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Ein unsichtbarer Kloß bildete sich in meiner Kehle. Ich schluckte schwer, aber es half nichts – dieses mulmige Gefühl in meinem Inneren, dieses instinktive Ziehen blieb. Es war kein Schmerz, eher eine Vorahnung, ein unmissverständliches Signal, dass etwas passieren würde, das ich nicht wollte.
Meine Finger zitterten leicht, als ich Minho aus dem Augenwinkel ansah. Sein Gesicht blieb neutral, aber die Art, wie sich seine Lippen leicht verzogen – eine Mischung aus Trotz und Amüsement – ließ mich innerlich noch unruhiger werden.

Mama ging an uns vorbei und setzte sich an den Esstisch. Der Stuhl knarzte leise unter ihrem Gewicht, als sie sich setzte und das Geräusch hallte in der bedrückenden Stille des Raums wider. Sie deutete auf die beiden Stühle vor ihr, ihr Finger hob sich kaum merklich, aber die Geste fühlte sich wie ein Befehl an. Minho und ich folgten ihrer Aufforderung und setzten uns auf die Plätze, die sie uns zugewiesen hatte, ohne ein Wort zu sagen.

Warum hatte ich plötzlich Angst?
Es war keine greifbare, rationale Furcht, sondern ein dumpfes Unbehagen, die wie ein stummer Schrei in meinem Kopf dröhnte. Ich setzte mich, ließ mich beinahe in den Stuhl fallen und meine Hände fanden sofort ihren Weg zwischen meinen Knien, als suchten sie dort Schutz.
Ich starrte auf die Tischplatte vor mir, ein Stück Holz mit kleinen Kerben und Kratzern. Die Muster im Holz schienen sich vor meinen Augen zu bewegen, wie ein Fluchtweg, den ich aber nicht nehmen konnte. Mein Blick war darauf fixiert, als hinge mein Leben davon ab, nicht nach oben zu sehen.

Die Stille zog sich.
Ich konnte hören, wie Minho seine Finger leicht auf die Armlehne des Stuhls trommelte, in einem langsamen, unregelmäßigen Rhythmus, der meine Nerven zum Zerreißen spannte. Mamas Atem war ruhig, aber so deutlich zu hören, dass er wie ein Taktgeber für die Stille im Raum wirkte. Es war still, so unangenehm still, dass ich schließlich den Kopf hob, fast gegen meinen Willen.

Mama stützte ihren Kopf auf einer Hand, ihre Finger leicht gegen ihre Schläfe gedrückt, während sie uns musterte. Ihr Blick wanderte langsam zwischen mir und Minho hin und her, als würde sie ein Rätsel lösen. Ihre Augen waren scharf, aber nicht unfreundlich, nur ... prüfend.
Minho saß zurückgelehnt, ein leichtes Grinsen spielte um seine Lippen, als ob die ganze Situation ihn amüsieren würde. Ich hingegen konnte mich kaum rühren. Es fühlte sich an, als würde die Luft um mich herum dicker werden, je länger die Stille anhielt.

"Wieso bist du überhaupt wieder da?" Minhos Stimme durchbrach die angespannte Stille und ich zuckte leicht zusammen. Er sprach mit einer lockeren Selbstverständlichkeit, die wie ein Fremdkörper in dieser Atmosphäre wirkte. "Wolltest du nicht drei Tage wegbleiben?" Er klang fast neugierig, als würde er hoffen, dass ein lockerer Plausch die Situation entschärfen könnte.
Mama seufzte erneut, diesmal länger und ihre Augen wurden für einen Moment weich, bevor sie antwortete. "Eigentlich ja", sagte sie, ihre Stimme ruhig, aber müde. "Aber es gab einen Unfall. Im Seminarraum ist ein Feuer ausgebrochen, deshalb wurde das Ganze verschoben. Zum Glück ist niemandem etwas passiert, aber ... es war ein Schock."

Ein leichter Anflug von Erleichterung durchzog mich. Vielleicht war das alles nur ein harmloses Gespräch.
Vielleicht ...
"Aber darum geht es nicht." Ihre Worte waren wie ein Messer, das die dünne Decke der Erleichterung zerriss. Die Worte trafen mich und ich konnte nicht verhindern, dass ich unwillkürlich zusammenzuckte, als sie das Thema so abschüttelte. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah uns beide an, diesmal mit einem Blick, der keine Ausflüchte duldete.

"Also", begann sie mit einem bedeutungsvollen Unterton, "ich bin ja offensichtlich in einen ... für euch ungünstigen Moment geplatzt." Ihr Blick wanderte zwischen Minho und mir hin und her und ich spürte, wie mein Magen sich zusammenzog. "Wie lange läuft das denn schon zwischen euch?"

