♡ Kapitel 27 ♡

"Oh-oh, all I really wanted was that look in your eyes like you already know that I'm the love of your life" Yours - Conan Gray

...

Ich klopfte an die Tür meines Schlafzimmers, doch ich erhielt keine Antwort. Vielleicht schlief er? Ich drückte die Klinke hinunter und trat ein. Das Bild, was sich mir bot, zerbrach mir das Herz. Louis lag zusammen gerollt in meinem riesigen Bett. Die Nachttischlampe brannte und ich konnte erkennen, dass er nicht schlief, sondern seine Augen geöffnet hatte. Sie waren rötlich unterlaufen, seine Wangen waren feucht. Er hatte geweint.

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und so ging ich zu ihm und setzte mich stumm auf die Bettkante. Er drehte sich ein wenig und wandte sich mir zu. Er musterte mich.

"Liebst du mich?"

"Was?" Ich runzelte die Stirn. "Natürlich liebe ich dich, Lou. Das weißt du doch."

"Warum glaubst du mir dann nicht?"

"Lou, ich..." Ich seufzte.

"Du hast mir versprochen, dass du auf mich aufpasst, weißt du noch? Dass du mich beschützt. Und jetzt ist da dieser Kerl und ich habe eine Mordsangst vor ihm und das juckt dich einen Scheißdreck."

Ich schüttelte den Kopf. "Ich habe nicht gesagt, dass es mich einen Scheißdreck juckt."

"Warum machst du dann nichts?" Er änderte seine Position und setzte sich nun im Schneidersitz vor mich. "Warum zu Hölle machst du nichts? Warum lässt du Valerie in seine Nähe? Wenn er ihr wehtut-"

"Er wird ihr aber nicht weh tun. Valli war oft bei Tamino und Chris und wenn sie Angst hätte, dann hätte sie mir das erzählt."

"Vielleicht hat er es nicht, aber vielleicht wird er es noch. Harry, er hat... er hat mir unaushaltbare Schmerzen zugefügt und er... er hatte Spaß dabei. Und ja, vielleicht verwechsel ich sein Gesicht, vielleicht hat er jetzt andere Kleidung an, aber an seine Stimme und an seinen Geruch erinnere ich mich. Und die Art, wie er sich bewegt, die Art, wie er mich anguckt. Hast du nicht gesehen, wie angewidert er mich vorhin angesehen hat?" Seine geröteten Augen füllten sich erneut mit Tränen.

Ich schloss die Augen und atmete einmal tief durch. Ich fühlte mich gefangen. Irgendwo tief in mir drinnen wusste ich, dass Louis die Wahrheit sprach. Er würde mich nicht anlügen. Welchen Grund hätte er dazu? Das letzte Mal, als ich gedacht hatte, er würde mich anlügen, waren ihm meinetwegen Schmerzen zugefügt worden. Schmerzen, die er niemals wieder vergessen würde. Niemals. Und das nur, weil ich ihm nicht geglaubt hatte.

Aber was, wenn er sich irrte? Taminos und Chris' Beziehung wäre wahrscheinlich für immer geschädigt. Außerdem hatte Chris bei unserem Gespräch aufrichtig gewirkt.

"Harry." Louis nahm meine Hände in seine und brachte mich dazu, ihn anzusehen. Flehend blickten mich seine lieben Augen an. "Bitte..."

Ich zögerte noch einen Moment, nickte dann aber. "Ich glaube dir."

Erst jetzt realisierte ich, was das bedeutete. Chris hatte Louis wehgetan. Er war einer der Gründe, warum mein Engel so viel hatte durchmachen müssen. Es war wie ein Stich mitten in mein Herz. Ich hatte Chris vertraut, ich hatte ihn gemocht. Und ich hatte nie gesehen, was für ein Mensch er war, wozu er im Stande war.

"Komm her", bat ich. Meine Stimme versagte beinahe, so tief saß mir der Schock in den Knochen. Louis zögerte nicht einen Moment und krabbelte zu mir hinüber, um sich in meine Arme zu kuscheln. Ich hielt seinen zierlichen, zerbrechlichen Körper ganz nah bei mir. Ich vergrub meine Nase in seinen Haaren, schloss die Augen und atmete seinen so wundervollen Duft ein. "Es tut mir so leid, Lou."

