Kapitel 18
Als Virgenie an diesem Morgen erwachte war Nora eingeschlafen.
Der einzige der schon oder noch wach war, war Newt. Die Stimmung war bedrückt sie ließen Nora noch schlafen und segelten weiter so schnell der Wind es zuließ. Newt war sich nicht sicher, ob es sein Unterbewusstsein oder wirklich Virgenie gewesen war, wer in seinem Traum mit ihm gesprochen hatte. Aber ihrem Benehmen zu Urteilen kam es ihm fast schon realistisch vor, dass sie es gewesen war. Sie warf ihm immer wieder flehende Blicke zu als wolle sie ihn nur nochmal auf ihre Bitte hinweisen. Sie hatten bis Nora erwachte kein Wort miteinander gesprochen. Keiner von ihnen sah mehr gesund aus. Es zeichneten sich tiefe Augenringe unter ihren Augen ab und der Hunger setzte noch eins obendrauf. Ihre Vorräte waren schon völlig aufgebraucht! Ja der Hunger wurde von Stunde zu Stunde spürbarer und unerträglicher. Das restliche Wasser, welches sie glücklicherweise noch in ihren Flaschen hatten, half auch nicht dagegen an. ,,Möwen!“, schrie Nora plötzlich. ,,Die können uns nichts mehr klauen!“, rief Newt beschwichtigend. ,,Nein, ich meine, wo Möwen sind, ist meistens auch Land!“, sagte Nora aufgeregt. ,,Kommt darauf an was für Möwen!“, meinte Newt aber die Aufregung war ihm ins Gesicht geschrieben. ,,Da!“, schrie Nora plötzlich. ,,Ich kann was erkennen!“ Die drei rannten nach vorne, zu Nora, und strengten ihre Augen an. Tatsächlich! Ganz in der Ferne, war ein kleiner Fleck der aussah wie eine Insel. Könnte es sein? Könnte das der Sichere Hafen sein?
,,Volle Kraft voraus!“, rief Newt. ,,Ich will mir das aus der Nähe ansehen!“
Alle rannten sofort zu ihren Plätzen nur Virgenie lief nicht so schnell. Es schien sie zu sehr anzustrengen. Der Wind leistete seinen vollen Beitrag und sie kamen schnell voran. Dennoch. Sie würden frühestens abends ankommen! Sie fuhren schon ein paar Stunden als Virgenie plötzlich rief: ,,Ich brauche eine Pause!“ Sie stolperte zurück zu ihren Matratzen und ließ sich fallen. Nora und Newt rannten zu ihr hinüber. ,,Hey, alles gut?“, fragte Nora besorgt. ,,Ja ich brauche nur eine Pause!“, schnaufte sie. Auf einmal hatte Newt wieder dieses Gefühl, sich gleich nicht mehr kontrollieren zu können. Diese Aussetzer die man je weiter die Verwandlung fortschritt immer öfter bekam. Er musste schnell Abstand nehmen. ,,Ich gehe schauen wie weit es noch entfernt ist.", sagte er und ging schnell auf die andere Seite des Bootes. Er versuchte sich langsam zu beruhigen und atmete ein paar Mal tief ein. Und plötzlich. Ein Schrei! Noras Schrei! Ohne dass er wusste wie ihm geschah, sprang er auf, schnappte sich den Stock, mit dem sie sich ein paar Tage zuvor von Felsen abgestoßen hatten und rannte damit zurück zu den Beiden. Nora lag am Boden und flehte Virgenie an. Diese drückte Nora zu Boden und konnte sich ganz offensichtlich nicht kontrollieren! Bevor Newt auch nur wusste was er tat, schlug er mit dem Stock auf ihren Kopf! Sie fiel auf die Seite und blieb leblos am Boden liegen. Nora erwachte aus ihrer Schockstarre und fing an zu schreien: ,,Du hast sie umgebracht!!!“
Sie weinte sich die Seele aus dem Leib.
Auch er kam langsam wieder zur Besinnung. Er starrte auf den Stock in seinen Händen und dann auf die am Boden liegende Virgenie. Er ließ ihn auf der Stelle fallen. Jetzt realisierte er was er getan hatte und fiel auf die Knie. ,,Nein...", flüsterte er. Und ihm liefen Tränen über das Gesicht. ,,Nein das kann nicht sein!“ Er robbte zu ihr hin und drehte ihren Körper zu sich. ,,Was hab ich getan?“ Nun war es auch in ihm ausgebrochen. Er konnte es nicht fassen. ,,Bitte, bitte nicht!“ Er versuchte zu erkennen, ob sie noch atmete, aber er sah durch die Tränen alles nur noch verschwommen. ,,Das wollte ich nicht! Bitte …“ Er wischte sich die Tränen von den Augen, um etwas zu erkennen, aber sofort waren wieder neue da. Er nahm zitternd ihren Arm und versuchte ihren Puls zu erfühlen. ,,Bitte...", flüsterte er immer wieder. Und tatsächlich! Da! Wie aus einer anderen Welt. Spürte er das leichte Pochen an seinen Fingern. ,,Nora!“, er lachte, währendem er schluchzte. ,,Nora ich...ich spüre ihnen Puls! Sie lebt!“
,,Was?“ Nora hörte auf zu weinen, schaute ihn aber ungläubig an.