Ihre Worte hallten in meinem Kopf wider, als hätte sie geschrien. Meine Gedanken überschlugen sich, mein Puls raste und mein Mund wurde trocken, so trocken, dass ich kaum noch schlucken konnte. Mein Herz hämmerte so laut, dass ich mir sicher war, sie musste es hören können. Mein Mund öffnete sich automatisch, doch kein Wort kam heraus. Ich konnte nicht denken, geschweige denn sprechen.

"D-da läuft nichts!", platzte ich schließlich heraus, so laut und hektisch, dass ich mich selbst erschreckte. Meine Stimme brach in der Mitte und das schrille Ende klang mehr wie ein verzweifeltes Quietschen als eine überzeugende Abwehr. Mein Gesicht fühlte sich an, als würde es in Flammen stehen. Die Hitze kroch meinen Hals hinauf und ich wusste, dass ich knallrot war.
Mama hob nur eine Augenbraue und brummte ein unmissverständlich skeptisches "Mhm." Dieser eine Laut war schlimmer als jede Standpauke. Dann richtete sie ihren Blick direkt auf mich. "Und die sechs Markierungen an deinem Hals? Die sind wahrscheinlich Make-up, richtig?"

Die Frage war wie ein Schlag in den Magen. Mein Kopf flog hoch und ich starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an. Automatisch hob ich die Hände und legte sie auf meinen Hals, um die Male zu verdecken. Ich fühlte, wie meine Fingernägel sich leicht in die Haut drückten, aber ich konnte nichts sagen. Ihre Augen durchbohrten mich und schließlich senkte ich den Blick wieder, unfähig, die Konfrontation länger auszuhalten. "N-nein", murmelte ich kleinlaut. Die Worte kamen kaum über meine Lippen und ich spürte, wie sich die Scham in meinem gesamten Körper ausbreitete.

"Ich weiß, was ich gesehen habe", sagte sie schließlich und seufzte theatralisch. "Hört zu, eigentlich ist es mir egal, was zwischen euch läuft – wirklich –, solange du glücklich bist, mein Schatz. Und du natürlich auch, Minho." Sie machte eine kurze Pause, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme noch fester, als wolle sie sich selbst daran hindern, weiterzureden. "Aber ...", fügte sie hinzu und ihre Augenbraue schoss nach oben, "es ist ja offensichtlich, dass Minho dich ... wie soll ich sagen ... etwas zu sehr mag."

Ich spürte, wie die Worte mich innerlich verbrennen ließen. Mein Gesicht war heiß, mein Herz raste und ich konnte nichts anderes tun, als völlig starr vor Scham zu sitzen.
"Mama!" Mein Protest kam so schnell, dass ich fast die Luft verlor. Meine Stimme war so hoch, dass sie beinahe über mich selbst hinweg pfiff und ich konnte spüren, wie meine Hände sich unwillkürlich zu Fäusten ballten, um irgendwie Halt zu finden, während ich hoffte, dass dieser Albtraum bald vorbei wäre, da mir die Richtung des Gespräches nicht gefiel.

Doch bevor ich auch nur einen klaren Gedanken fassen konnte, spürte ich plötzlich, wie sich Minhos Arme um meine Taille legten und er näher an mich rückte. Sein Griff war fest, fast besitzergreifend und ich wurde ohne Vorwarnung an ihn gezogen. Mein Atem stockte und für einen Moment war ich wie eingefroren – erneut, aber diesmal nicht wegen dieses Kerls neben mir. Der Schock hielt meinen Körper in einer seltsamen Starre gefangen, während Minhos warme Präsenz sich an meine Seite schmiegte, als wäre das hier das Natürlichste der Welt.

Sein Kinn ruhte auf meiner Schulter, sein Atem traf meine Haut in sanften, unregelmäßigen Strömen.
Zu nah.
Zu vertraut.

Ich konnte die leise, beständige Vibration seines Atems spüren, als er sprach – tief, ruhig, aber mit einer provokativen Gelassenheit, die mich völlig aus dem Konzept brachte. "Du kannst ruhig sagen, dass ich besessen bin, Mama", verkündete er, als wäre das eine Tatsache, die keiner weiteren Diskussion bedurfte. Seine Stimme war so ruhig und selbstsicher, dass ich ihn am liebsten weggeschubst hätte – wenn mein Körper sich nicht so stur geweigert hätte, zu reagieren.

