One plus two is ... (Hyunchanglix) Part 6
Hyunjins Pov:
„Ein Date mit mir."
Zunächst glaubte ich, ich hätte ihn nicht richtig verstanden, dann atmete ich erleichtert aus und betrachtete den Rapper eingehend. Mein Herz schlug schneller und etwas zwischen Neugier und Erleichterung erfasste mich.
„Ein Date?" Noch hatte ich nicht ganz realisiert, dass Changbin das wirklich ernst meinte und mir gerade eine riesengroße Chance gab, meinen guten Willen zu beweisen.
„Ja, ein Date. Du und ich. Dann sehen wir, ob wir auch in Felix Abwesenheit miteinander klarkommen und es für einen gemeinsamen Versuch reicht, oder nicht." Liebevoll strich Changbin Felix über das Haar. „Sorry Liebling, aber du weißt, dass ich recht habe. Wenn wir zu dritt sind, wirst du unangenehme Fragen abfangen oder Hyunjin helfen, ohne dass du es überhaupt merkst. So muss er offen und ehrlich mit mir sprechen."
Selbst ich musste zugeben, dass dieser Plan gut durchdacht war und deshalb pflichtete ich Changbin bei.
„Er hat recht, das ist eine faire Chance, um nicht nur dir zu beweisen, dass ich mir Mühe geben will."
Felix hatte zunächst nachdenklich ausgesehen, doch da er nun beide Seiten der Argumentation gehört hatte und er bemerkte, dass wir uns bereits einig waren, stimmte er zu.
„Und der zweite Gefallen?", fragte ich etwas erleichtert, da der erste kein großes Hindernis darstellte.
Changbin grinste niedlich und zuckte die Schultern. „Das werde ich nach unserem Date entscheiden."
Diese Antwort machte mich nicht schlauer als zuvor, aber immerhin war es Binnies gutes Recht, mich zappeln zu lassen. Nach allem was er meinetwegen durchgemacht hatte, war das Warten das Mindeste, was ich tun konnte.
„Okay, ich denke, das genügt für heute. Euer Tag war lang und anstrengend... ich bin auch müde. Also lasst uns schlafen gehen und die Details morgen klären." Changbin erhob sich vom Bett und ging zu seinem Schrank, um Felix dann einen Hoodie von sich zuzuwerfen. „Hier Baby."
Etwas verloren saß ich noch auf dem Bett, während Felix den Pulli überzog und sich anschließend aus seiner Jeans schälte. Dann drehte er sich zu mir um und betrachtete mich unschlüssig. Aber schließlich lief er zu mir, beugte sich über mich und schlang seine Arme um meinen Hals.
„Danke Hyunjin. Danke, dass du es versuchen willst und uns eine Chance gibst." Seine Lippen drückten sich gegen meine Wange und ich spürte das sanfte Kribbeln an dieser Stelle. Automatisch lächelte ich und wusste, dass ich hier nicht das dritte Rad am Wagen darstellte, sondern tatsächlich etwas tun musste, um ein Teil dieser aufrichtigen Liebesbeziehung zu werden.
„Oh, ich finde, das kannst du besser, Felix. Schließlich musst du Hyunjin dann in sein Zimmer gehen lassen. Vor dem ersten Date gemeinsam in einem so engen Bett zu schlafen, wäre wirklich etwas zu viel des Guten", kommentierte Changbin den kleinen Kuss seines Freundes und meine Wangen wurden ganz heiß, als ich verstand, was er erwartete.
Aber Felix schien nur auf diese Gelegenheit gewartet zu haben, denn plötzlich lagen seine weichen Lippen auf meinen und küssten diese ganz zart.
„Gute Nacht, Hyunjin", wisperte er sanft und erneut berührten sich unsere Lippen.
„Gute Nacht, Felix", nuschelte ich und erhob mich vom Bett, nachdem Felix mich freigegeben hatte. Etwas unschlüssig stand ich nun vor Changbin und beugte mich dann rasch herab und drückte meine Lippen an seine Wange.
„Gute Nacht, Changbin."
........
Changbins Pov:
Den ganzen nächsten Vormittag war Hyunjin seltsam schüchtern in meiner Gegenwart gewesen. Was er die letzten Monate mit grimmigen Blicken und Zurückweisung versucht hatte, kompensieren er jetzt mit flüchtigem Augenkontakt und rosigen Wangen. Ich hatte gar nicht mehr gewusst, wie niedlich es aussehen konnte, wenn unsere kleine Dramaqueen unsicher war. Das passte sonst absolut nicht zu Hyunjin. Aber jetzt nach dem Tanztraining kam er zu mir und vergewisserte sich, dass uns keiner lauschte, nur Felix neugierigen Blick bemerkte ich, während dieser mit Jeongin sprach.
