One plus two is ... (Hyunchanglix) Part 5
Hyunjins Pov:
Beinahe eifrig und nun wirklich etwas besorgt um Felix lief ich ihm nach, während sich die Pop-Ikone gönnerhaft zurücklehnte und uns beiden mit einem wissenden Lächeln nachsah.
Es musste ein komischer Anblick sein, als ich kurz nach Felix die Toiletten betrat und mich nach dem Jüngeren umsah. Zunächst erblickte ich ihn nicht, doch dann hörte ich ein leises Seufzen, das nur zu ihm passte.
„Felix? Geht es dir gut? Ist dir schlecht?", fragte ich vorsichtig und gleich darauf vernahm ich diesmal ein lauteres Seufzen und kurz danach wurde die vorletzte Kabinentür aufgestoßen und der Jüngere rauschte an mir vorbei und drehte das Wasser am Waschbecken auf, bevor er mir durch den Spiegel einen aufgebrachten Blick schenkte. Seine Augen funkelten schon wieder anklagend und ich fragte mich, ob er immer noch sauer auf mich war, weil ich heute Morgen so schlecht abgestritten hatte, dass der gestrige Kuss aus Zuneigung meinerseits entstanden war.
Vielleicht war es wirklich an der Zeit, mich nochmal zu entschuldigen. Aber da antwortete mir Felix doch noch und ich war mir plötzlich sicher, dass noch etwas anderes ihn bedrückte.
„Mir geht es gut, geh ruhig wieder zurück und unterhalte dich schön mit den anderen."
Etwas überrascht von seiner Wortwahl kniff ich die Augen zusammen und dann endlich lichtete sich der Nebel um meine Gedanken. Felix hatte mich gestern zurückgestoßen, aber zuvor hatte er den Kuss erwidert und er war wirklich sehr traurig gewesen, wann immer ich ihn in den letzten Monaten ignoriert hatte. Und jetzt war er sozusagen abgehauen, als er gesehen hatte, dass ich mich lieber mit anderen unterhielt als mit ihm.
Ich machte einen zögerlichen Schritt auf ihn zu und betrachtete ihn ganz genau. Ich musste es einfach wissen und mein Körper stand wieder unter dieser seltsamen Spannung, die ich am Abend zuvor verspürt hatte.
„Felix, sag mir bitte was dich bedrückt."
Er schnaubte und schüttelte dann das Wasser von den Händen, bevor er nach einem der bereitliegenden Stoffhandtücher griff, die natürlich mit dem Logo von YSL bedruckt waren. Er knüllte das Tuch zusammen, während er seine zarten Finger daran abtrocknete und erdolchte mich in der Zwischenzeit mit Blicken. Aber seltsamerweise schürten exakt diese Blicke das Feuer in mir noch mehr. Sie wirkten wie ein Flächenbrand auf mein Gemüt.
„Diese Frage sollte ich vielmehr dir stellen, im gleichen Atemzug mit: Bist du eigentlich noch ganz bei Trost oder Wieso leugnest du deine eigenen Gefühle die ganze Zeit?"
Mein Herz setzte kurz aus und plötzlich hatte ich Sorge, dass ich doch zu durchschaubar gewesen war. Allerdings antwortete Felix trotzdem.
„Aber weil du so höflich fragst... Mich kotzt es an, dass du mich ignorierst. Verdammt, du kannst mich nicht einfach küssen und mich dann wieder links liegen lassen, das funktioniert nicht, Hyunjin. Das kannst du mir nicht antun." Seine Stimme war lauter geworden und mir wäre es vermutlich peinlich gewesen, dass er mich hier, auf einer Toilette, beinahe anschrie, wenn er dabei nicht gleichzeitig verdammt heiß aussehen würde. Aber offenbar merkte Felix selbst, dass seine Lautstärke unangebracht war. Er senkte die Stimme wieder und beließ es dabei, mich weiterhin strafend anzusehen.
„Und es war absolut nicht in Ordnung, mich gestern zu küssen." Ich fühlte selbst einen Stich in der Brust und nickte, da ich das selbst wusste. Es war nicht richtig gewesen und trotzdem würde ich es zu gern wieder tun. Es war falsch, so falsch und doch hatte es sich richtig angefühlt. Aber scheinbar war Felix noch nicht fertig. „Ich verstehe es nicht, Hyunjin. Warum kannst du es nicht einfach zugeben?"
Mein Blick hob sich wieder vom Boden und nun starrte ich ihn an.
