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„Und dann," sagte ich und nippte an dem Schnaps, den wir ganz hinten gefunden hatten. „Hat das Model doch ernsthaft gefragt, ob, wenn man die Augen nach hinten dreht, man das Gehirn sehen kann."
Der scharfe Geschmack brannte in meinem Hals, aber ließ mich von innen warm werden und ich genoss den erheiternden Effekt. Wem auch immer das Haus gehörte, er hatte uns den Abend gemütlicher gemacht.
„Models sind so dämlich," erwiderte er kopfschüttelnd. „Obwohl nicht alle. Ich kenn ein australisches Model, das sogar die Uni mit ausgezeichnetem Erfolg abgeschlossen hat."
„Was hat die bitte studiert?", fragte ich und lachte heiser auf. „Oh lass mich raten, Marketing? Nein, besser Journalismus."
Er schüttelte nur den Kopf und strich sich durch die dunklen Haare. „Jura."
„Und dann wird sie Model?"
„Bessere Einnahmequelle schätze ich."
„Hmmm."
„Weißt du, der Song, eigentlich witzig, dass du den Text noch gefunden hast. Wir haben ihn auf eine Serviette geschrieben."
„Den du mir dann irgendwann in meinem BH gestopft hast."
„Ich weiß, ich hab ihm am nächsten Morgen im Waschbecken gefunden."
„Dieses verdammte Waschbecken."
„Och komm, so schlimm war es nicht."
„Nein, die Fotos waren es, die mich anpissen," erwiderte ich und nahm noch einen Schluck, realisierte, dass meine Tasse leer war und griff nach der Flasche, von der ich dann nippte.
„Niemand von uns hat an Paparazzi gedacht."
Ich lachte heiser auf und eine Schauer lief mir über den Rücken. Der Alkohol zeigte langsam aber sicher seine Wirkung. „Die Arschlöcher sind auf das Dach des angrenzendem Hauses geklettert. Und das scheiß Apartment hatte zusätzlich ne Glasfront."
„Ich war dabei, Kaelin." Niemand würde je wieder meinen Namen so aussprechen.
„Sag mal, ist englisch wirklich deine Muttersprache?", fragte ich und ließ meinen Kopf von der Couch hängen, sodass sich der ganze Raum zu drehen begann. Wow.
„Irisch, um genau zu sein. Ich gehöre zu den vier Prozent, die es flüssig sprechen und zu den zwei Prozent, die es vor der Landessprache gelernt haben."
„Sag mal was auf irisch."
„Also gut," begann er und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. "Is maith liom do cíocha."
Ich zog eine Augenbraue hoch und er übersetzte schnell. „Das bedeutet ich mag deine Brüste."
„Du weißt schon, dass du die vor vier Jahren das letzte Mal gesehen hast," erwiderte ich ungerührt und ignorierte seinen Blick, der sich gesenkt hatte. Ich trug einen weiten Pullover, man sah nichts, aber es war etwas in seinem Blick, dass mich nervös werden ließ. Dass mich von innen aus erhitzte.
Als er nicht reagierte schnipste ich mit zwei Fingern vor seinen Augen und sein Blick fokussierte sich wieder.
„Bitte, ich hab irgendwo sicher noch Bilder." Wieder holte er sein Telefon hervor und und öffnete seine Galerie. Ich spürte wie mein Gesicht rot wurde. Vor Scham oder vor Wut, ich konnte es nicht sagen.
„Meinst du das ernst? Du hast ein Bild von meinen Brüsten?"
Er sah mich an, als wäre ich wahnsinnig. „Wer hat denn bitte was von einem Bild gesagt?"
Als er meinen Gesichtsausdruck sah, begann er zu lachen. „Das war ein Scherz," lachte er und ich versteckte mein Gesicht in meinen Händen.
„Erschreck mich nie wieder so."
Er kreuzte zwei Finger. „Indianehrerenwort."
„Du bist weder ein Native, noch glaube ich an dein Ehrenwort."
„Dein Pech." Er streckte seine langen Beine aus und rekelte sich. „Ich würde gerade für einen Film töten."
Im Wohnzimmer war es bereits wärmer geworden. Das Feuer brannte lichterloh im Ofen und zusammen hatten wir es geschafft die Couch vor den Ofen und den Tisch an den ursprünglichen Platz vor den Ofen zu schieben. So war uns beiden warm.
Schließlich stand ich auf und griff nach zwei Holzscheiten, die am Boden lagen und schmiss sie ins Feuer.
„Weißt du," begann er. „Meine Freundin wäre ziemlich angepisst."
Ich zog eine Augenbraue hoch, als ich mich ihm gegenüber wieder fallen ließ.
„Weil wir in einer fremden Hütte eingesperrt sind? Ist ja nicht so, als hätten wir es uns ausgesucht."
„Wahrscheinlich schon. Gut nur, dass ich keine Freundin habe."
Guter Zug, Grayson, guter Zug.
„Und du?", fragte er, als ich nicht antwortete.
„Ne, nur meine Kamera und mein Koffer, ich hab nur eine Wohnung New York."
„Aha," erwiderte er und ich musterte ihn einmal mehr.
„Weißt du," sagte ich und zog mir meinen Pullover über den Kopf. Ich saß knapp vorm Ofen und rückte etwas weg, da ich beinahe geröstet wurde. „Irgendwie finde ich den Blizzard gar nicht mehr so scheiße. Auch wenn der Schnee mittlerweile bis zu den Fenstern geht. Diese Ruhe und Abgeschiedenheit von allem... das habe ich echt gebraucht."
„Sind wir schon zwei."
Wieder schwiegen wir, zumindest bis er sich aufrechter hinsetzte und seinen Kopf mit einer Hand abstützte. „Rein hypothetisch... würdest du mit mir schlafen?"
Ich sah ihn einen Moment verwirrt an und lachte dann auf. „Meinst du das ernst?"
„Ich habe hypothetisch gesagt, Kaelin." Kaeeelin. Alles in mir wurde warm. Wie konnte man nur so schön einen simplen Namen aussprechen? Wie?
Ich setzte mich genauso hin wie er. „Hypothetisch schon, aber dazu habe ich noch nicht genug Alkohol im Blut."
„Ist ja nicht so, als hättest du die viertel Flasche Schnaps fast alleine geleert."
„Ich spüre aber nichts."
„Du nuschelst, Mädel. Dein Verstand ist nur schon so benebelt, dass er das nicht mehr checkt."
Ich seufzte laut. „Ich wollte schon immer mal nuscheln."
Er kam näher zu mir heran und legte seine Hand auf mein Bein. „Wenn ich nicht ein Gentleman wäre, dann würde ich die Situation ganz sicher ausnützen."
Ich legte eine Hand auf seine Schulter und zog ihn näher zu mir heran. Ich fühlte mich nicht so betrunken wie ich anscheinend war, aber ein Teil von mir begehrte Grayson schon seitdem ich ihn zum ersten Mal gesehen hatte. „Und was ist," flüsterte ich und ließ meine Hand über seinen Oberkörper gleiten. „Wenn ich will, dass du die Situation ausnutzt? Natürlich ganz hypothetisch."
Sein Blick war auf meine Lippen gerichtet und ich ließ meine Finger durch seine weichen Haare in seinem Nacken gleiten.
„Nun ja," begann er und nahm mein Gesicht in seine Hände. „Rein hypothetisch würde ich das dann auch tun."
Langsam ließ ich meine Lippen auf seine gleiten, küsste ihn sanft, doch zog mich dann wieder zurück. „Dann lass uns die Hypothese über den Haufen werfen."
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