Kapitel 20

Stephen.

Schweiß rann mir in Strömen über die Stirn, als ich mich an der Wand entlang schleppte.
Jeder Muskel in meinem Körper brannte.
Jede Faser schrie nach Aufgeben. Aber ich rannte weiter.
Ich stolperte. Ich stieß mich an den rostigen Wänden.
Und dann— Ein Zittern lief durch meine Brust, als ich es spürte.
Dove.

Ihr schwacher Lebensfunke.
So zerbrechlich.
So nah.
Ich taumelte durch einen langen Korridor, immer tiefer in die Festung hinein.
Dunkle Magie hing schwer in der Luft. Und dann sah ich es — eine Tür, schwer bewacht von Runen, die selbst mir Furcht einflößten. Ohne nachzudenken schleuderte ich einen Zauber dagegen.
Die Tür barste auf — und der Gestank von Blut und Leid schlug mir entgegen.

Mein Herz setzte einen Schlag aus. Sie saß mitten im Raum — auf einen rostigen Stuhl gefesselt, die Handgelenke wund und blutig.
Ihr Körper hing schlaff, als hätte sie nicht einmal mehr die Kraft, sich aufzurichten. Und über ihrem Kopf – ein grober, dreckiger Sack. Er raubte ihr selbst die letzte Würde.

Ich stieß ein heiseres Geräusch aus – ein gebrochener Laut, irgendwo zwischen einem Schluchzen und einem Aufschrei.
„Dove!"
Meine Stimme war kaum mehr als ein heiseres Krächzen. Ich rannte auf sie zu.
Knie mich neben sie.
Meine Hände, zitternd, tasteten nach den Fesseln.
Ich murmelte Zauberformeln, riss daran, verzweifelt, panisch. „Ich habe dich", keuchte ich. „Ich habe dich, Liebling... ich hole dich hier raus."

Doch bevor ich sie befreien konnte - Ein donnerndes Krachen. Schwere Stiefel auf Metall. Lachen, kalt und triumphierend. Varéne trat in den Raum. Hinter ihm eine Armee von Wachen, alle bewaffnet, alle bereit, uns zu zerreißen.
„Du hast wirklich geglaubt, du könntest sie so einfach mitnehmen, Strange?" spottete er.
Sein Blick war kalt, berechnend. Ich erhob mich langsam. Meine Hände glühten bereits vor aufgestauter Magie. „Letzte Warnung", knurrte ich. „Lass uns gehen. Oder ich reiße dieses verdammte Gebäude bis auf die Grundmauern nieder."

Varéne lachte nur.
Ein tiefer, dunkler Laut. „Versuch es doch."
Ich wartete nicht. Mit einem Aufschrei schleuderte ich die erste Welle reiner Energie auf ihn und seine Männer. Blitze zerrissen die Luft.
Magische Symbole explodierten an den Wänden. Ich kämpfte wie ein Wahnsinniger. Treten, schlagen, schleudern — jede Bewegung brannte in meinen Knochen, jede Attacke ein Schrei meiner verzweifelten Liebe zu Dove.

Wachen stürzten auf mich zu, ich schleuderte sie fort, barst ihre Rüstungen auf, ließ sie taumeln. Aber es waren zu viele. Immer neue strömten herein. Ich bekam einen Schlag an den Kopf — Sterne tanzten vor meinen Augen.
Ein Messer strich an meiner Seite entlang, riss mir die Haut auf.
Blut tropfte auf den Boden. Aber ich hörte nicht auf.
Ich durfte nicht aufhören.

Dann —
eine Erschütterung. Explosionen draußen. Und plötzlich, wie ein göttliches Wunder: Die Avengers stürmten herein. Sam schoss durch die Luft, deckte mich ab.
Rhodey donnerte mit seiner Rüstung durch die Wachen.
Tony feuerte eine Salve nach der anderen. Wanda schickte rote Energiewellen durch den Raum, schleuderte Feinde wie Puppen an die Wände. Steve schwang sein Schild und bahnte sich einen Weg direkt zu mir.

Bucky. Ich sah ihn aus dem Augenwinkel. Er rannte direkt zu Dove. Sein Gesicht — gequält, verzweifelt.
Er riss an ihren Fesseln, wollte sie befreien. Etwas in mir riss. Ein Urinstinkt. Ich stürzte mich dazwischen, riss Bucky brutal von ihr weg. „Finger weg von ihr!"
Meine Stimme war ein tiefes, bedrohliches Grollen, das selbst mich erschreckte. Bucky starrte mich an, atemlos.
Verletzt. Aber ich stand schützend vor Dove.
Breitete die Arme aus.
Nichts und niemand würde sie mir noch einmal nehmen.

„Stephen", keuchte Bucky. „Ich— ich wollte nur—" „Du hast genug getan", schnitt ich ihm kalt das Wort ab.
Mein Blick war mörderisch. „Fass sie nie wieder an." Für einen Moment herrschte eisige Stille.

Nur unser schweres Atmen und das leise Wimmern von Dove füllten den Raum. Dann kniete ich mich wieder vor sie. Zog vorsichtig den Sack von ihrem Kopf. Und mein Herz zersprang in Hausen Teile. Ihr Gesicht war blass, voller Blutergüsse. Ihre Lippen spröde und blutig.
Ihre Augen halb geöffnet, aber leer. „Oh Gott, Dove...", flüsterte ich. Ich streichelte mit zitternden Händen ihre Wange.
„Ich bin hier. Ich bin hier, mein Engel. Ich hole dich heim."

