War of hormone (2Chan) Part 2
Da euch meine Cuts immer so gut gefallen, dachte ich mir, lasse ich es heute ein wenig ruhiger angehen. Diabolisches Lachen aus dem Off.
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Als ich dann kurz in Richtung des Wohnraums und zur Couch sah, blieb ich wie angewurzelt stehen.
Erstarrt sah auf das Bild, das sich mir dort bot.
Chan saß auf der Couch, Felix auf seinem Schoß und kuschelte sich an den Älteren, der sein Gesicht in der Halsbeuge des sommersprossigen Australiers vergraben hatte und ihn fest umarmte. Doch dann hob er den Kopf wieder und als Felix ebenfalls aufblickte, legte Chan seine Hände an die Wangen des Jüngeren und drückte seine Lippen auf dessen Stirn. Für einige Sekunden verharrten die beiden so, bis sie sich wieder tief in die Augen sahen.
Etwas an diesem Anblick ließ mein eigenes Herz noch ein Stück weiter brechen und ich senkte schnell den Kopf, nur um zurück in mein Zimmer zu flüchten. So leise wie möglich, hastete ich zur Tür, öffnete sie und zog sie hinter mir wieder zu. Ich sog scharf die Luft ein und fragte mich gleichzeitig, warum es sich so anfühlte, als könnte ich nicht mehr richtig atmen. Als würde sich alles in mir zusammenziehen, sich schmerzhaft verkrampfen und als würde das nun einfach so bleiben. Ich schleppte mich zum Bett, rollte mich auf diesem zu einer Kugel und tastete mit zittrigen Händen nach Gyu, nur um festzustellen, dass er nicht da war und noch immer auf dem Wäscheständer zum Trocknen hing. Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend zog ich mein Kopfkissen zu mir und umarmte es, so, wie ich es normalerweise mit meinem Kuscheltier tat.
Was hatte ich da gerade gesehen? War es das, wonach es aussah? War Chan in Felix verliebt und hatte er ihn deshalb auf die Stirn geküsst?
Doch plötzlich überkam mich ein noch viel schlimmerer Gedanke.
Was war, wenn sie noch viel mehr getan hatten, nachdem ich gegangen war? Ob sie sich dann richtig geküsst hatten? Waren die beiden ein Paar?
Augenblicklich griff ich fester nach dem Kissen und drückte es an meine Brust. Gerade wünschte mir nichts sehnlicher, als jemanden, mit dem ich kuscheln konnte. Mir war seltsam nach Weinen zumute und meine Gedanken drehten sich unaufhörlich um das gerade Gesehene.
Verbissen bemühte ich mich um ein bisschen rationales Denken, um ein bisschen Ruhe, doch es gelang mir nicht wirklich.
Kurze Zeit später hörte ich, wie die Tür aufging und Felix meinen Namen flüsterte. „Changbin?" Eine Pause entstand. Ich hatte beschlossen, einfach so zu tun, als würde ich schon schlafen. Schließlich wusste ich auch gar nicht, was ich hätte sagen sollen.
„Changbin, schläfst du schon?", fragte er immer noch leise und tapste bereits ins Zimmer. Dann hörte ich eine etwas rauere Stimme, die sich recht nahe anhörte. „Lass ihn schlafen Lix. Wir sollten das jetzt auch machen."
Irgendwie fühlte es sich gerade seltsam an, mit den beiden in einem Raum zu sein. Es war beinahe so, als würde sich ein breiter Riss im Erdboden auftun und mich von den beiden Jungen entfernen. Als würden sie mich gar nicht sehen können, als wüssten sie nicht, dass ich da bin. Naja, vielleicht war es auch besser so. Ich wartete darauf, dass sie noch etwas sagen würden, sodass ich möglicherweise sogar erfuhr, was noch passiert war.
Aber wollte ich das auch wirklich? D
Dann hätte ich wenigstens Gewissheit...