„Changbin? Können wir kurz reden?"
Ich stimmte mit einem Nicken zu und begann, meine Tasche einzuräumen. Ich wollte ihn etwas entspannen und ihn nicht die ganze Zeit anstarren. Und tatsächlich begann er nach wenigen Sekunden des Zögerns.
„Ist es in Ordnung, wenn wir schon heute auf unser Date gehen? Ich habe da einen Laden gefunden, der ganz tolle Ramengerichte anbietet und ich wollte da schon lange mal hin."
Überrascht von seiner Eigeninitiative und des schnellen Handelns drehte ich mich zu ihm. „Ähm, klar, warum nicht. Ich denke, das sollte im Zeitplan funktionieren. Ich freue mich." Natürlich hätte ich auch nichts dagegen gehabt, selbst einen Ort auszusuchen, an dem wir aßen, aber so wusste ich, dass Hyunjin diese Verabredung ebenso wichtig war und das freute mich. Also wollte ich seinen Enthusiasmus nicht unterbinden. „Danke, dass du dir so viel Mühe gibst", machte ich nochmal deutlich, dass es mir viel bedeutete, dass wir in diesem Fall zusammenarbeiten und nicht mehr gegeneinander.
Ich sah einige Sekunden lang ein breites Lächeln, bevor der Visual wieder seine typisch professionelle Miene aufsetzte und seine leichte Unsicherheit verbarg.
Na warte, Hyunjin... Es wird noch der Moment kommen, in dem du deine Hüllen fallen lässt und dann werde ich da sein und ganz genau hinsehen, denn wahrscheinlich bist du auch ohne diese Maske aus liebenswürdiger Gleichgültigkeit wunderschön.
Ich wusste, dass dies ein gutes Stück Arbeit erfordern würde, denn Hyunjin hatte gelernt, seine wahren Gefühle gut zu überspielen und da er dies in den letzten Monaten viel zu häufig getan hatte, würde er sicher ab und an in diese Rolle zurückfallen. Vor allem wenn er verunsichert von etwas war.
Deshalb hatte ich auch um dieses Date ohne Felix gebeten. Bei Lixie gelang es Hyunjin viel schneller, sich zu entspannen und seine Bedürfnisse mitzuteilen, aber wenn es mit uns dreien funktionieren sollte, musste er auch mir gegenüber Vertrauen entwickeln und sich mir öffnen. Also würde das Essen heute ein kleiner Crashtest werden, um zu sehen, wie wir aufeinander reagieren und wie weit unsere Vorstellungen von Liebe und Gemeinsamkeit kompatibel sein würden.
Aber Worte waren das eine, Taten eine ganz andere Sache.
„Cool, dann sehen wir uns, wenn ich mit Seungmin beim Vocaltraining war. Soll ich dich vom Studio abholen?"
Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht ganz verkneifen, als es so süß klang, dass er mich abholen wollte.
„Gern, Hyunjin. Aber nur damit du es weißt, ich zahle das Essen."
Der Jüngere grinste frech. „Das klären wir erst, wenn wir wissen, dass das Essen wirklich so gut ist, wie ich prophezeit habe"
„Erscheint mir fair", lachte ich und hätte ihn am liebsten kurz zu mir gezogen, um ihn zu umarmen, aber er drehte sich bereits um und winkte knapp. „Dann bis später, Changbin."
--------
Pünktlich kurz nach neunzehn Uhr klopfte es an der Studiotür und dann steckte Hyunjin seinen Kopf zur Tür herein.
„Hyung, wir sind verabredet", erinnerte er mich und sogleich bekam ich von zwei Seiten einen schrägen Blick, Chan und Jisung musterten mich aufmerksam.
„Ich weiß, gib mir noch zwei Minuten, dann können wir essen gehen."
„Boah, ihr geht essen? Wohin? Und was?" Jisungs Augen leuchteten auf und schon merkte ich, dass Hyunjin und ich einen kleinen Denkfehler gemacht hatten. Doch der Visual antwortete bereitwillig und nichtsahnend.
„Ramen, um die Ecke gibt es ein neues Restaurant."
