18
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"Ich liebe dich, Master."
Diese Worte.
Sie hallten in meinem Kopf wider, als würden sie von den Wänden meines Verstandes zurückprallen und jedes andere Geräusch ersticken. Ich hörte sie immer wieder, jede Silbe laut und klar, bis sie sich unentrinnbar in meinen Verstand brannten. Es war, als hätten diese drei einfachen Worte jede Logik ausgelöscht, als hätten sie die Realität verdreht und nur dieses eine Gefühl zurückgelassen: Ohnmacht.
Ich stand da, unfähig, mich zu bewegen und unfähig zu atmen. Mein Blick war auf Minho gerichtet, doch ich nahm ihn kaum wahr. Sein Gesicht verschwamm, als ob meine Sinne von den Worten betäubt wären. Der Raum um uns herum existierte nicht mehr. Es gab nur ihn, seine Stimme und die Leere, die sich mit einem drückenden Gewicht auf meine Brust legte.
Mein Mund öffnete sich. Reflexhaft, ein Versuch, irgendetwas zu erwidern - ein Wort, ein Laut, eine Gegenwehr. Aber nichts kam. Mein Körper war wie gelähmt, während mein Inneres tobte.
Meine Gedanken rasten, chaotisch, widersprüchlich, doch mein Körper gehorchte nicht. Die Welt um uns verblasste, als hätte Minho mit diesen drei Worten die Luft aus dem Raum gesogen und nur diesen drückenden, erdrückenden Moment zurückgelassen.
Das konnte nicht wahr sein.
Es durfte nicht wahr sein.
Nicht von ihm.
Nicht von jemandem wie Minho, der mich kaum kannte.
Wie konnte er so etwas sagen?
Seine Stimme, diese drei Worte - sie klangen falsch, beinahe fremd aus seinem Mund, als würde er ein Skript vortragen, dessen Text er nur auswendig gelernt hatte. Ich wollte es ablehnen, wollte diese Worte ausradieren, sie nie gehört haben. Sie fühlten sich falsch an, wie ein Kleidungsstück, das ihm nicht passte, wie ein Schauspiel, das niemanden überzeugte.
Ich wollte das nicht.
"Ich liebe dich."
Seine Worte fühlten sich surreal an. Ich wollte sie von mir stoßen, wollte sie leugnen, wollte sie in ihre Einzelteile zerlegen, bis sie ihre Bedeutung verloren. Doch stattdessen zogen sie mich immer tiefer hinab in die Tiefe.
Wie konnte jemand wie er, der kaum etwas über mich wusste, etwas so ... Endgültiges sagen?
Ich spürte die plötzliche Enge in meiner Brust. Meine Atmung wurde flacher, mein Hals fühlte sich trocken an, wie zugeschnürt. Und doch brannte etwas in mir, ein Schmerz, der sich durch meine Glieder zog und mich unweigerlich dazu zwang, diese Worte immer und immer wieder zu hören.
Es klang falsch aus seinem Mund - nicht echt.
Mein Kopf schrie: Nein! Lüge! Das ist nicht echt. Nicht er.
Ich schüttelte kaum merklich den Kopf, als wollte ich diese Worte abschütteln und aus mir herausdrängen. Aber sie waren da und gruben sich immer tiefer in mich hinein, während in meinem Inneren ein Zweifel nagte: Was, wenn er es wirklich ernst meinte?
Die Wärme seiner Hand um mein Handgelenk war plötzlich erdrückend und brannte sich in meine Haut, wie ein schmerzhaftes Brandmal. Ich hätte sie wegziehen sollen. Ich wollte es. Ich musste es. Aber meine Muskeln waren wie aus Stein.
Stattdessen starrte ich auf diese Berührung, auf seine schlanken Finger, die sich um mein Handgelenk schlossen, fest, aber nicht fordernd - und doch brannte sie. Es war, als hätte er ein unsichtbares Band geknüpft, ein Seil, das mich festhielt, mich an Ort und Stelle kettete.
Ich zwang mich, ihn anzusehen, suchte verzweifelt nach einer Antwort in seinem Gesicht.
Sein Blick war unerträglich.
Diese Augen - dunkel, tief, als könnten sie alles in mir sehen, jede Maske, jede Schicht, jede Verteidigung. Ich wollte schreien, wollte ihn anflehen, wegzusehen, mich nicht so anzusehen. Doch ich blieb stumm. Es war nicht nur seine Nähe, die mich lähmte - es war diese Ehrlichkeit in seinem Blick. Diese unerträgliche Intensität, mit der er mich ansah, als könnte er in mir etwas sehen, das ich selbst nicht sah.
