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Harrys POV:
Als ich am nächsten Morgen in die Küche schlurfte, saß Louis bereits am Küchentisch und starrte völlig weg getreten auf seine halbleere Kaffeetasse.
„Morgen", nuschelte ich deshalb bloß, was ihn jedoch sofort aus seiner Trance holte und ihn zusammenzucken ließ.
„Morgen", erwiderte er ebenso schläfrig, bevor er an seinem Getränk nippte und den Blick erneut ins Leere schweifen ließ.
Sobald ich mich ihm gegenüber setzte und etwas lustlos meine Cornflakes löffelte, fragte ich: „Hast du Lena abgesagt?" Auf sein Kopfschütteln hin entwich mir ein Stöhnen, wodurch er in seinem Stuhl zusammensackte.
„Ich hab's versaut", murmelte er, wobei sich Tränen in seinen Augen sammelten. Prompt war ich hellwach und beugte mich über den Tisch, um meine Hand nach ihm auszustrecken.
„Du hast gar nichts versaut!", widersprach ich vehement, aber er machte nur eine abwehrende Handbewegung und stand auf.
„Ich liebe dich und du liebst Nia. So funktioniert das nicht", flüsterte er traurig und noch ehe ich ihn aufhalten konnte, war er verschwunden.
Ich hörte, wie er im Gästezimmer seine Sachen packte und wenig später wieder im Flur stand, in seine DocMartens schlüpfend.
„Wo willst du hin?", verlangte ich zu wissen, nachdem ich mich mit vor der Brust verschränkten Arme vor der Wohnungstür aufgebaut hatte, damit er nicht gehen konnte.
„Keine Ahnung." Schulterzuckend beugte er den Kopf zur Seite und belegte mich mit einem undurchdringlichen Blick, der mir einen Schauer über den Rücken jagte.
„Ich liebe auch dich", wisperte ich schließlich, was ihn allerdings nicht sonderlich zu beeindrucken schien, denn er verdrehte lediglich die Augen.
„Trotzdem funktioniert es nicht", beharrte er, woraufhin ich mich aus meiner strengen Haltung löste und ihn sogar sanft am Handgelenk berührte. „Doch. Irgendwie werden wir das hinkriegen", versprach ich - und obwohl ich meinte, einen Funken Hoffnung in seiner Miene aufblitzen zu sehen, wies er mich dennoch von sich.
„Ich glaube nicht an diesen Polyamoriescheiß", fauchte er plötzlich, dann stieß er mich beiseite und zwängte sich durch die Tür nach draußen in den Hausflur.
Zwar wollte ich ihm nacheilen oder zumindest rufen, doch vor lauter Überraschung war ich wie erstarrt und konnte lediglich hören, wie die schwere Haustür ins Schloss fiel.
Einige Minuten blieb ich da stehen, die Schläfe gegen den kalten Türrahmen gepresst und seine frostige Stimme in meinen Ohren, bis Nia hinter mir auftauchte und mich umarmte.
„Gib ihm Zeit", murmelte sie, während sie Küsse zwischen meinen Schulterblättern verteilte. Das brachte mich so durcheinander, dass ich auf einmal Tränen auf meinen Wangen spürte.
Wie zum Teufel konnte es sein, dass Gefühle mich so verwirrten? War ich sonst immer jemand, der einen kühlen Kopf bewahrte, brachte mich jetzt dieser Spagat zwischen Nia und Louis regelrecht durcheinander.
Also beschloss ich, an die frische Luft zu gehen, in der Hoffnung, dass nachher alles ein bisschen klarer wirkte.
Kurz darauf schlenderte ich entlang der Nidda und spürte tatsächlich, wie ich bei jedem Schritt besser durchatmen konnte.
Irgendwann kam ich zum Stehen und setzte mich auf eine kleine Rasenfläche, von wo aus ich genüsslich in die Sonne blinzelte.
Eine Weile verharrte ich so, bis ich mein Handy zückte und meinen Daumen unschlüssig über Louis' Kontakt kreisen ließ.
Zwar bezweifelte ich, dass er überhaupt dran gehen würde, doch meine Gedanken rasten zu sehr, um es nicht zu probieren.
„Was willst du, Harry?", ertönte nach dem ersten Klingeln seine Stimme, was mich erleichtert aufseufzen ließ.
„Wissen, wo du bist", antwortete ich, wofür er mir bloß ein Schnauben schenkte. „Nicht bei meinen Brüdern, keine Sorge", sagte er dann, was mich immerhin zufrieden nicken ließ.