,,Sie lebt!“ Nora sah immer noch nicht überzeugt aus. Nun robbte auch sie neben ihn und tastete nach dem Puls. ,,Du hast recht!“, sagte sie und die Freude war ihr ins Gesicht geschrieben. ,,Wir müssen so schnell wir können zu diesem …“ Weiter kam Nora nicht denn das Boot erschütterte stark. Es war ein furchtbares Rumsen. Das Boot war stehen geblieben. Wegen des ganzen Aufruhrs an Deck hatten sie nicht darauf geachtet, wo der Wind sie hingelenkt hatte. Newt rannte zur Stelle, an der das Schiff angerammt war, welche sich nun auch erheblich anfing zu senken. ,,Wir sinken!“, schrie er. ,,Es hat uns erwischt!“ Aus dem eben noch glücklichen Gesicht war nun Verzweiflung geworden. ,,Und was machen wir jetzt?“, fragte Nora ängstlich. ,,Wir können doch nicht so kurz vor dem Ziel aufgeben!“
Newt sah in die Richtung, in der die Insel lag. Es war noch ein ganz schönes Stück bis dahin! ,,Wir müssen schwimmen...", sagte er leise. ,,Was?“, rief Nora, in der Hoffnung, sie hätte es falsch verstanden. ,,Wir müssen schwimmen!“, schrie er nun erheblich lauter. ,,Was???!!!“ Die Panik war ihr ins Gesicht geschrieben. ,,Das ist viel zu weit weg! Wir haben kaum noch Energie, weil wir tagelang nichts gegessen und kaum geschlafen haben und du willst, dass wir schwimmen? Dir geht es doch sowieso nicht besonders gut und was ist mit ihr?!“ Sie zeigte auf Virgenie. ,,Ich nehme sie!“ Er nahm Virgenie auf den Arm und sah entschlossen in die Richtung der Insel. ,,Du bist doch verrückt, das schaffst du nie!“, sagte Nora überzeugt. ,,Willst du lieber hier mit dem Boot untergehen? Komm schon wir müssen es wenigstens versuchen!“ Nora wusste immer noch nicht was sie davon halten sollte, aber sie hatte keine Wahl! Sie stiegen vorsichtig ins Wasser. ,,In Ordnung...ihr Kopf darf auf keinen Fall unter Wasser, sie atmet es sonst ein!“ Nora nickte, sie war jetzt schon übermüdet. ,,Los geht's!“ Sie fingen an zu schwimmen. Sie durften nicht zu schnell schwimmen sonst wäre ihre letzte Energie auch aufgebraucht!
Newt hatte sichtlich Probleme damit Virgenies Kopf über Wasser zu halten und gleichzeitig zu schwimmen. Die Insel hatte sich kaum genähert aber es fühlte sich an als wären sie schon Stunden geschwommen! Nora hatte die Hoffnung, ob es vielleicht Boden unter ihren Füßen gäbe. Sie tastete … nichts. Unter ihnen nur das Meer genauso wie um sie herum. Newt fing an immer schwerer zu atmen. ,,Ab hier übernehme ich!“, sagte Nora und nahm ihm Virgenie ab. Sie hatte selbst kaum noch Kraft aber für ihn musste es noch viel schlimmer sein! Erst sträubte er sich dagegen, doch dann war er doch erleichtert über die Pause. Die Sonne stand schon tief am Himmel! Es würde nicht mehr lange hell sein. Es zog wieder Wind auf und die Wellen wurden höher. Nun war es deutlich anstrengender Virgenies Kopf über Wasser zu halten. Ihre Arme und Beine schmerzten unaufhörlich. Die Schwimmbewegungen wechselten sich immer wieder ab. Mal kraulten sie Mal nicht. Sie wechselten sich immer wieder ab Virgenie zu halten.