Dieser Blick.
Diese verdammte Ehrlichkeit.
Warum jetzt?
Warum sagte er das jetzt?
Und warum klang es so, als würde er es wirklich so meinen?
Die Ehrlichkeit in seiner Stimme war wie ein Messer, das durch mein Herz schnitt. Er meinte es ernst. Oder? Mein Verstand rebellierte weiter gegen diese Vorstellung, ein chaotisches Durcheinander aus Gedanken und Gefühlen, aus Wut, Verwirrung und einem Hauch von Angst.
Er konnte mich nicht lieben.
Nicht wirklich.
Ich wollte nicht daran glauben.
Ich konnte es nicht.
Minho wusste nichts über mich. Gar nichts. Er hatte keine Ahnung, wer ich wirklich war, was ich erlebt hatte oder was in mir schlummerte. Seine Worte waren leichtfertig, naiv und ohne Substanz. Das waren keine echten Gefühle. Sie waren eine Illusion, die er sich selbst eingeredet hatte, nichts weiter.
Ich brauchte mehr als das.
Diese Worte mussten von jemandem kommen, der mich kannte - wirklich kannte. Jemand, der all meine Fehler und Abgründe gesehen hatte - und mich trotzdem liebte.
Aber Minho?
Minho war nicht dieser jemand.
Ich wollte fliehen, wollte ihn wegstoßen und wollte den Raum mit großen Schritten verlassen. Doch diese drei Worte hielten mich gefangen. Sie hielten mich in dieser Realität, der ich nicht entkommen konnte. Ich versuchte, den Kopf zu schütteln, nur ein kleines Zeichen des Protests, ein schwaches "Nein". Aber auch das fühlte sich an, als würde ich gegen eine unsichtbare Wand kämpfen.
Und dann ließ er los.
Die Wärme seiner Berührung verschwand und hinterließ ein Gefühl der Leere auf meiner Haut, das mich zurückzucken ließ. Ich hob den Blick - nur um festzustellen, dass er näherkam. Seine Bewegungen waren leise, fast unmerklich. Ein einziger Schritt und die Welt um uns herum schien zu schrumpfen. Er war so nah, dass ich den Hauch seines Atems spüren konnte. Mein Körper erstarrte noch weiter und mein Atem stockte. Seine Lippen bewegten sich und formten Worte, die ich nicht hören konnte, weil mein Herz zu laut schlug.
Und dann fühlte ich es.
Seine Lippen berührten meine.
Der Kuss war sanft. So unfassbar sanft, dass etwas in mir zerbrach - wie ein dünnes Stück Glas, das plötzlich zerspringt, ohne Vorwarnung, ohne Geräusch. Seine Lippen berührten meine kaum und doch fühlte es sich an, als hätte er mich überwältigt und vollständig eingenommen.
Ich konnte mich nicht bewegen.
Ich konnte nichts tun.
Der Sturm in mir wurde lauter, stärker, während dieser Kuss alles andere zum Schweigen brachte. Meine Gedanken, meine Zweifel, meine Ängste - sie verschwammen in diesem Moment.
Die Welt hielt den Atem an.
Mein Atem stockte, ein flaches, unsicheres Keuchen, das mir in der Kehle brannte. Mein Verstand brüllte vor Widerstand. Es war ein ohrenbetäubendes Dröhnen in meinem Kopf, ein einziges chaotisches Kreischen, das sich gegen diesen Moment aufbäumte.
Das ist falsch!
Du willst das nicht!
Stoß ihn weg!
Sag etwas!
Doch mein Körper ... mein Körper war eine Marionette in den Fäden eines unsichtbaren Puppenspielers. Meine Glieder fühlten sich schwer an, wie eingefroren, während ich das Unvorstellbare geschehen ließ. Ich spürte, wie sich meine Atmung verlangsamte, beinahe unmerklich, wie mein Herz gleichzeitig wild und schmerzhaft gegen meine Rippen pochte, als wolle es mich zur Flucht zwingen.
Und doch tat ich nichts.