„Wie cool, kann ich mitkommen? Chan willst du auch etwas essen?", plapperte unser Quokka munter los und war schon im Begriff, sich sein Portemonnaie zu schnappen. Ich drückte ihn geistesgegenwärtig zurück auf den Stuhl und stand stattdessen selbst auf.
„Nicht heute, Jisung. Bleib lieber hier, wir wissen ja noch nicht einmal, ob das Essen dort schmeckt." Versuchte ich den Schaden zu begrenzen. Chan warf mir einen konsternierten Blick zu und blickte dann zu Hyunjin, der ebenfalls nicht zu wissen schien, was er sagen sollte.
Jisung sah zu mir auf und zuckte dann die Schultern. „Ist doch egal, wenn das Essen schlecht ist, gibt es eben eine schlechte Bewertung und wir gehen nie wieder hin."
Am liebsten hätte ich über diese simple Lösung gelacht, da sie so unschuldig formuliert war und doch irgendwie auch von Minho hätte kommen können.
Genau, Minho! Er war die rettende Lösung.
„Weist du was ich denke, Jisung... Minho würde sich sicher darüber freuen, wenn ihr mal zusammen dorthin geht. Und bis dahin können ich und Hyunjin austesten, ob sich das überhaupt lohnt."
Bereits bei der Erwähnung unseres Tänzers leuchteten die großen braunen Augen auf und Jisung nickte wie hypnotisiert.
„Ja, natürlich." Dann jedoch klarte sein verträumter Blick auf und er schüttelte verwundert den Kopf. „Das gerade war nur ein Vorwand, damit ich nicht mitkomme, stimmt's?", fragte er nicht im Mindesten wütend oder enttäuscht. Er drehte sich einfach wieder seinem Laptop zu und zuckte die Schultern.
„Wenn ihr zu zweit gehen wollt, sagt das doch einfach."
Etwas verdutzt aber auch irgendwie erleichtert, sah ich hinüber zu Chan, der ebenfalls seinen kalkulierenden Blick zwischen Hyunjin und mir hin und her schweifen ließ.
„Kommst du, Changbin?", fragte Hyunjin, der sich sichtlich etwas unwohl in dieser Situation fühlte.
„Klar, lass uns gehen." Ich trat eilig neben ihn und schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln. Jedenfalls drehte er sich daraufhin auf dem Absatz um und ich hörte kurz bevor ich die Tür hinter mir schloss noch, wie Jisung Chan etwas zuflüsterte. „Glaubst du, die beiden verstehen sich wieder? Felix sah heute beim Training auch schon viel fröhlicher aus."
Ich musste in mich hineinlächeln, entschied mich aber vorerst, Hyunjin nichts davon zu erzählen, dass unsere Versöhnung den anderen nicht verborgen geblieben war. Vielmehr lief ich ihm nach zum Treppenaufgang und endlich konnte ich ihn genauer betrachten. Er trug nicht mehr die legere sportliche Bekleidung, die er vorhin zum Tanzen anhatte, sondern helle Bluejeans und ein dünnes mit Blumen bedrucktes Hemd, das bei der warmen Abendluft der Stadt sicher angenehm war. Und wie fast immer trug er einige Ringe, Kettchen und anderen Schmuck. Ich musste zugeben, dass ich seinen Sinn für Mode und Design wirklich bewunderte und mitunter ziemlich sexy fand.
„Dieser Moment mit Jisung war irgendwie seltsam", murmelte Hyunjin in dem Moment, in dem wir auf die Straße traten und unsere Caps tiefer ins Gesicht zogen und auch die Sonnenbrillen aufsetzten.
„Naja, wir waren selbst schuld, immerhin hätten wir auch diskreter vorgehen können." Ich grinste schief. „Am Ende denken sie noch, ich würde Felix mit dir fremdgehen."
Ein leises Tsss war zu hören und Hyunjin lief jetzt dicht neben mir.
„Das würde keiner von dir denken, Changbin. Du bist nicht der Typ dafür, jemanden zu betrügen, dazu bist du viel zu soft und loyal, vor allem gegenüber Felix."
Ich wusste nicht einmal, was ich erwidern sollte, da meine Liebe für Felix wohl wirklich sehr offensichtlich war und irgendwie machte es mich sogar stolz, dass auch andere mich nicht als eine Art Aufreißertypen sahen. Das war nicht mein Stil. Dennoch wollte ich Hyunjin etwas necken, weshalb ich meinen Kopf zu ihm drehte und herausfordernd zu ihm sah.
