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„JK! Der Chef will dich sehen."

Ich seufzte laut aus. Kein Plan, was ich wieder angestellt hatte, aber so langsam ging es mir echt auf den Geist. Jedes Mal, wenn etwas in diesem Büro falsch lief, war ich mal wieder schuld. Wie sagt man so schön, immer schön auf die Schwächeren! Ich speicherte die Datei ab, an der ich gerade arbeitet und ging zu meinem vor Schweiß stinkenden Chef. Manchmal fragte ich mich, wieso ich es mir antat hier zu arbeiten, aber in diesem Gewerbe ging es hart zu. Und hier bei dieser, zugegeben langweiligen, Zeitung zu arbeiten, war der sicherste Job als Journalist. Der größte Teil unserer Leser bestand aus Rentnern und Arztpraxen, weshalb wir unsere Artikel darauf anpassen müssen.

„JK setzt dich!", sagte mein Chef, als ich dann an seinen Raum klopfte. Ich öffnete die Tür und durchströmte mich ein Geruch von billigem Parfüm, Lavendel Raumduft und Zigarettenrauch. Ich riss mich zusammen, um nicht in seine halbtote Pflanze zu brechen.

„Geht es um den Artikel über die Eroberung der Welt durch AI?", fragte ich schnippisch wie ich bin, um ihn mehr zu provozieren. Heute war ich auf Konfrontation aus. Was hatte ich zu verlieren, außer meinen langweiligen Job?

Mit seinen Augen schlitze er mich gerade senkrecht auf. Natürlich wusste ich, dass es ihm nicht schmecken würde.

„Einsicht ist schonmal der richtige Weg. Also weißt du, was für ein Mist du gebaut hast." Er schaute mich intensiv an. Man merkte, dass er sich anstrengte nicht loszuschreien, wie er es sonst machte. Doch sein Geheimnis, welches ich weiß, brachte ihn zu schweigen.

Ja, das weiß ich. Ich habe meinen Artikel kurz vor dem Druck noch hineingeschmuggelt, obwohl du es mir nicht erlaubt hast. Mir war es egal, was du davon denkst, ich wollte nur ein wenig Leben einbringen und nicht über langweilige Heilteesorten schreiben.

Das hätte ich gerne gesagt, aber ich zog mich wieder zurück, wie immer. Ich entschuldigte mich stattdessen, wie ein räudiger Hund.

„Ich will sowas nicht wieder sehen. Ich habe einen Auftrag für dich für den nächsten Artikel. Eine Frau hier in der Nähe ist heute 100 Jahr alt geworden. Du wirst zu ihr fahren und sie interviewen. Stelle ihr einfach fragen, wie sie so lebt und welche Tricks sie hat, um so alt zu werden. Wenn du das verkackt war es das für dich hier, also streng dich an. Frag Eunji nach den Details."

Mit einem Handzeichen winkte er mich wieder aus dem Raum, den ich ohne weitere Worte verließ. Meine Angriffslust war wie verschwunden und ich fühlte mich einfach nur schlecht. Vielleicht lag es auch an diesem Raumduft oder der Visage meines Chefs.

Ich setze mich wieder auf meinen alten, durchgesessenen Bürostuhl. Ich war den Tränen nahe, aber ich musste weitermachen. Die neugierigen Blicke im Großraumbüro ignorierte ich gekonnt. Ich hatte es satt. Alles, was ich will, ist mein Erfolg als Journalist.

Dieser Durchbruch war zum Greifen nah, als ich die neue Mail öffnete.

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