Meine Hände hingen leblos an meinen Seiten, als wären sie taub und ich fühlte, wie die Wärme seiner Lippen sich durch meinen gesamten Körper zog. Mein Blick war leer, meine Augen weit geöffnet und ich konnte spüren, wie die Wärme seiner Lippen sich über mein Gesicht, meinen Hals und meinen ganzen Körper zog. Es war ein Gefühl, das ich nicht abschütteln konnte, ein beunruhigendes Prickeln, das über meine Haut wanderte und mich beinahe in den Wahnsinn trieb.
Die Welt um uns herum verblasste, löste sich auf wie ein Gemälde, das unter einem Schauer von Tränen zerfloss. Ich konnte nichts mehr sehen, nichts mehr hören, außer dem leisen Scharren meines unregelmäßigen Atems und dem dumpfen Rauschen in meinen Ohren.
Warum tat ich nichts?
Warum konnte ich mich nicht bewegen?
Seine Lippen drückten sanft gegen meine, bewegten sich langsam, fast unsicher, als hätte er Angst, zu weit zu gehen. Es war kein erzwungener Kuss, nichts, was sich rau oder brutal anfühlte. Doch genau diese Zärtlichkeit schnürte mir die Kehle zu und ließ mich ersticken.
Es war eine Behutsamkeit, die sich unerträglich ehrlich anfühlte - zu ehrlich, zu echt. Und trotzdem - oder vielleicht gerade deshalb - fühlte es sich an, als würde er mit diesem Kuss die Macht besitzen, mich vollständig zu zerstören. Sie war wie ein Dolch, der nicht schnell und schmerzhaft einstach, sondern sich vorsichtig und gnadenlos in mein Innerstes grub.
Ich spürte, wie seine Hand zu meiner Wange wanderte. Seine Finger strichen leicht über meine Haut und jeder Kontaktpunkt seiner Finger hinterließ eine Spur von Gänsehaut, die sich wie Wellen über meinen Körper zog. Ich wollte weg, wollte den Kopf drehen, wollte den Bann brechen, aber alles an seinem Kuss war leise, zärtlich und unentrinnbar.
Diese Sanftheit war nicht tröstend. Sie war erstickend und unerbittlich schmerzhaft.
Mein Herz raste wie wild, pochte in meinen Ohren, als könnte es durch die bloße Lautstärke all das, was in mir tobte, übertönen. Trotzdem waren die Gedanken, die sich in meinem Kopf überschlugen, zu präsent.
Warum hörst du nicht auf?
Warum tust du nichts?
Du musst etwas sagen!
Du willst das nicht ... du willst das nicht ... oder?
Mein Atem war flach, heiß und zitternd, während ich in seinem Griff blieb. Die Enge in meiner Brust nahm zu, als ob ein unsichtbares Gewicht mich langsam erdrückte. Ich wollte mich rühren. Ich wollte endlich einen Schritt zurückgehen, ihn wegstoßen, ihm sagen, dass er aufhören sollte. Aber der Gedanke, mich zu bewegen, fühlte sich seltsam fern an, als wäre er Teil eines anderen Lebens, eines anderen Ichs, das nicht mehr zu mir gehörte.
Und so blieb ich.
Gefangen in meiner eigenen Starre und unfähig mich zu befreien. Dann spürte ich, wie der Kuss sich veränderte. Er wurde tiefer, intensiver. Er zog mich noch ein Stück näher und die Distanz zwischen uns verschwand. Seine Lippen forderten mehr, aber immer noch war da diese unsagbare Sanftheit, die mich beinahe wahnsinnig machte. Es war, als wollte er mit diesem Kuss alles sagen, was er nicht in Worte fassen konnte - als wollte er mir beweisen, dass all das, was er fühlte, echt war. Als wäre dies seine Antwort auf all meine unausgesprochenen Zweifel.
Ein Beweis, den ich nicht wollte, den ich nicht brauchte - den ich nicht akzeptieren konnte.
Mein Herz wehrte sich gegen jede seiner Bewegungen, gegen jede Berührung, gegen die Nähe, die mich einnahm und doch blieb mein Körper reglos und unfähig zu reagieren.
Meine Augen blieben leer und starr. Es war, als würde ich durch ihn hindurchsehen, in ein Nichts, das mich verschlingen wollte und trotzdem konnte ich den Druck seiner Hand an meiner Hüfte spüren. Der warme Druck seiner Finger gegen meinen Körper war das Einzige, das mich daran erinnerte, dass dies real war.