„Und trotzdem gehe ich gerade mit dir Essen."
Ein leises Glucksen ertönte und die Augen des Jüngeren verengten sich im Zuge seines Vergnügens. „Ja, und trotzdem warst du immer der Rechtschaffene von uns beiden. Eher müssten sie sich Sorgen machen, dass ich dich verführe."
Ich wollte schon zugeben, dass es ihm wohl auch ohne größere Anstrengungen gelungen wäre, aber kam nicht mehr dazu, da Hyunjin plötzlich nach meinem Unterarm griff und mich leicht nach rechts zog. „Hier müssen wir rein."
Ich hatte gar nicht realisiert, dass wir bereits um mehrere Straßenecken gebogen waren und nun vor einem schicken kleinen Laden mit leuchtenden Werbetafeln standen. Die verglaste Vorderfront ließ das rötliche Abendlicht in das Restaurant scheinen und es duftete himmlisch, sobald Hyunjin die Tür öffnete. Eine junge Frau kam uns entgegen und fast schon befürchtete ich, sie würde uns freundlich hinauskomplimentieren, denn es waren so gut wie alle Sitzplätze belegt und man hätte höchstens draußen warten können.
Doch Hyunjin verbeugte sich knapp und sagte dann vollkommen gelassen: „Ich habe vorhin bei ihnen reserviert, auf den Namen Hwang." Die Frau verbeugte sich ebenso und bedeutete uns, ihr zu folgen.
Ich hingegen war tatsächlich verblüfft, aber je mehr Zeit ich mit Hyunjin verbrachte, desto mehr hatte ich das Gefühl, dass es die richtige Entscheidung gewesen war, ihm diese Chance einzuräumen. Er hätte all das nicht tun müssen, er hätte auf einen Schachzug von mir warten können, aber das war offenbar nicht sein Stil. Er hatte sogar in einem Restaurant reserviert und das zeigte doch, dass er es tatsächlich ernst meinte.
„Hier, bitteschön. Ich bringe euch gleich die Speisekarten und Getränke. Was hättet ihr gern?"
Immer noch sehr positiv vom bisherigen Verlauf dieses Dates überrascht, ließ ich mich auf dem Stuhl gegenüber von Hyunjin nieder und nahm meine Cap und die Sonnenbrille ab. Im Augenblick konnte es mir egal sein, ob man uns erkannte oder nicht, aber vermutlich würde sich hier niemand für uns interessieren. Wir waren zwar bekannt, aber nicht alle Leute behandelten uns wie ein weiteres Weltwunder.
„Ich hätte gern eine Fanta", meinte Hyunjin und sah mich dann aufmerksam an. „Und du, Hyung?"
Kurz überlegte ich. „Einen Zitroneneistee, bitte."
Die freundliche Bedienung notierte sich unsere Wünsche und verschwand dann, was mir die Möglichkeit gab, mich etwas gemütlicher hinzusetzen und mich eingehend umzusehen.
Die Location, die Hyunjin ausgewählt hatte, war trotz der Unmengen an Gästen irgendwie heimelig und auf eine interessante Art spiegelte sie auch den Vibe des Jüngeren wider. Es war eine Mischung aus simpler Eleganz und Experimentierfreude. Aber nun, da wir schon mal hier waren, wollte ich auch mit ihm reden und die Grenzen unserer bisherigen Beziehung möglicherweise etwas verschieben. Deshalb betrachtete ich ihn nun ganz unverfroren und er erwiderte den intensiven Blick. „Danke, dass du das für uns organisiert hast, Hyunjin. Ich weiß das sehr zu schätzen... du nimmst diese Gelegenheit ernst und ich will dir sagen, dass ich das ebenfalls tue."
Ein kurzes Nicken kam von dem Visual, aber er ließ mich weitersprechen. „Also, wir beide wissen jetzt, dass wir Felix gern als Partner hätten und mit ihm eine Beziehung haben wollen... und er liebt uns beide, das heißt, wir müssen jetzt herausfinden, ob es auch zwischen uns beiden funktioniert. Deshalb wollte ich, dass wir allein essen gehen."
