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Rosalie(Rose)

Ich musste gestern schon früh eingeschlafen sein, denn als ich aufwachte, lief mein Fernseher immer noch. Okay, die Schicht gestern war auch wirklich nicht einfach. Ich warf einen Blick auf meinen Kalender. Es war Freitag. Endlich! "Ein Mordfall ereignete sich diese Nacht in Brightshire..." Ich drehte mich zum Fernseher und hörte gespannt zu. Hier? In dieser Stadt? "Eine vierundzwanzig Jährige wurde gegen sechs Uhr morgens von ihrem Freund tot in der Küche gefunden, als dieser gerade von der Arbeit kam. Laut Angaben der Polizei soll sie bereits seit drei Stunden dort gelegen haben. Woran sie gestorben ist, ist noch unklar. Man weiß nur, dass sie viel Blut verloren hat. Es gibt keine Einbruchsspuren und auch keine Tatwaffe. Die Ermittler gehen von einem Selbstmord aus, das Verfahren läuft noch." Ich überlegte ob ich die Frau vielleicht kannte, jedoch fiel mir gerade nicht ein, wer es sein könnte. Ich lief zu meinen Eltern in die Küche, welche anscheinend auch gerade die Nachrichten gehört hatten und meine Mutter sah ein wenig bedrückt aus. "Alles okay?", fragte ich sie. "Hast du die Nachrichten gesehen?" "Ja..." Langsam kam mir eine Vorahnung. Wahrscheinlich kannte sie die Frau. "Es war die Elisa." Auch ich schaute sie plötzlich geschockt an. "Elisa? Du meinst, die Elisa? Also die, die in dem kleinen Markt hier nebenan arbeitet?" Meine Mutter nickte nur langsam. "Heilige Scheiße..." Mein Vater warf mir einen bösen Blick zu. "War nicht so gemeint.", flüsterte ich. Ich hasste es, dass meine Eltern so streng religiös waren. Fluchen war in diesem Haus total verboten. Ich war eigentlich das schwarze Schaf in der Familie. Ich fluchte oft und hatte auch eigentlich nicht das Ziel mal studieren zu gehen. Außerdem war ich nicht wirklich gläubig, weil ich für alles eine logische Antwort finden wollte. Ich schaute auf die Uhr und sah, dass ich nur noch eine halbe Stunde hatte. "Fu... Ich muss gleich los!" Schnell rannte ich wieder nach oben und zog mich an. "Fuck, fuck, fuck, fuck." Ich sagte es so leise wie möglich, damit meine Eltern es nicht hörten. Danach rannte ich ins Bad und wusch mich schnell. Schminken ließ ich aus, das dauerte jetzt viel zu lange. "Verfickte Scheiße.", fluchte ich als ich auf die Uhr sah. Ich hatte den Bus verpasst. Ich schaute das Bild an der Wand im Flur an, welches Jesus zeigte. "Sorry, Jesus. War nicht so gemeint." Schnell rannte ich nach unten, rief noch ein "Tschau!" zu meinen Eltern und verschwand dann. Mit schnellen Schritten ging ich los um vielleicht doch noch irgendwie den Bus zu kriegen, denn auf laufen hatte ich nun wirklich keine Lust. Ich achtete nicht wirklich auf meine Umgebung, weswegen ich auch gegen etwas oder besser gesagt gegen jemanden stieß. Bevor ich umfiel, hielt dieser jemand mich fest und zog mich wieder auf die Beine. "Wow, sachte.", lachte Damian. "Sorry, ich bin spät dran.", sagte ich verlegen. "Verschlafen?" "Ja..." In diesem Moment fuhr mein Bus an mir vorbei. "Und jetzt habe ich den Bus verpasst." "Na, komm ich fahre dich." "Nein, das musst du nicht tun." "Schon okay. Das ist kein Problem. Ich muss sowieso ein paar Kartons wegbringen, die Schule liegt da doch auf dem Weg. Und ein Nein akzeptiere ich nicht. Vor allem nicht in diesem Auto." Er zeigte auf ein schwarzes Auto und mir klappte der Mund auf. Ich verstand ja nicht viel von Autos, aber ich wusste zumindest, was ein Lamborghini war. "Mund zu, sonst trocknet er aus.", flüsterte Damian mir im Vorbeigehen zu und schlenderte zu seinem Wagen. Ich ihm hinterher. Und erst jetzt sah ich, dass er in die Villa einzog, welche seit zwei Jahren zu verkaufen war. "Wohnst du alleine hier?", fragte ich ihn. "Ja, meine Eltern sind verstorben." "Aber ist eine Villa nicht ein wenig groß, wenn du so ganz alleine bist?" "Du kannst mich ja mal besuchen kommen, dann ist sie wahrscheinlich nicht mehr so groß." "Soll das eine Einladung sein?" "Wenn du es möchtest, gerne." "Ich komme drauf zurück." "Hast du von dem Mord gehört?", fragte er mich dann. "Ja, schon heftig. Ich kannte sie... Zwar nicht gut, aber sie war immer nett." "Ich glaube nicht, dass es ein Selbstmord war." "Ach nein? Und was denkst du, was es war?" "Hat schon mal jemand dran gedacht, dass vielleicht der Freund sie umgebracht hat? Oder jemand anderes?" "Meinst du?" "Vielleicht. Aber ein Selbstmord glaube ich nicht. Schließlich gibt es keine Einbruchsspuren und es wurde auch keine Tatwaffe gefunden. Wenn die Frau sich selbst umgebracht hat, würde die Tatwaffe doch eigentlich noch in ihrer Nähe liegen, schließlich hat sie viel Blut verloren. Mal angenommen ihr Freund hat sie umgebracht, dann hätte er das Messer danach einfach wegräumen können." Ich schaute ihn erstaunt an. "Du könntest Ermittler werden." "Danke, aber ich glaube das lasse ich." "Als was arbeitest du denn, dass du soviel Geld verdienst?" "Ich verticke Drogen." Ich machte große Augen. "Spaß. Meine Eltern hatten eine eigene Firma, welche ziemlich gut läuft und die habe ich übernommen. Aber ich arbeite von zu Hause." "Cool." "Ja und wenn du auch irgendwann mal erfolgreich sein willst, solltest du jetzt aussteigen und in die Schule gehen." Ich schaute aus dem Fenster und sah erst jetzt, dass wir schon da waren." "Oh Mist. Danke nochmal." "Kein Problem. Und denke an meine Einladung." "Könnte ich niemals vergessen." Danach schloss ich die Autotür, winkte Damian nochmal zu und rannte dann durch die bereits leeren Flure in den Klassenraum. "Entschuldigung. Ich habe verschlafen.", sagte ich und setzte mich neben Hailey auf den Platz. "Bist du hier her gerannt? Falls ja, Respekt. Dafür siehst du noch ziemlich fit aus." "Nein, Damian hat mich gebracht. Er musste sowieso hier lang." "Damian also..." "Man, hör auf! Wusstest du, dass er in der Villa wohnt?" "Was echt?" Und so erzählte ich Hailey die ganze Stunde lang alles was ich so über Damian wusste.

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