Dann löste er sich von mir. Langsam, so quälend langsam, dass es sich anfühlte, als würde er jede Sekunde hinauszögern. Seine Lippen entfernten sich von meinen und für einen Moment war da nur die Wärme, die er zurückgelassen hatte - ein Schatten, der sich auf meine Haut legte und mich verbrannte. Sein Gesicht war immer noch so nah, dass ich den Schimmer seiner Augen sehen konnte, die sich tief und unausweichlich in meinen Blick bohrten.
Verlangen.
Zuneigung.
Angst.
Vielleicht sogar Reue.
Sein Atem vermischte sich mit meinem, schwer, heiß, zittrig und füllte den schmalen Raum zwischen uns. In seinen Augen lag eine stumme Bitte - die Bitte um eine Antwort, eine Reaktion, irgendetwas.
Aber ich blieb stumm.
Ich stand da wie ein eingefrorenes Abbild meiner selbst, reglos und unfähig, auch nur den Hauch einer Bewegung zu vollbringen. Meine Beine fühlten sich an, als wären sie aus Stein, während meine Arme nutzlos an meinen Seiten hingen. Meine Brust hob und senkte sich hektisch, mein Atem war ein unregelmäßiges, zittriges Keuchen, aber selbst dieser Versuch, Luft zu holen, fühlte sich an, als würde sie brennen.
Ich konnte ihn auch nicht ansehen. Mein Blick irrte ziellos umher, sprang von einer Stelle zur nächsten, ohne sich auf etwas zu fokussieren, wie ein verzweifelter Versuch, seinem Blick zu entkommen. Aber egal wo ich hinsah, ich fühlte ihn. Seine Augen lagen auf mir und suchten mich, drangen durch jede Schicht hindurch und ich wusste: Wenn ich ihn ansehe, würde ich in diesem Moment endgültig zerbrechen.
"Du, ... du kannst das nicht tun", flüsterte ich schließlich, doch meine Stimme war kaum mehr als ein raues Murmeln. Sie klang schwach, unüberzeugend, erbärmlich. Ich hasste, wie zerbrechlich ich klang - wie jemand, der längst die Kontrolle über sich verloren hatte.
Er antwortete nicht sofort. Die Stille dehnte sich zwischen uns aus wie eine unsichtbare Wand, die mit jedem Herzschlag schwerer wurde. Als er schließlich sprach, war seine Stimme leise, fast sanft und genau das machte es schlimmer. "Warum?", fragte er leise und die Einfachheit seiner Frage schnitt tiefer, als ich erwartet hatte.
Warum?
Es war eine einfache Frage, so unaufgeregt, so direkt und doch schnitt sie tiefer, als jeder Vorwurf es hätte tun können. Ich spürte, wie meine Hände unkontrolliert zu zittern begannen.
Ich wollte ihn anschreien, wollte ihm all die Worte entgegenschleudern, die in meinem Kopf tobten - wollte ihm sagen, dass er es nicht verstehen würde, dass er keine Ahnung hatte, was er da sagte, dass er nicht wusste, was er mit mir anrichtete. Aber die Worte blieben mir im Hals stecken, wie ein stummes Geschrei, das niemals den Weg nach draußen finden würde.
Stattdessen fühlte es sich an, als würde jedes Atemholen immer schwerer werden. "Du kennst mich nicht ... nicht wirklich", flüsterte ich schließlich, meine Stimme, ein heiserer Schatten ihrer selbst. "Du weißt nicht, was du da sagst."
Ich spürte seinen Blick, diesen durchdringenden, unerbittlichen Blick, der mich beinahe zu Boden zwang. Er suchte meinen, aber ich konnte ihn nicht ansehen.
Ich konnte nicht.
Ich wollte nicht.
Stattdessen wandte ich meinen Kopf ab, während ich meine Lippen zusammenpresste, um das Zittern zu unterdrücken, das sich langsam durch meinen ganzen Körper zog. Meine Augen starrten auf den Boden, auf die Stelle zwischen uns, die sich anfühlte wie ein unüberwindbarer Abgrund.
"Das ist falsch", flüsterte ich. Die Worte fühlten sich wie Glassplitter in meinem Mund an, scharf, schmerzend und ich zwang mich, weiterzusprechen, als müsste ich mich selbst davon überzeugen: "Alles daran ist falsch. Du kennst mich kaum. Du kannst mich nicht lieben. Das ist nicht ... das ist nicht echt."
Ich hörte, wie mein Herzschlag in meinen Ohren dröhnte, als ich aus dem Augenwinkel bemerkte, wie sich sein Gesicht veränderte. Schmerz blitzte in seinen Augen auf, nur für einen Moment, aber es reichte, um etwas in mir zu zerrütten.