Verstehend neigte Hyunjin den Kopf, lächelte dann aber frech. „Erzähl mir etwas Neues, Changbin. Ich habe deine Absicht schon verstanden und ich will es wirklich versuchen. Außerdem wollte ich mich nochmal bei dir entschuldigen, oder auch bedanken... naja, irgendwie beides. Also es war nicht gut durchdacht von mir, Felix zu küssen, obwohl ich wusste, dass er mit dir zusammen ist... danke, dass du nicht ausgerastet bist oder mich gleich aus deiner Beziehung verbannt hast. Ich habe mich nicht fair dir gegenüber verhalten, deshalb wäre es nur logisch, wenn du mir nicht vertraust, aber das möchte ich gern ändern." Die braunen Augen des Jüngeren blickten unverwandt in meine und am liebsten hätte ich die Hand über den Tisch geschoben und nach seiner Hand gegriffen, die locker neben der zierlichen Blumenvase ruhte.
Hyunjin vermittelte mir mit seinen Worten, dass er tatsächlich verstanden hatte, was schiefgelaufen war und dass er bereit war, mit uns zusammen an diesem Vertrauen zu arbeiten. Tatsächlich freute mich das mehr, als ich im Moment zeigen konnte. Das sanfte Kribbeln, das ich sonst nur in Felix unmittelbarer Umgebung verspürte, bahnte sich ganz allmählich seinen Weg durch meinen Körper und ich war beinahe erleichtert, als die Kellnerin unsere Getränke brachte. Zumindest bis zu dem Augenblick in dem ich realisiert, dass wir so ins Gespräch vertieft gewesen waren, dass wir uns noch nichts zum Essen ausgesucht hatten. Hastig wollte ich nach der Speisekarte greifen, als die zierliche Frau nach unseren Wünschen fragte, doch Hyunjin antwortet vollkommen ruhig.
„Wir hätten gern beide Shoyu-Ramen mit Mungbohnensprossen und geröstetem Schweinefleisch"
Perplex sah ich ihn an und hatte plötzlich wie eine Art Déjà-vu von meinem ersten Essen mit Felix. Damals hatte ich auch für uns beide bestellt, nachdem er mir gesagt hatte, was er essen würde und er meinte danach, dass er es auf eine Art und Weise sexy fand, wie ich unsere Bestellung aufgegeben hatte. Dabei ging es weniger um ein bevormundendes Verhalten, sondern vielmehr um die Wortwahl und die Pronomenwahl mit dem Wir. Und nun verstand ich, was Felix gemeint hatte. Das wir aus Hyunjins Mund zu hören war sexy und ich fand es gleichzeitig süß. Erneut überkam mich das Gefühl, alles würde sich genau richtig entwickeln und ein Grinsen breitete sich auf meinen Lippen aus.
„Warum lächelst du jetzt so gruselig?", fragte Hyunjin skeptisch und hob sein Glas mit Fanta an.
Ich jedoch schüttelte nur den Kopf und behielt diesen Gedanken für mich, wie einen kleinen Schatz. Stattdessen nahm ich einen Schluck meines Eistees und wechselte gekonnt das Thema.
"Welche Werte sind dir in einer Partnerschaft am Wichtigsten?"
Sichtlich von der Frage überrascht, dachte der Dunkelhaarige einen Moment nach, nippte an seinem Glas und leckte sich dann kurz über die zartrosigen Lippen, die aussahen, als hätte er einen sanften Gloss aufgetragen. Er hatte sich sichtlich schick gemacht für unser Date und ich mochte diese Version von Hyunjin gleich noch viel mehr.
„Jetzt nachdem ich es an eurem Beispiel gesehen habe, würde ich die Ehrlichkeit an erste Stelle setzen. Klar, es kann auch schmerzhaft sein, vollkommen offen seine Meinung zu äußern, aber nur so kann doch das Vertrauen wachsen, was gebraucht wird, um sich nicht nur der Liebe, sondern auch der Unterstützung des anderen sicher zu sein und diese Faktoren wiederum bestimmen über Intimität und Dauer einer Beziehung." Kurz hielt Hyunjin inne und sah mich aus großen Augen an. „Okay, das ist alles viel mehr miteinander verbunden, als ich es jetzt zusammenfassend sagen kann, aber ich denke, Ehrlichkeit ist sehr wichtig und an meinem Beispiel konnte man wunderbar erkennen, dass mich diese viel schneller viel weiter gebracht hätte. Aber hey, ich lerne ja noch und niemand kann alles von Anfang an."
Da musste ich ihm recht geben und deshalb beschloss ich, ihm auch etwas zu erzählen.