,,Da!“, keuchte Newt plötzlich. ,,Ich sehe Menschen! Tatsächlich! Nora kniff die Augen zusammen und konnte es erkennen. Das Gefühl unbedingt ankommen zu wollen gab ihr neue Kraft. ,,Vielleicht sollten wir rufen und dann holen sie uns mit einem Boot oder so...", schlug Nora vor und schnappte wieder nach Luft. Sie begannen zu rufen. ,,Hey! Hallo! Hilfe!“ Vergebens. Sie waren viel zu weit weg. Das Rauschen der Wellen verschluckte ihre Worte. ,,Wir müssen näher ran!“ Sie begannen wieder schneller zu schwimmen. Sie mussten es einfach schaffen! Sie schwammen. Schwammen. Schwammen und schwammen. Bald spürten sie ihren Körper nicht mehr. Je weiter die Sonne verschwand, desto kühler wurde es. Aber an Kälte war nicht zu denken. Das einzige Ziel, was sie jetzt noch hatten, war anzukommen. Sie riefen immer wieder. Je später es wurde, desto mehr Sorge hatten sie, dass sie keiner bemerken würde, weil es dunkel sein würde und alle schlafen würden … ,,Wir müssen uns beeilen!“, drängte Newt. ,,Ich...", schnaufte Nora. ,,Ich kann nicht mehr!“ ,,Nora hör mir zu! Wir schaffen das! Mach's für mich! Mach's für deine Schwester!“ Sie nickte. Sie kamen nur noch mühselig voran. ,,Hilfe!“, rief Newt noch einmal aus vollem Halse. Er konnte nicht mehr. Tatsächlich eine Person schien stehen geblieben zu sein. Er rief nochmal. Nora unterstütze ihn. Er wusste nicht, ob er es richtig deutete, aber es sah aus als würde die Person auf sie zeigen. Es kamen immer mehr Menschen zu der Person und sahen in unsere Richtung. Hoffnung füllte sich in ihnen aus. Nora fing an zu winken. Die Menge steuerte auf ein Schiff zu in welches ein paar von ihnen einstiegen. Es sah aus als wären sie bewaffnet! Sie dachten nicht lange darüber nach, sie wollten einfach nur festen Boden unter den Füßen haben! Das Schiff schien sich in Schneckentempo zu nähern. Nora winkte immer wieder. Und Newt rief um Hilfe. Als das Schiff sie erreicht hatte, richteten sie die Waffen auf Newt und Nora. ,,Wer seid ihr?“, riefen sie. ,,Was wollt ihr hier?“
,,Wir kommen in Frieden!“, rief Newt. ,,Wir brauchen eure Hilfe! Es ist dringend!“, flehte er. Auf einmal sah ein Kopf über die Reling des Schiffes.
Newt erinnerte sich. Jorge!
,,Newt bist du das?“, fragte Jorge ungläubig. ,,Ja, bitte helft uns! Wir sind alleine, keiner sonst wird hierher finden!“ Jorge zog den Kopf wieder ein und Nora meinte zuhören, dass Jorge den Befehl gab sie hereinzulassen.
Kurze Zeit später wurden sie an Bord gezogen. Schnaufend lagen sie an Deck und wussten nicht was sie als Erstes sagen sollten. ,,Wie seht ihr denn aus? Wie habt ihr …? Und Newt ich dachte du wärst …“ Jorge schien nichts zu verstehen. ,,Lange Geschichte aber wir brauchen ganz dringend dieses Heilmittel! Für sie!“ Er zeigte auf Virgenie. ,,Und für mich!“, ergänzte er. ,,Soweit ich weiß haben wir nur eins aber Vince weiß bestimmt wie man das anrührt! Aber erstmal bringen wir euch zum Hafen!“ Das Schiff fuhr an. Ein paar Minuten später waren sie angelangt. Sie hatten kaum noch Kraft sich vom Schiff zu schleppen. Eine große Menschenmenge hatte sich um sie versammelt. ,,Newt?" Eine Stimme die er lange Zeit nicht mehr gehört hatte. Er drehte sich um und sah direkt in Thomas Gesicht! Neben ihm Minho, Bratpfanne, Gally und Brenda. Ja … Brenda sie hatte ihm das Leben gerettet, wenn man es so betrachtete.
Er sah wie verwirrt sie ihn alle anstarrten aber Zeit für Erklärungen blieb nicht denn sie wurden alle drei in eine Art Krankenzelt geschleppt. Sie hatten nicht mehr viel mitbekommen da sie direkt eingeschlafen waren als sie auf die Liegen gelegt worden sind. Es war ein seltsames Gefühl für Newt wieder bei seinen Freunden zu sein. Er war glücklich. Er hatte alle die er liebte bei sich. Nur dieses Gefühl, dass etwas fehlte, war noch da!
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