Kapitel 8



Die ersten Tage nach der Mission waren ruhig. Ich hatte mich ins Sanctum zurückgezogen und mich von Stephen verwöhnen lassen. Seine Schuldgefühle ließen mich nicht eine Sekunde aus den Augen. Er Betsand darauf. Meine Verletzungen heilten, doch der Schmerz in meinem Inneren blieb. Stephen war ständig unterwegs - bei den anderen Zauberern im Kamar Taj, bei seinen Schülern, immer beschäftigt. Es wirkte, als ob er sich in Arbeit flüchten würde, um nicht mit seinen eigenen Gefühlen konfrontiert zu werden.

Ich entschloss mich, für ein wenig Ruhe und Abstand in den Stark Tower zu gehen. Tony hatte mich eingeladen, und ich wusste, dass es dort wenigstens ein bisschen Ablenkung gab. Der Tower war voller Leben, voller Gespräche und Planungen. Hier war der Rest des Teams, mit dem ich zusammengearbeitet hatte. Ein paar von ihnen waren genauso verletzt wie ich, wenn nicht sogar schlimmer. Als ich durch die Tür traut, begrüße mich Clint mit einem breitem Lächeln.

„Dove! Wie gehts dir? Du siehst besser aus."
„Es geht", antwortete ich und setzte mich auf den Sessel. „Es ist alles so...schnell gegangen. Was ist passiert? Warum waren wir plötzlich getrennt? Ich hätte euch wirklich gebraucht. Ihr hättet mir helfen können."
Bruce, der neben Clint saß, nickte.
„Wir waren unter Beobachtung. Der Plan war, dass du uns mit deinen Kräften unterstützt, aber wir mussten uns sicher sein, dass du nicht in einen Hinterhalt gerätst. Es war eine schwierige Situation."
„Es war halb so wild", sagte Nat trocken. „Kommen wir zum Wesentlichen. Die Mission ist abgeschlossen. Du bist hier, also lass uns das Thema Artefakt besprechen."

Ich nickte und versuchte, meine Frustration zu verbergen. Es war schon schwer genug, meine eigenen Gefühle zu ordnen. Aber ich verstand. Sie hatten das Beste getan, um mich zu schützen. Und sie hatten die Mission abgeschlossen.
„Wie geht es dir?", fragte Steve nach einer kurzen Pause und sah mich aufmerksam an. „Wie fühlst du dich?"
Ich atmete tief durch.
„Ich erhole mich. Aber etwas ist immer noch im Kopf. Ich dachte, ich hätte alles unter Kontrolle. Doch diese ganze Situation, das Artefakt..."

„Ja", Tony unterbrach mich. „Das Artefakt. Das ist das nächste Problem."
„Der Typ, der das Artefakt hatte, ist nicht aus der Welt. Er will es zurück", sagte Bruce.
„Varéne?", fragte ich ungläubig. „Er war dort?"
„Ja. Und er tut alles, um es zu bekommen. Er ist gefährlich."

„Wir haben ihn im Auge", fügte Nat ruhig hinzu, „Aber wir müssen wissen, was er plant. Was auch immer es ist, es ist nicht gut." Ihre Augen blieben ernst, durchdrungen von einer unterschwelligen Anspannung. Alle um sie herum richteten ihre Aufmerksamkeit auf das Gespräch.
Mein Herz hämmerte gegen meine Brust. Die Erinnerung an den letzten Kampf, an das Artefakt, das ich beinahe mit meinem eigenen Blut bezahlt hätte, war noch frisch.
„Was genau wissen wir über ihn?", fragte ich und strich nervös über meine Oberschenkel.
Steve ergriff das Wort. „Früher nannte er sich Morlen Kaine. Heute kennen wir ihn unter Varéne. Er war ein einfacher Magier, dann...hat er sich verändert. Das Artefakt, das ihr ihm abgenommen habt, war nicht irgendein Spielzeug. Es war ein Splitter eines alten kosmischen Siegels. Es verstärkt die Kräfte jedes Wesens, das eine direkte Verbindung zu astralen Ebenen besitzt."

Meine Kehle wurde trocken. Astrale Ebenen. Ich.
„Das bedeutet...", begann ich vorsichtig.
Wanda nickte langsam. „Das bedeutet, dass du für ihn nicht nur ein Hindernis bist. Du bist eine Quelle. Deine Kräfte sind für ihn wie ein Verstärker."
Mir wurde übel bei dem Gedanken. Ich hatte seine Gier in seinen Augen gesehen, damals, kurz bevor wir das Artefakt an uns nehmen konnten. Nicht nur Macht hatte er gewollt - er hatte mich gewollt.

„Er wird es wieder versuchen", murmelte Bucky düster. Eine Stimme klang wie eine Warnung.
„Deshalb müssen wir ihn im Auge behalten. Das ist auch das, was Stephen tut", ergänzte Natasha. „Wir haben einen Tracker auf ihn angesetzt. Freundliche Magier und ein paar unserer Informanten. Er bewegt sich im Moment nicht direkt auf dich zu, Dove - aber er sammelt Ressourcen. Anhänger. Vielleicht plant er etwas größeres."
Ich schloss kurz die Augen, versuchte das Gewicht dieser Informationen zu verarbeiten. Konnte ich denn nicht einmal in Ruhe leben, ohne dass jemand hinter mir her war?
„Und was, wenn er wieder angreift?", fragte ich. „Was, wenn er mich benutzt, um an das Artefakt zu kommen? Oder schlimmer noch - um meine Kräfte umzuleiten, um euch etwas anzutun?

„Dann müssen wir vorbereitet sein", sagte Wanda fest. „Deine Magie ist stark, aber...unberechenbar, wenn du emotional wirst. Wir werden mit dir trainieren. Deine Kontrolle verbessern."
„Und wir erhöhen die Überwachung", warf Sam ein. „Nicht nur um ihn, sondern auch um dich. Diskret. Keine Bodyguards rund um die Uhr, aber...Schutz, falls etwas schief läuft. Deshalb wäre es von Vorteil, wenn du für die nächste Zeit hier bleiben würdest."

Wanda legte eine Hand auf meine Schulter.
„Wie genau wollt ihr ihn überwachen?", hakte ich nach.
„Wir haben kleine Artefakte, magische Sensoren, die auf seine Energie reagieren", erklärte sie mir. „Und technisches Tracking von Stark Industries. Sollte er sich in deine Nähe begeben oder seine Energie aktivieren, werden wir es wissen."

„Und wenn er sich versteckt? Oder tarnt? So wie...Ragor?" Sein Name versetzte mir noch immer eine Gänsehaut. Auch alle um mich herum wirkten bedrückt.
„Dann finden wir ihn", sagte Nat bestärkend. „Egal, wie lange es dauert."
Es war nicht das beruhigendste Versprechen, das ich je gehört hatte. Aber es war genug. Für den Moment.

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