Er schmiegte sich enger an mich, umschloss meinen Oberkörper fest mit seinen Armen und bettete seinen Kopf an meine Brust.

"Lou, hey", flüsterte ich, doch er reagierte nicht. Er schien völlig weggetreten.

"Lou... shh...", versuchte ich es erneut. Dieses Mal erhielt ich eine Reaktion: Er krallte seine Finger krampfhaft in mein Sweatshirt und zerquetschte mich beinahe, so fest wurde sein Griff.

"Ist ja gut...", versuchte ich, ihn zu beruhigen. Ich strich ihm über die Schulter und drückte ihm einen Kuss auf die Haare. "Ich bin hier, Lou... ich hab dich."

Wir verharrten eine ganze Weile in dieser Position. Ich wusste nicht, was ihm durch den Kopf ging, ob es irgendwelche alten Erinnerungen waren, möglicherweise Erinnerungen an Chris. Alles, was ich im Moment wusste, war, dass ich ihn nicht loslassen durfte. Erst, als er sich langsam aus unserer innigen Umarmung löste, lockerte auch ich meinen Griff.

Seine Augen waren ganz glasig und leblos, seine Wangen fleckig vom Weinen.

Vorsichtig nahm ich sein Gesicht in meine Hände und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.

"Es wird alles gut darling..."

Bei diesem Kosenamen huschte ein kurzes Schmunzeln über sein Gesicht.

"Bleibst du hier oben in meinem Schlafzimmer und wartest bitte, bis ich dich hole?"

Er nickte.

"Kann ich dir Valerie hoch schicken oder wird dir das zu viel?"

"Schick sie hoch, bitte... bitte schick sie hoch..."

"Okay, mache ich."

Er nickte erneut.

"Lou?"

Jetzt sah er mich an.

"Alles wird gut, okay? Dir wird keiner mehr weh tun. Nicht solange ich hier bin."

Ich drückte ihn noch einmal an mich, ehe ich ihn verließ und alleine im Zimmer zurück ließ.

Meine Finger zitterten, als ich die Treppe hinunter ging. Die Stimmen aus dem Wohnzimmer kamen immer näher. Ich hörte Valerie lachen. Ich hörte Liam und Tamino lachen. Und ich hörte Chris lachen.

Mir wurde übel.

Als ich eintrat konnte ich Chris nicht in die Augen sehen. Ich konnte es einfach nicht.

"Valerie. Gehst du bitte hoch in mein Schlafzimmer zu Louis?"

"Aber Papa, wir spielen doch gerade."

"Bitte Schatz."

"Nein." Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich bockig an. "Ich will weiter spielen."

"Du gehst jetzt bitte hoch zu Louis!", wiederholte ich meine Bitte in einem schärferen Ton. "Und du kommst erst wieder runter, wenn ich dich holen komme!"

Aus großen Augen starrte sie mich an. Ich konnte sehen, wie sie sich langsam mit Tränen füllten. Sofort hatte ich ein schlechtes Gewissen. Ich wusste, dass sie es nicht ab konnte, wenn ich so mit ihr redete. "Bitte, Valli", seufzte ich und zeigte in Richtung Tür.

Stumm rutschte sie von ihrem Stuhl und trottete aus dem Zimmer. Charly rappelte sich ebenfalls auf und folgte ihr hinaus.

"Ist etwas passiert?", fragte Tamino. Er schien verwirrt. "Geht es Louis nicht gut?"

"Nein, es geht ihm nicht gut." Jetzt schaffte ich es endlich, Chris anzusehen. Mein Blick durchbohrte ihn förmlich. "Möchtest du dich dazu äußern, Chris?"

"Du?" Tamino wandte sich seinem Verlobten zu. Ich konnte seine Unsicherheit bis zu mir spüren. "Was hast du damit zu tun? Wovon spricht Harry?" Als Chris nicht antwortete, wurde Tamino sichtlich nervös. "Chris? Chris, rede mit mir."

