nicht nur louis.
Heute war der Wind wieder viel viel stärker. Aber es regnete nicht und Harry wollte gerne ein bisschen im Wald spazieren gehen.
Aber weil Louis extrem müde war, ging er nur mit Fizzy.
Alleine wäre ein Todesurteil, sein Orientierungssinn war nämlich ungefähr so gut, wie seine Koordination im Schulsport. Also sehr schlecht.
Fizzy machte leise Musik aus ihrem Handy an und sie machten sich auf den Weg. Die Sonne, die sogar ein klein bisschen geschienen hatte ging gerade hinter Wolken unter und das Licht war super schön. Sie wollten auch ein paar Fotos machen, Fizzy hatte sich Jays Kamera ausgeliehen.
Harry hatte Fizzy gestern seinen Youtube-Kanal gezeigt (erzählt hatte er ihr schon früher davon, aber gestern hatte er den neuen Song aufgenommen und hochgeladen und dann entschieden ihr alles zu zeigen) und sie war so begeistert, dass sie jetzt die ganze Zeit versuchte ihn dazu zu überreden, das alles auf Spotify zu packen. Harry wusste aber nichtmal wie das ging.
Nach fünf Minuten fiel Fizzy auf, dass sie die Kamera vergessen hatte. Also meinte sie, dass sie ganz kurz zurücklaufen würde, um sie zu holen, Harry sollte einfach hier warten.
Harry war nicht besonders begeistert von der Idee, aber Fizzy versicherte ihm, dass sie in zehn Minuten wieder da war.
Also willigte Harry ein und Fizzy lief den Weg zurück, den sie gekommen waren. Harry sah sich etwas unentschlossen um. Jetzt stand er hier wie bestellt und nicht abgeholt im Wald.
Er überlegte Fizzy anzurufen und sie zu fragen ob sie noch eine Jacke mitbringen könnte, weil es langsam irgendwie kalt wurde, aber er hatte kein Netz. Und zusätzlich nicht mehr viel Akku. Also seufzte er einfach und ließ sich neben einem Baum nieder.
Das war allerdings keine besonders gute Idee gewesen, der Boden war nämlich von dem vielen Regen feucht. Und...um ehrlich zu sein war Harry sich jetzt nicht mehr so richtig sicher aus welcher Richtung sie gekommen waren. Oder halt wo Fizzy wieder hin verschwunden war.
So ein Mist, wieso war seine Orientierung auch so kacke?
Aber er zwang sich ruhig zu bleiben, denn Fizzy würde ja bald wiederkommen.
Nur...sie kam nicht. Nach zehn Minuten war sie nicht wieder da und nach fünfzehn auch nicht.
Nach zwanzig Minuten kam es ihm wirklich komisch vor und ein merkwürdiges Gefühl machte sich ihn ihm breit. War Fizzy was passiert? Sie würde ihn ja nicht einfach im Wald zurücklassen, vor allem, weil er sich nicht auskannte.
Aber erreichen konnte er niemanden, weil hier im Wald wirklich null Empfang war. Er würde einfach zurückgehen, aber er wusste ja nicht mal in welche Richtung.
Wieder fünf Minuten später kam es ihm aber langsam zu dämlich vor. Mein Gott, er war doch nur fünf Minuten vom Hof entfernt und anscheinend war irgendwas passiert, dass Fizzy nicht zurückkam.
Als es kurz darauf auch noch anfing zu regnen hatte Harry genug. Er würde jetzt in eine Richtung gehen, es war eine 50/50 Chance. Und wenn er nach ein paar Minuten nicht aus dem Wald kam war es halt due falsche gewesen. Dann würde er umdrehen.
Aber er würde definitiv nicht hier stehen und frieren und im Regen warten, dass ihn irgendwer abholte.
Glücklicherweise schritten die Bäume eine Menge Regen ab, aber leider blieb es nicht bei dem bisschen Nieseln.
Harry setzte seine Kapuze auf, steckte die Hände in die Hosentaschen und machte sich dann auf in eine Richtung.