„Keiner verlangt Perfektion von dir, Hyunjin, schon gar nicht Felix und ich. Auch wir haben am Anfang der Beziehung sehr viel mehr über uns und unsere Bedürfnisse gelernt, als in mehreren Jahren des Zusammenlebens. Man gelangt auf eine viel tiefere Ebene und das ist gut so, denn sonst würde es keine langanhaltenden Bindungen geben. Zum Beispiel weiß ich jetzt, dass man Felix nach dem Aufwachen nicht küssen sollte... er hasst das, bevor er sich nicht die Zähne geputzt hat und wehe man legt seine Kleidung nach auf links gedreht in den Schrank oder auf irgendeinen Stapel." Ich lächelte bei der Erinnerung an Felix kleinen Schmollmund und unsere kurze Diskussion über meinen Fauxpas mit der Kleidung.
„Gut zu wissen", gluckste Hyunjin und legte dann den Kopf schief. „Und was sind deine Angewohnheiten, von denen bisher nur Felix weiß, oder die ihn besonders stören?"
„Ich schlafe häufiger auf dem Bauch, das findet er besonders doof, weil er sich dann nicht so gut an mich kuscheln kann und manchmal bin ich einfach noch so vertieft in die Arbeit, dass ich nicht richtig zuhöre, wenn Felix mir etwas erzählt. Am besten man sprich mich deutlich an, damit ich weiß, dass ich zuhören soll. Aber Lix findet es schrecklich, wenn er mich nochmal ermahnen muss, ihm zuzuhören."
„Sehr verständlich, ich bin gespannt zu sehen, wie ich damit zurechtkomme", meinte der Visual und lehnte sich dann auf seinem Stuhl zurück, als die Kellnerin ein weiteres Mal an den Tisch kam und diesmal unser Essen brachte. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie nahe wir uns gesessen hatten und wie angenehm ich diese Nähe und Zweisamkeit fand. Klar, ich war es gewöhnt, von Hyunjin und meinen anderen Bandmembern umgeben zu sein, doch jemanden auf diese Weise an mich heranzulassen, das war bisher nur bei Felix geschehen. Höflich dankte ich der Dame für das duftende Essen und eifrig nahm ich meine Stäbchen auf, um mir die ersten Nudeln in den Mund zu schieben.
Und schon nach dem ersten Bissen wusste ich, dass Hyunjin sich nicht verschätzt hatte, was das Essen hier anging. Es schmeckte himmlisch und die Mischung an frischen Zutaten und Gewürzen war unglaublich. Für einige Minuten ruhte das Gespräch also zugunsten des Essens und erst als wir etwa zur Hälfte unsere Schüsseln geleert hatten, begann Hyunjin zu sprechen. „Und? Wie findest du es?", fragte er noch auf einem Stück Fleisch kauend und rasch schluckte ich die Nudeln herunter, um ihm dann die Antwort zu geben, die wohl alles Weitere erklären sollte. „Das nächste Mal kommen wir definitiv mit Felix hierher."
Die Augen meines Gegenübers funkelten erfreut und auch sein folgendes Lächeln verriet ihn. „Also weist du jetzt schon, dass es ein nächstes Date geben wird... dann kann das jetzige ja nicht so schlecht laufen."
Da ich immer noch meine Ramen genoss, warf ich ihm nur kurz einen belustigten Blick zu und zuckte dann die Schultern, so als wäre ich mir doch nicht ganz sicher. „Naja, kommt darauf an, ob du das auch so willst... und ja, bis jetzt habe ich große Freude daran, mit dir auf einem Date zu sein, Hyunjin."
Darauf erwiderte der Visual nichts, sondern widmete sich erneut seinem Essen. Auch die folgenden Minuten sprachen wir kaum und wenn dann nur über das zarte Fleisch und die perfekt abgeschmeckte Brühe zu den Nudeln. Allerdings waren auch diese irgendwann verzehrt und wir so satt, dass wir darüber scherzten, wir könnten ebenso gut zurück zum Dorm rollen.
„Weiß Felix eigentlich, dass wir heute eine Verabredung haben?", fragte Hyunjin nun und ich nickte bestätigend.
„Natürlich, ich habe ihm vorhin davon erzählt, gleich nachdem du mich gefragt hattest. Er meinte, wir sollen so viel Zeit wie möglich zusammen verbringen und es genießen." Wieder einmal war ich äußerst glücklich darüber, einen Menschen wie Felix gefunden zu haben, der mich unterstützte und auf den ich mich stets verlassen konnte. „Sicher wird er extra im Dorm auf uns warten, um uns ausfragen zu können, wie es war." Das war eine weitere sehr liebenswerte Eigenschaft von Felix, er wollte immer das Beste für die anderen und er hätte sich unserem Vorhaben nie in den Weg gestellt. Er wollte immerhin, dass Hyunjin und ich mich gut verstanden.