Chris antwortete nicht direkt. Er seufzte und fuhr sich durch die Haare, ehe er seine Hände faltete und Tamino ansah. "Das ist kompliziert."

"Dann erklär es mir."

"Ja, erklär es ihm", stimmte ich zu und verschränkte die Arme vor der Brust. "Und erklär es mir bitte. Wie konntest du? Wie konntest du ihm so dermaßen weh tun? Was zur Hölle ist falsch mit dir?"

"Was willst du eigentlich von mir?", rief Chris mit einem Mal laut aus und funkelte mich böse an. "Ich hab dir doch schon gesagt, dass der kleine Scheißer dich angelogen hat!"

"Ich untersage dir, in meinem Haus so von ihm zu sprechen!", schrie ich zurück. "Ich hab echt keine Worte für dein Verhalten und dass du es jetzt auch noch abstreitest lässt mich dich noch mehr hassen! Gib es wenigstens Tamino zur liebe zu, findest du nicht, er verdient es, die Wahrheit zu erfahren?"

"Woa, Harry." Liam war inzwischen aufgesprungen und zwischen uns getreten. "Beruhigt euch beide bitte wieder und dann klärt uns auf. Was auch immer passiert ist lässt sich sicherlich auch friedlich lösen."

Tamino saß völlig verstört auf der Couch. In seinem Gesicht spiegelte sich pure Verwirrung wieder, aber auch Angst und Unsicherheit. Vor allem Angst.

"Okay, ihr wollt aufgeklärt werden? Chris hat mit Louis geschlafen."

"Was?!", riefen Liam und Tamino beinahe zeitgleich aus.

"Nochmal, das stimmt nicht! Der Kleine redet Müll!"

"Du hast was?", wiederholte Tamino leise. Seine Stimme zitterte. "Das ist nicht wahr, oder?"

"Mino, ich-" "Sag mir, dass das nicht wahr ist!"

Chris schluckte. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch er schloss ihn wieder, als sich ihre Blicke trafen. Er griff nach Taminos Händen, doch dieser entriss sie ihm sofort. "Antworte mir! Hast du mit Louis geschlafen, ja oder nein?"

"Es... es ist Jahre her und es war ein Fehler, ich-"

"Jahre her? Was heißt denn Jahre her? Er ist doch erst einundzwanzig! Wie alt war er denn bitte? Achtzehn? Neunzehn? Wolltest du mir das jemals erzählen?"

"Siebzehn... ich glaube er war siebzehn..."

"Du Schwein!"

Ohne Vorwarnung holte Tamino plötzlich aus und verpasste Chris eine Backpfeife. Inzwischen liefen ihm Tränen über die Wangen. Chris hingegen schien ganz ruhig. Er hatte die Augen geschlossen und ertrug stumm den Schmerz.

"Hast du auch nur den Hauch einer Ahnung, was Louis alles durchgemacht hat? Hattest du Spaß dabei, ihm weh zu tun? Weißt du wie viel Zeit es gekostet hat, dass Harry auch nur seine Hand halten kann?"

"Mino, ich... es... es tut mir leid..."

"Ach es tut dir leid? Weißt du was? Du kannst mir so was von gestohlen bleiben! Ich wollte dich heiraten, okay? Was hat dir gefehlt? War ich dir nicht genug? Was zur Hölle entschuldigt dein beschissenes Verhalten außer der Tatsache, dass du ein verdammtes Arschloch bist, huh?!"

Liam hatte mich inzwischen am Arm gegriffen und nach draußen in den Flur gebracht. Er schloss die Tür hinter uns, doch ich konnte Tamino noch immer hören. Während ich versuchte, all das zu verarbeiten, tippte Liam auf seinem Handy herum. Wir wechselten kein einziges Wort, bis ich irgendwann doch die Stille durchbrach. "Was machst du?"

"Was wohl?" Liam warf mir einen Seitenblick zu. "Ich melde den Scheißkerl meinen Kollegen. Sexueller Missbrauch ist eine Straftat, Harry." Er schüttelte den Kopf. "Und dann auch noch bei Minderjährigen. Ich könnte ihm den Hals umdrehen, ehrlich."