Warum?
Warum konnte ich ihn nicht einfach wegstoßen?
Warum fühlte sich alles in mir an, als würde ich unter einer Lawine begraben werden, unfähig zu atmen, unfähig zu handeln?
Meine Brust zog sich zusammen, ein schmerzhafter Druck, als würde das Gewicht dieses Moments mich erdrücken. Alles in mir war ein einziges Chaos - Wut, Verzweiflung, Furcht, aber vor allem Überforderung.
Es war zu viel.
Er war zu nah.
Zu ehrlich, zu ... alles.
"Bitte hör auf", flüsterte ich schließlich so leise, dass meine eigenen Ohren kaum die Worte wahrnahmen. Meine Stimme brach und ich fühlte, wie mein ganzer Körper vor Anspannung zitterte. "Ich kann das nicht. Ich ... ich kann das nicht."
Und dann geschah es.
Ohne Vorwarnung liefen mir die Tränen über die Wangen, ohne dass ich sie aufhalten konnte. Eine nach der anderen bahnten sie sich ihren Weg und ich konnte nichts dagegen tun. Es fühlte sich an, als würde etwas in mir zerbrechen, etwas, das ich so lange zusammengehalten hatte, dass ich vergessen hatte, wie fragil es war. Mein Atem wurde unregelmäßig, ein keuchendes, zittriges Geräusch, das mich selbst erschreckte.
Meine Hände hoben sich zögernd, als wollten sie mein Gesicht berühren, aber sie blieben in der Luft hängen, zitternd und nutzlos, als könnte ich mich selbst nicht berühren, ohne zu zerbrechen.
Alles in mir fühlte sich zerbrechlich an, als wäre ich nur noch ein Schatten meiner selbst.
"Es tut mir leid", brachte ich hervor, obwohl ich nicht einmal wusste wofür ich mich entschuldigte.
Für die Tränen, die unaufhaltsam über meine Wangen liefen?
Für den Kloß in meiner Kehle, der mich jede klare Antwort verweigern ließ?
Für die Kluft, die ich zwischen uns auftat?
Für meine Schwäche, für meinen Zusammenbruch, für meine Unfähigkeit, ihn - oder das, was er fühlte - zu akzeptieren?
Ich wusste es nicht.
Alles fühlte sich erdrückend an, als hätte die Welt um uns herum ihre Wände enger gezogen, bis der Raum um uns fast klaustrophobisch wirkte.
Mein eigenes Keuchen wurde immer lauter, verzweifelter, ein unregelmäßiger Rhythmus, der mich fast in den Wahnsinn trieb. Ich fühlte den Druck in meiner Brust zunehmen, wie ein Gewicht, das mich in die Knie zwingen wollte. Und mit jeder Sekunde, die verging, wurde der Knoten in meiner Kehle enger, unerträglicher, bis ich kaum noch das Gefühl hatte, dass ich atmen konnte.
Ich stand da, verloren, zerbrochen - ein Gefangener dieses Moments, der sich anfühlte wie die Ewigkeit selbst.
Minho schwieg.
Die Sekunden dehnten sich und ich spürte jeden einzelnen Atemzug, der mir schwerer fiel, als er sollte. Ich wollte, dass er etwas tat - irgendetwas, das all das hier einfacher machte. Oder - noch besser - dass er Abstand schaffen würde, so viel Abstand, dass ich endlich wieder atmen konnte. Aber er tat nichts von alledem. Sein Schweigen war fast erdrückender als alles, was er jemals sagen könnte.
Stattdessen lächelte er.
Es war kein spöttisches Lächeln, kein herablassendes Zucken seiner Lippen. Es war kein Lächeln, das nach einem Sieg schmeckte. Es war sanft. So ehrlich, dass es schmerzte, weil ich wusste, dass ich dieser Art von Wahrheit nichts entgegensetzen konnte. Es war ein Lächeln, das mich auffing, wo ich eigentlich nicht aufgefangen werden wollte, das mich hielt, obwohl ich nichts sehnlicher wollte, als zu fallen, weit weg von ihm und seiner Nähe. Es bot mir etwas, das ich nicht annehmen konnte, und gerade deshalb fühlte es sich an, als würde es mich unaufhaltsam in seine Nähe ziehen.
