Der Morgen der Welt - Das Volk der Wälder
Chroveus erwachte in einer grünen Hose aus gewebtem Stoff gekleidet auf einer großen, saftig grünen Lichtung umgeben von riesigen Laubbäumen. Es waren vor allem Linden und Kastanien, ein breiter aber nicht tiefer, langsam fließender Wasserlauf passierte die Lichtung und an seinen Ufern wuchsen gesunde Weiden empor. In den hohen und ausgedehnten Baumkronen sangen allerlei Vögel und schienen sich einander in der Gesangskunst messen zu wollen. Dort stand Chroveus und genoss die Strahlen der Sonne, welche langsam über die Baumwipfel kletterte, deutlich flinker tat es ein Eichhörnchen. Nazu unermüdlich schien es hin und her zu springen immer im Blick von Chroveus, der sich angesichts der prächtigen und fröhlichen Natur bis tief in sein Herz hinein erfreute und hätte am liebsten noch länger dem kleinen Genossen bei seinem lebhaften Treiben zu gesehen. Doch er wurde von mehreren Stimmen aus seinen Gedanken gerissen und verlor seine Aufmerksamkeit für das Nusswiesel. Er richtete seinen Blick in die Richtung aus der er die Stimmen vernommen hatte und sah fünf Leute, derselben Rasse wie er zugehörig, zwischen den Bäumen hervortreten. Die fünf Männer bewegten sich lautlos und majestätisch über die mit unzähligen Blumen übersäte Wiese auf Chroveus zu, er überragt sie um einen Kopf und hatte eine hellere Behaarung als sie. Die Männer trugen ebenfalls grüne Stoffhosen jedoch hatten sie auch Waffen bei sich, ein jeder besaß einen Lederköcher gefüllt mit langen und äußerst spitzen Pfeilen, und wo sich Pfeile befinden sind die Bögen nicht lange zu suchen. So trug jeder einen Bogen aus Eibenholz bei sich und zwei der kleinen Gruppe führten noch einen Speer bei sich, deren Spitzen war wie die Pfeilspitzen aus Feuersteinen gefertigt. Chroveus musterte die Kompanie erst misstrauisch, aber je näher sie kamen desto deutlicher konnte er die Freude in ihren glücklichen Gesichtern erkennen, so wurde ihm klar dass die Gesellen nur unwahrscheinlich was schlechtes im Sinn haben konnten. "Seid gegrüßt mein Freund, du sollst unser Anführer und Herrscher werden, wir sind alle vor einigen Tagen erwacht nur du nicht.", sprach ein Speerträger und verbeugte sich vor Chroveus, alle anderen taten es ihm nach. Dann fügte der Mann hinzu: "Ich heiße Achoris und habe bis hierhin deine Berufung übernommen, wir haben auf dein Erwachen gewartet. Bitte komm mit uns und werde du unser Anführer". Dann knieten sie sich vor Chroveus nieder, dieser schaute sich langsam um und dein Blick streifte nochmals die Bäume und die Vögel, das Wasser und den Himmel, dann blickte er Achoris und seine Kumpanen an "Ich komme mit, lauft ihr voraus dann werde ich euch folgen." Ohne weitere große Worte machte sich Achoris auf und blickte kurz in die Sonne, dann ging er über die blühende Wiese dorthin zurück wo die Gruppe aus dem Wald gekommen war. Direkt gefolgt von seinen Leuten trat er zurück in den Schatten der Bäume und in einiger Entfernung folgte ihnen Chroveus.