Leider war es ziemlich sicher die falsche, denn auch nach ein paar Minuten lichtete sich gar nichts. Es war genauso Wald wie dort wo er gewesen war und es half wirklich nicht, dass die Sonne mittlerweile entweder untergegangen oder wirklich so hinter den Wolken verschwunden war, dass es ziemlich düster wurde.
Harry begann wirklich zu frieren und außerdem war er sich gar nicht mehr sicher, ob das hier überhaupt der gleiche Weg war oder ob er irgendeine Abzweigung genommen hatte, das war hier nämlich wirklich ein kleinerer Weg.
Er sollte umdrehen, aber das würde vielleicht nur dazu führen, dass er sich noch weiter verirrte. Das war er nämlich mit absoluterer Wahrscheinlichkeit.
Er hatte absolut keine Ahnung wo er war und inzwischen regnete es wirklich heftig.
Harry wollte sein Handy aus der Tasche ziehen, weil ihm eingefallen war, dass es ja sowas wie GPS gab, aber es rutschte ihm erst aus der Hand und dann stellte er auch noch fest, dass er noch genau zwei Prozent Akku hatte. Und GPS zog leider ziemlich, deshalb wollte er sich die lieber aufsparen falls ihn doch jemand irgendwie erreichen konnte. Irgendwo hier musste doch Netz sein!
Harry wischte sich die nassen Locken aus der Stirn und seufzte. Sowas passierte auch echt nur ihm. Er war so ein Idiot.
Wenn er zumindest da gewartet hätte wo Fizzy ihn verlassen hatte. Aber jetzt irrte er schon seit - kurzer Blick aufs Handy - über dreißig Minuten im Wad herum und hatte nicht die geringste Ahnung wie er zurück zum Hof kommen sollte.
Und der Regen nahm mit jeder Minute zu. Genau wie der Wind.
Und dann hörte er es zum ersten Mal donnern und seufzte tief auf.
So eine Scheiße. Jetzt wurde es langsam auch noch gefährlich, na schöner Mist.
Er holte tief Luft, drehte sich einmal im Kreis und versuchte irgendwas zu finden, was ihm bekannt vorkam. Aber es war inzwischen echt dunkel und der Regen in seinem Gesicht machte es jetzt auch nicht wirklich einfacher.
Außerdem war ihm kalt. Wirklich wirklich kalt. Seine Schuhe waren inzwischen durchnässt und seine Sweatshirtjacke war zwar ziemlich winddicht aber leider nicht mal wasserabweisend. Überall fielen Zweige und kleine Äste auf den Boden und Harrys Zähne begannen zu klappern.
Er zitterte am ganzen Körper. Was sollte er denn auch machen? Es gab nichts was jetzt schlau wäre. Sich noch weiter zu verirren wäre dumm, sich an einen Baum zu setzen, in den ein Blitz einschlagen könnte auch.
Da rutschte er auch noch auf nassen Laub aus und knickte um. „Fuck", fluchte er leise und hüpfte kurz auf einem Bein herum, bis er sich einfach auf den Boden fallen ließ und seinen Knöchel rieb.
„Scheiße", hauchte er und ein kleines Schluchzen drang aus seiner Kehle. Er war völlig fertig mit den Nerven. Er war allein, nass, ihm war kalt, sein Fuß schmerzte des Todes und er hatte keine Ahnung wo er war.
Er rutschte ein bisschen über den Boden zu einem hohen Stein, an den er sich anlehnen konnte und holte tief Luft. Dann wischte er sich durchs Gesicht und wusste nicht ob es durch Tränen oder Regentropfen so nass war.
War ja eigentlich auch egal.
Er hoffte nur irgendwer würde kommen. Bitte. Irgendjemand.
Wenn er noch länger alleine in diesem Wald sitzen musste, mitten in einem Gewitter, dann würde er vermutlich erfrieren.
Eine Unterkühlung legte er sich gerade auf jeden Fall zu, da war er sich sicher. Oder zumindest eine Blasenentzündung. Fuck, war es kalt.
Konnte ihn nicht irgendwer retten? Bitte?