Stattdessen schmiegte er sich noch enger an mich und als er sich leicht drehte, konnte ich spüren, wie seine Lippen gefährlich nahe an mein Ohr kamen. Sein warmer Atem kitzelte die empfindliche Haut an meinem Hals und ich spürte ein merkwürdiges Ziehen in meiner Brust. "Weil das bin ich", flüsterte er leise, mit einem Unterton, der zu dominant klang. "Voll und ganz."

Alles in mir zog sich zusammen. Mein Herzschlag überschlug sich und ich konnte nicht sagen, ob es vor Wut, Verlegenheit oder etwas war, das ich nicht einordnen konnte, das mich jedoch umso stärker verwirrte. Meine Hände zitterten leicht, meine Finger krampften sich zusammen, aber ich brachte es nicht fertig, ihn wegzustoßen. Stattdessen saß ich da, wie festgewurzelt, meine Gedanken ein einziges Chaos, während er mich festhielt, als gehörte ich ihm.

Mama unterbrach die Spannung mit einem kurzen, amüsierten Lachen. Es war ein Geräusch, das klarmachte, dass sie Minho längst durchschaut hatte und das mich noch tiefer in die Scham trieb. Sie schüttelte leicht den Kopf und warf uns einen Blick zu, der irgendwo zwischen Belustigung und Stolz schwankte. "Na schön, besessen also", korrigierte sie, bevor sie sich nach vorne beugte, ihre Ellenbogen auf den Tisch stützte und uns beide eindringlich ansah.

Die leichte Wärme in ihrem Lächeln verschwand und ihre Miene wurde ernster, fast besorgt. "Ich nehme an, das hier ist sowieso unvermeidlich. So oder so – solange das einvernehmlich ist, habe ich nichts dagegen." Sie machte eine kurze Pause, hob dann einen Finger und fügte mit Nachdruck hinzu: "Aber ich habe das Gefühl, dass das hier nicht weniger werden wird. Ganz im Gegenteil, ihr seid füreinander bestimmt, das sehe selbst ich."

Ihr Blick wanderte zwischen uns hin und her und ich hatte das Gefühl, dass sie in meinen Kopf sehen konnte. Minho hingegen schien unbeeindruckt. Sein Griff um meine Taille lockerte sich keinen Millimeter und ich konnte fast spüren, wie er sich innerlich über die Situation amüsierte. Mein Gesicht hingegen brannte wie Feuer und ich wollte am liebsten im Boden versinken.

Mama seufzte schließlich, lehnte sich zurück, bevor sie murmelte: "Es ist wirklich anstrengend, die ernste Mutter zu sein", murmelte sie, während sie sich mit einer nachdenklichen Geste durch die Haare fuhr. Es war, als würde sie die ganze Situation mit einem Teil von sich belächeln, während der andere Teil versuchte, Streng zu bleiben.

Bevor ich irgendwie reagieren konnte, richtete sie sich plötzlich wieder auf und sprach in einer schamlosen Direktheit weiter, die mir den Boden unter den Füßen wegzog. "Wie auch immer", begann sie, als wäre das hier nur ein weiteres Thema, das sie schnell abhandeln wollte. "Ich komme einfach direkt zum Punkt: Mein Schatz, du musst die Pille nehmen."

Für einen Moment war alles still.
Absolut still.
Es war, als hätte die Welt aufgehört zu existieren, als hätte jemand den Ton abgedreht und nur noch die dröhnenden Schläge meines Herzens übriggelassen. Die Worte erreichten mich wie in Zeitlupe und doch, als sie schließlich in meinem Kopf ankamen, war es, als hätte ein Blitz über mir eingeschlagen.

Ich riss die Augen auf, starrte sie an, unfähig zu glauben, dass sie gerade wirklich diese Worte gesagt hatte. Mein Mund öffnete sich, um zu protestieren, aber keine Worte kamen heraus. Meine Gedanken überschlugen sich, ein wirrer Sturm aus Unglauben, Verlegenheit und einer Art hilflosem Schock. "W-was?!" Endlich fand ich meine Stimme wieder, doch sie war brüchig und kaum mehr als ein ersticktes Flüstern.

"Minho ist ein Alpha", erklärte sie ruhig, fast beiläufig, als wäre das eine Tatsache, die ich irgendwie übersehen hätte. "Er wird anfällig für deine Pheromone sein, ganz besonders, wenn du in deinen Heat-Zyklus kommst. Und glaub mir, du willst vorbereitet sein. Es ist besser so – für euch beide." Ihre Stimme war so sachlich, so gelassen, als würde sie mir gerade die Vorteile eines Impfplans erklären. Doch ihre Worte hatten ein Gewicht, das mich niederdrückte.