Seine Hand hob sich langsam, so vorsichtig, dass ich sie kaum kommen sah. Meine Schultern spannten sich an, ein unwillkürlicher Reflex, als sein Handrücken mein Gesicht berührte. Seine Finger waren warm und diese Wärme war zu viel für mich. Ich zuckte unter seiner Berührung zusammen, ein Flackern von Widerstand, das nicht mehr als ein leises Zittern war. Und doch war sie sanft, fast tröstlich, während seine Fingerspitzen meine Tränen fortwischten, als hätten sie dort nie sein sollen.
Ich wollte ihm sagen, er solle aufhören.
Dass er mich nicht anfassen durfte.
Dass diese Nähe alles schlimmer machte.
Aber meine Lippen blieben stumm und ich konnte nur das Gefühl seiner Berührung ertragen, während er sprach. "Es ist egal, ob ich dich kaum kenne oder nicht, Master", sagte er leise. Seine Stimme war ruhig, aber die Festigkeit darin schnürte mir die Kehle zu. Sein Blick ließ mich nicht los, als wäre ich das Einzige, was in diesem Moment für ihn existierte. "Es ändert nichts an der Tatsache, dass ich dich liebe", fuhr er fort und seine Worte gruben sich tief in mich hinein, wie Klingen, die mich verletzten. "Und ich liebe dich mehr, als es jemals jemand tun wird."
Diese Worte ließen alles in mir stillstehen. Für einen Moment hörte ich nichts mehr außer dem dröhnenden Pochen meines eigenen Herzens, das in meinen Ohren widerhallte wie ein unkontrollierbarer Trommelschlag. Mein Atem geriet ins Stocken und ich spürte, wie mein Körper unter der Wucht dieser Worte nachgab.
Die Tränen, die ich so verzweifelt zurückhalten wollte, wurden mehr. Meine Brust hob und senkte sich in einem unregelmäßigen Rhythmus, ruckartig, schmerzhaft, während ich mit dem Schluchzen kämpfte, das sich durch meinen Körper bohrte.
Es tat weh.
Alles daran tat weh.
Seine Worte.
Seine Nähe.
Seine Berührung.
Sein Blick.
Und doch blieb er.
Er wich nicht zurück. Seine Augen waren noch immer auf mich gerichtet, dunkel und voller Emotionen, die ich nicht ertragen konnte. Seine Hand blieb an meiner Wange, seine Finger weiterhin sanft gegen meine Haut gedrückt. Er ließ sich nicht von meinen Tränen abschrecken und ließ sich nicht von meinem Chaos und der Ablehnung vertreiben.
Langsam beugte er sich zu mir. Seine Lippen kamen mir so nah, dass ich seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte - warm, weich und ein Hauch, der jede meiner Nervenenden zum Beben brachte.
Und dann streiften seine Lippen meine.
Es war kein richtiger Kuss, nicht wirklich. Es war ein flüchtiges Berühren, kaum mehr als eine Frage, die er mir stellte, ohne ein Wort zu sagen. Mein Atem stockte und für einen Moment glaubte ich, die Welt um uns würde stillstehen. "Ich werde ewig auf dich warten, Master", flüsterte er. Seine Worte waren kaum mehr als ein Hauch und doch fühlte es sich an, als hätten sie das Gewicht eines ganzen Universums.
Dann küsste er mich erneut.
Diesmal waren seine Lippen fester, aber immer noch sanft. Sie drängten sich nicht auf, sie forderten nichts. Sie waren ein Versprechen, eins, das ich weder wollte noch brauchte, das mich aber trotzdem tief in meinem Inneren berührte. Die Wärme seiner Lippen breitete sich wie ein sanftes Feuer in meinem Körper aus, erreichte meine Brust, meinen Hals, meine Arme, bis ich das Gefühl hatte, dass sie alles an mir einnahm.
Meine Knie gaben beinahe nach.
Meine Hände wollten nach etwas greifen, irgendetwas, das mir Halt gab, doch sie blieben nutzlos an meinen Seiten, während ich noch immer einfach nur dastand. Mein Atem wandelte sich in ein ersticktes Schluchzen, das in der bedrückenden Stille des Raumes widerhallte.
Die Tränen liefen weiter. Sie flossen über meine Wangen, bis ich den salzigen Geschmack zwischen unseren Lippen schmeckte. Minho hielt mich fest, aber er zog mich nicht an sich. Er gab mir Raum, ließ mich stehen und doch fühlte es sich an, als würde dieser Kuss alles von mir einnehmen.