Sollte ich es wirklich sagen? Sollte ich zugeben, dass ich etwas für ihn empfand? Könnte ich das überhaupt? Mit Worten traute ich es mich momentan nicht. Doch dann hob ich entschlossen das Kinn und diesmal machte ich langsame Schritte auf Felix zu. Ich sah ihn direkt an, während ich meinen Arm ausstreckte, seine Schulter ergriff und dann meine Hand sanft hinauf zu seinem Hals gleiten ließ, um mich anschließend nach vorn zu beugen und mit meinen Lippen die seinen zu suchen.
„Du weißt es doch schon", murmelte ich, bevor meine Lippen seine ganz zärtlich berührten und es sich erneut anfühlte, als würde in mir etwas explodieren. Ich konnte es nicht länger aufhalten. Deshalb lehnte ich mich weiter nach vorn und umfasste ähnlich wie gestern sein Gesicht mit beiden Händen, als ich spürte, dass der Kuss erwidert wurde.
Ein Klingeln zerriss die spannungsgeladene Stille und wir zuckten beide zurück. Hastig trat ich zwei Schritte nach hinten und unterdrückte den Impuls, über meine Lippen zu streichen. Währenddessen zückte Felix rasch sein Handy und drückte es nach einem hastigen Blick auf den Display ans Ohr. Seine Stimme klang etwas atemlos, als er zu sprechen begann.
„Binnie, ich- es-" Doch dann verstummte er schon wieder und lauschte aufmerksam der Stimme, die ich leider kaum verstand. Dann nickte Felix jedoch und auf einmal streckte er mir sein Handy entgegen.
„Changbin will mit dir sprechen."
Meine Augen weiteten sich und mein Herz überschlug sich beinahe, weil ich mir augenblicklich noch mieser vorkam als ohnehin schon. Sicher hatte Felix Changbin die Wahrheit gesagt und er würde mich wohl oder übel dafür zusammenfalten. Ich hatte nur nicht damit gerechnet, dass dieser Zeitpunkt jetzt sein würde. Ich hatte gehofft, noch einen Zeitaufschub zu bekommen, bis wir zurück in Korea waren. Verdammter Mist. Und als wäre das alles noch nicht schlimm genug, hatte ich seinen Freund gerade wieder geküsst.
Mit etwas schwitzigen Händen nahm ich das Handy entgegen und presste es mir gegen das Ohr.
„Ja?", fragte ich zurückhaltend und machte mich darauf gefasst, Changbin das erste Mal richtig wütend zu erleben.
„Hyunjin... Ich denke, dir ist klar, dass du ziemlichen Mist gebaut hast, das muss ich dir nicht sagen. Aber wenn du wirklich willst, dass ich dir das verzeihe, dann bring das endlich in Ordnung zwischen euch. Du wirst Felix sagen wie du dich fühlst und ihm im Gegenzug zuhören, hast du mich verstanden?"
Perplex nickte ich und nuschelte dann ein „Ja, Changbin."
„Sehr gut, dann tu das Richtige Hyunjin. Ach und falls du meinen Freund dafür nochmal küssen musst, dann denk daran, dass ich eine angemessene Entschädigung erwarte..."
Vollkommen verwirrt und etwas überrascht stieß ich einen komischen Laut aus. Sogleich hörte ich ein unheilverkündendes Kichern am anderen Ende der Leitung. „Ich sehe, wir verstehen uns, Hwang... Ich werde mir etwas Passendes einfallen lassen. Und jetzt kannst du das Handy wieder Felix geben."
Wie ferngesteuert tat ich, was Changbin verlangte und reichte Felix seid Handy. „Hier."
Rasch nahm der Dunkelhaarige sein Eigentum zurück und sprach dann leise mit seinem Freund.
„Changbin, ich wollte nicht, dass es dazu kommt, das musst du mir glauben und danke, dass du mich unterstützt." Ich hörte selbst jetzt die Liebe, die Felix für unseren Rapper empfand und nun wünschte ich mir, diese Liebe ebenso zu erhalten. Aber gleichzeitig tat es weh zu wissen, dass ich der Grund war, warum Felix Sorgen hatte. Es war wirklich ein Glück, dass sein Freund so verständnisvoll auf meinen Fehler reagierte und ihm keine Schuld zuwies. Sich so auf jemanden verlassen zu können und immer auf Rückhalt hoffen zu können, war wirklich viel wert.
Felix beendete das Gespräch und ich atmete tief durch, bevor ich ihn ansah.
