Rose

"Kommt Rose mit in die Stadt?", fragte Hailey mich nach dem Schulschluss. "Geht nicht.Ich muss nach Hause, weil meine Großeltern zum Essen kommen und ich muss ja unbedingt dabei sein." "Oh schade. Naja, dann bis Morgen." Hailey und Tia verabschiedeten sich mit einer Umarmung von mir und liefen in die entgegengesetzte Richtung davon. "Hey, Sophie.", meldete sich Iva plötzlich. "Wollen wir ein wenig fliegen?" "Nicht jetzt. Es ist Schulschluss und alle starren uns an." "Das tun sie doch sowieso schon. Dann können wir ihnen auch zeigen was für coole Fähigkeiten du hast." "Ich weiß nicht..." Ich traute mich jetzt bereits mit Iva in der Öffentlichkeit zu reden. Es schauten mich zwar immer noch alle komisch an, doch das war mir egal. Schließlich wussten alle, dass ich "anders" war und nicht alleine in meinem Körper und dass ich Superkräfte hatte. Auch, wenn ich sie selber nicht als Superkräfte bezeichnen würde. "Komm schon, das wird Spaß machen ich verspreche es dir." Ich seufzte. "Na schön." Ich sprang vom Boden ab und schwebte in der Luft. Alle starrten auf mich und fingen an zu reden und zu staunen. Ich machte ein paar Saltos und andere Tricks in der Luft bis ich vor der Haustür ankam. "Oh mein Gott, das war der Hammer!", lachte ich. "Sage ich doch. Und jetzt werden dich alle bewundern." "Wenn man es so nimmt, bewundern sie mich sowieso schon." "Hmm... Dann beneiden sie dich jetzt vielleicht." Ich lachte nur kurz. "Sie verstehen uns nicht. Sie wissen nicht wie toll du eigentlich bist. Und das werden sie auch nie..." "Doch, wenn wir Joris, Taro und Yumi getötet haben und damit die ganze Welt gerettet haben." Ich hörte meine Oma plötzlich nach Luft schnappen und sah, dass sie mich mit großen Augen ansah. "Liebe Grüße von mir.", sagte Iva und verschwand dann. Stimmt, ich hatte vergessen, dass meine Augen anfangen zu leuchten, wenn ich mit Iva redete. "Hey.", begrüßte ich alle und setzte mich an den Küchentisch. "Ich soll euch liebe Grüße von Iva wünschen." Keiner antwortete darauf, meine Mutter stellte leise das Essen hin. "Also, wie war die Schule?", fragte mein Großvater um die peinliche Stille zu unterbrechen. "Langweilig wie immer.", nuschelte ich und nahm mir etwas zu Essen. "Ganz gut.", meldete sich mein Bruder Noah. "Wir haben heute ein neues und echt interessantes Thema in Erdkunde bekommen." Alter noch mehr von dem Geschleime und ich kotze mein Essen gleich wieder auf bevor es überhaupt verdaut wurde. Ich hörte dem Gespräch nicht zu und konzentrierte mich auf die Musik, welche leise im Radio spielte. "Wir unterbrechen für eine Eilmeldung. Ein weiterer Mord-" Sofort wurde ich hellhörig und schaltete das Radio lauter. "Es wurde ein 10 jähriges Mädchen, sowie ihre Mutter getötet. Laut der Polizei handelt es sich erneut um die Tat eines Vampires." Ich hatte so eine Wut, dass ich meine Gabel in das Essen fallen ließ. "Weitere Details sind noch unklar." "Dieses Gesindel gehört abgeschlachtet.", sagte mein Opa erregt. "Ich hätte niemals gedacht, dass solche Kreaturen überhaupt existieren können.", meinte meine Oma. "Sie sind keine Kinder Gottes. Sie sind das genaue Gegenteil. Der Teufel hat sie erschaffen und nun wollen sie auch uns alle ins Verderben schicken." "Nicht alle.", sagte ich und versuchte meine Wut zu unterdrücken. "Du bist immer noch mit so einem Teufelsanbeter zusammen?", fragte mein Opa, weswegen ich die Augen verdrehte. "Bin ich auch ein Teufelsanbeter? Weil ich eine alte Seele in mir habe und Kräfte entwickelt habe?" "Du tötest keine Menschen.", sagte meine Mutter. "Aber ich wäre dazu in der Lage. Und mir würde es leichter fallen als einem normalen Menschen." "Rose, wir wissen aber, dass du das niemals tun würdest und Gott weiß es auch." Naja, wenn es um Taro und die beiden anderen ging würde ich jeden Moment töten, aber das behielt ich mal für mich. "Wir müssen uns wirklich vor diesem ekelhaften Pack schützen." "Na na na, es ist aber nicht nett, wie ihr über uns redet." Ich erschrak, als ich plötzlich eine dunkle Stimme vernahm. Ruckartig stand ich auf, sodass der Stuhl auf den Boden fiel und drehte mich um. Ich streckte meine Hand aus und Taro flog gegen die Wand. "Was tust du hier?! Wie bist du hier rein gekommen?!" "Nun ja, deine Eltern waren so frei mich rein zu lassen. Ich habe mich verkleidet und mich als neuer Nachbar vorgestellt, der gerne in die Kirche eintreten möchte. Und dann waren sie so nett mich auf einen Kaffee einzuladen." "Verschwinde hier Taro oder ich werde dich töten." "Das wirst du nicht. Du kannst uns nicht töten." Er wandte sich an meine Eltern. "Wären Sie so nett und würden meine Freunde auch rein lassen?" "Du kannst sie nicht hypnotisieren. Sie haben Eisenkraut zu sich genommen." Taro lächelte nur. "Okay, dann klären wir das halt alleine." Ohne etwas zu sagen, kam Iva zu mir und mit Hilfe ihrer Kraft sendete ich einen Lichtstrahl gegen ihn. Er schrie kurz und weichte dem Lichtstrahl aus. Ich konnte gar nicht so schnell reagieren als er sich auf mich stürzte und mich zu Boden brachte. Er drückte meine Hände so doll auf den Boden, dass ich schon hörte wie der Boden anfing zu knacken. Er fuhr seine Fangzähne aus und ging langsam auf meine Halsschlagader zu. Ich konnte mich nicht wehren. Nicht mal mit Ivas Hilfe. Ich drehte meinen Kopf zu Seite und sah, dass diese Hexe draußen vor unserer Tür stand und langsam rein kam. Dabei murmelte sie irgendwas vor sich hin und war ganz auf Taro fixiert. Sie gab Taro ihre Kraft! Wie ein Geistesblitz sah ich plötzlich die Lösung meiner Lage. Sie war die ganze Zeit vor meinen Augen! "Taro!", rief ich und wusste, dass ich zumindest fürs Erste gegen ihn gewonnen hatte.