Ich wollte ihr widersprechen, ihr sagen, dass sie falsch lag, dass das alles ein riesiges Missverständnis war, aber ich brachte kein einziges Wort heraus.
"Ich meine es ernst", fuhr sie unbeirrt fort. "Du kannst deine Heat nicht kontrollieren, mein Schatz, das weißt du und Minho wird sich erst recht nicht zusammenreißen können. Eure Instinkte werden übernehmen und wenn es so weit ist, werdet ihr garantiert nicht mehr daran denken, ein Kondom zu benutzen. Glaub mir, ich weiß, wovon ich spreche."

Ich starrte sie an, als hätte sie mir gerade die absurdeste Geschichte der Welt erzählt. Mein Mund öffnete sich und schloss sich wieder, ohne dass ich auch nur einen zusammenhängenden Gedanken hervorbrachte. Mein Herz hämmerte in meiner Brust und die Röte in meinem Gesicht hatte sich mittlerweile über meinen ganzen Körper erstreckt.

"Außerdem", fügte sie hinzu, ihre Stimme noch ruhiger als zuvor, "möchte ich nicht, dass du schwanger wirst. Ihr seid viel zu jung, um Eltern zu werden." Sie schüttelte leicht den Kopf, als wollte sie diese Vorstellung direkt wieder aus ihrem Kopf verbannen. "Und wenn ihr vorhabt, schon vor deiner Heat Sex zu haben, dann solltet ihr vorbereitet sein. Ich werde euch sowieso nicht voneinander fernhalten können, also müssen wir dafür sorgen, dass es nicht ausartet und zwar mit der Pille."

Minho schien keine Sekunde lang verlegen oder überrascht zu sein. Er grinste einfach weiter, seine Finger strichen leicht über meine Hüfte, als wäre das hier alles ein großes Spiel für ihn. Ich hingegen hatte das Gefühl, jeden Moment in Flammen aufzugehen. Meine Kehle war trocken, meine Hände klamm und die Worte meiner Mutter hallten immer wieder in meinem Kopf wider.
Die Pille.
Heat.
Instinkte.
Kondome.
Sex.

"M-mama!" Mein Protest kam so laut und plötzlich, dass ich mich selbst erschreckte. Meine Stimme überschlug sich und meine Hände ballten sich unbewusst zu Fäusten, um irgendwie Halt zu finden. Doch die Mischung aus Verzweiflung und Scham in mir war so groß, dass ich nicht wusste, wohin mit mir. Minho hielt mich immer noch fest und ich konnte nicht einmal sagen, ob er mich beruhigen oder nur provozieren wollte.

Mama seufzte erneut und sah mich an, diesmal mit einer Mischung aus Strenge und Sanftheit, die mich völlig entwaffnete. "Es ist nichts, wofür du dich schämen musst, mein Schatz", sagte sie. "Aber du musst es ernst nehmen – ihr beide!"
Die Luft im Raum wurde plötzlich schwer wie Blei und ich hatte das Gefühl, dass meine Lungen sich weigerten, richtig zu arbeiten. Jeder Atemzug fühlte sich an, als müsste ich durch Sand atmen und mein Brustkorb zog sich schmerzhaft zusammen. Mein Blick war starr auf den Boden gerichtet, während die Hitze in meinem Gesicht pulsierte und meine Wangen so stark brannten, dass es fast wehtat.
Es fühlte sich an, als würde die Zeit stillstehen – zumindest für mich.

Minho jedoch schien keine der Anspannungen zu teilen, die mich gerade erdrückten. Im Gegenteil. Sein leises, tiefes Lachen vibrierte an meiner Schulter und ich spürte die sanfte Bewegung seiner Brust, die sich gegen meinen Arm drückte.
Dieses Lachen war eine Mischung aus neckender Belustigung und einer unerschütterlichen Selbstsicherheit, die ich in diesem Moment unerträglich fand. Dann schmiegte er sich enger an mich, als wolle er die Grenzen meiner Geduld und meiner Mutter zugleich testen. Sein Duft – warm, dominant und mit einer dunklen Aura, die meinen Kopf schwindeln ließ – war plötzlich allgegenwärtig.

"Master, du bist so süß, wenn du dich schämst", flüsterte er mir zu, seine Stimme tief und weich, doch mit einem Hauch von neckender Provokation, die mein Herz zum Stolpern brachte. Seine Lippen waren so nah an meinem Ohr, dass ich das Kitzeln seines warmen Atems auf meiner Haut spüren konnte. Es jagte mir eine unkontrollierbare Gänsehaut über den gesamten Körper und ein unwillkürlicher Laut, eine Mischung aus Schreck und Überforderung, entwich mir, bevor ich ihn unterdrücken konnte.