„Oh, das klingt schon mehr nach Ehepartner, als nach Freund", witzelte Hyunjin. "Ich würde jetzt zahlen gehen und wenn du willst, können wir dann zurück. Zu lange wollen wir hier sicher auch nicht rumhängen, immerhin haben wir jetzt gut gegessen und einen wartenden Freund zuhause."
Zunächst überlegte ich mir, ob ich mein Essen selbst bezahlen sollte oder für uns zusammen, aber dann entschied ich, Hyunjin seinen Willen zu lassen und beobachtete schweigend, wie er aufstand, seine Karte zückte und nach vorn zum Tresen lief. Meine Augen wanderten über seine anmutige Gestalt und die langen Beine, nur wenige Sekunden hafteten sie an dem perfekt geformten Hintern, bevor ich mich selbst zur Räson rief. Soweit waren wir noch lange nicht, auch wenn ich nun doch neugierig darauf war, Hyunjin vollkommen ohne Kleidung zu sehen.
Als Hyunjin zu mir zurückkehrte, war ich noch immer in Gedanken versunken und ich schreckte auf, als er mir eine Hand auf die Schulter legte.
„Machen wir uns auf den Heimweg?"
Eilig trank ich noch den Eistee aus, griff nach meinem Handy und dem Cap und folgte ihm nach draußen auf den Bürgersteig. Es war etwas abgekühlt und ab und an kam eine sanfte Brise, die meiner erhitzten Haut wirklich guttat. Mit gemächlichen Schritten liefen wir nebeneinander die Straßen entlang und diesmal gingen wir so dicht nebeneinander, dass sich unsere Hände ein oder auch zweimal streiften. Wären wir nicht in der Öffentlichkeit, hätte ich wohl einfach nach seiner Hand gegriffen und hätte ausgetestet, wie es sich anfühlte, mit ihm Händchen zu halten. Aber so begnügte ich mich mit den zufälligen Berührungen und betrachtete der Dunkelhaarigen von der Seite.
„Das war ein toller Abend. Dankeschön, Hyunjin." Es war mir ein Bedürfnis gewesen, ihm nochmal so deutlich zu vermitteln, dass ich seine Mühe zu schätzen wusste und ich wollte eigentlich noch etwas hinzufügen, als er uns auch schon in den Eingang unseres Gebäudekomplex lotste und dann den Aufzug rief, damit wir bis fast ganz nach oben fahren konnten. Sobald wir in der engen Kabine standen, kicherte Hyunjin leise und drehte sich schwungvoll zu mir um.
„Als ich gestern in diesem Aufzug stand, dachte ich noch, du würdest mir die Hölle heiß machen, aber stattdessen lädst du mich in deine Beziehung ein und bist unglaublich geduldig mit mir." Er schüttelte leicht den Kopf, so als könnte er es selbst nicht ganz fassen und deshalb tat ich etwas, dass ich unter anderen Umständen wohl niemals so überstürzt hätte.
Ich schloss den kleinen Abstand, den unsere Körper noch gehalten hatten und dann streckte ich mich, um seine Lippen flüchtig mit meinen zu berühren. Und was sollte ich sagen, es befriedigte meine innere Neugier viel besser als nur einen Vergleich zu seinem gestrigen Kuss auf die Wange zu ziehen. Seine Lippen waren unglaublich samtig und endlich verstand ich Felix Verlangen nach diesen viel besser.
Hyunjin hingegen sah mich nun ziemlich verblüfft an, bevor er hinab auf meine Lippen blickte. „Nein, das ist nicht genug", murmelte er und mein Herz schlug etwas schneller, als er sich tatsächlich nach vorn lehnte. Aber natürlich unterbrach uns das leise Geräusch des Aufzuges, der uns verkündete, das wir dort angekommen waren, wo wir hinwollten und da sich im gleichen Atemzug die Türen öffneten, schlüpfte ich hastig an Hyunjin vorbei.