Doch ich hörte lediglich, wie sie sich in ihre Betten zurückzogen. Beide flüsterten sich noch ein „Gute Nacht" zu und einige Minuten später war es totenstill im Raum.
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Als ich meine Augen am nächsten Morgen wieder aufschlug, fluteten all die Geschehnisse und Erinnerungen des gestrigen Tages mein Gehirn und ich seufzte. Alles kam mir mit einem Mal so surreal vor und ich zweifelte schon fast an meinem Verstand. Am besten bewertete ich die Ereignisse nicht über. Außerdem sollte ich mir erstmal sicher sein, dass es überhaupt der Wahrheit entsprach, dass sich Chan und Felix mehr mochten.
Okay, eine Sache, die ich mir für heute vornahm: Ich würde Chan, so gut es geht, ignorieren. Mit keiner Reaktion würde ich ihm zeigen, dass es mich schmerzte, wie angespannt unser Verhältnis gerade war.
Das würde ich schaffen!
Einfach mit den anderen reden, mit ihnen lachen, mich bei ihnen entspannen und mich nicht wieder durch Bang Chan ablenken lassen. Einfach nicht darüber nachdenken, warum er so fies war. Und vielleicht würde ich auch nochmal mit Felix sprechen. Sollte er wirklich etwas für Chan empfinden und sollte da mehr zwischen ihnen laufen, dann muss er es ja am besten wissen. Außerdem konnte ich so vielleicht noch ein paar Umarmungen oder aufmunternde Worte bekommen, die meinem angeschlagenen Ich ganz sicher gut tun würden.
Direkt nach dem Aufstehen, eilte ich zum Wäscheständer und sah nach Gyu. Erfreut stellte ich fest, dass er wieder trocken und sauber war. Das bedeutete, ich konnte ihn zurück auf mein Bett legen, ihn heute Abend nahe bei mir halten und musste mich nicht mehr so unwohl fühlen, weil er nicht da war.
Für Außenstehende mochte das wirklich komisch aussehen, als erwachsener Mann noch ein Kuscheltier zu besitzen. Doch ehrlich gesagt, gab ich in diesem Fall wirklich gar nichts auf die Meinung aller anderen. Klar, eine weiche, warme Brust, an die man sich kuscheln konnte, wäre auch eine nette Alternative, aber so ein Kuscheltier hatte den Vorteil, dass es immer da war, wenn man es benötigte. Es hatte keine andere Aufgabe, als bei dir zu sein und dir so viel Sicherheit und Wärme zu spenden, wie du nun mal brauchst.
Mit diesem durchaus beruhigenden Gedanken legte ich Gyu also auf mein Bett und machte mich endlich auf den Weg zu den anderen.
Als ich dann, mehr oder weniger, bereit für den Tag in die Küche trat, traf ich dort auf einen gut gelaunten Felix und einen kichernden Jisung, die sich nun zu mir umdrehten. Jisung winkte fröhlich und Felix sprang auf mich zu und zog mich in seine Arme, während er mir ein „Guten Morgen Hyung" entgegenbrachte. Schnell schlang ich meine Arme ebenfalls um ihn und hielt ihn fest. Es tat gut, gehalten zu werden, auch wenn mir ganz kurz ein Bild von Felix und Chan auf der Couch durch den Kopf schoss.
Seine Umarmung war weich und war wie geschaffen dafür, sich ein wenig fallenzulassen. Also tat ich das auch. Ich schloss Felix Körper fester in die Arme und vergrub meine Nase in seinem Haar, um den Duft seines Shampoos einatmen zu können.
So weich.... So geborgen.