Warum war er nur so?
Ich konnte ihn nicht zurück küssen, konnte mich nicht wegdrehen, konnte nichts sagen. Alles, was ich tun konnte, war weiter zu heulen - weiter zu zerbrechen, während er mich hielt, so sanft, als hätte er Angst, mich vollständig zu verlieren.
Warum war ich nur so?
Plötzlich erklang ein Räuspern direkt neben uns, ein leises, fast beiläufiges Geräusch, das dennoch wie ein Donnerhall in meinen Ohren widerhallte und wir zuckten auseinander. Minho schien genauso überrumpelt wie ich - sein Blick war ebenfalls glasig, als hätte er auch die Welt um sich herum vergessen.
Fast synchron wandten wir unsere Köpfe in ihre Richtung, wie ertappte Kinder. Wir hatten beide nicht bemerkt, wie sich die Eingangstür geöffnet hatte. Mama stand dort, die Arme locker verschränkt, ihr Kopf leicht zur Seite geneigt und sah uns mit einem Ausdruck an, der irgendwo zwischen Belustigung und stillem Erstaunen schwankte.
"Soll ich vielleicht wieder gehen?", fragte sie mit einem leichten Lachen in der Stimme, ihre Brauen spielerisch hochgezogen. Ihre Augen blitzten amüsiert und auf ihren Lippen lag ein Lächeln, das ich viel zu lange nicht gesehen hatte - weich, fast schelmisch und doch voller Wärme. Ich hatte dieses Lächeln viel zu lange nicht gesehen.
Meine Tränen, die mir immer noch heiß über die Wangen liefen, hatten sich nicht beruhigt und mein Körper fühlte sich wie in einer Art Lähmung an, als ob meine Gliedmaßen gar nicht mir gehörten. Doch in dem Moment, als ich ihr Lächeln sah - dieses Lächeln, das so viel Vergebung und Liebe ausstrahlte - löste etwas in mir. Es war, als hätte sie eine unsichtbare Kette durchtrennt, die mich an Ort und Stelle gehalten hatte. Ohne nachzudenken, ohne zu zögern, stürzte ich auf sie zu, meine Beine trugen mich wie von allein, obwohl sie sich eben noch wie Blei angefühlt hatten.
Ich warf mich in ihre Arme und presste mein Gesicht an ihre Schulter, atmete ihren vertrauten Duft ein, während ich mich an sie klammerte, als würde ich sie nie wieder loslassen wollen. All die Gefühle, die sich in mir aufgestaut hatten - Wut, Trauer, Scham, Verzweiflung - brachen in einem einzigen, überwältigenden Schwall aus mir heraus. Meine Schultern bebten unter der Last der Tränen und meine Finger krallten sich in den Stoff ihrer Jacke, während ein heiseres Schluchzen aus meiner Kehle drang.
Ich schloss die Augen, aber ich wusste, dass sie lächelte - ich konnte es in jeder ihrer Bewegungen spüren, in der Art, wie sie ihre Arme fest um mich legte und mich an sich drückte, als wäre ich wieder ein Kind, das Trost suchte. "Willkommen zurück, mein Schatz. Ich habe dich so sehr vermisst", sagte sie leise, ihre Stimme sanft und beruhigend, wie ein warmer Sommerwind, der die Stürme in meinem Inneren besänftigte. Ein sanfter Kuss landete auf meinem Kopf und allein dieses kleine Zeichen von Zärtlichkeit ließ die Tränen in meinen Augen erneut anschwellen.
Sie schienen endlos zu sein, doch sie fühlten sich nicht mehr schwer an - sie flossen und nahmen etwas von der Dunkelheit in mir mit.
Eine Weile standen wir einfach nur da, mitten im Raum. Ich ließ meinen Gefühlen freien Lauf, während sie mich hielt, mit einer Geduld und Ruhe, die nur sie hatte. Ihre Arme gaben mir Halt, während ich mich langsam beruhigte, mein Atem unregelmäßig und zittrig, aber nicht mehr so erstickt wie zuvor.
Doch irgendwann hob sie leicht den Kopf und schnupperte, ihre Stirn zog sich ein wenig zusammen und ein nachdenklicher Ausdruck schlich sich auf ihr Gesicht. "Was riecht hier so?", fragte sie schließlich und löste sich vorsichtig von mir. Ihre Augen, die eben noch so warm und mitfühlend waren, wanderten nun neugierig durch den Raum.
