02
Harrys POV:
"Guten Morgen, Schlafmütze", flüsterte meine Freundin Nia und küsste sanft meine Nasenspitze, bevor sie sich von der Matratze rollen ließ und im Badezimmer verschwand.
Seufzend rappelte ich mich auf und rieb mir den Schlaf aus den Augen, danach griff ich nach meinem "Kein Mensch ist illegal" - Pulli und zog ihn mir über den Kopf, während ich in die Küche schlurfte.
Dort empfing mich bereits der Duft nach frischem Kaffee und prompt wurde mir von Niall eine Tasse dampfende Flüssigkeit in die Hand gedrückt. Verwundert blinzelte ich ihn an. "Was machst du schon hier?", wollte ich wissen, woraufhin er mit den Schultern zuckte. "Mir war langweilig", antwortete er salopp, dann trank er selbst einen Schluck.
Kopf schüttelnd betrachtete ich den blonden Iren dabei, wie seine schmalen Hände sich um seinen Becher schlangen und seine blauen Augen regelrecht nervös umherzuckten.
Misstrauischen hob ich eine Augenbraue. "Was ist los? Du wirkst wie ein aufgeschrecktes Huhn." Nachdem er getrunken hatte, drehte er seinen Kopf zur Tür, in der plötzlich zwei mir vollkommen unbekannte Typen auftauchten.
Der eine hatte kurze braune Haare, war an den Oberarmen komplett tätowiert und scannte mich mit aufmerksamen Augen, der andere war ein hagerer Kerl mit einem pechschwarzen Irokesen und einer Jeansjacke, in der er regelrecht zu versinken drohte.
"Das sind Liam und Zayn", erklärte mein bester Freund und winkte die beiden näher zu uns, wohingegen ich einige Schritte zurück tat. "Seit wann schleppst du einfach Fremde in meine Wohnung?", fragte ich spitz, denn auch wenn ich nichts gegen Gäste hatte, wollte ich sie eigentlich kennen. "Die beiden sind Amerikaner, kamen gestern erst in Frankfurt an und hatten kein Hotel. Da hab ich sie zu mir eingeladen", sagte Niall, doch gerade, als ich etwas erwidern wollte, stieß Nia zu uns.
"Huch? Besuch, so früh am Morgen?", zwitscherte sie überrascht und reichte den beiden ohne Fragen jeweils einen Kaffee, den sie dankend annahmen. Anschließend stellte sie sich neben mich, sodass ich beschützend meinen Arm um sie schlingen konnte. "Ja, darf ich vorstellen? Liam und Zayn aus Amerika. Hab ich gestern in unserer Stammbar aufgegabelt", wiederholte Niall seine Worte, was meine Freundin mit einem Lächeln quittierte.
"Ihr habt doch bestimmt Hunger, oder? Soll ich uns Pfannkuchen machen?", schlug sie schließlich vor, was ich allerdings mit einem flüchtigen Kuss auf die Wange ablehnte. "Ich hab meiner Mutter versprochen, heute im Restaurant auszuhelfen, aber vielleicht heute Abend."
Mit diesen Worten löste ich mich von ihr und schob mich an den Neuen vorbei in den Flur, wo ich nach meiner Jeansjacke griff, an deren Rücken ein Aufkleber mit der Aufschrift "Punks respect pronouns" klebte.
Kaum dass ich nach draußen getreten war, folgte Niall mir."Ich komm mit", verkündete er zwar euphorisch, doch ich blickte ihn bloß fassungslos an.
"Du willst Nia mit denen allein lassen?" Misstrauisch runzelte ich die Stirn, weshalb mein bester Freund mir beruhigend auf den Rücken klopfte. "Die beiden sind schwer in Ordnung, glaub mir. Ich hab sie sogar zur nächsten Nazi-Blockierung eingeladen."