„Morgen", kam es plötzlich ziemlich einsilbig und ohne erkennbare Emotionen von unserem Leader, der sich an uns vorbeidrängte und Kaffee in seine Tasse goss. Dabei lag sein Blick kritisch auf mir und seine ganze Haltung schien sich weiter anzuspannen, als ich keine Anstalten machte, mich aus der komfortablen Umarmung zu lösen. Als er mich immer noch so vorwurfsvoll ansah, schloss ich meine Augen einfach und bemühte mich, ihn auszublenden. Dennoch spürte ich die Nervosität wieder in mir aufsteigen.
Na super, er hatte also erneut schlechte Laune, oder ein Problem mit mir. Aber diesmal würde ich nicht darüber nachgrübeln, woran es genau liegen könnte. Das würde sowieso nichts bringen. Eine klar Antwort könnte nur er mir geben, aber im Moment würde ich sogar lieber Minho aus seinem Schönheitsschlaf wecken oder ihm mit Edding einen Dali Moustache malen, als Chan auf sein Verhalten anzusprechen.
Also würde ich ihn einfach ignorieren.
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Dies funktionierte erstaunlicherweise besser als erwartet. Den ganze Tag schaffte ich es irgendwie, ihm die kalte Schulter zu zeigen. Es tat mir wahrscheinlich mehr weh als ihm, aber solange es auch den Streit von mir fernhielt, war ich gewillt, diesen Zustand zu erdulden.
Wir hatten gerade noch ein paar Aufnahmen gemacht. Jetzt packten alle ihre Taschen und waren bereit, zum Dorm zurückzukehren.
„Fahrt ihr schon mal nach Hause. Ich geh noch ein bisschen trainieren", verkündete unser Leader und griff nach seinem Rucksack.
„Oh ja, ich will auch! Hey Binnie, willst du auch mitkommen? Das wird sicher lustig." Felix strahlte mich an und hüpfte aufgeregt vor mir auf und ab.
Ich war eigentlich schon kurz davor, nein zu sagen und mit den anderen nach Hause zu fahren, doch Felix bittender Blick und der Gedanke daran, was möglicherweise zwischen den beiden passieren würde, wenn ich nicht da wäre, ließ mich ein knappes Nicken von mir geben und ich griff ebenfalls nach meiner Tasche.
„Ich komme mit", sagte ich schlicht und bahnte mir einen Weg zur Tür.
Vielleicht hatte ich ja Glück und der Sport würde meinen Leader davon abhalten, mich zu triezen. Schon spürte ich, wie sich ein Arm bei mir einhakte und Felix summend neben mir herlief. Gemeinsam traten wir schließlich in den Aufzug, wobei Chan uns beiden nur einen kurzen Blick zuwarf und dann wieder wild auf sein Handy eintippte.
„Machen wir heute ein bisschen Krafttraining? Ich denke, da kann ich von euch beiden definitiv noch etwas lernen", flötete Felix vollkommen unbeeindruckt von der leicht angespannten Atmosphäre im Fahrstuhl.
Endlich kamen wir auf der richtigen Etage an und das leise Ping erlöste mich aus der Enge und dem unangenehmen Gefühl, das mir sagte, dass Chan schon wieder innerlich am Kochen war.
Wir betraten nacheinander der großen, gut eingerichteten Trainingsraum und zogen uns dann einfach um, da wir sowieso nur unsere Pullover gegen lockere Tank-Tops eintauschten. Kurz sah ich hinüber zu Felix und bewunderte für einen Augenblick seinen definierten Bauch.
„Wow, Felix. Dein Training zahlt sich definitiv aus." Ich nickte anerkennend und erhielt sofort ein glückliches Lächeln als Antwort.
„Danke Hyung. Du siehst aber viel besser aus", schwärmte der Jüngere. "Deine Schultern sind sooo breit und deine Oberarme wundervoll muskulös." Er reckte seine Daumen in die Luft und zwinkerte mir dann zu.
Von der anderen Seite ertönte nur ein genervtes "Tzss", dann verschwand unser Leader auch schon in Richtung der Hantelbank und ließ mich mit Felix allein. Dieser kam nun auf mich zu und zog mich hinüber zu den Yogamatten.
