Kapitel 18

Aurora

Der nächste Tag ist angebrochen. Mal wieder konnte ich nicht schlafen, wodurch ich mir schon einen Plan überlegt habe, wie ich von hier weg komme. Bei dem Schichtwechsel um 12 Uhr, werde ich mir meinen Rucksack schnappen und verschwinden. Joa, im Prinzip war das der Plan. Ich weiß, nicht wirklich ausgetüftelt, aber ich musste das ja auch noch nie machen. Okay das stimmt jetzt auch wieder nicht. Ich habe früher versucht aus dem Kinderheim abzuhauen. Aber das war fast unmöglich, da es nur eine Zufahrt gab und durch den Wald wollte keiner. Jetzt scheint es aber so, dass der Wald meine einzige Option ist, da vorne der Wechsel stattfinden wird. Ich habe gerade den Wechsel wieder zugeschaut und mit Freude kann ich sagen, dass Theo jetzt Schicht hat. Das bedeutet er kann nicht herausfinden, dass ich nicht mehr da bin. Er ist nämlich der Einzige, der mal geklopft hat und sich mit mir unterhalten hat. Alle anderen meiden mich und das Haus immer noch. Keine Ahnung warum.

Nachdem ich meinen Rucksack mit allem wichtigen gepackt habe, gehe ich mit dem nach unten und verstecke ihn beim Sofa. Dann öffne ich die Terrassentür und genieße die frische Morgenluft. Herrlich. „Guten Morgen." erklingt die tiefe Stimme von Theo. Ich schaue auf und lächeln ihn an „Guten Morgen." Er nickt mir noch zu, ehe er zu seinem Posten geht.

Durch Langeweile dazu getrieben, befinde ich mich in der Küche und mache doch tatsächlich Kekse, Haferkekse um genau zu sein. Ich habe gerade die letzte Fuhre in den Ofen geschoben, als ich etwas höre. Alarmiert richte ich mich auf und schaue mich um. Doch ich finde nichts, was das Geräusch verursacht haben könnte. Den Kopfschüttelnd gehe ich in den Wohnbereich und will mir einen Film anschauen, als plötzlich etwas um meine Beine streift. Erschrocken zucke ich zusammen und schaue nach unten. Vor mir sitzt eine Dreifarbige Katze und schaut mich unschuldig an. Ich setze mich in die Hocke und halte ihr meine Hand hin. Vorsichtig riecht sie an der, bevor sie sich an mich schmiegt. Ich will näher zu ihr hin, als sie von mir ablässt und zur Terrassentür geht. Dort bleibt sie stehen und schaut mich auffordernd an. „Du willst doch nicht, dass ich dir folge oder?" Als ich mich immer noch nicht bewege, kommt die Katze auf mich zu und zieht an meinem Hosenbein.

„Ich muss verrückt sein oder ich bilde dich mir nur ein, da ich zwei Tage lang nicht schlafen konnte. Genau, dass wird es sein. Du bist eine Halluzination." Die Katze lässt von meiner Hose ab und schaut mich unglaubwürdig an. Sie macht ein Geräusch, dass sich fast wie ein Seufzen anhört, ehe sie mir mit ihrer Pfote über den Arm fährt. Dabei hatte sie aber leider ihre Krallen ausgefahren, wodurch ich jetzt drei Kratzspuren habe. „Okay, du bist doch keine Halluzination." Die Katze vor mir nickt und ich schaue sie verwirrt an. Okay?!?

Und wieder fordert mich die Katze auf, ihr zu folgen. Mit unsicheren Schritten folge ich ihr. Kaum habe ich einen Fuß von der Terrasse auf das Gras gestellt, wendet sich Theo zu mir. „Was soll das werden?" fragt er mich. „Ich will der Katze bei was auch immer helfen." „Welche Katze?" kommt nur seine plumpe Frage zurück. „Na die?" Verwirrt schaue ich dorthin, wo bis eben die Katze noch war. Ich schaue mich um und finde sie hinter mir, wie sie sich vor Theo versteckt. Schnell gehe ich zur Seite, woraufhin die Katze mir einen Blick zuwirft ala Wie-konntest-du-nur? Theo zieht scharf die Luft ein und will die Katze im Nacken greifen, doch diese ist schneller und springt mir in die Arme. „Würdet ihr mir die Katze bitte geben?" fragt Theo, ohne diese aus seinem Blick zu lassen. „Nein, ich will wissen was die Katze von mir will." gebe ich ungewöhnlich bestimmt wieder. Theo zieht kurz den Kopf ein und sagt „Natürlich. Ich werde euch begleiten." „Das brauchst du nicht." widerspreche ich ihm. „Es macht mir nichts aus." Ergeben seufze ich und lasse die Katze wieder herunter.

