Voicemail
» I got your voicemail again, seemed like you were busy
So I tried to hide all the disappointment in the message I left behind
If only I could be that ignorant girl for a couple more hours or so
But I got a call, soon after that you died
What a beautiful night, I wish you were here to see it
We'd sit on the porch and laugh about the things that we said wrong
And I would forgive you for all the tears
And years we missed out on
As we count all the leaves of Autumn, as they fall
I don't wanna cry 'cause it doesn't help
No, it won't bring you back to me any sooner, sooner
We always think we've got time, but there's no time before it's over
And it's over
Honest, honest
We always think we've got time, but there's no time if we're honest
If I'm honest
I can't imagine the pain that you felt to get here
And all of the blame that you put on yourself that no one could ever see
But I wouldn't be who I turned out to be, without the brother you were to me
And I took a walk with Mary, she'll be fine
I don't wanna cry 'cause it doesn't help
No, it won't bring you back to me any sooner, sooner
We always think we've got time, but there's no time before it's over
And it's over
Honest, honest
We always think we've got time, but there's no time if we're honest
If I'm honest
I always thought we'd fix things in our forties or so
I never imagined that I'd be the only one getting old
Yeah, I'd like to think if I had known there were only some hours left
Before you were gone forever
I would've called you back sooner
You know I've been, I've been through a lot of crazy stuff
And, uh, made it to the other side
Alright, love you (I love you, babe)
Bye y'all, see you later, 'til next time
Bye «
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Schon wieder erklingt nur das Tuten am anderen Ende der Leitung und seufzend lasse ich das kleine Gerät sinken. Was zur Hölle ist so wichtig?
Das Gespräch ist wichtig. Vermutlich will er mir nur aus dem Weg gehen, drückt mich extra weg oder — ja was eigentlich? Er ignoriert mich und das schmerzt. Sogar noch mehr als die Lügen, die er mir an den Kopf geworfen hat, bevor er wütend aus der Wohnung stürmte und davon fuhr. Dabei war ich nicht viel besser. Wissend, dass es nicht wahr ist, hab ich ihm auf den Kopf zu gesagt, was ich mir eingeredet habe, nur damit ich nicht noch schlechter da stehe, als ich es sowieso schon tat.
»Ein letztes Mal«, sage ich mir. »Nur noch einmal wähle ich seine Nummer. Wenn er jetzt nicht dran geht, dann ist er für mich gestorben.« Noch eine dieser Lügen, die ich mir selbst einrede, in der Hoffnung, sie wird dadurch irgendwann zur Wahrheit.
Dein Name auf dem hellen Display in der Düsternis bringt meine Finger zum Zittern und ich weiß auf einmal wieder ganz genau, wie ich ihn zum ersten Mal ausgesprochen habe. Als wäre er etwas ganz magisches, etwas zerbrechliches, gemacht aus funkelndem Glas im Licht der Sterne, die du dir so gerne anschaust.
Mit jedem Ton zieht sich meine Kehle immer weiter zusammen. Warum nimmst du nicht ab? Aber was sag ich dir, wenn es dann doch soweit ist?
Es klingelt und klingelt und klingelt und ich wage nicht mich zu bewegen. Vielleicht soll es so.
Viel zu schnell verstummt das Geräusch und ich halte den Atem an.
Beim Erklingen deiner Stimme strömt der Sauerstoff in meine Lunge und ich realisiere zum ersten Mal an diesem Abend, wie schön die Nacht ist.
Die Sonne ist gerade untergegangen und hat die warme Sommer Luft mit sich genommen. Durch ein offenes Fenster erklingt das Abendlied eines Rotkehlchens und die Grillen zirpen irgendwo im weiten Feld hinter dem alten Haus.
»Hier bei Ryne O'Toole. Ich weiß zwar nicht, warum du gerade jetzt anrufst, aber ich kann nicht. Wenn es wichtig ist, wird es wieder kommen, also probier einfach später nochmal dein Glück, oder, wenn du zu der vergesslichen Sorte gehörst, dann erzähl es einfach dem Band und ich kann entscheiden, ob ich es wichtig finde«, er lacht und ich beiße mir auf die Wangeninnenseite. Es piepst.