„Es tut mir leid, dass das so kompliziert ist", meinte ich ehrlich, woraufhin er brummte: „Kannst du ja nichts für."
Gerne hätte noch etwas erwidert, aber weil mir irgendwie die Worte fehlten, schwieg ich stattdessen und begann, einige Grashalme auszureißen.
Auch er blieb einige Zeit still, bevor er sich räusperte: „Ich treffe trotzdem nachher Lena."
„Ich weiß. Auch wenn es mir nicht gefällt."
„Mir gefällt es auch nicht, dass du gestern bei Nia geschlafen hast", entgegnete er äußert schnippisch, weswegen ich scharf die Luft einzog.
„Wir kriegen das hin", wiederholte ich und ließ meine Hand sinken, mittlerweile ein ganzes Büschel Gras zwischen den Fingern.
„Ja aber wie soll das denn bitte aussehen? Ich hab dich von Montag bis Mittwoch und Nia dich die restliche Woche? Das ist doch bescheuert."
„Ja, aber wir können unsere eigenen Regeln machen", gab ich zu Bedenken, was ihn seufzen ließ. „Ich weiß nicht. Ich glaube, ich bin dafür nicht geschaffen und wäre viel zu eifersüchtig."
„Darüber könntest du immer mit mir reden", wandte ich ein, wodurch ich glaubte, ihn förmlich durch das Telefon schmunzeln zu sehen.
„Das wäre aber eine ganze Menge Gesprächsstoff", kicherte er sogar, was mich wiederum grinsen ließ. „Nichts, was mich davon abhalten würde, eine Beziehung mit dir zu führen."
„Das... das wäre schön", säuselte er in den Hörer, weshalb ich den Augenblick nutzte, um ihn wieder zurück zu holen. „Komm heute Abend nach dem Essen wieder. Dann reden wir mit Nia und dann... dann hab ich dich wieder."
Die letzten Worte waren kaum hörbar und dennoch entlockten sie ihm abermals ein Kichern.
„Okay."
„Versprochen?", hakte ich nach.
„Versprochen."
Sobald ich aufgelegt hatte und mich wieder auf den Heimweg machte, trug ich ein unbändiges Lächeln auf den Lippen und wischte alle Ängste, Louis könnte heute Abend vielleicht ungebetenen Besuch von seiner Familie bekommen, beiseite.
Kaum dass ich schließlich wieder die Wohnungstür aufschloss, kam mir direkt Niall entgegen, einen Joint in der Hand, den er mir unter die Nase hielt.
„Wo ist Louis?"
„Der braucht ne kleine Auszeit, kommt heute Abend wieder", erklärte ich, ehe ich gierig nach der Tüte griff und einen tiefen Zug nahm.
Anschließend gesellte ich mich zu ihm ins Wohnzimmer, wo es sich schon Nia, Zayn und Liam bequem gemacht hatten.
„Lust auf einen Harry Potter Marathon?" Niall fuchtelte triumphierend mit der Fernbedienung herum und auf unser zustimmendes Johlen hin, schmiss er den DVD-Player an.
Ich kuschelte mich an Nia, die zwischen meinen Beinen saß und zog ab und zu am Gras, das mich noch entspannter werden und alles um mich herum vergessen ließ.
Nur die Erinnerung an Louis' Versprechen hatte sich fest in meinem Hirn verankert und ließ mich aufhorchen, als es nach etlichen Stunden an der Tür klingelte.
Allerdings war es nur der Pizzabote, der uns mit einer Familienpizza versorgte, über die wir ausgehungert herfielen.
Doch auch nachdem wir aufgegessen hatten und die Jungs auf der Couch eingeschlafen waren, sodass Nia und ich in der Küche zurückblieben, um sämtliches Geschirr zumindest halbwegs ordentlich in die Spülmaschine zu packen, fehlte jegliche Spur von Louis.
Inzwischen war es weit nach Mitternacht und mir fielen schon beinahe im Stehen die Augen zu, weshalb Nia mich ins Bett drängte.
„Aber was, wenn er noch klingelt und wir es nicht hören?", gab ich quengelnd zu Bedenken, sodass sie sich mein Handy schnappte und demonstrativ die Lautlosfunktion abstellte.
Dadurch gab ich mich wohl oder übel geschlagen, stopfte das Handy extra unter mein Kopfkissen und fiel danach in einen unruhigen Schlaf.
Doch ich wurde erst wieder wach, als mich Sonnenstrahlen im Gesicht kitzelten und mein Telefon mir bloß eine einzige WhatsApp Nachricht anzeigte:
„Es tut mir leid."
mein herz weint :( meinungen? all the love. xx
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