meetup
„Also Kaelin, das Reden überlässt du mir. Wenn wir zu einer außergerichtlichen Einigung kommen, dann ist das phänomenal, wenn nicht, dann gewinnen wir einfach, ok? Das wird schon."
Ich nickte nur und strich mir über das blaue Kleid, dass mir bis knapp zu den Knien reichte. Einerseits hatte ich Angst wieder auf Grayson zu treffen, andererseits dachte ich nur an unser letztes Treffen zurück. Nicht wie es geendet hatte, sondern wie es angefangen hatte. Ich habe ihm direkt und ohne nachzudenken gesagt, dass ich ein Geheimnis habe, dass ich etwas verberge, was nicht entdeckt werden darf und ihm damit einen Trumpf zugespielt, falls wir wirklich vor Gericht gehen.
Ich schmiss mich ihm immer wieder an den Hals, immer und immer wieder ohne aufhören zu können, aber wenigstens war ich damit nicht alleine. Er selber hat mir gesagt, während ich seinen Penis im Mund hatte, dass er nicht aufhören konnte, dass es für ihn unmöglich ist. Und das gab mir eine gewisse Sicherheit. Zu wissen, dass ich mit meiner unerschöpflichen Lust nicht alleine war, half mir. Diese Bestätigung baute mich mehr auf, als ich jemals zugeben könnte. Ich fühlte mich oft alleine. Klar hatte ich Reece mit der ich meistens über alles sprach, aber auch sie hatte ihre Geheimnisse und ein Netz aus Lügen, dass sie um sich gespannt hatte. Von außen konnte niemand eindringen und sie war zu tief verwickelt um heraus zu kommen. Aus diesem Grund verstanden wir uns so gut. Aus diesem Grund war sie meine beste Freundin. Wir hatten uns gegenseitig eingewoben, wir hatten uns gegenseitig eingewickelt. So eng, dass wir kaum Luft zum Atmen hatten, aber genug Luft um leben zu können, genug Luft um miteinander arbeiten zu können.
„Alles wird gut," sagte Jessica Ferraz-Bellard zu sich selbst, strich ihr Kostüm glatt und öffnete dann die große Flügeltür zu dem Saal, in dem wir mit Grayson und seinem Anwalt oder seiner Anwältin die Verabredung hatten. Jessica war ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Ja, sie war reserviert und kalt Menschen gegenüber, die sie nicht kannte, aber ich hatte sofort erkannt, wie sehr sie sich um Reece kümmerte, wie sehr sie sie liebte und dass sie alles für sie tun würde. Auch ihre drogenabhängige Freundin vor Gericht vertreten. Pro bono. Ihr Haar war braun gefärbt und ihre perfekt gezupften Augenbrauen zogen sich zusammen, als sie zu mir zurück sah und realisierte, dass ich ihr noch immer nicht folgte. Schnell holte ich auf und versuchte dabei nicht auf ihr strahlend weißes Kostüm zu starren, was unheimlich schwer war. Es stand ihr unheimlich gut und betonte den dunklen Hautton ihrer Haut, aber es war wirklich verdammt hell und verdammt eng.
Wir befanden uns in einem Sitzungssaal in Legacy Records, wo Musik die Zeit überlebt, wie der Slogan so schön sagte und rund um einen schwarzen Tisch befanden sich braune Lederstühle, von denen zwei besetzt waren.
Jessica lachte heiser auf, als ihr Blick auf den unbekannten Mann fiel. Beide waren aufgestanden und sahen uns abwartend an, doch meine Anwältin schnaubte nur und setzte sich dem Mann ohne ein weiteres Wort gegenüber und packte ihre Akten aus. Der großgewachsenen Mann hatte dunkle, schwarze Haare und ebenso dunkle, große Augen.
„Ich hätte wissen müssen, dass du den Fall übernimmst, Ezra," schnaubte sie nur und knallte einen Ordner auf den Tisch.
„Jessica Ferraz, was für eine Ehre," erwiderte dieser nur und arrangierte die Reihenfolge seiner Papiere neu. Grayson und ich sahen uns nur verwirrt an und ließen uns gegenüber fallen.
„Jessica Ferraz-Bellard," erwiderte diese nur schnippisch und ich zog die Augenbraue hoch, als sie ihren Doppelnamen erwähnte, als wäre es der höchste Rang des Landes.
Wow, welchen alten Sack hatte sie den geheiratet? Was wusste ich nicht über sie? Reece hatte mir eine Menge über sie erzählt, allerdings ihr Liebesleben außen vor gelassen, aber jetzt war ich interessiert. Welche schmutzige Geheimnisse verbargen sich hinter der eisigen Maske?
Anscheinend hatte nicht nur ich den gleichen Gedanken, denn auch Ezra, wie Graysons Anwalt mit Vornamen hieß, kicherte böse. „Da hat wohl jemand geheiratet. Wieder."
„Komm mir nicht so, Ezra."
„Wie denn sonst, meine Teuerste?"
Oh nein.
Grayson und ich schienen im selben Moment erneut den selben Gedanken zu haben, denn wir sahen einander mit gerunzelter Stirn an. Jessica und Ezra hatten mal was miteinander gehabt, wenn die beiden es so betonten waren sie vielleicht verlobt, wenn nicht gar verheiratet gewesen. Und es war nicht gut ausgegangen. Für keinen.
Und so wie es aussah würde der Krieg jetzt wieder aufflackern. Also kein alter Sack, sie wollte einfach nur angeben. Mit ihrem Mann.
„Also," ergriff Grayson jetzt das Wort und unterbrach damit die beiden Streithähne. „Unsere Partei hat eine Einigung gefunden, Kaelin müsste nur mehr unterschreiben und sie würde eine hohe Entschädigung bekommen. Und ihr Name wird in den Copyrights erwähnt von künftigen, vergangene und neuen Songs. Von unserer Sicht aus muss das Gericht nicht eingeschaltet werden. Der Vertrag ist fünfzehn Seiten lang und du hast eine Bedenkzeit von zwei Wochen, wenn du unterschreiben willst, was ich für eine sehr gute Idee halte, da die Entschädigung sehr hoch ist."
Ich hatte den Vertrag noch nicht einmal gesehen, aber alles in mir lockerte sich und es fühlte sich an, als würde ein Gewicht von meinen Schultern fallen. Niemand, der meine Vergangenheit gegen mich verwenden könnte, niemand, der Fly oder gar Hades finden würde. Alles blieb so, wie es war. Ohne zu zögern, holte ich einen Stift und begann den Vertrag zu lesen. Mit jedem Satz wurde ich ruhiger und ruhiger, die Nervosität fiel von meinen Schultern und ich atmete tief durch.
„Unterschreib das nicht," zischte Jessica auf einmal und nahm mir den Stift aus der Hand. Verwirrt sah ich sie an. Vorher hatte sie selber gesagt, dass sie ein Verfahren verhindern wollte und jetzt das? „Wir unterschreiben nichts, was von diesem verlogenen Arschloch kommt."
„Also willst du den Fall wirklich vor Gericht schleppen, ist das deine Absicht?", fragte Ezra kalt und ich konnte in seiner Stimme hören, dass ihm das nicht unbedingt zuwider war, dass er das sogar richtig feiern würde.
„Ja, Ezra, das habe ich durchaus vor. Aber rate mal, dieses Mal, ja dieses Mal hast du keine Chance. Dieses Mal werde ich gewinnen."
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