Kapitel 16

Aurora

Ich muss wohl auf dem Sofa eingeschlafen sein, denn ich werde auf diesem durch die Haustür wach. Müde setzte ich mich auf und schnappe nach Luft, als ich Nathan sehe. Sein T-Shirt hat einen riesigen roten Fleck, welcher immer dunkler wird. Als Nathan mich sieht bleibt er überrascht stehen. Geschockt gehe ich auf ihn zu. Je näher ich komme, desto mehr bestätigt sich mein Verdacht, dass es Blut auf seinem T-Shirt ist. Kurzerhand ziehe ich ihn hinter mir her ins Badezimmer. Dort suche ich erst mal den Erste-Hilfe-Kasten. Nathan steht überrumpelt einfach in der Mitte. Nachdem ich den Kasten gefunden habe, wende ich mich Nathan zu. „Ausziehen!" Verwirrt schaut er mich an. Auf sein T-Shirt deutend wiederhole ich mich „Ausziehen." Er will etwas sagen, aber als er meinen Blick bemerkt, bleibt er still und zieht sein Shirt endlich aus. Scharf ziehe ich die Luft bei dem Anblick ein. Drei große Kratzspuren befinden sich auf seiner sehr muskulös Brust. Ich deute auf die Toilette, auf welcher sich Nathan dann auch hinsetzt. Ich schaue mir nochmal die Kratzspuren an. Sie sind zwar tief, müssen aber nicht genäht werden, so weit ich das beurteilen kann. Aus dem Kasten hole ich Tupfer und Desinfektionsmittel und beginne die Wunden zu säubern. Nathan spannt sich zwar an, aber kein Ton kommt über seine Lippen. Als ich fertig bin mit säubern, haben auch die Wunden aufgehört zu bluten. Und wenn ich mich nicht täusche, sehen die Wunden nun auch nicht mehr so tief aus, komisch.

Ich schüttle kurz meinen Kopf, ehe ich zum Verband greife. „Arme hoch." „Aurora dass wird nicht nötig sein. Ein einfaches Pflaster würde es auch tun." Ein Pflaster? Spinnt er? Bei der Größe würde kein Pflaster der Welt ausreichen, zumal ich nicht den Kleberand auf die Wunde kleben will. Das ist mir selber einmal passiert. Ich sage euch, dass tut höllisch weh, beim entfernen des Pflasters. Dementsprechend schaue ich Nathan auch entschlossen an. Mit einem Seufzen hebt er dann seine Arme an und ich kann beginnen. So stehe ich nun zwischen seinen Beinen und wickle den Verband um seine Brust. Problem dabei ist, dass Nathan doch recht groß ist, wodurch ich sehr nah an ihn heran muss, wenn ich den Verband sauber legen will. Wie kam ich nochmal auf diese Idee? Jedenfalls könnte ich mich gerade selber ohrfeigen dafür. Aber irgendwas hat in mir Klick gemacht, als ich ihn verletzt gesehen habe.

Als ich schließlich fertig bin und den Verband festgemacht habe, will ich mich von Nathan lösen, als mich dieser an der Hüfte festhält. Auch wenn mir, wieso auch immer seine Hände auf meiner Hüfte gefallen, fühle ich mich langsam unwohl. „Ro, es tut mir Leid. Ich hätte dich gestern nicht küssen dürfen. Ich weiß nicht, was da über mich gekommen ist, aber bitte versuche noch nicht Auto zu fahren. Der Doc meinte, dass du Auto fahren erst nach einer Wochen wieder kannst, da es einen nach einer Gehirnerschütterung zu stark belasten würde. Ich mache mir doch nur Sorgen." Sein Blick sagte mir, dass er sich wirklich Sorgen macht und er klingt auch sehr verzweifelt.

Ehe ich mich versah, nickte ich. Warum nicke ich? Ich möchte weiter, schließlich habe ich ein Ziel. Außerdem macht Nathan sich Sorgen um mich. Wenn er keine Gefühle für mich bekommen soll, ist das schon mal der komplett falsche Weg. Moment, hat er mich Ro genannt?

Erleichtert nickt Nathan und lässt mich los. Schon ist mein letzter Gedanke vergessen. Schnell gehe ich ein paar Schritte zurück, ehe ich mich umdrehe und das Bad verlasse. Ich brauche Platz. Zügig gehe ich wieder in den Wohnbereich. Da hier alles offen gehalten ist und durch die großen Fenster, fühle ich mich hier gleich viel wohler und ich kann zur Ruhe kommen. Denn mein Herz schlug mal wieder sehr schnell und ich habe es noch nicht mal bemerkt. Wie sollen denn da meine Beruhigungsstechnicken funktionieren, wenn ich nicht mehr mitbekomme, dass ich unruhig werde?

Das ist doch alles zum Haare raufen. Als ich einen Schatten am Fenster sehe, erstarre ich. Wer ist das? Der Schatten ist ziemlich groß und macht mir Angst. Ich rutsche hinter dem Sofa, sodass ich den Schatten nicht mehr sehe, in der Hoffnung er sieht mich auch nicht. „Was machst du da auf dem Boden?" fragt Nathan besorgt. Ich zucke zusammen und drehe mich zu ihm um. Mit meinem Finger zeige ich auf das Fenster und flüstere „Da ist ein Schatten." Nathan blickt zum Fenster und Erkennen erscheint in seinem Gesicht. Er geht zur Terrassentür und öffnet sie. Dann winkt er den Schatten zu sich. Ängstlich schaue ich über das Sofa. Der Schatten wird zu einem großen und sehr muskulösen Mann. Er gleicht schon eher einem standfesten Baum, so groß und muskulös ist der. „Aurora, darf ich dir Theo vorstellen? Er ist mein Delta und kümmert sich um die Sicherheit von allen hier." „Delta?" frage ich und komme aus meinem Versteck heraus. Nathans Augen weiten sich kurz vor Schreck, aber da fängt Theo auch schon an zu sprechen. „Ja, so nennen die mich hier alle, da ich der Sicherheitschef bin. Freut mich dich kennenzulernen Lu... Aurora." brummt er mit seiner tiefen Stimme. Wie wollte er mich wohl nennen? Ich nicke ihm zu und gehe dann in die Küche, da ich noch nichts gefrühstückt habe und es langsam aber sicher auf Mittag zu geht. Skeptisch beobachte ich Nathan und Theo. Irgendwie kann ich das Gefühl nicht los werden, dass Theo auf mich aufpassen soll. Das ich nicht abhaue. Dumm nur, dass genau das mich erst recht dazu bewegt von hier zu verschwinden.

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