„Felix, können wir nachher reden? Ich verspreche dir, dass ich es erklären werde. Aber nicht hier." Ich sah mich um und als hätte mich irgendeine höhere Macht gehört, schwang die Tür auf und ein Mann trat ein, der hinüber zu einer der Kabinen ging. Ich sah Felix nicken und da uns der Neuankömmling nicht weiter beachtete, war das unsere Chance, wieder zurück zur Party zu gehen. Also trat ich zuerst durch die Tür und Felix folgte mir.
Nun fiel es mir noch viel schwerer, meinen Blick von dem Jüngeren zu lassen. Ich hatte erneut von der Sünde gekostet und noch nie war diese so süß gewesen wie bei Felix. Aber gleichzeitig gingen mit Changbins Worte nicht mehr aus dem Kopf.
Wie er mir quasi eine Strafe angedroht hatte, ohne es wirklich zu tun. Und es war noch bizarrer, dass ich weniger Angst als Aufregung beim Gedanken an diese „Entschädigung" verspürte. Ja, ich wollte gern meine Schuld begleichen und war bereit, mich dieser Herausforderung zu stellen.
Es war neu für mich, in meine Überlegungen Changbin mit einzubeziehen, doch es erschien mir logisch. Immerhin war er für Felix unglaublich wichtig und notgedrungen sollte ich wohl auch ihm erklären, was da mit mir los war. Binnie schien ohnehin mehr zu wissen, als ich dachte und gleichzeitig war ich dankbar, dass er mich nach dem Kuss mit Felix nicht hasste.
Verdient hätte ich es immerhin. Ich hatte mich unmöglich benommen und schuldete Felix immer noch eine aufrichtige Entschuldigung. Allerdings war er ja nicht ganz unschuldig gewesen. Er hatte mich provoziert und meine Küsse dann zu gern erwidert.
Mit einem kleinen Lächeln sah ich zu dem dunkelhaarigen Australier hinüber, der sich gerade langsam durch die Haare strich und dann meinen Blick auffing. Seine Augen hafteten nun an mir, als könne er mich nicht mehr loslassen und es fühlte sich auf eine Art und Weise schön an, so in seinem Fokus zu stehen. Trotzdem schlug mein Herz wieder etwas schneller, als wir uns so betrachteten. Denn noch hatte ich ihm meine Gefühle nicht gestanden, wir hatten bisher nicht geklärt, was das zwischen uns war und wohin es uns führen würde.
Energisch leerte ich mein Glas, das mit einer leicht rosigen Flüssigkeit gefüllt war und entfernt nach Himbeere schmeckte. Ich kräuselte kurz die Lippen, als der Geschmack nach Alkohol noch einen Moment auf der Zunge nachwirkte und sich dann mit der Flüssigkeit meinen Hals hinabrollte. Ich hörte ein leises Kichern neben mir und spürte dann die warme Präsenz von Felix Körper.
„Schmeckt es dir etwa nicht?" Die dunklen Augen blitzten mir frech entgegen, bevor Felix einen weiteren Schluck von seinem eigenen Getränk nahm. Er schluckte die Flüssigkeit und verzog keine Miene, während ich die Bewegung seines Adamsapfels verfolgte und dann selbst trocken schluckte. „Ähm, naja... Geht schon", murmelte ich und zuckte etwas hilflos mit den Schultern. „Ist nicht so mein Geschmack."
Felix hob eine Augenbraue und trank demonstrativ noch mehr aus seinem Glas, bevor er die Prozedur von eben wiederholte und dann mit niedlich schiefgelegtem Kopf fragte. „Und was wäre dann nach deinem Geschmack, Hwang Hyunjin?
Wieso? Wieso musste es nur so sexy klingen, wenn er meinen Namen auf diese Weise aussprach?
Aber ich versuchte, mich nicht noch mehr einwickeln zu lassen, immerhin musste ich heute noch etwas mit ihm besprechen und das hieß wirklich sprechen.
„Ich bin mir nicht sicher..." Mein Blick bohrte sich in seinen. „Aber sehr wahrscheinlich du, Lee Felix", drehte ich den Spieß um und beobachtete zufrieden, wie sich seine Pupillen weiteten und er sich unsicher über die Lippen leckte, bevor er verlegen hinab auf sein Glas sah. Und verdammt, wurde er da tatsächlich rot?
Er war gerade noch so taff gewesen, hatte sich nicht von mir einschüchtern lassen und nun wurde er rot, weil ich ihm ein Kompliment aussprach? Weil er genau meinen Geschmack traf.