»Heyy Rhys... Ich...«, das Schlucken fällt mir schwer, als würde mir die Kehle zugeschnürt, »Also... Ich rufe eigentlich nur an, um.. um zu sagen, dass es falsch war, aber trotzdem... du... das...« Schweigen. »Egal, vergiss es.«
Enttäuscht schüttle ich den Kopf und atme hörbar aus. Wie konnte es nur so weit kommen?
»Ich denke, es war nicht wichtig, also nerv ich dich auch nicht mehr... nur...«, die Worte bleiben mir im Hals stecken und ich verstumme. Leise wispere ich in das kleine, teuflische Gerät: »Ich vermiss dich, Ryne, weißt du?«
Danach leg ich auf. Dieser Anruf ist die einzige Verbindung zu dir, das Einzige, das mir von dir geblieben ist, und das Einzige, das dich mir wieder bringen kann.
Eine Träne rinnt mir die Wange hinunter, als die Sterne zu leuchten beginnen, ein Schluchzer schüttelt mich, als ich ans Fenster trete, wie du es immer getan hast und mich mit dir gezogen hast. Barfuß trete ich auf die Veranda.
Jegliches Zeitgefühl verfliegt und die Welt zieht an mir vorbei. Betäubt, ich bin betäubt, meiner Gefühle beraubt, eingesperrt in einen emotionalen Käfig, der alles zu einem sinnlosen Netz aus Chaos und Ordnung, Regel und Zufall spinnt. Irgendwann werden wir es klären, oder? Wenn wir beide genug Abstand haben, es bis dahin durchhalten. Vielleicht in unseren Vierzigern, wenn wir beide eine Familie haben, uns beim Bäcker treffen, zuerst gar nicht erkennen und dann lachend, in Erinnerungen an die alten Zeiten, die Gegenwart vergessen, wenn wir losgelassen haben, die Kraft hatten, weiter zu machen.
Etwas stimmt nicht mehr, etwas ist falsch — Mein Handy, es klingelt. Das Geräusch stört die Idylle der wunderschönen Nacht und reist das Netz, den Käfig nieder. Vielleicht doch nicht erst in vierzig Jahren und vielleicht sind es dann unsere gemeinsamen Kinder, die auf uns warten.
»Hallo?«, hauche ich hoffnungsvoll in den Hörer und ein Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen. Ich wische mir die Tränen von der Wange und erstarre in der Bewegung. Das am anderen Ende bist nicht du. Es ist ein fremder Mann. Seine Stimme habe ich noch nie zuvor gehört. Emotionslos beginnt er zu reden: »Mikol Zubar mein Name. Sind Sie Isla Casey?« Ich nicke verwirrt und murmle: »Mhh«
»Sie waren bekannt mit Ryne O'Toole?« Mein Herz setzt einen Schlag aus.
»Ja.«
»Waren sie ein Paar?«
»Ich wüsste nicht, was das mit ihnen zu tun hat...«
»Wir fanden Sie in seinen Notfall Kontakten und... nun ja...«
Fassungslos schlage ich mir die Hand vor den Mund. »Was ist mit ihm?«
»Vielleicht—«
»Seien Sie still. Sagen Sie mir nur: Was. Ist. Mit. Ihm?«, verlange ich mit Nachdruck.
»Er—«
»Oh Gott, ist er...?«
Alle Kraft entweicht meinem Körper und ich sacke auf dem Stuhl zusammen.
»Frau Casey? Hören Sie mich? Kommen Sie bitte zu uns, wir müssen—«
»Bitte«, flüstere ich und die Taubheit überrollt mich. Diesmal von einem Orkan an Aussichtslosigkeit, Hilflosigkeit und Trauer in Gang gesetzt. »Nein«, kommt es zu erst ganz leise, dann immer lauter über meine Lippen. »Nein. Nein! NEIN.«
Vorbei. Einfach so.