Theo wirft dieser einen grimmigen Blick zu, was diese nur mit erhoben Kopf und Schwanz quittiert. Sie läuft weiter Richtung Wald und wir folgen ihr. Keine fünf Minuten später hält sie vor einem Gebüsch an. Verwirrt schaue ich zu ihr und dann zu Theo. Der schaut aber nur grimmig in der Gegend herum. Die Katze vor uns maunzt und ich gehe langsam zu dem Busch. Als ich davor ankomme, verschwindet die Katze in diesem. Ich seufze auf, ich muss wohl oder übel hinterher. Also beginne ich vorsichtig die Zweige auseinander zu schieben. Was ich dann sehe lässt mein Herz höher schlagen. Da ist eine Tellerfalle, die zugeschnappt hat. Dazwischen klemmt ein kleiner Welpe. Die Katze leckt dem Welpen beruhigend über den Kopf. Vorsichtig näher ich mich der Falle und studiere sie, um sie öffnen zu können, sodass der Welpe wieder frei ist.

Nach einigen Minuten traue ich mich dann und löse langsam die Falle, sodass der Welpe raus klettern kann. Als der Welpe und die Katze außer Reichweite sind, ziehe ich meine Hände auch schnell in Sicherheit und die Falle schnappt wieder zu. „Alles in Ordnung?" kommt es von draußen von Theo. Stimmt, ich habe ganz vergessen, dass er ja draußen steht und ich hier halb im Busch. „Ja, alles gut." beruhige ich ihn. Dann greife ich mir vorsichtig den Welpen, die Katze behält mich ganz genau im Blick. Gott ist der niedlich. Ein Glück, dass er so klein ist, dadurch war er nur eingeklemmt, wurde aber nicht ernsthaft verletzt. Ich setzte ihn wieder ab und sofort springt er auf die Katze zu, an der er sich anschmiegt. Es gibt schon komische Tier-Konstellationen. Lächelnd greife ich nach der Falle und gehe vorsichtig wieder aus dem Busch. Die Falle halte ich Theo hin, der diese mit großen Augen anstarrt. „Verteilt ihr die hier im Wald?" frage ich ihn scharf. Er reißt sich von der Falle los und schaut mich aus großen Augen an „Um Himmelswillen nein. Das wäre viel zu gefährlich, da unsere Kinder im Wald spielen. Eigentlich dachte wir, wir hätten alle Fallen entsorgt." Er nimmt die Falle und will schon wieder gehen. Da kommt die Katze mit dem Welpen aus dem Gebüsch. Theo dreht sich zu denen und sagt „Ihr solltet zusehen, dass ihr aus diesem Gebiet herauskommt. Ich werde dem Alpha schon nichts sagen und wenn habt ihr ja die Luna auf eurer Seite." zum Schluss kann ich sogar ein kleines Grinsen auf seinem Gesicht erkennen, bevor er sich wieder umdreht und zurück geht. Seine Worte jetzt einfach mal ignorierend, da ich sie sowieso nicht verstehe, knie ich mich zu den beiden herunter und streichle ihnen über die Köpfe. „Passt gut auf euch auf." Sie schmiegen sich auch nochmal an mich, ehe die Katze den Welpen anstupst und beide verschwinden. Ich schaue ihnen noch hinterher, bis sie im nächsten Gebüsch verschwinden. Dann sehe ich zu, dass ich zu Theo aufhole.

„Habt ihr öfters solche Fallen im Wald?" frage ich ihn, als ich ihn eingeholt habe. „Früher hatten wir viele. Da war das Gebiet ein Jagdgebiet. Nathans Großeltern haben es geschafft, dass wir nun in Frieden hier leben können. Eigentlich wurden dann alle Fallen entsorgt. Aber wie du siehst finden wir auch heute noch welche." er klingt ziemlich niedergeschlagen als er es mir erzählt. Trost spendend streiche ich ihm über den Arm. „Das war bestimmt die letzte und wenn nicht, dann ist sie inzwischen so gut versteckt, dass sie auch kein Unheil mehr anrichten kann." Er lächelt mir zu, ehe er die Terrassentür öffnet. „Was ist das den für ein Gestank?" fragt Theo gleich. Nun rieche ich es auch und mir fallen die Kekse wieder ein. Oh je, hatte ich den Timer gestellt? Schnell eile ich in die Küche und sehe einen Ofen, aus dem Qualm aufsteigt. Schnell mache ich ihn aus und öffne ihn. Ein stärkerer Schwall von Verbrannten kommt mir entgegen. Ich reiße schnell auch die anderen Fenster hier auf und versuche den Qualm raus zu bekommen. Als ich wieder einigermaßen sehen kann, hole ich das Blech hervor, auf dem die letzten Kekse waren. Diese sind nun rabenschwarz und gleichen eher einem Stück Kohle. Na super.


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