Die angenehme Wärme in meinem Körper nahm zu und es fühlte sich wirklich großartig an, ihm diese unverfälschte Reaktion entlockt zu haben.
........
Tatsächlich hatten wir noch etwa eine halbe Stunde auf der Party verbracht, aber waren dann ebenfalls gegangen, nachdem es die Höflichkeit erlaubte. Die Fahrt zurück zum Hotel dauerte glücklicherweise nicht ganz so lang. Dennoch hatte Felix größtenteils geschwiegen und mehrmals energisch auf seinem Handy herumgetippt. Als wir dann schließlich im Hotel ankamen, erzählte uns der Manager, während er zu uns in den Aufzug stieg, dass wir morgen am späten Vormittag zurück nach Korea fliegen würden. Nun sah ich dieser Tatsache mit wesentlich weniger Furcht entgegen.
Die Fahrt mit dem Aufzug erschien mir diesmal endlos. Am liebsten wäre ich schon mit Felix allein und ich lächelte, als ich kurz seine Finger an meiner Hand spürte, bevor der Aufzug endlich verkündete, dass wir auf der richtigen Etage angelangt waren.
Ich warf dem Jüngeren einen zärtlichen Blick zu, lief dann voraus, zückte die Schlüsselkarte und mit einem Mal schlug mein Herz wieder wie verrückt und mein Magen kribbelte.
Dennoch drückte ich die Karte genau gegen den Sensor und atmete nochmal tief durch, bevor ich die Tür öffnete, Felix eintreten ließ und dann selbst folgte. Sogar bei dem Australier erkannte ich die Anspannung, doch dieser ignorierte sie zunächst, obwohl ich die unausgesprochenen Fragen förmlich hören konnte.
Stattdessen begann Felix, sich aus der engen Kleidung zu schälen und mit einem erleichterten Seufzen löste er die Knöpfe des Hemdes. Ich folgte seinem Beispiel und einvernehmlich gaben wir uns beide die Zeit, durchzuatmen und uns legere Kleidung anzuziehen.
Ich war der Erste, der in Jogginghose und lockerem, ärmellosen Shirt auf dem Bett saß und mein Handy zu Rate zog, um nicht vollkommen ungeduldig auf Lix zu warten. Er sollte sich nicht beeilen müssen. Also blieb ich ruhig, soweit dies der Rest meiner Anspannung zuließ.
Und dann bewegte sich die Matratze und senkte sich direkt vor mir, ehe mir zwei strahlende, braune Augen entgegensahen.
Ich erwiderte den Blick einige Sekunden und bewegte keinen Muskel, bevor Lix ein kleines Räuspern hören ließ.
„Hyunjin? Kannst du mir jetzt erzählen, was los ist? Und was hat Changbin vorhin zu dir gesagt?"
Ich kaute kurz auf meiner Unterlippe und war so nervös wie noch nie.
„Er hat mir gesagt, ich soll das mit dir klären und zwar richtig, außerdem hat er gemeint, dass er, sollte ich dich nochmal küssen, eine angemessene Entschädigung erwartet." Ich schluckte und sah ihn fragend an, so als müsste er wissen, was sein Freund plante. Doch Felix schien ebenso ratlos. Also musste ich mit dieser kleinen Ungewissheit leben, bis wir zurück in Korea waren. Dafür könnte ich eine andere Ungewissheit jetzt sofort endgültig ausräumen.
„Und ja, ihr habt beide recht, ich sollte mit euch über meine Gefühle sprechen." Felix nickte bekräftigend. „Und es tut mir auch sehr leid, dass ich so lange gebraucht habe, dies zu erkennen oder besser gesagt zu schaffen. Mir ist klar, dass ich mich wie ein Idiot aufgeführt habe." Bei diesen Worten nickte Felix noch heftiger, aber rutschte auch näher zu mir und legte nach einem kurzen Zögern seine kleine Hand auf meiner ab. Er kommentierte meine Worte nicht, sondern wartete geduldig und ermutigte mich, selbst zu sprechen.
Ich seufzte frustriert, weil es mir trotzdem schwer fiel, das zu verbalisieren, was ich sagen wollte.
„Es wäre sicher wesentlich einfacher geworden, hätte ich es dir von Anfang an anvertraut. Du hättest es verstanden... Aber ich dachte, es würde dir nur zusätzlichen Kummer bereiten oder du würdest Entscheidungen treffen, die nicht zu deinem Wohl wären, sondern um mich nicht zu verletzen."
Felix schnalzte missbilligend mit der Zunge, wie um zu signalisieren, dass er schon ganz gut auf sich selbst aufpassen konnte. Ich lächelte ihn entschuldigend an und wusste, dass er recht hatte.
