal in der Rille neben der Bahn landete und er noch immer keinen einzigen Kegel umgeworfen hatte.
„Nur Kinder kriegen eine Wand, Erwachsene nicht", kicherte Ronja.
„Das ist unfair", beschwerte Louis sich. „Ich hab das noch nie gemacht, ich kann das nicht."
„Nicht aufgeben, love", bat ich ihn. „Komm her, versuch es nochmal."
„Aber du bist doch dran."
„Komm, wir machen das zusammen." Ich suchte mir eine Kugel raus, die nicht allzu schwer war und drückte sie Louis in die Hand, ehe wir zusammen nach vorne an die Bahn gingen. „Also erstmal solltest du so zur Bahn stehen." Ich legte meine Hände an seine Hüfte, um ihn in die richtige Position zu schubsen, ehe ich seinen Arm etwas nach hinten zog und ihn durch die Bewegung führte. „Und dann rollst du am besten so ab... und dann lässt du einfach los."
Louis ließ die Kugel los und traf beinahe perfekt in die Mitte. Sechs Kegel vielen um.
Valerie applaudierte sofort und lief zu uns, um Louis ein High-Five zu geben, während Ronja sie daran erinnerte, dass Louis eigentlich im gegnerischen Team war.
Die zwei Stunden vergingen wie im Flug und am Ende gewann mit minimalem Vorsprung das gegnerische Team. Dabei entging mir nicht die enge Umarmung, die Zayn und Liam zur Freude austauschten. Die beiden hatten sich aus irgendeinem Grund auf Anhieb verstanden und während der letzten zwei Stunden sehr vertraut miteinander gewirkt.
Während alle nach vorne an die Kasse gingen, um ihre Schuhe abzugeben, nahm Liam mich kurz beiseite. „Harry, warte mal einen Moment."
„Hm?"
„Wegen Zayn... weißt du, ob..." Färbten sich seine Wangen gerade minimal rot? Liam konnte rot werden? Ich begann zu grinsen, woraufhin mich sofort ein böser Blick traf. „Ey, grins nicht so bekloppt."
Ich riss mich zusammen, ein ernstes Gesicht zu machen. „Ja, was ist mit Zayn?"
„Nichts, vergiss es." Liam wand sich von mir ab und folgte dem Rest zur Kasse. Ich joggte ihm hinterher. „Lima, komm schon. Jetzt sei nicht so."
„Lima?", wiederholte Zayn, der meine Worte gehört hatte. Er biss sich auf die Unterlippe und musterte Liam kurz von unten bis oben, ehe seine Augen fest die seinen fixierten. „Süßer Spitzname." Daraufhin wurden Liams Wangen noch röter und ich beschloss, die beiden unter sich zu lassen.
Ich ging stattdessen zu Louis, legte meinen Arm um seine Schultern und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Hey", begrüßte ich ihn und erhielt dafür das allersüßeste Lächeln der Welt. „Hast du Tamino gesehen?"
„Badezimmer." Louis räusperte sich. „Mit Paul."
Ich hob die Augenbrauen. „Du meinst...?
Er nickte. „Yep."
Ich warf einen Blick auf Valerie und Ronja, die gerade dabei waren, ihre Jacken anzuziehen. In dem Moment kamen Paul und Tamino aus Richtung Badezimmer und zogen ebenfalls ihre Jacken an. Wir machten uns alle auf den Heimweg, wobei Tamino nicht wieder mit zu uns ins Auto stieg.
„Ich ähm..." Er räusperte sich. „Ich glaube, ich gehe noch mit zu Paul..."
Ich musterte ihn. Er wich meinem Blick aus.
„Okay...", antwortete ich. „Aber pass auf dich auf, ja? Du kennst den Kerl doch kaum."
Tamino zuckte mit den Schultern. „Er ist nett."
„Ja, das ist er." Ich seufzte. „Und ich werde dir nicht sagen, was du tun und lassen sollst, du bist erwachsen. Aber bitte sei vorsichtig. Ich möchte nicht, dass dir weh getan wird."