„Channie Hyung? Wäre es nicht besser, wenn wir uns zusammen ein bisschen aufwärmen? Ich weiß, wir hatten heute schon eine Tanzstunde, aber sicher ist sicher." Seine Stimme war samtig weich und definitiv darauf ausgelegt, den Älteren anzulocken, ihm praktisch keine andere Möglichkeit zu lassen, als zu gehorchen.
Der Braunhaarige sah auf und kam dann mit zusammengepressten Lippen und einem Blick, als wäre ihm gerade verkündet worden, dass sein Bizeps um mindestens fünf Millimeter geschrumpft wäre, auf uns zu. Er zog sich ebenfalls eine Matte heran und platzierte sie neben der von Felix.
Die nächsten Minuten verbrachten wir stillschweigend damit, unsere Muskeln ein wenig aufzuwärmen und unseren Körper zu dehnen, um ja keine Zerrungen von unserem Workout zu bekommen. Das wäre wirklich das Letzte, was wir gebrauchen könnten.
„Binnie? Könntest du mir kurz helfen?", Felix rutschte ein wenig näher zu mir, setzte sich dann fast im Spagat hin und griff nach meinen Händen. Kurz sah ich ihn verwirrt an, bevor sich meine Gehirnzellen doch wieder aufrappeln konnten und die gewünschte Information an mein Denkzentrum sandten. Langsam zog ich ihn ein wenig zu mir nach vorn und sah dabei zu, wie sich der Jüngere immer weiter in meine Richtung streckte. Plötzlich zog ich offenbar ein wenig zu fest, denn er kippte nach vorn und so schnell ich konnte streckte ich meine Arme aus und fing ihn auf.
Ein leises Kichern war zu hören und Felix sah mich an. „Das war knapp. Du solltest dich schon ein bisschen konzentrieren... nicht, dass dir nachher noch eines der Gewichte auf den Fuß fällt oder du dir anderswo wehtust."
Ich nickte ein wenig verlegen und stand letztendlich auf, um hinüber zur Sprossenwand zu gehen, an der die Klimmzugstange eingehängt war. Dabei achtete ich nicht weiter auf Chan, der sich auch gerade erhob. Mit einem kleinen Sprung erreichte ich die Stange und umschloss sie fest mit den Händen, bevor ich mich schnell emporzog und das vertraute Gefühl der Wärme durch die sportliche Betätigung einsetzte. Immer wieder zog ich mich nach oben und merkte allmählich diese angenehme Schwere und die Anstrengung, die mich meine Klimmzüge kosteten. Irgendwann ließ ich die Stange einfach los und landete sicher auf dem Boden. Felix hatte auf mich gewartet und sah begeistert zu mir.
„Das sah ziemlich entspannt aus Hyung. Als würdest du das auch noch genießen." Er piekte mich aus Spaß in die Seite und trat dann an meine Stelle, nur um prüfend auf die Stange über seinem Kopf zu sehen. „Mal sehen, wie viele ich schaffe."
Mit diesen Worten hüpfte er in die Luft und umfasste das Metall sicher mit seinen kleinen Händen. Ohne große Mühe zog er sich nach oben und ich sah ihm fasziniert zu. Irgendwie war es wirklich cool, den anderen beim Sport zuzusehen. Von außen wirkte das stets so leicht und irgendwie mühelos.
Es war wirklich nicht zu leugnen, dass es etwas ästhetisches an sich hatte, den hübschen Australier zu beobachten, wie er seinen schlanken, aber doch ziemlich trainierten Körper immer wieder nach oben zog.
Anerkennend nickte ich, als Felix schlussendlich doch wieder auf dem Boden vor mir zum Stehen kam und kurz seine Arme schüttelte, um die Anspannung zu lockern. „Das war ziemlich gut. Was wollen wir als Nächstes machen?", fragte ich neugierig.
