Kapitel 19

Er wusste nicht wie lange er geschlafen hatte, aber als er erwachte war es bereits hell. Er drehte seinen Kopf, erst nach links, dann nach rechts. Nora hatte ihr Feldbett schon verlassen. Virgenie lag immer noch leblos da. Um sie herum standen zwei Sanitär, die ihren Kopf untersuchten. Newt versuchte sich aufzurichten und bemerkte erst jetzt, wie sehr ihm sein Körper schmerzte. Jeder einzelne Muskel brannte! Er hob langsam den Arm und betrachtete ihn. Keine dunkelblau herausstechenden Adern! Und auch das versperrte Gefühl seiner Lunge war verschwunden. Sein Kopf fühlte sich wieder normal an, nicht mehr als wären kleine Viecher in seinem Kopf, die sein Gehirn befallen würden. Er versuchte sich noch einmal aufzurichten. Langsam. Am besten ohne irgendeinen Muskel sehr belasten zu müssen. Sein Körper schmerzte noch nach, als er sich aufgesetzt hatte. Er sah die beschäftigten Sanis an und fragte vorsichtig: ,,Wird sie wieder gesund?“ Ein Sani sah auf. ,,Ah, da ist ja jemand aufgewacht!“, sagte er mit einem Grinsen auf dem Gesicht, er war seiner Frage ausgewichen! War das unabsichtlich oder wollte er ihn nur nicht beunruhigen. ,,Könntet ihr mir meine Frage beantworten?“, fragte er gespielt höflich. Nun sah der andere Sani auf. ,,Hör zu, mein Junge!“, sprach er, als würde er mit einem kleinen Kind sprechen. Newt legte den Kopf schief, sagte aber nichts dazu. Der Sani sprach weiter: ,,Wir sollten einfach abwarten bis sie aufwacht! Sie hat sich ziemlich stark den Kopf gestoßen! Es könnte sogar sein, dass von dem Schlag ein Nerv beschädigt worden ist und sie nicht mehr laufen kann!“ Newt sah den Sani entrüstet an. Damit hatte er nicht gerechnet! ,,Aber wir wollen nichts überstürzen! Geh du lieber ein wenig nach draußen an die frische Luft, da warten ein paar Leute auf dich!“ Eigentlich wäre Newt lieber hier bei Virgenie geblieben aber der Sani sah ihn auffordernd an. Er stand langsam auf und setzte einen Fuß vor den anderen. Jeder Schritt schmerzte, aber er lief weiter. Als er aus dem Krankenzelt trat, standen bereits Nora, Thomas, Minho und Pfanne davor. Jeder von ihnen umarmte ihn einmal. Jede Umarmung schmerzte in seinen Muskeln, aber es fühlte sich gut an wieder ,,zu Hause“ zu sein! Thomas umarmte ihn am längsten, er schien ihn gar nicht los lassen zu wollen! Newt hatte seinen besten Freund unfassbar vermisst! Jeden Tag hatte er an ihn gedacht und daran, was er alles für ihn getan hatte. Er war immer optimistisch gewesen, hatte ihn ermutigt und hatte ihm letztendlich auch das Leben gerettet. Bei den Gedanken füllten sich Newt's Augen mit Tränen. ,,Ich verstehe das nicht! Wie ist das möglich? Ich dachte du wärst tot, man! Ich dachte ich würde dich nie wieder sehen und jetzt? Jetzt stehst du hier!" Newt verstand, dass es für ihn unvorstellbar sein musste, dass er hier vor ihm stand. Er war sich nicht sicher, aber meinte ein leises Schluchzen von Thomas zu hören. ,,Tommy!", sagte Newt und löste sich vorsichtig von der Umarmung. ,,Du ahnst gar nicht wie froh ich bin wieder bei euch zu sein! Ich hab euch unsagbar vermisst!" Dabei schaute er besonders Thomas an. ,,Ich werde euch später alles erklären!" Die anderen nickten. Newt sah einmal um sich und bemerkte Sonya. Seltsam sie schien ihn richtig anzustarren! Er dachte nicht weiter darüber nach und wandte sich wieder seinen Freunden zu. ,,Wie geht es Virgenie?“, fragte Nora besorgt. Newt traute sich nicht auszusprechen was der Sani gesagt hatte, also zuckte er nur mit den Schultern und sagte: ,,Ich weiß nicht genau…“, Nora sah nicht überzeugt aus, fragte aber nicht weiter. ,,Wie geht's dir denn?“, fragte Thomas nun.
,,Furchtbar, mir tut alles weh!“, seufzte er. ,,Auch so Muskelkater, wie ich?“, grinste Nora. Newt nickte. Newt blickte noch einmal zu der Stelle, an der Sonya ihn vorher beobachtet hatte und bemerkte, dass sie ihn immer noch anstarrte. ,,Wieso guckt sie denn so?“, flüsterte Newt, damit Sonya sie nicht hören konnte. ,,Vielleicht ist sie einfach genauso überrascht, wie die anderen, dass du noch lebst?“, überlegte Nora. ,,Das glaube ich nicht..", sagte Minho plötzlich. Newt sah ihn fragend an. Nun trat auch Bratpfanne vor. ,,Wir haben einen Weg gefunden, unsere Erinnerungen zurückzubekommen..", begann er. Thomas nickte. ,,Wenn du bereit dafür bist… dann können wir sie dir auch wiedergegeben!“ Newt wusste nicht, ob er sich jetzt freuen oder Angst haben sollte. ,,Sollen wir dir das Gerät mal vorführen?", fragte es nun hinter ihm. Er drehte sich um, es war Brenda. Er lächelte: ,,Gern!“ Sie liefen
ein paar Meter weiter in ein anderes Zelt, welches ziemlich abgedunkelt war. In dem Zelt stand eine Art riesige MRT Röhre, er wusste nicht, woher er das kannte, aber konnte sich erinnern so etwas schon einmal gesehen zu haben. ,,Wie habt ihr denn das gemacht?“, fragte Newt ganz fasziniert. ,,Wir haben ein paar Notizen im Berk gefunden, welches ja mal WCKD gehört hatte. Sie haben das mit der Gehirnblockade genau erklärt und im Berk waren genug Gegenstände, mit denen wir das nachbauen konnten!“, erklärte eine Männerstimme stolz. Newt drehte sich abermals um. Es war Flinz!
