7. Kapitel
"Schon eine Übernachtungsmöglichkeit gefunden?", fragte Dean neben mir. Ich schreckte von meinem Handy hoch auf dem ich gerade ein B&B erkundschaftete und bemerkte, dass sich die Schlange am Buffet vor uns weiter nach vorne bewegt hatte. Eilig steckte ich mein Handy in die Hosentasche und schnappte mir einen Teller. "Nope, ich fürchte ich muss heute Nacht in der Kälte erfrieren", erwiderte ich und meinte es nur halb sarkastisch. Eyshire bot sowieso schon keine große Auswahl an Übernachtungsmöglichkeiten an, aber die wenigen die es gab, waren alle restlos ausgebucht. Ich hatte heute schon mit einigen Menschen telefoniert und wie es aussah, war nicht einmal mehr die kleinste Rumpelkammer frei. Hatte sich so Maria gefühlt, als sie von den ganzen Herbergen abgewiesen worden war?
Frustriert schenkte ich mir eine extragroße Tasse Kaffee ein – ich hatte das Gefühl, dass ich sie heute brauchen würde. Eventuell musste ich von Eyshire aus versuchen mit einem Taxi in die nächstgrößere Stadt zu kommen. Auch wenn mir bei dem Gedanken, was zusätzliches Geld für das Taxi und die sicherlich erhöhten Preise für eine Unterkunft in einer größeren Stadt ein Loch in meinen Geldbeutel reißen würden, ein wenig schlecht wurde.
"Was ist eigentlich die nächstgrößere Stadt in der Nähe von Eyshire?", fragte ich Dean möglichst beiläufig, der sich gerade Rührei auf seinen Teller schaufelte. "Die nächstgrößere Stadt...?, wiederholte Dean und sah mich aus verengten Augen an.
"Du willst in eine zwei Stunden entfernte größere Stadt fahren, wenn ein Schneesturm auf dem Weg ist, von dem sich nicht sagen lässt, wann genau er eintrifft?".
Ich zuckte mit den Schultern.
"Was soll ich denn machen? Wenn du nicht zufällig eine bessere Idee hast, bleibt mir wohl nicht viel anderes übrig".
Dean drehte sich nun so, dass er mich richtig ansehen konnte.
"Von der Idee, dass du in einem Schneesturm noch in einer dir fremden Stadt alleine nach einem Hotel suchst, halte ich jedenfalls gar nichty. Du kommst erst einmal mit mir. Ich kenne die Leute in Eyshire alle. Wir finden mit Sicherheit einen Schlafplatz für dich".
Ich hatte nicht mit einer ernsten Antwort auf meine ironische Frage gerechnet und wusste deshalb für einen Moment nicht, was ich antworten sollte. "Ich bürde dir doch nicht auf, mir einen Schlafplatz zu finden", protestierte ich. Doch es war nur ein halbherziger Protest, weil ich die Vorstellung alleine durch eine fremde Stadt zu wandern, mit der Ungewissheit, wo ich wohl die Nacht verbringen würde, auch nicht gerade prickelnd fand. Dean ließ jedoch auch nicht mit sich diskutieren.
"Eine Bürde? Eine Bürde wäre es, wenn ich mich heute Nacht fragen müsste, ob du wohl erfroren bist", sagte er bestimmt, bevor er mit einem frechen Grinsen hinzufügte: "Außerdem mache ich das aus selbstsüchtigen Gründen. Ein Song über Mystery Girl kommt nicht halb so gut an, wenn besagtes Mystery Girl zu Tode erfroren ist, weil ich ihr nicht geholfen habe".
Jetzt wurde ich wieder rot. Mist.
"Oh, ich weiß nicht. In meinen Büchern, wird es doch immer erst so richtig interessant, wenn jemand stirbt", konterte ich, um über die Röte in meinen Wangen hinwegzugehen. Dean setzte eine gespielt schockierte Miene auf und fasste sich mit seiner freien Hand an seine Brust.
"Du bist eine von den Autoren, die ihre Charaktere umbringt? .