"Das könnten wir alle."

"Ich wusste von Anfang an, dass irgendetwas mit dem nicht stimmt."

"Ich mochte ihn immer. Er hat Tamino so glücklich gemacht. Ich dachte, die beiden wären die Definition von wahrer Liebe."

Liam lachte ironisch auf. "Ja, das hört man."

"Ja, verpiss dich doch!", schallte daraufhin Taminos Stimme aus dem Wohnzimmer und nur einen Moment später stürmte Chris auch schon hinaus. Doch genau in diesem Moment kam Valerie plötzlich die Treppe hinunter und lief auf mich zu. Weinend schmiss sie sich in meine Arme und wäre dabei fasst von Chris umgerannt worden.

"Ist ja gut, mein Schatz", versuchte ich, sie zu beruhigen. Sie musste unseren Streit gehört haben. Wie auch nicht?

Plötzlich ertönten erneute Schritte auf der Treppe. Louis. Er sah sich suchend um und schien erleichtert, als seine Augen Valerie auf meinem Arm entdeckten. Doch dann wandelte sich sein Gesichtsausdruck mit einem Mal.

"Du kleiner Pisser!", rief Chris wütend und ging mit erhobener Hand auf ihn zu.

Doch bevor die Situation komplett eskalierte, ging Liam zwischen die beiden. Er stellte sich schützend vor Louis, der ängstlich zurück gestolpert war. Und ehe Chris irgendetwas tun konnte, hatte Liam ihn auf den Boden befördert und hielt seine Hände auf seinem Rücken zusammen. Sein Knie zwischen seinen Schulterblättern verhinderte, dass Chris sich auf irgendeine Art und Weise befreien konnte.

"Ganz ruhig, mein lieber", zischte Liam. "Die Polizei ist auf dem Weg und kommt dich gleich abholen."

Valerie weinte noch immer und ich tauschte einen kurzen Blick mit Liam aus, in welchem er mir bedeutete, mich um meine Tochter und Louis zu kümmern. Ich nickte ihm kurz zu und ging noch einmal kurz ins Wohnzimmer. Tamino saß noch immer auf der Couch, den Kopf in die Hände gestützt. Sein Körper bebte vom Schluchzen. Ich strich ihm vorsichtig über den Rücken und drückte ihm einen Kuss auf die blonden Haare, ehe ich mit Valerie auf dem Arm zurück und nach oben ging. Louis sammelte ich auf dem Weg ein.

Im Schlafzimmer wartete Charly bereits auf uns. Louis fiel dem Golden Retriever sofort um den Hals, während ich Valerie vorsichtig auf mein Bett setzte und in meine Decke einwickelte. Sie weinte noch immer und ich versuchte, sie mit ganz vielen Küssen wieder munter zu kriegen, doch sie spürte, dass irgendetwas ganz und gar nicht richtig war und so konnte ich ihr kein einziges Lächeln entlocken.

Irgendwann gab ich es auf und holte ein Buch aus Valeries Kinderzimmer. Ich legte mich zu ihr ins Bett, woraufhin sie sich sofort an mich schmiegte. Auch Louis kam dazu und kuschelte sich an meine andere Seite. Sogar Charly sprang mit auf das Bett und machte es sich am Fußende gemütlich.

Während ich las wurden die beiden immer ruhiger, doch während Valerie nach den ersten paar Seiten in einen ruhigen Schlaf abdriftete, blieb Louis noch lange wach. Irgendwann hörten wir Sirenen und Stimmen von unten. Ich wusste, dass Liam und seine Leute die Situation im Griff hatten und so blieb ich bei meinen beiden liebsten. Ich hatte das Gefühl, sie brauchten mich beide gerade mehr als jemals zuvor.

...

alles Gute nachträglich an meinen Lieblingslou <333

und merry christmas by the way :)

ich kanns immer noch nicht glauben, dass er schon 31 geworden ist. Mein baby ist so schnell erwachsen geworden 🥺

luv ya all <3

...

2129 Wörter - Ivy

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