"2//private tuition"
,,Mum, ich bin zu Hause", rief ich durch das große Haus und schmiss den Haustürschüssel auf die dafür vorgesehene Ablage. ,,Hallo Spätzchen, wie war die Schule?" Meine Mutter trat, mit einer Schürze um die Hüften gebunden, aus der Küche. Bei dem Spitznamen verdrehte ich innerlich die Augen. ,,Gut, bis auf Mathe." Gab ich ihr ehrlich zur Antwort und sie nickte daraufhin wissend. ,,In 10 Minuten ist das Essen fertig. Dann muss ich auch was mit dir bereden. Ich ruf dich dann, ja?" Sie schwenkte den Kochlöffel in der Luft und machte dann auf dem Absatz kehrt. Mich ließ sie verwirrt im Flur zurück. Worüber wollte sie bitte mit mir reden? Wird schon, hoffentlich, nicht so schlimm sein, dachte ich mir schulterzuckend und ging rauf in mein Zimmer.
Geld hatten meine Mutter und ich definitiv genug, was sich auch auf mein übergroßes Zimmer auswirkte. Wir wohnten in der reicheren Gegend von Doncaster, in einem, ehrlicher Weise, zu riesigem Haus für nur zwei Personen. Das war aber schon immer so, seit ich lebe.
Meinen Vater habe ich nie kennen gelernt, da er vor meiner Geburt verstorben ist. Traurig stimmt mich das manchmal schon ein wenig, da ich nur zu gerne eine Vaterfigur in meinem Leben hätte, aber irgendwie geht das auch so. Meistens jedenfalls. Wenn die anderen darüber reden, was sie für tolle Erlebnisse mit ihrem Vater hatten, sei es angeln, wandern, zelten oder ähnliches macht mich das schon irgendwie neidisch. Aufjeden Fall hatte er vor seinem Tod eine eigene Firma, die meine Mutter übernommen hat und ziemlich viel Geld abwirft.
So können wir uns das alles leisten. Das große Haus, teures Auto, eigenen Pool. Meine Schüchternheit macht es trotzdem nicht wett. Und Freunde bringt es mir auch nicht. Denn was bringen mir Freunde, die nur hinter meinem Geld her sind? Richtig, nichts.
,,Louis!" Hörte ich die Stimme meiner Mutter rufen, weshalb ich die Treppen runter sprintete und in die Küche lief. Sie stellte gerade den Kochtopf auf den Tisch und nahm dann ihre Schürze ab. Ihre braunen glatten Haare hatte sie zu einem hohen Zopf gebunden, was sie streng wirken ließ, obwohl sie das eigentlich nicht ist.
Ich setzte mich auf meinen Platz und meine Mutter sich mir gegenüber. Stumm taten wir uns beide etwas Spagetti Bolognese auf den jeweiligen Teller, ehe ich den Mut hatte zu reden. Die Atmosphäre war einfach zu erdrückend für meine Verhältnisse. ,,Was musst du denn jetzt mit mir bereden?" Ich schluckte schwer. Mein Hals fühlte sich trocken an und trotz meiner anfänglich positiven Stimmung hierrüber, verschwand sie spätestens jetzt. ,,Nunja." Sie steckte sich eine Gabel Nudeln in den Mund und kaute länger als gewöhnlich darauf herum. Als wolle sie das Gespräch umgehen. Nach etlichen Minuten schluckte sie den Bissen endlich herunter und sprach weiter:,,Ich habe gedacht, du bist in allen Fächern so gut, da sieht doch eine 5 in Mathe blöd auf dem Zeugnis aus. Deswegen hab ich überlegt und ab sofort wirst du Nachhilfe nehmen."
Mir klappte der Mund auf. Das konnte doch nicht ihr ernst sein. ,,Aber das wird doch nichts ändern. Das liegt doch an Mr.Styles. Wegen ihm verstehe ich nichts! Niemand tut das!" Verteidigte ich mich, lauter als gewollt. ,,Genau deswegen wirst du auch bei ihm Nachhilfe nehmen. Und wenn sich deine Note dann immer noch nicht bessert werd ich mit der Schulleitung sprechen." Es wäre immerhin ein Beweis, dass Mr.Styles kein guter Lehrer ist, wenn ich Nachhilfe bei ihm hab und trotzdem versage. Aber will ich mir das wirklich antun? ,,Ich habe aber Angst vor ihm." Murmelte ich verlegen. ,,Ach Spätzchen. Er wird dir schon nichts tun. Er ist doch dein Lehrer." Ja und genau das ist das Problem. Er ist eine Autoritätsperson. Die sind immer angsteinflössend.
Nur widerwillig stimmte ich letztendlich zu. Abgesehen davon, dass ich eh keine andere Wahl hatte. Wenn es am Ende meine Note nicht verbessern würde, ist Mr.Styles wenigstens weg von der Schule. Hoffentlich. Auch wenn mir das dann im Endeffekt auch nichts mehr bringt, da ich in wenigen Monaten Abitur mache und ihn dann nicht mehr an der Backe kleben hab. Aber was muss das muss. Und wenn Nachhilfe der einzige Ausweg ist meine Note zu retten, dann lasse ich das über mich ergehen.
,,Gute Entscheidung Louis. Er wird sowieso heute Nachmittag schon kommen. Also räume dein Zimmer lieber auf." Ich schnaubte auf, bei dem Vorschlag. Als ob ich ihn in mein Zimmer lasse. ,,Wir werden im Esszimmer lernen", beschloss ich daraufhin einfach und ließ den letzten Löffel voller Spaghetti in meinem Mund verschwinden.
Durch das Esszimmer konnte man in unseren Garten blicken und es war alles schön geräumig, lichtdurchflutet und ordentlich. Zudem ist dort genug Platz, dass ich mich soweit wie möglich von Mr.Styles weg setzen könnte. Also Perfekt. Außerdem würde ich nie für Mr.Styles mein Zimmer aufräumen. Wer bin ich denn? Ich hab schließlich keinen Crush auf ihn, befreundet sind wir schon gar nicht. Also er ist einfach nur mein Lehrer, der kein Recht darauf hat, in mein Zimmer zu gehen.
Nach dem Essen schrieb ich erstmal Niall, da ich immer noch sehr aufgebracht war.
Louis: 》Du glaubst nicht, wozu meine Ma mich jetzt zwingt. NACHHILFE bei Styles!《
Nur wenige Minuten später hatte Ni schon geantwortet.
Niall: 》Du ärmster! Ab wann? Ich hasse den so! Wenn er dich nur einmal anmotzt, sag Bescheid und ich komme vorbei!《
Bei Nialls Nachricht musste ich schmunzeln. Er ist wirklich der beste Freund, den man sich wünschen kann.
Louis: 》Schon ab heute, argh. Ich ihn auch. So ein eingebildeter, fieser Sack.
Danke, dass ist lieb von dir, aber er hat dich eh schon auf dem Kicker, also las ich das mal lieber, deine Hilfe zu beanspruchen:D《
Während ich mit einer Hand mein Handy umklammert, hatte ich in der anderen meine Mathesachen. Ich balancierte mit dem Haufen die Treppe hinunter und schmiss ihn unachtsam auf den Glastisch, als mein Handy erneut vibrierte.
Niall: 》Dann viel Glück! Aber ist mir egal, würde dir immer helfen. Bist doch mein bester Freund.《
Ich lächelte als ich seine Nachricht las, doch es verschwand, als es an der Haustür klingelte. Na dann lasset den Horror beginnen!
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