Meine Mutter, die die gesamte Szenerie still beobachtet hatte, räusperte sich plötzlich und durchbrach mit ihrer unverkennbaren Präsenz die Stimmung. Ihre Augen blitzten auf und ihre Stimme war messerscharf, als sie sprach: "Minho!" Es war nur sein Name, aber in diesem einen Wort lag die Strenge einer Mutter, um sogar einen sturen, eigenwilligen Alpha wie er einer war, für einen Moment zum Schweigen zu bringen.

Ihre Arme verschränkten sich vor ihrer Brust und der Ausdruck in ihrem Gesicht war eine Mischung aus autoritärer Ruhe und einem Hauch von Flehen. "Das ist keine Erlaubnis, über ihn herzufallen! Du wirst ihn zu nichts drängen, verstanden?" Ihre Stimme war ruhig, aber sie hatte diesen Ton, den ich schon aus meiner Kindheit kannte. Es war der Ton, der keinen Widerspruch duldete. Ich wagte es nicht hochzusehen, um ihren Blick zu treffen, doch allein die Schärfe ihrer Worte ließ meinen Magen sich schmerzhaft zusammenziehen.

Neben mir hörte ich, wie Minho amüsiert kicherte. Die Dreistigkeit in diesem kleinen Geräusch brachte meine ohnehin schon überreizten Nerven fast zum Zerreißen. Er lockerte seinen Griff leicht, ließ einen Arm von meiner Taille gleiten und mein Blick wanderte wie von selbst zu ihm. Er saß da, mit einem schelmischen Funkeln in den Augen, die von einer fast kindlichen Freude über den Ärger meiner Mutter zeugten.
"Jawohl, Boss!", rief er laut, seine Stimme voller gespieltem Gehorsam, während er eine Hand in einer übertriebenen Salut-Geste hob. Doch seine nächsten Worte waren das, was mir endgültig den Boden unter den Füßen wegzog. "Ich werde ganz brav warten, bis mein Master bereit ist, mich in sich aufzunehmen!"

Diese Worte waren der endgültige Todesstoß. Mein Gehirn schien vor Überforderung stehenzubleiben, mein Gesicht fühlte sich an, als stünde es in Flammen und mein Herz schoss in einem so unkontrollierten Tempo durch meinen Körper, dass ich sicher war, es würde bald einfach aufgeben.
Dieses Gespräch war nicht nur das Peinlichste, das ich jemals geführt hatte – es war eine absolute Demütigung. Sogar die schlimmsten Mobbingattacken in der Schule waren gegen diesen Moment ein entspannter Spaziergang im Park.

"Ich glaube, mir wird schlecht", murmelte ich schließlich heiser und brüchig. Ich schlug mir eine Hand vor den Mund, als könnte ich so verhindern, dass ich mich tatsächlich übergeben musste. Der Kloß in meinem Hals war so groß, dass ich kaum schlucken konnte und mein Magen rebellierte bei der bloßen Vorstellung von Minhos Worten erneut.
Es war unerträglich.

"Wie auch immer-" Die Stimme meiner Mutter riss mich aus meinen irrsinnigen Vorstellungen und holte mich mit einem unangenehmen Ruck zurück in die Realität. "Ich werde einen Termin bei deinem Arzt ausmachen und du wirst dir die Pille holen. Wenn du es nicht selbst tust, schleppe ich dich persönlich hin!" Ihr Blick war steinhart und ich wusste, dass sie jedes einzelne Wort davon ernst meinte. Meine Mutter war nicht der Typ, der Drohungen aussprach, ohne sie in die Tat umzusetzen. Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um, ging zur Küche und begann, die feuchten Geschirrtücher von der Herdplatte zu räumen, als wäre nichts geschehen.

Ich wollte sterben – ganz offiziell und endgültig.
Einfach verschwinden.
Es war alles zu viel.
Am liebsten wäre ich augenblicklich im Erdboden versunken, um nie wieder aufzutauchen.

Mein Gesicht brannte so heiß, dass ich schwor, man könnte darauf Eier braten und meine Gedanken waren ein einziges chaotisches Durcheinander. Ohne weiter darüber nachzudenken, sprang ich auf und floh regelrecht aus dem Raum. Meine Schritte hallten laut durch den Flur und ich stürmte in mein Zimmer, knallte die Tür hinter mir zu und ließ mich direkt auf mein Bett fallen.
Mit zitternden Händen zog ich mir die Decke über den Kopf, als könnte ich mich so vor der Welt verstecken. Es war kindisch, ich wusste es, aber in diesem Moment war es das Einzige, das sich richtig anfühlte. Ich rollte mich zusammen, zog die Beine an meinen Körper und vergrub mein glühendes Gesicht in meinen Händen.