„Na gut, vielleicht war ich auch zu unsicher und zu traurig darüber, dass du bereits mit Changbin so glücklich bist." Nun sah ich ihm geradewegs in die Augen und es war nicht mal wirklich unangenehm, als ich dies tat und folgende Worte sprach. „Ich hätte über meinen Schatten springen sollen und dir früher sagen müssen, dass ich mich in dich verliebt habe."
Felix Augen weiteten sich leicht und dann breitete sich ein weiches, sonniges Lächeln auf seinen Gesichtszügen aus. Wie immer war ich fasziniert von dem Glow, der ihn dabei umgab, von dieser fast magischen Aura, wenn er der Sonne Konkurrenz machte.
Ganz unterbewusst drehte ich meine Hand und schloss sie um seine zarten Finger.
„Du hast Recht, das hättest du mir früher erzählen können. Dann hätte ich dir auch sagen können, dass ich sowohl dich als auch Binnie liebe."
Ich blinzelte erstaunt und fragte dann aber geistesgegenwärtig nach.
„Du-Du bist in uns beide verliebt? Also..." Ich wusste auch nicht so ganz, wie ich das Gehörte einordnen sollte. Natürlich spürte ich die Erleichterung darüber, dass Felix ähnlich fühlte wie ich und dass ich tatsächlich eine Chance darauf hatte, dass er meine Empfindungen erwiderte und mich nicht nur geküsst hatte, um mich nicht zu verletzen. Ja, auch dieser absurde Gedanke war durch meinen Kopf geschossen. Aber ebenso weit entfernt erschien mir die Realität, in der ich gemeinsam mit Felix eine Beziehung führte, immerhin gab es da noch Changbin und es war überwältigend, dass mein Gehirn jetzt erst realisierte, dass ich, sollte eine Partnerschaft in Frage kommen, Felix teilen musste. Es gab so viel mehr zu beachten und zu durchdenken, man musste drei Meinungen, drei ganze Personen mit Bedürfnissen, Wünschen und Vorstellungen vereinen und das würde sicher nicht leicht werden. Gesetz dem Fall Felix wollte tatsächlich mit zwei Personen gleichzeitig zusammen sein. Schließlich hatte er schon Changbin als festen Freund.
„Heißt das, du magst uns beide wirklich gleich sehr oder gibt es da Unterschiede?" Ich war durchaus neugierig und wollte verstehen, wie es sich für Lix anfühlen musste. Möglicherweise wollte ich auch nur meine Chancen ausloten. Sicherlich war es für den Jüngeren auch schwer, gleichzeitig zwei Menschen zu lieben, so musste man Zuneigung immer aufteilen.
Dann kam mir aber der Gedanke, dass man dafür auch von jeweils zwei Seiten Liebe erhielt, wenn alles gut lief.
Felix lächelte zärtlich und er sah auf unsere Hände, die sich so fest ineinander verschlungen hatten, als würden wir uns nie wieder loslassen.
„Ja, ich bin in euch beide verliebt und Nein, es gibt keine Abstufung des einen oder des anderen." Er blickte mich direkt an. „Das ist so, als würde ich dich fragen, ob du mich an einem Tag mehr oder weniger liebst. Ich fühle mich zu euch beiden hingezogen, ihr seid beide unglaublich wichtig für mich, aber ich würde nie den einen dem anderen vorziehen. Ich will und kann euch gleichzeitig lieben."
Dessen war ich mir mehr als sicher. Felix hatte so viel Liebe zu gehen, dass es für ein ganzes Land reichte. Wären nur ein paar mehr Menschen so wie Felix, wäre der Weltfrieden gesichert. Okay, das war möglicherweise sehr kitschig und auch etwas übertrieben, aber das war es eben, was Felix mir in diesem Augenblick vermittelte: Liebe und Geborgenheit und davon so viel, dass ich manchmal selbst nicht wusste, ob ich alles davon verdiente.
Gleichzeitig wusste ich seinen Mut und seine Hingabe für mich sehr zu schätzen. „Das glaube ich dir, Felix.. Und du hast recht, die Frage war unnötig. Wenn du jemanden liebst, dann tust du das auch mit ganzem Herzen und ohne Abstriche."