Durch die dichten Kronen der Bäume fielen einige Flecken von Licht auf den Waldboden und an manchen Stellen wuchsen wunderschöne Blumen. An anderen Stellen sprossen Pilze und Farne empor. Bienen hausten in einem hohlen Baumstamm und summten ihr Liedchen während sie fröhlich um ihr Nest tanzten. Chroveus hatte mittlerweile zur Gruppe aufgeschlossen und sie erreichten nach einem halben Tagesmarsch ohne auch nur einmal zu rasten einen großen Fluss. Dieser Wasserlauf war um einiges breiter als der Fluß auf der Lichtung,die Sonne stand jetzt am höchsten Punkt und warf ihre Strahlen schnurstracks auf den Wald hinunter, zurückgeschickt durch das Wasser tat es Chroveus in den Augen weh lange den Fluss anzuschauen. Achoris und seine Leute schienen dieses Gebiet zu kennen wie ihre eigene Westentasche (auch wenn sie keine Westen besaßen) denn ohne groß zu zögern hielten sie sich flußabwärts unbeirrt fanden sie ihren Weg und selbst als der Fluß eine um die zwei Dutzend Fuß tiefe Klippe hinunter fiel, setzte Achoris einfach zu Sprung an und landete wie eine Katze auf allen Vieren sicher und fest auf dem Boden. Der Wasserstrom wurde mit der Zeit breiter und breiter, am frühen Abend hatte Chroveus Schwierigkeiten das andere Ufer zu erkennen und bei einsetzender Dunkelheit war es gar nicht mehr zu sehen.
Nachdem die Sonne ihre letzten Strahlen über den Wald geworfen hatte verschwand sie und ließ zunächst einen roten Himmel zurück. Dieses wandelte sich mit der Zeit in ein klares Dunkelblau. Die Sterne funkelten um die Wette und beide Monde suchten ihren Weg durch die Nacht. Lautlos und doch flink wie Wiesel huschte die Gruppe um Achoris und Chroveus am Ufer entlang, unbemerkt von allen Tieren des Waldes eilten sie rastlos vorüber. Nur ein trinkender, riesiger Hirsch unterbrach sein Tun und blickte um sich, doch die Gruppe war schon längst vorüber. Nach einiger Zeit tauchte in der Ferne ein Lichtlein auf, Achoris drehte sich zu Chroveus um und flüsterte:"Da sind die anderen von unserem Volk, sie erwarten uns schon". Mit einem Nicken forderte Chroveus auf das Tempo nochmal zu erhöhen und das restliche Volk nicht länger als nötig warten zu lassen, so liefen sie ermutigt durch den Wald. Das Licht befand sich auf einer kleinen Anhöhe und bald traten sie aus dem Wald heraus auf eine Lichtung. Diese Lichtung war ähnlich groß wie die auf der Chroveus erwachte, jedoch brannte in der Mitte ein Feuer und um dieses herum saßen die vierzehn Anderen dieser Rasse. Alle trugen grüne Gewänder und an einem Ast von einer großen, alten Eiche, welche einige Schritte entfernt des Feuers stand, hingen viele Köcher und Bögen, aus Leder und Holz gefertigt. Als die Neuankömmlinge bemerkt wurden standen alle Anwesenden auf und verbeugten sich vor dem eigentlichen Häuptling, ebenso Achoris und seine Begleiter, Chroveus stand als einziger und das Feuer warf seinen Schatten auf die Wiese der Lichtung. Für einen Moment schien alles zu schweigen, nur die Flammen tanzten und prasselten vor sich hin. Da hob Chroveus seine Stimme:"Ich bin euer Häuptling und ich befehle euch im Einklang mit der Natur zu leben und die Natur zu schützen. Ich hatte einen Traum während ich schlief, es kamen Gestalten, viele Gestalten, sie haben Bäume gefällt. Sowas darf nicht passieren sonst verlieren wir unser Heim.", da brach sein Volk in großen Jubel und riesige Freude aus, aber einige fragten sich trotzdem was es mit den Gestalten auf sich hatte, welche in Chroveus Traum Bäume fällen.
Nachdem Chroveus noch einige abschließende Worte sprach brachte man ihm einige Waffen, welche man schon für ihn gemacht hatte, es war ein schön verzierter Bogen und ein dazugehöriger, mit Pfeilen gefüllter Köcher und ein großer Speer mit breiter Spitze.