„Wir könnten noch ein paar Situps machen oder eben Gewichte heben."
„Dann lieber das Zweite", murmelte ich und trat hinüber zu der Hantelablage mit den verschieden schweren Gewichten. Mit einem fiesen Grinsen suchte ich das Leichteste aus und drückte es Felix in die Hand. „Hier, das sollte doch für dich reichen oder? Falls es dir zu schwer ist, sag ruhig Bescheid."
Mit einem eher belustigten Augenverdrehen und nach einem kleinen Klaps auf meine Schulter, legte Felix das Gewicht zurück und suchte sich das für ihn Passende aus. „Du bist wirklich unmöglich Hyung", schmollte er kurz.
Die nächsten zwanzig Minuten war es wirklich ziemlich ruhig. Wir gingen alle unserem individuellen Training nach und redeten nicht viel, um uns voll und ganz zu konzentrieren. Doch dann unterbrach der Nachrichtenton die Stille, Felix seufzte und lief hinüber zu seiner Tasche. Er zog sein Handy hervor und sah kurz auf den Display.
„Ok, ich glaube, ich mache mich gleich auf den Weg zurück. Wollt ihr auch mitkommen oder noch ein Stück weitermachen?"
„Ich bleibe noch." Kam es schon fast unisono von Chan und mir und am liebsten hätte ich mich umentschieden, als ich diese Worte von ihm hörte. Doch das würde ja erst recht komisch aussehen. Also blieb ich stumm und wollte mich wieder meinem Trainingsgerät zuwenden. Allerdings wurde ich von Felix zum Abschied umarmt und mit einem kleinen, bewundernden Laut strich er über meinen Bizeps. „Wenn du noch länger trainierst, dann kannst du mich bald mit einem Arm hochheben." Dann löste er sich von mir und lief hinüber zu Chan. Schnell wandte ich den Blick ab, um nicht mit ansehen zu müssen, wie er sich dem Älteren in die Arme warf. Stattdessen fokussierte ich mich wieder auf meine Aufgabe und rief Felix nur noch ein kurzes "Tschüss" zu, als er den Raum verließ.
Sobald die Tür wieder ins Schloss gefallen war, glaubte ich, die Spannung im Raum wäre in Sekundenbruchteilen auf das absolute Maximum angestiegen. So, als würde sich ein Gewitter zusammenbrauen und es würde nur noch einen Wimpernschlag dauern, bis der erste Blitz einschlagen würde.
Und da war er auch schon.
„Kannst du vielleicht mal zur Seite gehen. Andere wollen hier auch noch trainieren", knurrte Chan und versuchte an eines der Gewichte zu gelangen, die direkt hinter mir waren.
„Geht das vielleicht auch ein bisschen freundlicher? Dann würde ich sogar aus freien Stücken zur Seite gehen", fauchte ich zurück und blieb demonstrativ da stehen, wo ich war. Auch wenn ich mir damit gerade wahrscheinlich keinen Gefallen tat, wollte ich nicht einfach klein beigeben.
Er sollte akzeptieren, dass er nicht einfach so mit mir umspringen konnte. Dass er mich dennoch respektvoll und wie einen normalen Mitmenschen behandeln sollte. Denn für mich war sein Verhalten gerade unter aller Würde und am liebsten hätte ich ihm eine Hantel ganz aus Versehen auf den Fuß fallen lassen, aber das wäre sehr kontraproduktiv.
Jetzt baute er sich tatsächlich vor mir auf, trat so nahe an mich heran, dass ich direkt in seine Augen blicken konnte, die schon wieder vor Wut Funken sprühten. „Geh zur Seite Zwerg... oder ich bringe dich dazu."