In dieser Hinsicht konnte ich ihm vollständig vertrauen und es machte mich selbst etwas stolz, dass ich in mich hineinhorchte und dieser Aussage ganz ohne Zweifel gegenüberstand. Ich konnte tatsächlich vertrauen und es fühlte sich sogar gut an. Mit einer Mischung aus neugewonnener Ruhe und Hoffnung fragte ich: „Das heißt, du könntest dir auch vorstellen, mit uns beiden eine Beziehung zu führen?"
Felix legte niedlich den Kopf schief und eine zarte Röte überzog seine Wangen, als er begann, mit meinen Fingern zu spielen. „Das kann ich... Es ist eine der schönsten und erfüllensten Vorstellungen für mich, wenn ich daran denke, gemeinsam mit euch beiden dieses Leben zu genießen. Aber ich verstehe auch, dass es für dich und womöglich auch für Changbin nicht so einfach ist. Ihr habt sicher abweichende Konzepte von einer Partnerschaft und ich weiß noch nicht, ob wir sie alle vereinen können – auch wenn ich es unbedingt probieren will."
Ich atmete langsam aus und versuchte das Gefühl zu deuten, was sich in mir ausbreitete. Es war eine Mischung aus Erleichterung und einem Rest an Unsicherheit, der nicht verschwinden wollte. Aber mir war klar, was jetzt passieren musste und deshalb sah ich Felix entschlossen an.
„Diese Entscheidung können wir nur alle zusammen treffen und ich werde mich diesem Gespräch auch nicht entziehen. Ich will Changbins Meinung hören, weil ich weiß, dass ich mich für dich entscheide und es zumindest versuchen möchte – zu dritt. Ich möchte wissen, wie es sich anfühlt, wenn wir zu dritt sind."
Felix Augen leuchteten auf und dennoch sprach er bedacht und ernst weiter. „Das geht uns allen so und bestimmt wird es leichter, wenn wir beisammen sind und das ausdiskutieren können. Ich bin mir sicher, Changbin wird es auch versuchen wollen."
Der Jüngere atmete tief durch und sah mir dann mit etwas glasigen Augen entgegen. „Ihr nehmt viel auf euch, nur um bei mir zu sein, das bedeutet mir die Welt und ich werde euch diese Zuneigung und das Vertrauen ebenso zurückgeben. Danke"
//Zurück in Korea//
Vor zwei Stunden waren wir wieder in Seoul gelandet und hatten unser Gepäck in ein Auto geladen, das uns nun zurück zum Dorm fuhr. Felix wollte natürlich gleich mit zu uns, um Changbin zu begrüßen. Dieser hatte vorhin eine Nachricht geschrieben, dass er auf uns warten würde.
Ja, auf uns. Diese Formulierung löste ein angenehmes Kribbeln in mir aus, weil sie implizierte, dass Changbin sich ebenso darum bemühte, mich in seiner Partnerschaft aufzunehmen oder mir zumindest die Möglichkeit gab, einen experimentellen Versuch daraus zu machen. Wahrscheinlich rührte auch daher der Rest Unsicherheit. Ich dachte zu oft darüber nach, was passieren würde, wenn es mit uns dreien nicht funktionierte und auch nur einer von beiden merkte, dass wir nicht harmonierten. Dann wäre vermutlich ich derjenige, der gehen müsste, der akzeptieren müsste, kein Teil von Felix Liebesleben sein zu können.
Aber schon legte sich wieder die kleine, weiche Hand auf meine und strich beruhigend darüber.
„Wir sind gleich da", informierte mich Felix und auch in seiner Stimme hörte ich die Aufregung. Vermutlich war er ebenso nervös, weil er Changbins Reaktion auf das Wiedersehen und die dazwischen geschehenen Vorfälle nicht ganz einschätzen konnte. Also musste ich ebenso für ihn da sein.
Ich erwiderte also seinen Blick und lächelte beruhigend. „Ja, das sind wir und ich bin bereit." Vielleicht überschätzte ich mein Selbstvertrauen, aber immerhin gab es Felix mehr Sicherheit, soviel konnte ich erkennen.
Wenige Minuten später hielt der Wagen vor unserem Wohnkomplex und ich half Felix, sein Gepäck aus dem Kofferraum zu heben. Gemeinsam liefen wir anschließend zum Aufzug und fuhren nach oben. Mit jedem Stockwerk schien sich die Anspannung etwas weiter aufzubauen und ich hörte ein oder zweimal ein leises Seufzen von Felix. Zu gern hätte ich seine Nervosität gelindert, ihn einfach in den Arm genommen oder ihm beruhigende Worte zugeflüstert, aber das musste wohl warten, bis wir im Schutz des Dorms waren, wo uns niemand überraschen konnte.
