Kapitel 18
Die Tür flog mit einem dumpfen Knall auf. Ich hob kaum den Kopf, zu erschöpft, zu leer, zu gebrochen.
Meine Rippen brannten bei jeder Bewegung, meine Lippen waren aufgeplatzt, die Haut unter meinen Augen war geschwollen und blau. Die Schritte –
hart, schwer, gnadenlos. Drei Wachen stürmten herein.
„Aufstehen!", brüllte einer.
Bevor ich reagieren konnte, packte er mich brutal am Arm, zerrte mich hoch.
Ein Schmerz explodierte in meiner Schulter.
Ich schrie auf, doch das kümmerte sie nicht.
Der zweite schlug mir die Faust in den Magen.
Ich keuchte, die Luft wich aus meinen Lungen,
mein Körper knickte ein,
aber sie hielten mich aufrecht.
Ein weiterer Schlag – diesmal in mein Gesicht.
Meine Wange pochte, Blut rann mir aus der Nase.
Sie schlugen mich ohne Mitleid,
ohne Zögern.
Jede Bewegung war gezielt, brutal. Ein Knie traf meine Rippen. Ich hörte ein Knacken.
Oder war das mein eigenes Stöhnen? Ich wusste es nicht mehr. Schmerz war alles, was blieb. Und dann – ein Sack.
Dunkelheit.
Raues, kratzendes Tuch auf meiner Haut,
der Geruch von Schmutz und Schweiß.
Ich schrie, als sie mich grob auf den Boden warfen und etwas Hartes um meine Handgelenke schnallten –
Fesseln aus schwerem Eisen.
Ketten, die klirrten, wenn ich mich bewegte.
Meine Füße schliffen über den Boden, als sie mich zogen.
Ein Flüstern von Panik stieg in mir auf.
Wo bringen sie mich hin? Was... was jetzt?
Der Sack wurde abgezogen.
Grelles Licht brannte in meinen Augen.
Ich blinzelte,
versuchte zu atmen,
und sah ihn.
Stephen.
Er saß da,
direkt vor mir,
hinter einer dicken Glaswand.
An Händen und Füßen gefesselt,
Ketten um seine Brust gespannt,
seine Augen aufgerissen vor Entsetzen.
„Dove!"
Seine Stimme zerriss die Luft.
„Stephen!"
Meine Stimme war kaum mehr als ein Krächzen. Ich versuchte, aufzustehen, doch die Ketten hielten mich nieder. Zwei Wachen traten hinter mich.
Ich spürte ihre gierigen Blicke auf meiner Haut.
„Lasst sie in Ruhe!", brüllte Stephen, seine Ketten klirrten laut, als er sich aufbäumte.
„Fasst sie an und ich bringe euch um!"
Die Wachen lachten nur verächtlich.
Hände griffen nach mir –
grobe Finger zogen an meiner Kleidung,
zogen meine Arme hoch,
hielten mich fest. Ich wehrte mich, trat um mich, doch ich war zu schwach.
„NEIN!", schrie Stephen, zerrte so heftig an seinen Fesseln, dass Blut aus seinen Handgelenken lief.
„Hört auf!! Hört sofort auf!!"
Doch sie hörten nicht auf. Einer hielt mein Gesicht fest, während der andere mit seiner Zunge meinen Hals entlang leckte. Sie fassten unter mein Shirt, berührten meine Brust, meine Haut, alles was Stephen gehörte. Tränen liefen mir das Gesicht runter.
„Oh, nicht weinen, Schätzchen", spottete die eine Wache über mich. „Wir haben doch noch nicht einmal richtig angefangen." Beide lachten.
Eine Wache holte aus. Der erste Schlag traf mich an der Schläfe. Ein zweiter in den Bauch. Ein dritter gegen die Rippen. Stephen brüllte, wütete, tobte wie ein Wahnsinniger in seinen Fesseln. Seine Schreie hallten durch den Raum,
vermischten sich mit meinen Wimmern,
mit dem dumpfen Klang von Fäusten auf Fleisch. Ich spürte, wie meine Knie nachgaben,
wie die Welt um mich verschwamm. Die Stimmen wurden zu einem Summen in meinem Kopf.
Und dann – nichts mehr.
Mein Körper hing leblos in den Armen der Wachen.
Mein Kopf baumelte haltlos nach vorne. Stephen schrie noch immer,
doch ich hörte es nur noch wie durch Wasser.
Die Wachen lösten meine Fesseln und schleiften mich zurück in meine Zelle,
ließen mich achtlos auf den kalten Boden fallen.
Die Tür krachte zu. Ich blieb liegen,
bewegungslos,
während die Dunkelheit sich über mich legte.
Und das wiederholte sich.
Jeden einzelnen Tag.
Sie brachten mich hinaus.
Verprügelten mich. Fassten mich an.
Ließen Stephen zusehen.
Zogen mich zurück.
Und fingen wieder von vorne an.
Jedes Mal verlor ich ein Stück mehr von mir selbst.
Jedes Mal sah ich in Stephens Augen ein weiteres Stück Hoffnung sterben.
Und irgendwann...
wusste ich nicht mehr,
ob ich es war, die blutete,
oder ob es die Liebe zwischen uns war,
die langsam starb.
Die Dunkelheit meiner Zelle war erdrückend.
Feucht.
Eisig.
Leblos.
Ich lag auf der Seite, zu schwach, um mich zu bewegen.