Die Worte meiner Mutter hallten immer wieder durch meinen Kopf, wie ein Echo, das nicht enden wollte. Mein Herz klopfte heftig und ich spürte, wie mein gesamter Körper zitterte. Ich wusste nicht einmal, ob es aus Wut, Scham, Verzweiflung oder einfach purer Überforderung war.

Ich war so sehr in meinen Gedanken gefangen, dass ich zuerst nicht einmal bemerkte, wie sich meine Zimmertür leise öffnete. Es war ein kaum hörbares Knarren der Scharniere, ein Geräusch, das fast von meinem eigenen schweren Atmen verschluckt wurde. Erst als ich Schritte hörte, die sich langsam meinem Bett näherten, stockte ich, meine Muskeln spannten sich an und mein Atem blieb für einen Moment stehen. Ich musste nicht einmal hinsehen, um zu wissen, wer es war.
Er war die unsensibelste Person, die ich je getroffen hatte und trotzdem war er hier – in dem Moment, in dem ich ihn am wenigsten ertragen konnte.

Ich hörte, wie er ein leises, amüsiertes Schnauben von sich gab, ein Geräusch, das meine ohnehin blank liegenden Nerven nur noch mehr reizte und ich spürte, wie mein ganzer Körper sich noch weiter anspannte.
Die Matratze neben mir gab leicht nach, als er sich drauf setzte. Dieses leise Geräusch, das Knarren des Bettrahmens und das veränderte Gewicht auf der Matratze waren wie kleine Alarmsignale, die sich in meinem ohnehin überreizten Kopf verstärkten. Ich wollte etwas sagen, irgendetwas, aber bevor ich auch nur ein Wort herausbrachte, spürte ich, wie er die Decke ein Stück anhob und mit geradezu provokanter Selbstverständlichkeit darunter kroch.

Der Stoff raschelte, als die Decke sich wieder um unsere Körper legte und plötzlich war es unter ihr stickig, warm und voller seiner Gegenwart. Sein Duft war sofort allgegenwärtig – diese Alpha-Note, stark und durchdringend, die mich wahnsinnig machte und gleichzeitig fast benebelte.
Mit erschreckender Leichtigkeit schob er meine zitternden Beine auseinander und platzierte sich zwischen ihnen, als gehöre ihm dieser Platz. Seine Bewegungen waren so selbstverständlich, dass sie mir das Gefühl gaben, keinerlei Kontrolle über meinen eigenen Körper zu haben.

Die Matratze unter mir gab nach, als er sich zwischen meinen Beinen platzierte und seine Arme links und rechts von meinem Kopf abstützte. Ich war eingeschlossen, umringt von ihm – körperlich und durch seine Präsenz, die so überwältigend war, dass ich kaum noch denken konnte, während er halb über mir thronte.

"Master~", murmelte er mit neckendem Unterton, seine Stimme tief und fast singend, als würde er mich absichtlich aus der Reserve locken wollen. Obwohl es unter der Decke dunkel war, reichte das gedämpfte Licht, um das unverschämte Grinsen auf seinem Gesicht zu erkennen. Es war das Grinsen eines Mannes, der genau wusste, welche Wirkung er hatte – und es gnadenlos ausnutzte. "H-hau ab", stotterte ich, meine Stimme so leise und unsicher, dass sie mich selbst wütend machte.

Ich legte meine Hände auf seine Schultern und versuchte, ihn wegzudrücken, doch er rührte sich keinen Millimeter. Seine Muskeln unter meinen Händen fühlten sich hart und angespannt an und ich konnte spüren, dass er sich nicht einmal wirklich anstrengte, meinem Widerstand standzuhalten.
Sein Grinsen wurde breiter. Er ließ mich meine nutzlose Kraftprobe beenden, bevor er mit einer plötzlichen, unerwarteten Ruhe sprach. "Es muss dir nicht peinlich sein, Master", sagte er leise und sein Tonfall veränderte sich. Die Neckerei in seiner Stimme wich einem Ernst, der mich komplett aus dem Konzept brachte. Es war, als hätte jemand seinen Schalter umgelegt. Seine Worte waren plötzlich ruhig, fast sanft und der Widerspruch zu seinem sonst so frechen Verhalten war so stark, dass ich unwillkürlich die Luft anhielt.