Jetzt begannen man eifrig damit Speisen und Trank auszuteilen. Dabei handelte es sich um Beeren, Wurzeln und Früchte aller Art und zu trinken gab es Gemische aus zermalmten Früchten und Wasser. Jeder griff beherzt und frohen Mutes zu, man erzählte sich viel in dieser Nacht und doch ging man irgendwann schlafen. Zwei hielten anfangs noch Wache und legten bißchen Holz ins Feuer, als aber nur noch wenige traurige Flammen zuckten, legten auch sie sich zum schlafen ins Gras. Über der Gruppe strahlten die Sterne aus voller Kraft, noch immer traute sich keine Wolke die Monde zu verdunkeln. Wäre jemand von dem Volk noch wach geblieben, hätte dieser jemand mit etwas Glück die Gestalt eines riesigen Hirschs auf einem Berg sehen können, welche kurz das Licht des Mondes brach und majestätisch über den Wald wachte.
Ohne Eile und Hast ruhte man bis spät in den Tag hinein, Chroveus beobachtete wieder die kleinen Vöglein wie sie vor Freude und Heiterkeit ihre Runden zogen und aus voller Kehle sangen. Jeder dem es nach was Essbarem begehrte nahm sich einfach etwas von den reichlichen Resten. Gegen Abend stand Chroveus auf und forderte seine Leute auf ihm zu folgen ohne Widerstand packte jeder seine Waffen und man teilte den übrigen Proviant auf und kurz darauf war das Volk marschfertig. Die Sonne färbte den Himmel in einem sanften Orange und die Dunkelheit kroch unter die Bäume und machte sich im ganzen Wald breit, die Vogelgesänge verstummten und Käuzchenschreie waren aus den Baumkronen zu vernehmen. Chroveus und seine Leute waren schon längst unterwegs als der Nebel fiel und die Bäume nur noch als dunkle Schatten sehen ließ, wie unscheinbare Schatten huschten sie unauffällig und nahezu lautlos durch das Unterholz. Ohne Verzögerungen gelangten sie flott an den Wasserlauf und liefen geschwind mit der Richtung des Wassers den Fluss hinab. Niemand vermochte ihnen zu folgen und so liefen sie bis zum frühen Morgen, bis sie eine steile Felskante vor sich sahen. Der Wasserstrom stürzte auf seiner vollen Breite den Abgrund hinab und zog mit einem lauten Donnern in der Tiefe hinfort, aus den Wassermassen lösten sich kleine Tröpfchen in denen sich die ersten Sonnenstrahlen brachen und das Wasser mit einem wunderschönen, bunten Regenbogen überzogen.
An diesem Ort sprach Chroveus zu seinem Volk:" Hier seht ihr fast alles was uns gehört, wir werden uns aufteilen um den Wald zu schützen und gegen jeden Gegner kämpfen der unserem Wald etwas antut.", dann teilte Chroveus sein Volk in fünf Gruppen, zwei Männer und zwei Frauen. Außerdem dem teilte er den Wald in vier Teile, geteilt durch die Felskante in Oberwald und Unterwald und nochmals durch den Fluß in Morgenseite und Abendseite, so entstanden vier Teile und in jedem Teil sollte eine Gruppe leben. Die Gruppe, der Chroveus angehört, sollte immer durch alle Teile wandern, helfen und für einen Austausch zwischen den Gruppen sorgen.
Zum Schluss verabschiedeten sich alle Gruppen voneinander und machten sich auf den Weg in ihre Gebiete.
In den nächsten Tagen führten die Gruppen vor allem ein Nomadenleben, sie wanderten umher, lernten ihre Gebiete genauestens kennen und schlossen Freundschaft mit allen Tieren dieser Gebiete. Gerade an den äußeren Rändern des Oberwaldes lebten Bären und Wölfe, denn diese Ränder grenzten an die Berge. Auf die Bären und Wölfe galt es acht zugeben. Über die nächsten Monate hinweg lebte Chroveus und sein Volk Hand in Hand mit der Natur und es gab keinen Anlass diese beschützen zu müssen, da es keine großen Feinde gab. Nur einmal kam es in dem abendlichen Oberwald zu einem kleinen Scharmützel zwischen den vier Wächtern und einer Schar Wölfe die aus den Bergen über die großen Wiesen in den Wald eingedrungen waren und einige Rehe gerissen hatten.