»Isla, hören Sie mir zu, bitte, tun Sie nichts unüberlegtes und kommen Sie zu uns. Ich schicke Ihnen auch einen Wagen, aber...« Seine Worte höre ich nicht mehr, alles ist betäubt.
»Wie?«
»Verunglückt auf der Hauptstraße, etwas außerhalb der Stadt. Aber bitte Isla. Ich schicke Ihnen jetzt eine Kollegin vorbei. Öffnen Sie, bitte.«
»Mhhh«
»Bleiben Sie solange am Telefon, ein Kollege wird mit Ihnen sprechen.«
Es raschelt und klappert, gedämpfte Stimmen erklingen und schließlich wird das Wort wieder an mich gewandt. Ich schalte ab.
In Trance öffne ich der Polizistin die Tür und lasse mich von ihr in den Streifenwagen führen. Viel zu bald leuchtete alles blau, dein vertrauter Wagen liegt zerdrückt am Straßenrand, neben ihm ein weiteres Auto, nicht ansatzweise so zerstört. Krankenwagen reflektieren das Licht der Polizeiautos, Menschen wuseln hektisch umher und über all dem funkeln die Sterne. »Das wird sich nie ändern«, hast du mir mal gesagt und einen Kuss auf den Hinterkopf gegeben, ehe du mich auf der Veranda zurück gelassen und eine Decke für die Nacht geholt hast, weil du es nicht ertragen konntest, hinein zu gehen, wenn die Sterne funkelten.
Der Wagen hält und die Tür wird von außen geöffnet. »Kommen Sie«, verlangt die Stimme vom Telefon, aber meine Muskeln verhärten.
Ich schließe die Augen, um das alles nicht mehr zu sehen, die Gefahr ist viel zu groß, dass all das die Gefühle zurück bringt. Dabei bringen sie nichts, gar nichts. Ich will nicht weinen, weil es nichts hilft. Nein, es bringt dich nicht früher zurück. Wir denken immer, wir haben Zeit, aber es ist vorbei. Vorbei. Unsere Zeit ist vorbei.
Kaum merklich schüttle ich den Kopf. Ich werde nicht hierbleiben. Wozu wollten sie das überhaupt?
Taub und blind sitze ich da, meine Finger verkrampfen im Stoff deiner Jacke, die ich mich nicht erinnern kann, angezogen zu haben. Vermutlich hing sie vorne in der Garderobe.
Türen knallen, das Auto wackelt und setzt sich in Bewegung.
Eine beruhigende Stimme redet auf mich ein, aber ich höre sie nicht, eine warme Hand berührt meine und löst die Umklammerung, aber ich spüre es nicht, ein aufdringliches Parfüm umhüllt mich, aber ich rieche es nicht, ein Fenster öffnet sich und die laue Abendluft weht hinein, ich höre ihr Sausen, ich spüre ihren Zug, ich rieche die Frische. Ich öffne die Augen und hebe den Kopf zum Sternenhimmel. Das Autodach wurde geöffnet und über uns funkeln die Sterne. Was für eine wunderschöne Nacht. Ich wünschte, du wärst hier bei mir, um sie zu sehen.
Wenn ich doch nur für ein paar mehr Stunden mehr dieses ignorante Mädchen hätte sein können, würdest du dann jetzt bei mir sein? Vermutlich. Oder ein paar weniger? Vermutlich.
Wenn ich doch nur den Mund gehalten hätte, ehrlich gewesen wäre, dann würden wir auf der Veranda sitzen und über die Dinge lachen, die wir falsch gesagt haben. Dann wäre es egal, dass ich Tränen vergossen habe, denn sie helfen nichts. Nie. Und wir würden verzeihen. Dann wäre es egal, wie viele Jahre wir schon verschenkt haben. Denn es würde zählen, was kommt. Aber es ist vorbei. Tatsächlich vorbei. Keine Zeit mehr. Schluss.
Wir denken immer, wir haben Zeit, aber es ist keine Zeit mehr, wenn wir ehrlich sind. Wir müssen ehrlich sein. Ich muss endlich ehrlich sein. Zu oft hab ich gedacht, wir hätten noch Zeit, um ehrlich zu sein. Jetzt ist es zu spät.