Ich riss die Augen auf, mein Blick suchte verzweifelt seinen, obwohl ich nicht wollte, dass er sah, wie verloren ich mich fühlte. Von wegen, es muss mir nicht peinlich sein! Mein Magen zog sich zusammen, als ich an die Szene zurückdachte, die gerade erst passiert war. Das hier war das absolute Worst-Case-Szenario – und ausgerechnet in seiner Gegenwart! Es war, als hätte das Universum ihm ein perfekt verpacktes Geschenk gemacht. Dieser Moment war ein gefundenes Fressen für einen perversen Kerl wie ihn.

"Sie hat gerade gesagt, ich soll die Pille nehmen, damit du ..." Meine Stimme brach ab, als mir bewusst wurde, was ich da fast ausgesprochen hätte. Sie überschlug sich und ein zittriger Atem entkam meinen Lippen, bevor ich mir hastig die Hände vor den Mund schlug. Meine Finger zitterten und ich fühlte, wie die Hitze in meinem Gesicht immer stärker wurde, falls das überhaupt noch möglich war.
Mein Kopf fühlte sich an, als würde er jeden Moment explodieren.

Natürlich hatte Minho keine solchen Hemmungen, die unausgesprochenen Worte zu Ende zu bringen. "Damit ich dich nicht schwängere?", beendete er meinen Satz mit einer scheinbaren Unschuld, die so unpassend war, dass es fast schon wie Spott klang. Sein Grinsen war breiter als je zuvor und seine Augen funkelten vor unverhohlenem Spaß.
Mein Blick verharrte auf ihm, fassungslos und starr vor Entsetzen. Mein Kopf dröhnte, als würde ein Hammer unablässig auf meinen Schädel schlagen. Wie konnte er nur so ruhig bleiben? Wie konnte er so gelassen mit diesem Thema umgehen, während ich vor Scham am liebsten im Erdboden versunken wäre?
Dieser Kerl war unglaublich – und definitiv nicht im positiven Sinne!

"D-du bist unmöglich!", platzte es schließlich aus mir heraus. Ich ballte meine Hände zu Fäusten, verkrampfte sie in den Stoff meines Oberteils, um sie irgendwo festzuhalten. Ich wusste nicht, was ich sonst mit ihnen tun sollte – sie schienen genauso überfordert wie der Rest meines Körpers. Mein Blick wich seinem aus, während ich mich mit klopfendem Herzen weiter in das Kissen hinter mir drückte.
"Danke, Master", sagte er frech, als hätte ich ihm gerade ein Kompliment gemacht. Er lehnte sich noch näher zu mir, seine Ellbogen stützten sich nun direkt neben meinem Kopf ab, sodass sein Gesicht nur wenige Zentimeter von meinem entfernt war, während sein Blick direkt auf mich gerichtet war. Es war ein Blick, der mich durchbohrte, mich komplett bloßstellte, als wäre ich die unterhaltsamste Person der Welt.

Sein Blick glitt über mein Gesicht, langsam, absichtlich, als würde er jede meiner Reaktionen in sich aufsaugen. Dann wanderte sein Blick tiefer und mein ganzer Körper erstarrte. Ich konnte kaum schlucken, geschweige denn atmen.
"Also, Master", begann er schließlich, seine Stimme tiefer und herausfordernder als zuvor, "wollen wir Sex haben, um vorbereitet zu sein?"

Ich sah ihn wie eingefroren an, während mein Verstand versuchte, das gerade Gehörte zu verarbeiten. Doch bevor ich überhaupt reagieren konnte, beugte er sich noch ein Stück weiter vor und leckte sich provokant über die Lippen. "Übung schadet sicherlich nicht", fügte er hinzu, seine Stimme noch dunkler, während seine Hand an meiner Taille entlangglitt, fest und gleichzeitig erschreckend sanft.
Es war zu viel.

Mein Körper reagierte, bevor mein Verstand es konnte. "Ich werde niemals mit dir schlafen!" Meine Stimme brach beinahe, als ich endlich etwas sagen konnte. Es war ein heiserer, verzweifelter Schrei, der kaum lauter als ein Flüstern war. Ich schüttelte heftig den Kopf, während mein gesamter Körper zitterte und ich nach seiner Hand griff, um sie von mir wegzuschieben.

"Niemals! Absolut niemals! Nie in meinem gesamten Leben!" Meine Stimme brach, während ich ihn verzweifelt versuchte ihn von mir wegzudrücken. Meine Worte waren eine Mischung aus Panik und Trotz und doch wusste ich, dass sie auf ihn keinen wirklichen Eindruck machten. Sein Grinsen war immer noch in seinem Gesicht und ich fühlte mich klein, hilflos und überfordert – als würde ich in einem Spiel mitspielen, das ich niemals gewinnen könnte.

