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Rose

Sehr ausgeschlafen wachte ich sogar noch eine Minute vor dem Wecker auf. Ich streckte mich, rieb mir meine Augen und haute dann den Wecker aus. Wow, so ausgeschlafen war ich in der Woche während der Schule schon lange nicht mehr. Ich suchte mir meine Klamotten raus, wusch mich, aß schnell was und hatte tatsächlich noch ein wenig Zeit bis Damian kam. Also konnte ich mir in Ruhe noch eine hübsche Frisur machen. Ich flechtete meine Haare zur Seite und steckte mir eine Blumenhaarspange in die Haare. Als ich gerade fertig war klingelte mein Handy. Damian war da. Schnell zog ich meine Schuhe an, verabschiedete mich von meinen Eltern und stieg zu Damian ins Auto. Ich gab ihm einen Kuss zur Begrüßung. "Und alles gut bei dir?" "Alles super. Wenn man davon absieht, dass meine Eltern mich zum Psychologen schleppen wollen." Damian lachte. "Psychologe? Warum das?" "Weil sie von der festen Überzeugung sind, dass ich eine Vision von Gott hatte." "Ach du scheiße." "Mhm, das kannst du laut sagen..." Wir kamen vor der Schule zum Halten und schon fingen die ersten Leute an zu starren. "Ignoriere sie einfach." "Ich versuche es. Bis dann." Ich gab ihm einen Kuss und lief dann zu Hailey und Tia. "Wie ich diese ganzen Leute auf der Schule hasse.", murmelte Tia. "Sie sollen dich nicht so scheiße angucken. Ist doch nicht ihre Sache." "Nur leider kannst du nichts dagegen tun. Jeder wird jetzt anfangen zu tuscheln.", sagte ich. "Guckt mal! Da ist ja die Verrückte!", lachte Heiko. Na super, der hatte mir gerade noch gefehlt. Er war in meiner Klasse und jeder hatte Angst vor ihm. Naja fast jeder. Für mich war er einfach nur ein dummer Idiot. "Was los? Willst du jetzt deine Macht nutzen und mich gegen das Fenster schleudern?" "Sorry, aber solche Fettsäcke kann ich nicht hochheben.", sagte ich und verschwand dann. "Rose, bei allem Respekt. Leg dich nicht mit ihm an. Du weißt, dass du dann zum Mobbingopfer von ihm wirst.", sagte Hailey. "Soll er es doch versuchen. Ich werde mich nicht von ihm unterkriegen lassen. Wir sehen uns in der Pause." Ich verabschiedete mich von Hailey und Tia und ging in meinen Englischkurs. Dort war ich mehr oder weniger alleine. Eigentlich war Elena noch da, aber anscheinend war sie heute krank. Also saß ich ganz alleine hier. Ich stellte mein Buch hoch und versteckte mich dahinter. Unser Lehrer war schon älter und erzählte im Unterricht mehr über sein Leben als über das eigentliche Thema. "Hey, Iva.", flüsterte ich leise. Gott sei dank saß ich alleine. Ich spürte wieder dieses Druckgefühl. "Ja?" "Wie geht's dir?" "Ganz gut. Warum?" "Nur so. Mir ist langweilig." "Du sollst im Unterricht aufpassen." "Er labert doch sowieso nur irgendwas über sein Leben." Iva lachte kurz. "Ich muss zum Psychologen." "Warum?" Und ab da redeten Iva und ich die ganze Stunde lang, bis es zur Pause klingelte. Sie verschwand wieder und ich lief zu Hailey und Tia. Wir gingen gemeinsam zu meinem Spind und blieben geschockt davor stehen. Auf meinem Spind stand in weißer Schrift: Verrückte. Ich öffnete meinen Spind einfach und heraus fielen Bilder von mir wie Iva in dieser Nacht die Kontrolle übernommen hatte. Hailey hob eines der Fotos auf und schaute es sich an. "Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber das riecht nach Heiko." Sie zerriss das Foto und ließ es auf den Boden fallen. "Ach du scheiße.", flüsterte Hailey und schaute in den Gang. Mich traf es wie ein Schlag. Überall hingen diese Bilder von mir. Und an einer Wand lief durch einen Beamer das Video welches von den Nachrichten aufgenommen wurde. Immer und immer wieder lief das Gleiche. Davor standen viele Schüler. "Hey, Crazy!", rief Heiko und ich drehte mich zu ihm um. "Gefällt dir soviel Aufmerksamkeit?" "Du bist doch nur eifersüchtig, weil du nicht mal von deinen Eltern Aufmerksamkeit bekommst." "Was hast du gesagt?!" Er kam näher auf mich zu. "Eigentlich schlage ich ja keine Mädchen, aber du hast es wirklich verdient!" "Ach komm. Kannst du nicht mal die bittere Wahrheit ab?" "Rose, lass gut sein.", flüsterte Tia mir zu. "Was ist los mit dir?!", rief Heiko. "Du Verrückte! Guck dir das Video an!" Ich spürte ein Druckgefühl in meiner Brust. "Iva, nicht.", flüsterte ich und Heiko lachte. "Jetzt führt sie auch noch Selbstgespräche! Alter, ich glaube sie dreht völlig am Rad. Hey Leute! Schaut mal her! Die Verrückte führt Selbstgespräche! Passt lieber auf, sonst bringt sie uns noch alle um." "Iva, hör auf!" Heiko und seine Freunde fingen an zu lachen. Ich konnte nicht mehr gegen mein Druckgefühl ankämpfen. Iva übernahm die Kontrolle. Ich ließ Heiko durch meine Kraft schweben und schleuderte ihn durch den ganzen langen Flur gegen die Wand. Ich trat auf ihn zu, packte ihn am Kragen und hob ihn hoch. Wieder ließ ich ihn schweben. Nein! Was tat ich da! Ich versuchte wieder die Kontrolle über mich zu kriegen. Hör auf Iva! Lass es! Du machst es nur noch schlimmer! Plötzlich ließ ich Heiko los und Iva verschwand. Heiko fiel hart auf den Boden. Aus Reflex ließ ich ihn einfach dort liegen und rannte in die Toiletten. Hier war zum Glück grad keiner. Schnell schrieb ich Damian eine Nachricht.

Rose: Bitte hol mich ab!

Ich schaute in den Spiegel und bekam eine riesen Wut. Nicht auf mich, sondern auf Iva. "Was sollte das?!" Meine Augen wurden weiß, also wusste ich, dass Iva da war. "Es tut mir leid..." "Das bringt dir jetzt auch nichts mehr! Du hast alles nur noch schlimmer gemacht!" "Ich habe gefühlt, dass du verletzt bist und ich wollte ihn auch verletzten. Ich habe dir gesagt, dass ich immer da bin, wenn du mich brauchst." "Ich hätte dich dann schon gerufen! Aber ich brauchte deine Hilfe nicht!" "Rose... Es ist einfach so mit mir durchgegangen." "Ich dachte wir wären Freunde!" "Sind wir auch!" "Nein! Freunde wissen was gut für andere Freunde ist! Aber du weißt es anscheinend nicht..." "Ich werde es nie wieder tun..." "Woher soll ich wissen, dass du es ernst meinst?" Ich hörte wie die Tür aufging und schaute auf zwei kleinere Mädchen, welche mich mit voller Angst ansahen. Kein Wunder, meine Augen leuchteten. 

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