Ich konnte mich kaum rühren, aber ich hakte mich in ihrem Arm ein, um die Verbindung nicht vollständig zu verlieren, während Minho uns still folgte. Als wir die Küche betraten, wurde mir schlagartig klar, was sie gemeint hatte. Der Geruch von angebranntem Metall und heißem Wasser lag in der Luft, ein scharfer, leicht stechender Duft, der mich beinahe husten ließ.
Dann fiel mir wieder ein, was ich vollkommen vergessen hatte: der Kochtopf.
Der Topf auf dem Herd war übergekocht, das Wasser hatte sich über die gesamte Platte ergossen und kleine Tropfen glitzerten in der Hitze. Dampf stieg in feinen Schlieren auf und die Herdplatte sah aus wie ein kleiner Ozean.
Mein Herz sank und ich brachte nur ein heiseres "Ups" hervor, meine Stimme kaum mehr als ein Krächzen. Stimmt, ich wollte mir etwas zum Essen machen. Aber Minho hatte mich so sehr aus der Bahn geworfen, dass ich nicht einmal daran gedacht hatte, die Herdplatte auszuschalten, bevor ich die Flucht ergriffen hatte.
Meine Mutter seufzte leise, schaltete den Herd aus und schob mit einem Küchentuch den dampfenden Topf von der Platte. Ihr Blick war nüchtern, aber nicht ohne einen Hauch von Erheiterung, als sie die kleine Überschwemmung betrachtete. Dann drehte sie sich zu uns um, während ihr Blick zwischen uns hin und her wanderte und plötzlich umspielte ein neckisches Lächeln ihre Lippen.
"Das nächste Mal, wenn ihr übereinander herfallen wollt, denkt daran, vorher den Herd auszuschalten!", sagte sie mit einer Mischung aus Humor und Tadel, während sie einen Finger mahnend hob. "Zum Glück war es nur Wasser. Alles andere hätte eine echte Sauerei werden können."
Ihre Worte trafen mich wie ein Blitzschlag. Mein Gesicht brannte vor Scham und ich spürte, wie die Röte von meinem Hals bis zu meinen Wangen hinaufstieg. "S-s-so war das nicht!", rief ich sofort, meine Stimme überschlug sich und ich senkte schnell den Blick, unfähig, ihrer neckenden Miene standzuhalten. Der Boden schien plötzlich unendlich faszinierend.
Minho hingegen schien keinerlei Scham zu empfinden. Er trat an meine Seite, legte seine Arme mit einer Selbstverständlichkeit um meine Schultern und zog mich an sich, als wäre das hier sein gutes Recht. "Tut mir leid, Mama", sagte er mit einer ruhigen, fast provokativen Gelassenheit. "Das nächste Mal werde ich daran denken. Obwohl ich alles um mich herum vergesse, wenn es um meinen Master geht."
Seine Worte waren wie Öl, das ins Feuer gegossen wurde. Mein Gesicht fühlte sich an, als würde es in Flammen stehen und mein Herz raste, als hätte ich einen Marathon hinter mir. Ich wollte seine Hände von mir wegschlagen, mich aus seinem Griff befreien, irgendetwas tun, um diese Situation zu beenden - aber mein Körper gehorchte mir nicht, wieder mal. Alles, was ich spürte, war die Wärme seiner Arme, die meine Haut durchdrang und das laute Pochen meines Herzschlags in meinen Ohren.
Ich hörte, wie Mama schwer seufzte, dieses mütterliche Seufzen, das immer mehr bedeutete, als es auf den ersten Blick schien. Automatisch hob ich den Kopf, um sie anzusehen. Sie hatte bereits ein paar Küchentücher in die Hand genommen und warf sie auf die dampfende Herdplatte, um das übergelaufene Wasser wegzuwischen.
Ihre Bewegungen waren ruhig, fast mechanisch, aber die Spannung in ihren Schultern verriet, dass sie nicht einfach nur über das verschüttete Wasser nachdachte. Schließlich legte sie das Tuch beiseite und wandte sich mit einem Blick zu uns um, der in meinem Magen ein schweres Unbehagen auslöste.
"Ich glaube, wir müssen uns unterhalten", sagte sie in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. Ihre Stimme war fest, aber nicht kalt - sie war die Art von Stimme, die man hörte, wenn man wusste, dass man Ärger hatte. "Und zwar sofort. Also hinsetzen, los."
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