Das hatte er gerade nicht gesagt oder? Meine Hand ballte sich zur Faust. Doch ich rief mir ins Gedächtnis, dass Gewalt keine Lösung war und es gegen alle guten Sitten und auch gegen meine Erziehung sprach, ihn jetzt einfach zu schlagen. Deshalb verengte ich nun meinerseits die Augen und kam ihm noch ein Stück näher, sodass nicht mal mehr ein Blatt Papier zwischen unsere Körper gepasst hätte. „Wie hast du mir gerade genannt?", fragte ich bedrohlich ruhig und erwiderte seinen Blick genauso kalt. „Denk lieber nochmal über deine Worte nach... und vielleicht auch über dein Handeln mir gegenüber."
Schon als mein letztes Wort meine Lippen verließ, hörte ich ein freudloses Lachen. „Als ob du immer über dein Handeln vorher nachdenkst Changbin. Als ob du jedes Wort durchdenkst, was dir so leicht von den Lippen kommt. Es wäre wirklich schön, wenn es so wäre, aber wahrscheinlich haben dir deine Gefühle schon das Hirn vernebelt."
Ein Schauer lief mir über den Rücken und ich blinzelte einige Male, um zu verstehen, was er da gerade gesagt hatte.
Konnte das wirklich sein? Er wusste von diesen Gefühlen? Von meinen Gefühlen für ihn, die ich mir selbst nicht wirklich erklären konnte und die mir das Zusammenleben mit ihm viel schwerer machten, als mir lieb war. Wie war das überhaupt möglich? War es so offensichtlich gewesen?
„Wie-woher weißt du davon?", brachte ich verwirrt und auch ziemlich leise hervor und wollte am liebsten im Erdboden versinken.
Vor allem, als sein wütendes Schnauben ertönte und seine Stimme schneidend kalt zurück feuerte. „Ich wusste es.... Ich hätte es von Anfang an wissen müssen. Wie kannst du nur so dumm und naiv sein. Die Liebe scheint dich wirklich blind zu machen." Er starrte ausdruckslos in mein Gesicht, doch für einen Moment sah ich etwas, dass nach Schmerz aussah. Doch dann trafen mich seine Worte. Sie trafen mich wie ein Laster, der frontal in mich hineinkrachte.
Liebe. Ich liebte ihn. Es waren wirklich romantische Gefühle. Nur deshalb tat es so weh, mit ihm zu streiten, ihn wütend zu erleben. Deshalb war es so schwer für mich, ihn mit Felix zusammen zu sehen. Aber Moment... er wusste, dass ich ihn liebe. Er hatte es gerade selbst gesagt und mich als naiv und blind bezeichnet.
Hieß das, dass er mich nicht liebte? Dass er nicht das Gleiche fühlte, wie ich?
Ich schluckte schwer und das dumpfe Pochen in meinem Brustkorb machte mir nur zu schmerzlich bewusst, dass ich gerade tatsächlich das fühlte, was ich nicht hatte fühlen wollen. Liebe.
„Du... du hast also etwas dagegen?", murmelte ich so kleinlaut und hoffte fast, er hätte mich nicht gehört. Doch ich wurde eines Besseren belehrt.
„Ob ich etwas dagegen habe?" Auch seine Stimme klang irgendwie gepresst. „Ist dir eigentlich klar, dass man dich und Felix dafür aus der Band werfen könnte, wenn das rauskommt?"
„Bitte was? Wovon sprichst du?" Ich sah ihn entgeistert an und wollte ihn ein bisschen von mir wegdrücken, doch er stemmte sich gegen meine Hände und knurrte wieder bedrohlich.
„Spiel jetzt nicht den Unschuldigen Changbin. Du weißt ganz genau, wovon ich spreche. Es ist ja wohl viel zu offensichtlich, dass du und Felix was miteinander habt." Kurz glaubte ich, einen unsagbaren Schmerz in seinen Augen lesen zu können, doch sofort verschloss sich seine Miene wieder.