,,Na alter Kumpel! Willst du deine Erinnerungen auch zurück?“, fragte er. Newt nickte zögernd. ,,Keine Sorge, bis jetzt ist dabei noch niemand gestorben", versuchte Vince ihn zu beruhigen. Newt sah nicht wirklich überzeugt aus. Vince schien es nicht zu bemerken. ,,Komm schon, setz dich da mal drauf!“, begann der.
Newt tat, wie ihm befohlen wurde.
,,Wir sehen uns dann später!“, sagte Minho und dann verließen sie das Zelt. Nur Nora war drinnen geblieben. ,,Falls was schiefgeht..", begann Newt. ,,Sag Virgenie es tut mir leid, wegen dem Stock!“ Nora grinste schief. ,,Mach kein Drama, das wird schon!“, sagte sie dann und folgte den anderen. Vince ging kurz in den hinteren Teil des Zeltes. Newt versuchte zu erkennen was er dort suchte, doch das Gerät war im Weg. Als er zurückkam, hatte er eine Spritze mit einer seltsamen, bläulichen Flüssigkeit in der Hand. ,,Bist du sicher?“, fragte Newt und verzog das Gesicht. ,,Wie die Kleine gerade schon sagte, mach kein Drama draus, es tut nicht weh, ist nur eine Betäubung. Versuch dich einfach zu entspannen und leg dich hin!“, sagte Vince und lächelte. Newt tat, wie ihm befohlen. Er spürte einen leichten Stich in seinem Arm und dann verschwamm alles. Er spürte wie die Unterlage, auf der er lag in das Gerät geschoben und wurde und etwas an seinem Kopf passierte dann war er einfach weg. Er war fest eingeschlafen und er träumte! Es war kein normaler Traum. Er sah, wie auf ihn, tausende von Erinnerungen zuflogen und auf seinen Kopf ein dröhnten. Sie flogen so schnell auf ihn zu, dass er sie sich nicht genau ansehen konnte. Er konnte sich nicht bewegen oder sprechen, aber hätte am liebsten geschrien. Es war als würde sein Kopf jeden Augenblick zerplatzen. Und plötzlich war alles schwarz. Der Schmerz war verschwunden und er spürte wieder, wie sich die Unterlage unter ihm bewegte. Vorsichtig öffnete er die Augen. Er brauchte ein paar Sekunden um alles in seinem Kopf zu ordnen. Er erinnerte sich! Er erinnerte sich an alles! Daran, dass sie seine Eltern getötet hatten, an die Zeit bei WCKD, in der er sich mit Thomas und Teresa angefreundet hatte und wie sehr sie sich geirrt hatten und er erinnerte sich an etwas ganz Entscheidendes! Sonya! Plötzlich ergab alles Sinn! Sie war die, die ihm die ganze Zeit nicht aus dem Kopf gehen wollte! Sie war die, die die furchtbare Leere in seinem Kopf ausgelöst hatte! Sie war seine Schwester und er hatte nichts davon gewusst! Es war ein bedrückendes Gefühl. Er musste mit ihr reden! Sie sehen! Er richtete sich vorsichtig auf und bemerkte, dass Vince neben ihm stand. Er nickte ihm zu, drehte sich um und ging. Newt trat aus dem Zelt und suchte mit den Augen den Hafen, nach Sonya oder eher gesagt Lizzy ab. Tatsächlich, WCKD hatte Lizzy einen neuen Namen gegeben, wie allen anderen, und dieser Name war Sonya gewesen! Dort! Ein paar Meter von ihm entfernt saß sie alleine auf einem Stein! Er lief langsam auf sie zu. Er hatte keine Ahnung was er ihr sagen sollte… Es war alles so unglaublich! Als er sie fast erreicht hatte, bemerkte sie ihn. Jemand schien ihr erzählt zu haben, dass er sein Gedächtnis wieder bekommen hatte, denn sie sprang auf und rannte auf ihn zu. Sie schien sich keine großen Sorgen darum gemacht zu haben was sie sagen sollte, denn sie nahm ihn sofort in die Arme. Er drückte sie fest an sich. Tränen überströmten sein Gesicht. ,,Es tut mir so leid!“, sagte er plötzlich. ,,Was tut dir leid?“, fragte sie überrascht, löste sich von ihm und wischte sich über das Gesicht. ,,Ich hab dich vergessen, wie konnte ich nur?“, schniefte er. ,,Das ist doch nicht deine Schuld!“, sagte sie und fiel ihm wieder in die Arme. Sein Herz war wieder komplett! Kein Mensch hätte dieses Gefühl beschreiben können!

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