Ich pustete eine vorwitzige Locke aus meinem Gesicht, bevor ich abwägend den Kopf hin- und herwiegte. "Normalerweise schreibe ich eher Romance, als Fantasy – da kann man die Charaktere nicht so easy aus einem plausiblen Grund um die Ecke bringen. Aber das heißt nicht, dass ich nicht irgendwo Entwürfe von Fantasyprojekten rumliegen habe in denen definitiv der ein oder andere Charakter sein Leben verliert. Oder dass meine Leser sich zu sicher fühlen dürfen. Es gibt so viele andere interessante Methoden, um Charaktere leiden zu lassen...". Ich war der festen Überzeugung, dass jede Autorin auch ein bisschen sadistisch veranlagt war. Leser*innen und Charaktere leiden zu lassen konnte ziemlich unterhaltsam sein.
"Ich weiß gar nicht ob ich deinen Autorennamen noch wissen will", sagte Dean und sein schiefes Grinsen sorgte dafür, dass sich auf einmal ein seltsames Kribbeln in meiner Magengrube ausbreitete.
"Wieso? Hast du etwa Angst, dass ich dir das Herz breche?".
Wieso hatte ich meine Stimme so gesenkt? Und wieso klang ich mit einem Mal so atemlos?
"Ja, sehr", erwiderte er mit rauer Stimme und seine grauen Augen hielten meinen Blick gefangen.
"Aber vor allem will ich nicht, dass wir uns danach nie wieder sehen".
Der Atemzug, den ich gerade genommen hatte, blieb irgendwo in meiner Kehle stecken, während ich Dean sprachlos anstarrte. Meine Lippen teilten sich, als ich geräuschvoll schluckte, während ich in meinem mit einem Mal komplett leergefegten Gehirn nach einer Antwort suchte.
Hatte er gerade etwa mit mir geflirtet? Erfahrungsgemäß war es nur mein überaktives Gehirn, das zu viel in einen Satz hineininterpretierte, aber wenn es nur meine Fantasie war, die mir einen Streich spielte, wieso schwang dann mit einem Mal eine Hitze in Deans Blick mit, mit dem er mich musterte. Eine genervte Stimme riss mich aus meiner Erstarrung und erinnerte mich daran, wo wir uns befanden.
"Sag mal, könnt ihr bitte euren Flirt woanders hin verlegen? Andere Menschen wollen hier essen und ihr steht im Weg. Das ist keine verdammte Rom Com hier". Verlegen trat ich einen Schritt zur Seite und brachte etwas Abstand zwischen mich und Dean.
"Wir haben gar nicht geflirtet", sagte ich leise, während ich Platz am Buffet machte. Dean musterte mich immer noch, doch jetzt war sein Blick undefinierbar. Gerade wollte sich Unsicherheit in mir breitmachen, als ein träges Grinsen seinen seltsamen Gesichtsausdruck ablöste.
"Haben wir nicht?", fragte er und nahm mir beiläufig meinen vollbeladenen Teller aus der Hand, den ich zugegebenermaßen gefährlich schief gehalten hatte.
"Ich mag es nicht, wenn mir jemand meine Worte im Mund herumdreht. Lass mich eins klarstellen: Ich für meinen Teil, habe definitiv mit dir geflirtet, Mystery Girl. Was du daraus machst ist deine Sache", erklärte er und mit einem Zwinkern ließ er mich mit offenem Mund stehen, während er sich, zwei Teller balancierend, auf den Weg zu einem freien Tisch machte. Auf halber Strecke, drehte er sich dann noch einmal um und sagte: "Kommst du jetzt, Mystery Girl? Oder bist du jetzt schon an der Stelle festgefroren?".
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Oop. Jetzt hat die Sache auf einmal Feuer gefangen 😏.
Na, schon jemanden im Auge, den ich sterben lassen kann um den Plot interessanter zu machen 🤔😜?
Obwohl die liebenswerten Nebencharaktere sind ja sowieso noch nicht aufgetaucht...
Das ist actually eins meiner bisherigen Lieblingskapitel 🥰
Lasst gerne eure Meinung da
Wir lesen uns 💕
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