Langsam, behutsam, schnitt ich ihre Fesseln durch.
Wanda kniete sich zu uns, half mir vorsichtig. Als ich sie endlich in meine Arme schloss, spürte ich, wie leicht sie geworden war. Viel zu leicht. Als hätte man ihr nicht nur das Leben, sondern auch die Hoffnung geraubt.

„Ich hab dich", versprach ich ihr immer wieder, während die Avengers die letzten Wachen ausschalteten und Tony bereits die Flucht organisierte. „Ich lass dich nie wieder los." Nie mehr.

Ich drückte sie fester an mich, spürte ihren malträtierten Körper gegen meine Brust.
Sie atmete flach, jeder Atemzug ein schwaches Zittern.„Haltet mir den Rücken frei!", rief ich den anderen zu, während ich mich aufrichtete, Dove fest in meinen Armen.
Meine Beine zitterten vor Erschöpfung, aber ich würde sie tragen, auch wenn es mich das letzte Bisschen Kraft kosten würde.

Tony und Rhodey schossen voran, räumten den Flur frei.
Wanda hielt eine schützende Barriere aus rotem Licht über uns.
Sam kreiste über unseren Köpfen, immer auf der Suche nach neuen Feinden.

Steve wich nicht von meiner Seite. „Beeil dich, Strange", murmelte er. „Hier drin wird's gleich noch ungemütlicher." Ich nickte nur stumm. Dove winselte leise.
Ich spürte, wie ihr Körper unter meinen Händen bebte. „Alles gut, Schatz", flüsterte ich ihr ins Haar.
„Ich bring dich hier raus. Ich schwör's dir."
Wir hasteten durch die dunklen Korridore der Festung.
Überall der Geruch von Blut, verbranntem Metall und Magie.

Hinter uns hörte ich Explosionen – Varéne, der tobte.
Er ließ die Mauern beben, die Luft flackern vor Macht.
„Er versucht uns aufzuhalten!", rief Tony über den Krach hinweg. Plötzlich krachte ein Teil der Decke ein —
Staub und Trümmer stoben durch die Luft.
„Rechts raus!", schrie Sam. Wir änderten unsere Richtung im letzten Moment.
Ich spürte Dove unter meinen Händen zucken, ihr Flüstern kaum hörbar. „Stephen... ich hab Angst..."

„Ich weiß, mein Herz. Ich auch. Aber ich lass dich nicht los. Nie wieder." Dann — kurz vor dem Ausgang — ein weiteres Donnern. Varéne tauchte auf. Sein Körper loderte vor dunkler Energie, seine Augen glühten.
„Sie gehört mir!", brüllte er. Er schleuderte eine schwarze Energiekugel direkt auf uns.
Ich wirbelte herum, schirmte Dove mit meinem eigenen Körper ab.

Der Einschlag riss mich von den Füßen.
Ich schlitterte mehrere Meter über den Boden, Dove fest an mich gedrückt. Schmerzen durchzuckten meine Rippen, meine Schulter. Aber ich ließ sie nicht los. „Weiter!", brüllte ich den anderen zu.

Tony und Rhodey stürzten sich auf Varéne, deckten ihn mit Feuer ein.
Wanda schrie auf, ließ rote Blitze auf ihn niederprasseln. Steve packte mich an der Schulter, zog mich hoch.
„Wir müssen sie in Sicherheit bringen! Jetzt!"
Mit letzter Kraft stolperte ich durch die letzten Meter.
Das Tageslicht blendete mich brutal, als wir die Festung verließen. Draußen wartete der Quinjet, Rotoren heulten in der Luft. Rhodey gab Deckung, Sam deckte unseren Rückzug aus der Luft.
Tony war der letzte, der an Bord sprang, seine Rüstung rußgeschwärzt. Die Rampe schloss sich hinter uns und ich konnte endlich Wiederaufatmen.

Ich ließ mich auf die Knie fallen, Dove noch immer in meinen Armen.
Sie schien kaum bei Bewusstsein.
Ihre Haut war eiskalt, ihr Puls flatternd. „Holt eine medizinische Einheit!", schnappte Steve. „Jetzt!"
Wanda kniete sich neben mich.
Tränen standen in ihren Augen, als sie vorsichtig Doves Gesicht streichelte. „Oh Gott, Dove...", flüsterte sie.
Ich schloss die Augen, hielt sie einfach nur fest.

„Bleib bei mir, bitte", flüsterte ich ihr zu.
„Bitte, hör mich... bitte..."
Plötzlich rührte sich Dove schwach. Ihre blutverschmierten Lippen bewegten sich kaum hörbar. „Stephen...", hauchte sie. Ich beugte mich sofort zu ihr runter. „Ich bin hier, Liebling. Ich bin hier." Ihre Hand zuckte leicht, suchte meine. „Ich hab dich geliebt... immer...", murmelte sie, Tränen liefen über ihre Wangen. Mir schnürte es die Kehle zu.

„Und ich liebe dich", antwortete ich heiser. „Ich liebe dich, Dove. Mehr als alles auf dieser Welt." Ihre Finger krallten sich schwach in mein Hemd, als hätte sie Angst, dass ich verschwinden könnte. „Nicht loslassen...", flüsterte sie. „Nie wieder", versprach ich und küsste sie sacht auf die Stirn, obwohl Blut und Dreck ihre Haut bedeckten. „Ich geb dich nicht mehr her."

Hinter uns heulten die Maschinen auf.
Der Quinjet stieg auf, ließ das zerstörte Schlachtfeld unter uns zurück. Und in meinen Armen — meine Welt.
Meine zerbrochene, verletzte, wunderschöne Welt.
Und ich schwor bei allem, was mir heilig war:
Ich würde sie wieder zusammenfügen.
Egal, was es mich kosten würde.

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