Der Wagen bremst. Ohne die anderen zu beachten, steige ich aus, gehe ins Haus, durchquere die Wohnung und betrete die Veranda. Alles andere ist egal. Meine Augen brennen. Nie wieder wirst du neben mir stehen. Nie werden wir in unseren Vierzigern oder so die Dinge in Ordnung bringen. Ich hätte nie gedacht, dass ich die Einzige bin, die alt wird. Hätte ich gewusst, dass nur noch ein paar Stunden übrig sind, bevor du für immer weg bist, hätte ich dich früher zurückgerufen.
Die Grillen zirpen, das Rotkehlchen singt, die Sterne funkeln. Als sei nichts gewesen. Meine Wange brennt heiß und eine Träne brennt sich einen Weg hinunter. Schnell wische ich sie weg, ich will nicht weinen, weil es nichts hilft. Es hilft nicht. Es geht weiter. Du bist weg.
Aber es tut so sehr weh. So sehr.
Ohne dich wäre ich ein anderer Mensch, denn du warst mehr als ein Freund, du warst ein Bruder. Ich wäre nicht ich, ohne den Bruder, der du für mich warst.
Komm zurück.
Warum bist du in das Auto gestiegen anstatt einfach anzurufen?
Ich kann mir den Schmerz nicht vorstellen, den du fühltest, um hierher zu kommen, als du mich das erste Mal besuchen kamst. Wir waren beide so kaputt und jetzt bist du fort und ich allein. Alles ist betäubt.
Ohne nachzudenken öffne ich unseren Chat und spiele eine deiner Voicemails. Deine Stimme jagt mir einen Schauer über den Rücken und ich weiß, dass ich es ohne diese Nachrichten nicht schaffen werde.
»Du weißt, ich habe viel Verrücktes erlebt. Und, ähhh, ich hab's auf die andere Seite geschafft.« Etwas in mir, das vorher kaputt gegangen war, heilt. Heilt mit dir. All die Schuld, die du auf dich geladen hast, die niemand je sehen konnte, hat dich nicht nieder gedrückt, sondern stärker gemacht. Du wolltest, dass ich stark bin. So wie du.
»Alles klar, ich liebe dich.«
Eine letzte Träne, sage ich mir, als sie mir über das Gesicht rinnt. »Ich liebe dich, Babe«, hauche ich in die unendliche Weite und endlosen Leere der Welt zugleich.
Die nächste Audio startet: »Tschüss, bis zum nächsten Mal«
Ich weiß noch, was ich geantwortet habe: »Tschüss, wir sehen uns.«
Noch eine Träne. Sie bringen nichts. Das einzige, das etwas hätte verändern können, wäre Ehrlichkeit gewesen.
»Bye, Love«
Die Tiere verstummen und die Sterne funkeln heller als sonst. Fast ist mir, als würde er hinter mich treten und einen sanften Kuss auf den Hinterkopf geben, schützend seine Arme um mich schließen und vorsichtig die Tränen von der Wange wischen. Leise murmelt er in meine Haare: »Sie bringen doch nichts«.
Es wird nichts ändern. Die Blätter im Herbst werden fallen und niemand kann sie aufhalten. Aber er hat sie gezählt und ihnen einen Platz gegeben. Wie den Sternen. Ich öffne die Augen, hebe den Kopf. Hoch über mir leuchten sie zu tausenden. Wir haben Blätter gezählt, jetzt zähle ich Sterne. Und es wird eine Ewigkeit brauchen, sich wie die Unendlichkeit anfühlen. Ich zähle Sterne und das mit ihm an meiner Seite. Jede Nacht. Bis zu meinem Ende, bis ich keine Zeit mehr habe, bis ich ihn zurück habe und endlich ehrlich sein kann.
———༻✧༺———
Eine SongFiction zu
Ryne's Song von Ashe,
verfasst für den Wettbewerb
Melodie der Wörter,
veranstaltet von WattpadKaffeehausDE.
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Mai 2021
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