„Wovon sprichst du da bitte? Ich habe nichts mit Felix!" Ich schüttelte heftig meinen Kopf und versuchte gleichzeitig, seine Nähe irgendwie zu verdrängen. Erneut versuchte ich, ihn von mir zu drücken, stemmte mich gegen ihn, doch er schlug meine Hände einfach weg. Stattdessen griff er nach meinen Schultern, drehte mich schwungvoll zur Seite und stieß mich im nächsten Moment gegen die Wand in meinem Rücken. Sogleich tauchte er vor mir auf und schloss den entstandenen Abstand.
„Lüg mich nicht an!" Gerade machte er mir fast schon Angst und erneut schüttelte ich abwehrend den Kopf.
„Das tue ich nicht. Ich habe nichts mit Felix... und ich bin auch nicht in ihn verliebt", stieß ich hervor und sah sogar kurz in seine dunklen Augen, um meinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen.
Dann war alles ganz still. Chan stand dicht vor mir und starrte unverwandt zurück. Doch nun festigte sich sein Griff um meine Schultern wieder und er presste mich enger gegen die Wand. „Dann beweise es."
Ich war vollkommen irritiert und wusste nicht, was ich nun tun sollte.
Wie um alles in der Welt sollte ich ihm beweisen, dass ich ganz sicher nichts mit Felix hatte? Gut, Felix selbst könnte das natürlich sofort bestätigen. Ich könnte ihn also anrufen oder ihm eine Nachricht schreiben, oder er sagte es ihm nachher einfach persönlich, aber so viel Zeit blieb mir nicht.
„Wusste ich es doch. Du kannst es nicht..." Schon wieder dieser komische Unterton.
„A-aber ich sage die Wahrheit", murmelte ich und senkte für einen Augenblick meine Augenlider. Warum konnte er nicht einfach Felix fragen? Dann wäre die Sache schneller geklärt, als gedacht.
„Ich glaube dir trotzdem nicht."
Alles in mir zog sich bei diesen Worten zusammen. Es tat weh, dass er sowas zu mir sagte. Doch in meiner Verzweiflung kam mir urplötzlich eine Idee. Ohne weiter nachzudenken, hob ich meinen Kopf. Streckte mich ein wenig und drückte meine Lippen auf die seinen.
Ich tat es wirklich. Ich küsste ihn. In exakt dem Moment, als unsere Lippen aufeinandertrafen, spürte ich wieder dieses angenehme Kribbeln, das ich immer verspürt hatte, wenn wir uns nahe waren. Nur diesmal war es viel stärker. Es breitete sich allmählich von meinen Lippen über mein Gesicht aus und strömte langsam durch meinen gesamten Körper. Da wo ich Chans Lippen berührte, war das Kribbeln und die Wärme am stärksten, es schien den Kuss noch viel intensiver zu machen.
Ganz behutsam bewegte ich meine Lippen und spürte die Hitze und die Sanftheit des zweiten Lippenpaares. Wie von selbst hatte ich meine Augen geschlossen und hielt sie jetzt fest zusammengepresst. Zumindest für einige Sekunden wollte ich es genießen und nicht von den geschockten, möglicherweise auch wütenden Augen meines Leaders durchbohrt werden. Das würde ich nun wirklich nicht gut vertragen.
Erst einmal passierte gar nichts. Doch dann merkte ich, wie sich die Fingerspitzen, die sich in meine Schultern gekrallt hatten sich lockerten. Chan zog seine Hände ein Stück zurück. Ließ sie fast schon sanft über meine Schultern gleiten. Aber dann presste er seine Handflächen heftig gegen meine Brust und drückte mich mit einem kleinen Ruck zurück gegen die Wand. Ich erlaubte mir den Luxus, meine Augen einfach noch kurz geschlossen zu halten und einen Moment länger die schöne Erinnerung seiner Lippen zu genießen, bevor ich ganz langsam meinen Kopf anhob und meine Augenlider öffnete.