„Lass uns zurück in den Dorm", sagte ich bestimmt und drehte mich nicht einmal um, um sicherzugehen, dass er mir folgte. Stattdessen öffnete ich schon mal die Tür und hielt sie ihm auf, bevor wir auch schon von Felix begrüßt wurden, der - wie von mir prophezeit - auf uns gewartet hatte. Seine Augenlider waren schon ganz schwer und ein wenig gerötet, so als habe er sich nur mühevoll vom Schlafen abhalten können und jetzt tapste er eher langsam zu mir, legte seine Arme um meine Schultern und ließ sich wie ein kleiner, nasser Reissack gegen mich sinken.
„Binnie~" Seine müde Stimme war so herzerwärmend, dass ich ihn fest an mich drückte und kurz reflektieren konnte, was ich da gerade getan hatte. Eigentlich hatte ich überlegter an die ganze Sache gehen wollen, ich wollte der Bedachte von uns dreien sein und doch war mir meine Rationalität kurz entglitten. Ich spannte mich ein wenig an, als Hyunjin dicht neben mich trat und dann Felix sanft über die Haare strich.
„Hey, Lix, hast du wirklich auf uns gewartet?"
Ich spürte das Nicken nur an der Schulter und behutsam drehte ich meinen Kopf, sodass meine Lippen dicht neben seinem Ohr waren.
„Wollen wir in mein Zimmer gehen, Lixie?" Wieder ein Nicken und kurz entschlossen, griff ich fest um die Oberschenkel meines Freundes, der die Aufforderung verstand und sich enger gegen mich presste, als ich ihn anhob. Wie ein kleines Faultierbaby schlang er seine Beine um meine Hüften und ließ sich von mir in Richtung meines Zimmers tragen.
Als ich jedoch merkte, dass Hyunjin uns nicht folgte, drehte ich mich zu ihm um und unsere Blicke trafen sich.
„Du auch, Hyunjin", sagte ich ruhig und sogleich erschien ein Lächeln auf seinen unvergleichlich weichen Lippen, bevor er schon auf mich zuging und dann netterweise meine Tür für uns öffnete. Sobald ich eintrat, kam wieder Leben in Felix Körper und er hob den Kopf von meiner Schulter.
„Wie war euer Date? Habt ihr miteinander sprechen können?" Seine Augen suchten in meinen nach einer positiven Rückmeldung und ich nickte langsam, bevor ich zu Hyunjin sah, der ein belustigtes Schnauben ausgestoßen hatte und sich gerade auf meinen Schreibtischstuhl sinken ließ.
„Oh ja, wir haben geredet, sehr viel sogar und ich hatte schon fast die Befürchtung, dein Freund würde mir Löcher in den Bauch fragen, aber dann hat er sich doch auf eine andere Taktik verlegt..." Dieses offene Satzende und die unklare Bedeutung des folgenden Schweigens nötigte Felix dazu, mich anzusehen und stumm zu fragen, was der Visual damit sagen wollte. Deshalb seufzte ich nur abgrundtief, setzte meinen Freund auf dem Bett ab und strich ihm eine verirrte Haarsträhne zurück.
„Es lief wirklich sehr gut, wir konnten feststellen, dass wir ähnliche Ziele in einer Partnerschaft haben. Wir hatten echt gutes Essen und selbst der Weg hierher war ziemlich aufschlussreich." Kurz hielt ich inne, blickte flüchtig zu Hyunjin und dann zurück zu Felix. „Und naja, dann habe ich es etwas überstürzt und ihn im Aufzug geküsst."
Man konnte förmlich zusehen, wie die Müdigkeit schlagartig aus Felix Blick wich und echter Überraschung Platz machte.
„Echt? Du hast ihn geküsst?", fragte er erstaunt aber gleichzeitig klang er beinahe aufgeregt. Aber bevor ich antworten konnte, schaltete sich Hyunjin ein.
„Er übertreibt, das war gerade mal ein sanftes Aufeinanderdrücken unserer Lippen... also wirklich Changbin, wenn du das schon als Kuss siehst, dann-" Felix vergnügtes Kichern unterbrach ihn und als ich zurück in die glücklich strahlenden Augen meines Freundes sah, wusste ich, dass ich möglicherweise doch das richtige Timing gewählt hatte. Dennoch verdrehte ich kurz die Augen und brummte: „Ach sei still, Hwang. Ich kann doch nicht-" „Dann macht es jetzt nochmal und zwar richtig. Ich möchte es sehen."
--------
Irgendwie macht es von Kapitel zu Kapitel mehr Spaß, euch mit dem Smut hinzuhalten 👀 aber keine Sorge, im nächsten Teil bekommt ihr, wonach ihr verlangt.
I love you Stay. 💖
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top