Obwohl ich dennoch etwas einwenden wollte, zog ich bloß eine Mütze über meine noch unordentlichen lilanen Haare, die ich normalerweise als Irkose trug - weil meine Eltern damit aber ein Problem hatten, verzichtete ich jedes Mal darauf, wenn ich sie im Restaurant besuchte.
"Kommt Nia eigentlich auch mit?", brach Niall nach einer Weile das Schweigen und kickte dabei einige Kieselsteine beiseite. "Natürlich, sie hat doch noch nie gefehlt", erwiderte ich, woraufhin er sich ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte und ich ihn spielerisch in die Seite boxte.
"Vergiss es, Kumpel. Du wirst nie eine Chance bei ihr haben. Sie gehört zu mir", sagte ich, da es kein Geheimnis war, dass der Blauäugige schon immer ein Auge auf meine hübsche Freundin geworfen hatte - wer konnte ihm es auch verübeln, immerhin waren ihre langen braunen Haare und ihre treuen Rehaugen ein Gedicht, sowie ihr erfrischendes Lachen ansteckend war und einem den Tag versüßen konnte.
Ergeben hob er zwar die Arme, während er sein Tempo erhöhte, und stolzierte dann hingegen demonstrativ vor mir her, auf seinen Pulli deutend: "I WAS AN ATHEIST UNTIL I REALIZED I'M GOD" sollte mir wahrscheinlich Angst machen - erfolglos, denn prompt begann ich zu lachen und schlug mir auf den Oberschenkel.
"Wenn überhaupt bist du der Gott der Erfolglosigkeit", feixte ich, wofür er mir den Stinkefinger zeigte. "Sei froh, dass ich Pazifist bin und dich gern hab", murrte er, bevor er tatsächlich zuließ, dass ich meinen Arm um ihn schlang.
Wenig später erreichten wir endlich das Restaurant meiner Eltern, wo ich bereits von meiner Mutter erwartet wurde, die mich mit vor der Brust verschränkten Armen musterte. "Du bist zu spät", stellte sie trocken fest, ehe ihre strengen Gesichtszüge lösten und sie mich in ihre Arme schloss.
"Dafür hab ich Verstärkung mitgebracht", tröstete ich sie auf dem Weg in die Küche, wo Dad und seine Mitarbeiter bereits in den Vorbereitungen für den Mittag steckten. "Das ist sehr gut. Wir erwarten nachher eine Hochzeitsgesellschaft. Ihr könnt die Tische decken." Mit diesen Worten drückte sie uns jeweils eine Schürze in die Hand, anschließend verschwand sie.
Nachdem wir uns fertig gemacht hatten, drückte ich Niall einen Stapel Teller in die Hand und schnappte mir selbst den Besteckkasten. "Wer schneller im Decken ist, kriegt vom Verlierer ein Essen ausgegeben!", verkündete mein bester Freund, sobald wir den separaten Speisesaal für private Feiern erreicht hatten.
Das machten wir jedes Mal, wenn wir hier arbeiteten, und obgleich ich Niall meistens gnadenlos besiegte, bestand er immer wieder darauf.
Auch heute war er letztendlich derjenige, der noch dabei war, die Rotweingläser auf seiner Seite des Raumes zu drapieren, wohingegen ich schon längst fertig war und ihn nur mit einem Grinsen auf den Lippen beobachtete und in aller Seelenruhe mit meinem Lippenpiercing spielte.
"Na, du Loser? Ich würde sagen, dass es Samstag nach der Blockierung was Leckeres zu Essen gibt - auf deine Kosten natürlich", kicherte ich, als er irgendwann wieder neben mir stand und sich die Ohren zuhielt, um so zu tun, als könne er mich nicht hören.
Doch noch bevor ich ihn weitet ärgern konnte, steckte meine Mutter ihren Kopf in die Tür und winkte mich zu sich.
"Wir kriegen am Montag einen neuen Kellner und ich möchte, dass du zumindest eine Schicht mitmachst, damit du ihm alles zeigen kannst."
meinungen? ich liebe euch. xx
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