Sobald ich die Tür zu unserem Apartment öffnete, wurde ich noch etwas unruhiger und dass mir Felix auf dem Fuß folgte, linderte dies leider nicht. Deshalb machte mein Herz auch einen kleinen Satz, als ich Changbin an den Türrahmen seines Zimmers gelehnt sah, während er ganz offensichtlich auf uns wartete.
Jedenfalls blieb ich auf einmal wie festgewachsen im Flur stehen und rechnete wohl immer noch mit dem Donnerwetter gemischt mit den Schuldgefühlen, die ich ohnehin hatte, da ich Felix einfach ohne sein Wissen geküsst hatte. Aber da bemerkte ich schon, wie sich Felix an mir vorbeizwängte und dann Binnie in die Arme fiel, seinen Kopf an dessen Schulter vergrub und irgendetwas murmelte, das ich nicht mit Sicherheit verstand. Jedenfalls legte der Rapper seine starken Arme um den Jüngeren und strich sanft über seinen Rücken, bevor er antwortete.
„Schon gut, Felix. Wir können gleich nochmal darüber sprechen und ich denke, das machen wir am besten mit Hyunjin." Sein Blick ruhte nun auf mir und er schien ergründen zu wollen, welche Haltung ich zu alledem hatte. Ich horchte selbst in mich hinein und lauschte der inneren Stimme. Doch diese regte sich nicht länger darüber auf, dass Felix in Changbins Armen lag, sie war nicht eifersüchtig auf die Vertrautheit und die sichtbare Liebe. Sie sagte mir nur ganz leise und bestimmt, dass ich diese Liebe auch haben wollte und dass ich diese Chance nutzen sollte.
Also tat ich genau das, trat zu den beiden und nickte Changbin zu. „Ich würde gern mit euch darüber reden."
Sichtlich erleichtert über diese Annäherung und die ruhige, positive Aussage, nahm Binnie seinen Freund an der Hand und bedeutete mir, in sein Zimmer zu kommen. „Gut, dann macht es euch gemütlich. Soll ich uns noch Tee kochen oder wollt ihr lieber Kekse haben?" Ich schmunzelte, weil diese Konversation doch anders lief als geplant. Als ich schon zum Sprechen ansetzen wollte, ertönte unvermittelt Felix Stimme. „Nein, danke Binnie. Ich will keinen Tee und auch keine Kekse, nur dich, genau hier bei mir... und Hyunjin auch."
Der Jüngere hatte sich nämlich aufs Bett gesetzt und klopfte jetzt sanft neben sich auf die Matratze, um uns unsere Plätze zuzuweisen. Changbin ließ sich sogleich neben seinen Freund nieder und wartete geduldig, bis auch ich mich mit einem kleinen Abstand zu ihnen gesetzt hatte. Mir fiel es noch nicht so leicht, Felix in der Gegenwart von Changbin nahe zu kommen, vermutlich weil ich nicht besitzergreifend oder fordernd erscheinen wollte. Schließlich war es noch immer unser Rapper, der eine Beziehung mit Felix führte.
„Wie waren das Shooting und die Party?", fragte der Ältere nun und wollte uns damit wohl die Möglichkeit geben, uns über etwas Unverfängliches zu unterhalten.
„Es war nicht so anstrengend wie erwartet und die Leute waren unglaublich freundlich. Wir haben so viele Prominente gesehen und mit ihnen gesprochen", plapperte Felix drauflos und lehnte sich gegen seinen Freund, der diese Geste erwiderte, indem er seinen Arm um die schmale Taille legte. „Und die Crêpes sind immer noch so lecker wie bei unserem ersten Besuch in Frankreich. Ich muss unbedingt probieren, sie selbst herzustellen."
Auch ich musste bei Felix Tatendrang grinsen und fügte hinzu: „Ja, du hättest dir am Flughafen fast noch einen dritten Crêpe gekauft, hätte das Boarding nicht begonnen." Nun kicherte der Jüngere und zuckte die Schultern. Dann entstand eine kurze Stille und es wäre sicherlich unangenehm geworden, hätte Binnie nicht erneut das Wort ergriffen.
„Okay, und was genau ist zwischen euch beiden nun passiert? Wie kam es zu dem Kuss und was ist die aktuelle Einschätzung der Situation?"
Er sah bewusst mich an, so als wollte er, dass zunächst ich meine Sicht erklärte. Also räusperte ich mich und begann dann zu erzählen.