Mein Körper schmerzte so sehr, dass ich ihn kaum noch spürte. Nur mein Herz schlug noch. Langsam. Mühsam. Wie ein letzter Trommelschlag vor dem Ende. Ich wusste nicht, wie viele Tage vergangen waren.
Wie viele Nächte ich hier gelegen hatte, zitternd, blutend, weinend.
Ich wusste nur eines: Ich würde es nicht mehr lange schaffen. Meine Finger zuckten, griffen ins Leere.
Ich suchte Halt. Wärme. Etwas.
Und dann –
nur die Erinnerung an ihn. Stephen.
Sein Lächeln.
Seine Stimme.
Seine Berührungen, so sanft und voller Ehrfurcht. Meine Lippen bebten, als ich sie öffnete.
Die Worte kamen nur als Flüstern, kaum hörbar, getragen von der schwachen Hoffnung, dass er mich irgendwie hören konnte.
„Stephen..."
Ein Hauch.
Ich schloss die Augen, Tränen brannten auf meinen aufgerissenen Wangen.
„Ich hab solche Angst...", flüsterte ich,
die Stimme brüchig,
zitternd. „Angst, dass ich sterbe...
ohne dir zu sagen...
wie sehr ich dich liebe." Ein leises Wimmern entrang sich meiner Kehle. Ich presste meine Stirn gegen den kalten Boden, versuchte, mich gegen das Schluchzen zu wehren.
„Es tut mir leid...", hauchte ich.
„Dass ich nicht stärker war.
Dass ich dich nicht retten konnte..."
Ich schluckte schwer. Alles in mir schrie nach ihm.
Nach seinen Händen.
Seiner Nähe.
Seiner Stimme, die mir sagte, dass alles gut wird. Aber er war nicht hier. Nicht wirklich.
Nur ein Schatten hinter Glas.
Genau wie meine Hoffnung –
hinter einer Mauer aus Schmerz gefangen.
„Ich werde dich immer lieben...",
mein Flüstern verklang fast,
„...überall... wo meine Seele hingeht."
Ich zwang mich zu lächeln,
ein kläglicher Versuch. „Warte auf mich... bitte...
nur ein bisschen länger..."
Meine Stimme riss.
Nichts war mehr übrig.
Nur das Summen in meinen Ohren, das Echo meiner eigenen Verzweiflung. Langsam schloss ich die Augen.
Und ließ mich von der Dunkelheit verschlingen.
„Was für ein erbärmlicher Anblick du doch bist."
Langsam hob ich den Kopf.
Meine Muskeln zitterten.
Jede Bewegung fühlte sich an, als würde sie mich zerreißen. Vor mir stand Varéne. Elegant. Selbstzufrieden. Die Arme hinter dem Rücken verschränkt,
als würde er einen alten Freund besuchen –
nicht eine Gefangene in den letzten Zügen ihres Lebens. Er ging in die Hocke,
sodass unsere Augen sich fast auf einer Ebene trafen. Sein Lächeln war kalt wie Stahl.
„Weißt du", murmelte er,
„ich hatte wirklich gehofft, dass du ein wenig länger durchhältst.
Ein bisschen mehr Drama, ein bisschen mehr... Widerstand."
Seine Hand hob sich –
eine einzige Bewegung, und er strich mir sanft über die Wange. Ich zuckte zurück, ein leises Wimmern entkam meinen Lippen. Er lachte leise. „Du glaubst immer noch, du wärst stark, Dove.
Aber schau dich an." Seine Finger packten mein Kinn und zwangen mich, ihn anzusehen.
„Zerschlagen.
Verängstigt.
Gebrochen."
Ich blinzelte Tränen weg, presste die Lippen zusammen, schwor mir, ihm nicht das Genügen eines weiteren Wimmerns zu geben. Er ließ mich los, stand auf und ging langsam um mich herum, wie ein Raubtier um seine Beute. „Ich habe lange überlegt, wie ich deinen Dr. Strange endgültig brechen könnte", sagte er gedankenverloren, seine Stimme butterweich. „Die Schläge... die Schreie... deine erbärmlichen kleinen Fluchtversuche... all das war nett." Er blieb stehen.
„Aber nichts... nichts wird ihn so zerstören wie das, was ich heute geplant habe." Ich wagte es kaum, zu atmen.
„Ich werde dich ihm bringen", flüsterte Varéne.
„Vor seinen Augen.
Und er wird zusehen, wie ich dich endgültig breche."
Mein Herz setzte aus. Panik wogte in meiner Brust auf wie eine schwarze Welle. Varéne lächelte. Langsam. Genüsslich.
„Vielleicht", fuhr er fort, während er einen Schlüssel aus seiner Manteltasche zog, „schaffe ich es ja, dass er mich anfleht.
Vielleicht wird er sogar darum bitten, dass ich es schnell mache."
Er warf den Schlüssel in die Luft, fing ihn wieder auf.
„Und wenn nicht... dann werden seine Schreie die Mauern dieser Festung erzittern lassen." Er drehte sich um, ging langsam zur Tür. Kurz bevor er die Zelle verließ, sah er über die Schulter zurück. Sein Blick traf mich wie ein Dolchstoß. „Mach dich hübsch, Dove.
Heute wird ein besonderer Tag." Dann war er weg.
Die Tür fiel krachend ins Schloss. Und ich blieb zurück.
Zitternd.
Gebrochen.
Im Wissen, dass das Schlimmste noch nicht vorbei war.
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