Ansonsten lebte das Volk glücklich und dankbar unter den Kronen der Bäume und liebte den Wald und alles was darin lebte, zutiefst. Bis zu jenem Tag der wie jeder andere begann. Die Sonne kletterte durch den Nebel und stieg langsam über die Baumwipfel und Chroveus erwachte zusammen mit seinen drei Begleitern unter einem kleinen Baum, wo die ihr Nachtlager errichtet hatten. Geschwind packten sie ihren Kram in Ledersäcke und zogen hinfort. Sie befanden sich im abendlichen Oberwald und liefen solange bis sie den Fluss erreichten, dort entschieden sie sich flussaufwärts zu ziehen und gelangten gegen Abend so bis in die Anfänge des Gebirges. Die Bäume wurden kleiner und die riesigen Laubbäume wandelten sich in widerstandsfähige und feste Nadelbäume,hier traf Chroveus mit seiner Gruppe auf zwei der vier Wächter dieses Waldes, sie hießen Wios und Tracheus. Diese beiden hockten mit gespanntem Bogen hinter einem Felsen und guckten verunsichert nach Norden, dahin wo die Berge anfingen und der Wald sich dem Ende neigte. Sie berichteten von komischen Wesen, welche öfters in diesen Wald einfielen. Sie hatten die Gestalt von Affen, waren aber deutlich stämmiger und wohin ihr braunrotes Blut fließt, dort verdorrt das Leben und verdunstet das Wasser. Sie kommen mit dem Einbruch der Nacht aus ihren Behausungen und suchen den Wald heim. In großer Zahl kommen sie und fällen Bäume welche sie dann in die Berge schleppen. Dazu zeigte Tracheus auf einige Stümpfe von abgebrochenen Bäumen. Wios erklärte noch, dass er und seine Kumpanen beabsichtigt dünne Pfeile nutzen damit keine großen Wunden entstehen und nur wenig Blut dem Tier entrinnt. Plötzlich brach der Sturm los, ein Vieh war auf einem Felsen zu sehen. Als Schatten zeichnete sich das Tier vom roten Abendhimmel ab und dann stieß es einen Schrei aus und viele Schreie folgten als viele Schatten über die Felskante hüpften und über die Ebene stürmten, die Gefährten hinter dem Stein blieben scheinbar ungesehen. Die Wesen bearbeiteten den Stamm mit Faustkeilen und ähnlichem primitiven Werkzeug, trotz der einfachen Methode viel der Baum auch bald und eine Gruppe der Viecher machte sich daran den Baum weg zu ziehen. Die übrigen Wesen vergriffen sich am nächsten Baum, da tönte eine lautes Horn über die Ebene und der Schall kam von den Bergen zurück. Da sprach Chroveus, der jetzt aus dem Schatten des Steins trat:"Hört, hört her ihr Schurken der Nacht, ich bin Chroveus, Herr des Waldes und ich lasse Schänder meines Heimes nicht ungesühnt!". Die Schurken der Nacht starrten ihn nur müde an und fingen an den Baum weiter zu bearbeiten. "Gib mir einen Pfeil!", forderte Chroveus und bediente sich an Wios Köcher, nur wenige Momente später zerriss ein pfeifender Schuss die anbrechende Nacht und ein Schurke fiel zu Boden auch die Gefährten hinter dem Stein konnten ein leises zischen vernehmen als das Viech anfing zu bluten.
Jetzt blickten auch alle anderen der Baumdiebe auf und kurz darauf wurden auch sie von mehreren Pfeilen durchbohrt. Zum Unglück wurde einer ungünstig getroffen und sein Blut spritzte stark, in mehreren Schritten umkreis wuchs ab jetzt nichts mehr. Mit der Zeit kamen auch die anderen zurück und für die brach das gleiche Schicksal herein, nur dass sie in einem großen Abstand vom Wald entfernt umkamen und ihr Blut keinen großen Schaden anrichtete. Darauf folgte kein Viech mehr. Ob dies die letzte Begegnung war blieb für sie Wächter abzuwarten.
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