„Ich- also vielleicht musst ich zuerst sagen, dass ich schon länger in Felix verliebt bin. Ich glaube, mir ist es erst richtig bewusst geworden, als ihr zusammengekommen seid und ich euch immer zugesehen habe... beim Händchenhalten, beim Küssen, bei einfach allem." Ich senkte den Kopf. „Es hat wehgetan, sehr sogar und deshalb habe ich mich versucht abzuschotten und euch nicht mehr an mich heranzulassen. Ich dachte, dann würde es irgendwann weniger schmerzen. Aber als Felix immer wieder meine Nähe gesucht hat, hat es nicht funktioniert und das war so frustrierend."
Das Bett neben mir bewegte sich und plötzlich schlangen sich zwei Arme um meine Brust und Felix legte sein Kinn auf meine Schulter. „Ich wollte dir so gern wieder nahe sein, Hyunjin. Ich brauchte dich so sehr und dabei habe ich dich nur noch mehr gequält."
Mit einem knappen Nicken und einem leichten Engegefühl in der Brust sprach ich weiter. „Ja, aber du hast das Richtige getan. Du hast mich nicht aufgegeben und darum gekämpft. Du warst so stark und ich immer nur fies zu dir. Das war nicht in Ordnung. Ich wünschte, ich hätte es dir eher gesagt."
Eine weitere Hand strich über meinen Oberarm. „Hey, es ist okay. Jeder macht mal Fehler und man muss lernen, dem anderen zuzuhören. Sowas kommt mit dem Vertrauen in andere. Außerdem war es nicht zu spät." Changbin hatte es fast schon zu akkurat zusammengefasst, weshalb ich tief durchatmete und zustimmend nickte.
Dann sprach Felix weiter, um Changbin die aktuelle Lage zu erläutern.
„Ich habe ihn am ersten Tag in Paris damit konfrontiert, dass ich glaubte, er wäre homophob und würde uns deshalb meiden... und als er es abstritt, habe ich ihn herausgefordert, es mir zu beweisen."
Changbin lachte leise. „Das ist definitiv mein Freund", meinte er mit einem gewissen Stolz in der Stimme und ich sah, wie die beiden einen liebevollen Blick tauschten.
„Und ich habe es ihm bewiesen...", nuschelte ich und Changbin verstand es ohne Erläuterung.
„Du hast ihn geküsst."
Ich nickte und da wir schon einmal bei der Wahrheit waren, wollte ich ihm auch den Rest erzählen. „Und gestern auf der Party, kurz bevor du angerufen hast, habe ich ihn wieder geküsst, weil ich ihm irgendwie mitteilen musste, dass ich ihn liebe und ihn nicht verlieren will." Etwas betreten blickte ich hinüber zu Changbin, der nicht einmal überrascht aussah. Er musterte mich nur gründlich.
„Und ist danach noch mehr passiert?"
Felix schüttelte mit Nachdruck den Kopf und sah seinen Freund an. „Nein, wir haben nur geredet und Hyunjin hat mir versucht zu erklären, wie er sich fühlt. Wirklich, es ist nichts weiter zwischen uns geschehen."
Der Rapper schien ihm sofort zu glauben und erneut erkannte ich dieses Vertrauen und die Liebe in seinem Blick und der folgenden Geste. Er legte seine Hand an Felix Wange, streichelte diese und beugte sich nach vorn, um einen zarten Kuss auf Felix Lippen zu hauchen. Etwas sehnsüchtig sah ich dabei zu. Ich war so in den Augenblick vertieft, dass ich zunächst nicht merkte, dass sich die beiden bereits voneinander gelöst hatten.
„Du hast meinen Freund also zweimal geküsst, Hyunjin." Meine Augen huschten zurück zu Changbin und ich schluckte trocken, als seine Stimme nun merklich rauer klang. Ein kleiner Schauer lief über meine Haut und ich nickte einfach. „Das heißt, du schuldest mir jetzt zwei Gefallen."
Perplex und doch irgendwie erleichtert, stimmt ich ohne zu zögern zu. „Ja, klar. Ich tue alles was du willst, du musst es nur sagen." Das folgende Lächeln des Älteren war doch etwas beängstigend und er beugte sich zu mir, um mich direkt ansehen zu können.
„Der erste Gefallen ist ein Date... mit mir."
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Ich bin heute etwas spät dran... aber dafür ist das Kapitel auch echt lang.
Übrigens finde ich es lustig, dass ich euch schon etwas hinhalte mit den Sexszenen... aber keine Sorge, ihr bekommt noch das, was ihr so dringend wollt. 👀
I love you Stay. 💖
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