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Rosalie (Rose)

"Ich hab echt keine Lust heute Abend arbeiten zu gehen...", seufzte Hailey, während wir nach Hause gingen. Wir hatten uns entschieden zu laufen um die Zeit mit reden zu verbringen, außerdem hätten wir sonst noch eine Stunde auf den Bus warten müssen. Und in dieser Zeit hätten wir schon längst zu Hause sein können. "Ich auch nicht. Aber irgendwie müssen wir ja an Geld kommen." "Hast Recht... Vielleicht sollten wir einfach auf den Strich gehen!" "Klar, um mit fremden Männern zu vögeln und riskieren AIDS zu bekommen." Hailey hielt ganz plötzlich an und machte große Augen. "Hailey, du kannst doch jetzt nicht ernsthaft darüber nachdenken auf den-" Sie unterbrach mich indem sie ihre Hand ausstreckte und mich somit auch zum Stehen brachte. "Was hast du-" Als ich in die Richtung schaute in die auch Hailey schaute, stockte auch mir der Atem. Vor uns waren tausende Polizisten und Krankenwagen um ein Haus versammelt. "Was ist hier los?", fragte ich Lea, eine Bewohnerin. "Sie haben die ganze Familie tot aufgefunden." "Die ganze Familie? Auch die beiden Kinder?", fragte Hailey geschockt. "Ja, auch die Zwillinge." Meine Füße fühlten sich plötzlich an wie Pudding und ich drohte um zu fallen. Die beiden Kinder waren doch erst fünf Jahre. "Ich will gehen.", brachte ich nur raus und zog Hailey am Arm mit. "Erst Elisa jetzt die Familie Harms.... Wer kommt denn noch? Oh Gott, Rose! Stell dir mal vor, als nächstes sind wir dran!" "Nein, darüber darfst du gar nicht nachdenken." "Ja... Du hast Recht. Wir sehen uns." Ich bemerkte gar nicht, dass wir schon bei ihrer Straße angekommen waren. "Ja, bis später." Ich umarmte sie zum Schluss und ging dann nach Hause. "Hast du es gesehen?", fragte meine Mutter, als ich wieder zu Hause war. "Was gesehen?" "Die Familie. Hast du sie gesehen?" "Ich habe nur gesehen wie die Polizisten davor standen und alles abgesperrt war." "Es passiert ein Mord nach dem Nächsten. Es waren bereits fünf Morde in nur zwei Tagen." "Mom, bitte hör auf darüber nachzudenken ja? Ich mache jetzt Hausaufgaben und gehe danach zur Arbeit." Sie nickte nur ein wenig geistesabwesend und ich ging hoch in mein Zimmer. Ich hasste Mathe, genauso sehr wie Deutsch, Englisch, Bio, Erdkunde und alle anderen Fächer die wir hatten. Während ich meine Matheaufgaben machte, schaltete ich das Radio an. Nicht etwa um Musik zu hören sondern, weil ich darauf wartete, dass etwas über die Morde gesagt wird. Und tatsächlich kam bereits nach einer halben Stunde die Nachrichten über die Familie Harms. "Eine Nachbarin hatte Schreie aus dem Haus gehört und daraufhin die Polizei gerufen. Jede Rettung kam jedoch zu spät. Die Familie unter anderem zwei fünfjährige Kinder, seien durch Blutverlust gestorben, so die Polizei. Das Blut war wohl aus den Halsschlagadern geflossen, zumindest ergaben das die bisherigen Ermittlungen. Auch im Fall von Elisa Krog wurden neue Ergebnisse gefunden. Sie soll anscheinend auf die gleiche Weise umgebracht worden sein, wie die Familie Harms. Bis her gibt es noch keinen Verdächtigen." "Das kann doch nicht wahr sein.", flüsterte ich und schaltete das Radio wieder aus. Ich musste jetzt sowieso zur Arbeit. Wir hatten noch nie einen Mord in unserem Dorf und plötzlich sind es schon fünf? Zugegeben, ein wenig Angst machte mir das schon. "Bis später!", rief ich aus dem Flur und lief zur Arbeit. Ich war echt froh, wenn ich endlich meinen Führerschein bezahlen konnte und ein Auto hatte. Dann brauchte ich erstens nicht mehr in der Bar arbeiten und zweitens musste ich nicht ständig zu Fuß gehen oder auf den Bus zu warten. Die Bar war schon voll besetzt als ich rein kam. Kein Wunder, es war Freitag und jeder hatte jetzt vermutlich Feierabend. Ich nahm eine Bestellung nach der nächsten auf und sah, dass auch Damian Platz genommen hatte. "Was kann ich dir bringen?" "Ein Bier." Ich nickte und kam nach ein paar Minuten später mit einem vollen Bierkrug wieder zu ihm. "Geht es dir gut?", fragte er und nahm das Bier entgegen. "Ja, warum?" "Naja, wegen den Morden." "Achso... Ist schon heftig, aber ich lasse mich davon nicht unterkriegen." "Ein starkes Mädchen." Ich lächelte und machte mich dann weiter an die Arbeit. "Hey, auf der Arbeit wird nicht geflirtet.", sagte Hailey. "Tue ich doch gar nicht. Er hat mich nur etwas gefragt?" "Achja? Und was? Ob ihr nachher ausgehen wollt?" "Nein, er hat gefragt ob ich Angst habe, wegen den Morden." "Und was hast du gesagt?" "Dass ich mich davon nicht unterkriegen lasse." Hailey klatschte sich gegen die Stirn als hätte ich etwas falsches gesagt. "Du bist so hohl. Du hättest ja sagen müssen." "Warum?" "Damit er dich zu sich nach Hause einlädt und ihr ein romantisches Date haben könntet." "Du spinnst doch. Und jetzt bring das zu Roland und Karin.", sagte ich und drückte ihr das Tablett in die Hand. Romantisches Date. Klar. Ich stürzte mich wieder in die Arbeit, doch um neun Uhr gab es mal nichts zu tun. Alle Gäste waren zufrieden, weswegen ich mir ein Glas Wasser einschenkte und mich hinter die Theke setzte. "Rose, mach mal lauter.", sagte Miles und starrte gebannt auf den Fernseher, welcher in der Bar hing.

"...ist dies jetzt bereits der sechste Mord innerhalb von zwei Tagen." Plötzlich schaute die ganz Bar gebannt auf den Fernseher. "Mattheo Stark wurde von seiner Tochter aufgefunden, welche sich-" Ich hörte nicht weiter zu. Viel zu sehr schockte mich dieser Bericht. Nicht, weil es der sechste Mord in zwei Tagen war, sondern, weil Mattheo Stark direkt neben uns gewohnt hatte. "Scheiße Rose, das ist direkt neben euch.", sagte Hailey und legte mir eine Hand auf die Schulter. "Den Polizisten ist klar: Dies ist kein Zufall. Die Mordmuster passen aufeinander. Jede der Leichen hatte einen starken Blutverlust durch die Halsschlagader erlitten. Bitte seien Sie vorsichtig, der Mörder läuft immer noch auf freiem Fuß." Danach kam der Wetterbericht und ich schaltete den Fernseher wieder leiser. "Wenn du willst, kannst du heute Abend bei mir schlafen.", sagte Hailey. "Nein, ist schon okay. Ich schlafe zu Hause." Sie nickte. Um auf andere Gedanken zu kommen machte ich mich wieder an die Arbeit. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Damian schon gegangen ist.

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