Ich wollte gerade weitersprechen, wollte noch deutlicher machen, dass es niemals – absolut niemals – dazu kommen würde, dass er und ich ... miteinander schlafen würden. Die Worte brannten auf meiner Zunge, als plötzlich – ohne jede Vorwarnung – die Tür aufging.

Meine Mutter kam herein und begann zu sprechen. "Ach, übrigens, mein Schatz, du kannst-" Doch sie stoppte mitten im Satz. Es dauerte nur einen Wimpernschlag, bis ich begriff, was sie sah – oder besser gesagt, was sie glaubte zu sehen: Minho und ich unter einer dicken Decke, eng aneinandergeschmiegt. Nur, dass die Szene, in der wir uns befanden, in diesem Moment alles andere als unschuldig wirkte. Nicht nach dem Gespräch, das wir gerade geführt hatten.

Minho hingegen bewegte sich. Natürlich tat er das. Mit der lässigen Arroganz, die er hatte, setzte er sich gemächlich auf, ohne sich von der peinlichen Störung beeindrucken zu lassen.
Mit einer fast schon provozierenden Gelassenheit griff er nach der Decke, unter der wir uns noch versteckten und hob sie an. Die Bewegung war langsam, beinahe theatralisch.
Er breitete die Decke aus, als würde er ein Kunstwerk enthüllen und kniete sich dabei hin, um meine improvisierte Höhle endgültig zu zerstören. "Wir machen nichts!", verkündete er laut, mit übertriebener Unschuld in der Stimme. "Wir sind sogar noch angezogen, schau!" Seine Worte klangen spielerisch, fast schon spöttisch. Sein Gesicht war ein einziges Grinsen, breit und voller Belustigung, als würde er das hier als eine Art persönliche Unterhaltung ansehen.

Es war, als hätte jemand die peinlichste Szene eines schlechten Films angehalten, nur um sie noch länger zu betrachten. "... heute zum Arzt", beendete meine Mutter schließlich langsam ihren Satz, wobei sie uns beide skeptisch, aber nicht ohne Belustigung betrachtete.
Ihre Augen wanderten zwischen uns hin und her und ihre Miene zeigte eine Mischung aus amüsiertem Verständnis und mütterlicher Resignation. Es war, als hätte sie bereits mit allem gerechnet, was in diesem Haushalt passieren könnte – und das hier war keine Ausnahme.

"Mama, das ist nicht ...!", begann ich, meine Stimme war eine Mischung aus Verzweiflung und Scham, doch bevor ich den Satz beenden konnte, hob sie ruhig eine Hand, um mich zu unterbrechen. "Ist schon gut, Schatz", sagte sie in einem Tonfall, der viel zu entspannt für die Situation war.
Ihre Augen funkelten vor Amüsement und ein kleines, kaum merkliches Lächeln spielte auf ihren Lippen, das mich nur noch tiefer in die Hölle der Peinlichkeit zog. "Ihr seid alt genug, um selbst Verantwortung zu übernehmen. Aber besorgt euch vorher Kondome, solange du die Pille noch nicht nimmst, der Convenience-Store ist um die Ecke."

Meine Kiefer klappten fast bis zum Boden herunter. Ich konnte nicht glauben, was sie da gerade gesagt hatte – und wie beiläufig sie es tat. Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging, schloss die Tür hinter sich, als wäre nichts geschehen.
Ich hörte ihre Schritte leise auf dem Flur verhallen, doch in meinem Kopf hallten ihre Worte nach wie ein unaufhörliches Echo. "Wirklich?", fragte Minho schließlich, wobei seine Stimme nur so vor unterdrücktem Lachen vibrierte. "Der Convenience-Store? Das klingt fast so, als würde sie uns ..."

Er kam nicht dazu, seinen Satz zu beenden. Noch bevor er weiterreden konnte, trat ich reflexartig mit meinen Beinen nach ihm. Meine Füße trafen seine Brust und mit einem überraschten Laut verlor er das Gleichgewicht und fiel mit einem lauten Plumps vom Bett auf den Boden. "Halt die Klappe!", schrie ich, mein Gesicht so rot, dass es sich anfühlte, als würde es jeden Moment explodieren.

Mit zitternden Händen schnappte ich mir das Nächste, was ich erreichen konnte – mein Kissen – und warf es mit aller Kraft nach ihm. Es traf ihn direkt ins Gesicht, ein dumpfes Geräusch, das mir für den Bruchteil einer Sekunde Genugtuung verschaffte.

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