Er nickte und zwang sich zu einem Lächeln. „Danke, Harry."
„Schreibst du mir oder rufst an, wenn irgendetwas ist oder ich dich abholen soll?"
Erneut nickte er.
Ich zog ihn in meine Arme und drückte ihn an mich, ehe er zu Paul ging, der bereits an seinem Auto auf ihn wartete.
„Ist er okay?", fragte Louis, als ich einstieg. „Ja, ich denke."
Ich warf einen Blick durch den Rückspiegel und musste lächeln, als ich sah, dass Valerie sich auf der Rückbank an Ronja gekuschelt hatte und offensichtlich eingeschlafen war. Ich tauschte einen kurzen Blick mit Ronjas Mutter, die neben den Mädchen saß und ebenfalls lächelte.
Ich brachte Ronja und ihre Mutter nach Hause, während Liam Zayn und Niall bei sich im Auto mitnahm. Seitdem Ronja ausgestiegen und Valerie dadurch geweckt hatte, war meine Tochter wieder hellwach und konnte von nichts anderem mehr reden als dem Mädchen ihrer Träume. Es war zu niedlich.
Zuhause angekommen, machte ich Abendbrot, während Louis Valerie bei ihren Hausaufgaben half. Anschließend guckten wir noch zwei Folgen ihrer Lieblingsserie, ehe sie nach oben ging, um sich bettfertig zu machen. Heute war ich mit der Gutenachtgeschichte an der Reihe, während Louis seine Nase mal wieder in irgendein Buch gesteckt hatte.
Als Valerie eingeschlafen war, machte ich mich bettfertig, ehe ich zu ihm ins Schlafzimmer ging.
Ich setzte mich neben ihn und lehnte mich mit dem Rücken an die Wand, während er sein Kapitel noch zu Ende ließ.
„Meinst du, Tamino geht es gut?", fragte er, woraufhin ich mit den Schultern zuckte. „Jeder geht mit seinem Kummer anders um. Vielleicht tut ihm die Ablenkung sogar ganz gut. Ich hoffe nur, Paul nutzt seinen Zustand nicht aus."
Louis schüttelte sofort den Kopf. „Das würde er nicht machen, er ist wirklich ein lieber Typ."
„Ja, ich hoffe es."
„Mach dir nicht so viele Gedanken, Haz." Louis kletterte auf meinen Schoß und grinste mich an, ehe er mir mit dem Zeigefinger an die Stirn tippte. „Denk an die Falte. Da. Genau da kommt sie hin. Spürst du schon, wie sie angekrochen kommt und sich langsam dort einnistet?"
Ich lachte, legte meine Hände an seine Taille und küsste ihn.
Louis schlang seine Arme um meinen Hals und rutschte noch ein Stück näher an mich heran, während er meinen Kuss erwiderte. Dieses Mal war er es, der mit seiner Zunge gegen meine Lippen drückte und dafür sorgte, dass der Kuss schnell etwas intensiver wurde.
„Lou...", murmelte ich, als er begann, sein Becken zu bewegen und dadurch kontinuierlich über meine intimste Stelle rutschte. Ich löste mich von ihm. „Was machst du?"
Er antwortete nicht. Seine Pupillen waren so geweitet, dass das schöne blau beinahe vollständig verschwunden war. Er legte seine Hände an meine Taille und ich spürte, wie sie mein Shirt ein wenig hoch schoben.
„Denkst du, das ist eine gute Idee?", fragte ich zögerlich.
...
Ich mache momentan mein Praktikum bei einer Redaktion als Journalistin. Hier sind alle total nett und das Arbeitsklima ist richtig toll. Am liebsten würde ich hier einfach weiter arbeiten und nie wieder zurück in die Schule. But well mein Praktikum ist am Freitag vorbei :/
war nh echt tolle Zeit, werde ich garantiert nie vergessen :)
...
2191 Wörter - Ivy
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top