Nun sah ich also in tiefbraune Augen, die mich unverwandt ansahen und selbst nicht zu wissen schienen, was sie eigentlich genau zu finden hofften. Seine Pupillen waren geweitet und ich stellte fest, dass auch seine Atmung ein wenig schneller geworden war. Beinahe nervös glitt seine Zungenspitze jetzt über seine volle, weiche Unterlippe und dann räusperte er sich. Fast schon leise und ein wenig zögernd kam seine Antwort.
„Ich glaube dir immer noch nicht."
Dann ging alles ganz schnell. Seine Hände rutschten hinauf zu meinem Hals und schlossen sich dann um meine Wangen, sodass er meinen Kopf quasi in den Händen hielt. Es war ein tolles Gefühl, so gehalten zu werden. Es vermittelte mir den Eindruck von Geborgenheit und Zuneigung. Doch ich hatte nicht viel Zeit, mich weiter über diesen Umstand zu wundern, denn schon prallte ein heißes Lippenpaar wieder gegen meine und diesmal war es mein Hyung, der seine Lippen bewegte... und das nicht gerade langsam. Er rieb seine immer noch leicht feuchten Lippen gegen meine und wurde sogar noch schneller, als ich die Bewegungen ganz zaghaft erwiderte.
Ihn zu küssen, war wie ein heftiges Feuerwerk. Eines, dass in meinem Bauch explodierte und überallhin seine kleinen bunten Funken versprühte. Diese kribbelten angenehm nach und setzten sich hartnäckig in mir fest. Ganz behutsam hob ich meine Arme wieder und legte sie auf Chans Schultern ab. Schließlich traute ich mich sogar, sie hinter seinem Kopf zu verschränken und ihn so ganz nah bei mir zu halten.
Doch eigentlich machte mein Gegenüber auch nicht den Eindruck, als würde er sich je wieder von mir lösen wollen. Eher im Gegenteil. Unsere Lippen bewegten sich viel mehr im Einklang gegeneinander und wurden immer sicherer, immer offensiver und ein klein wenig gierig.
Als Chan dann schlussendlich mit seiner Zungenspitze an meiner Oberlippe entlangfuhr, konnte ich ein leises Seufzen nicht mehr unterdrücken und dann zuckte ich zurück, als mir wieder siedend heiß einfiel, was wir hier gerade taten. Was ich gerade getan hatte.
Ich hatte meinen Hyung, meinen Leader, den Mann, den ich liebte geküsst. Einfach so. Aber das Krasseste war, er hatte es erwidert. Er hatte mitgemacht und war sogar kurz davor gewesen, den Kuss noch weiter zu vertiefen.
Schwer atmend sah ich auf seine vollen, rosa Lippen, die sich leicht geteilt hatten und ich beinahe glaubte, er würde sie sich jeden Moment erneut mit der Zunge befeuchten.
Jetzt fragte ich mich doch tatsächlich, wie es wohl wäre, wenn er mich auf diese Art geküsst hätte. Wie es sich anfühlte, wenn seine Zunge die meine berührte und wir den anderen wirklich schmecken konnten.
„Wie-wie kann ich dir beweisen, dass ich nichts für Felix empfinde?", fragte ich ihn fast schon demütig und sah weiterhin auf seinen Mund.
„Küss mich nochmal."
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Uuuund? War dieser Cut jetzt weniger schlimm? 😂 Ich weiß, ich bin gemein. Aber ich darf das.
Außerdem habt ihr euch ja sogar schon eine Selbsthilfegruppe erstellt, zur Überbrückung der Zeit. Was ich übrigen wirklich sehr sehr niedlich finde. Ich saß wirklich vor dem Handy und hab gelächelt und mich gefreut, was für tolle und vor allem gesellige Menschen ihr seid. Ich mag diese Art des Zusammenhalts. ✨
Ich wünsche euch noch einen tollen Sonntag. 💕
Love you STAY 💖
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