Ungefähr fünf Minuten später hatte er anscheinend schon wichtige Gehirnfunktionen verloren, denn er bildete sich ein wie jemand seinen Namen rief.
Nein, Sekunde. Harry setzte sich auf. Sein Gehirn war noch völlig intakt, das war keine Einbildung. Jemand rief nach ihm.
„Hallo?", rief er zurück. „Ich bin hier."
„Harry?", kam es zurück, diesmal noch näher und es klang...nach Louis.
„Louis?"
„Harry? Bist du hier irgendwo?"
Harry spürte Erleichterung seinen Rücken runterlaufen.
„Ja! Hier. Hier, Louis, bei...den Bäumen." Ihm war klar, dass das die dümmste Erklärung des Jahrhunderts war, aber er konnte gerade nicht klar denken. Und nur ein paar Sekunden später schoss Louis zwischen einigen Bäumen hervor.
Beziehungsweise nein.
Nicht nur Louis.
Es waren Louis und Nordlicht.
Louis...auf Nordlichts Rücken. Mit einer Hand an den Zügeln und einer Taschenlampe in der anderen.
Er hielt das Pferd an und rutschte sofort runter, um zu Harry zu rennen und sich bei ihm auf die Knie fallen lassen. Aber Harry starrte immer noch das Pferd an.
Louis war ohne Sattel geritten und...sogar ohne Trense, wenn Harry das richtig erkannte, Nordlicht trug nur in Halfter an das Zügel befestigt worden waren.
Aber vor allem war Louis geritten.
Das versetzte Harry fast mehr in Schock als seine ganze Situation.
„Harry, mein Gott, es tut mir so unfassbar Leid", begann Louis schnell zu reden und griff nach Harrys eiskalten Händen. „Fizzy ist schnell durch den Stall gerannt und in dem Moment hat Liam die Tür von der Sattelkammer aufgestoßen und ihr voll gegen den Kopf gedonnert und sie war bewusstlos und Mum wollte sie sofort ins Krankenhaus fahren, aber sie hat nur von dir geredet und dann haben wir verstanden, dass du noch im Wald warst, aber wir wussten nicht wo und Fizzy musste kotzen und dann bin ich so schnell wie möglich los, aber du warst nicht mehr da wo sie meinte und es hat auch noch gewittert und-"
„Louis, Louis, Louis", unterbrach Harry ihn und hielt ihn an den Schultern fest. „Hol mal bitte Luft."
Louis nickte und atmete tief ein und musterte Harry ganz genau. „Bist du okay?", fragte er dann leise und Harry nickte.
„Ja", flüsterte er. „Du bist ja jetzt hier. Mein Fuß tut ein bisschen weh, aber ich bin okay."
„Es tut mir so Leid, Harry", flüsterte Louis leise und nahm Harrys Gesicht in seine Hände. Er scannte jeden Zentimeter, als würde er nach irgendwelchen Kratzern suchen und Harry lächelte leicht.
„Du kennst dich hier nicht aus und wir haben dich einfach alleine-"
„Louis", meinte Harry nochmal sanft, um ihm das Wort abzuschneiden und ihn zu beruhigen, weil er fast das Gefühl hatte, wenn Louis so weitermachte kriegte er noch eine Panikattacke.
„Du...du bist her geritten", sagte er und Louis nickte. Dann warf er einen Blick zu Nordlicht, der trotz des Gewitters ganz ruhig zwei Meter neben ihnen stand und sie ansah. Louis nickte weiter, sah zurück zu Harry und sah fast aus als würde ihm das jetzt erst auch so richtig auffallen.
„Ja, ich...ich weiß", sagte er dann. „Es war die einzige Möglichkeit schnell den Wald abzusuchen."
„Louis, du bist geritten", wiederholte Harry und Louis nickte.
„Ich weiß", sagte er und ließ ein kleines Lächeln zu. Ihm stiegen Tränen in die Augen. „Ich weiß, Harry. Und ich hatte so Angst. Aber nicht vorm Reiten, ich konnte gar nicht an meine Panik denken. Das Einzige an das ich denken konnte warst du."
Harry legte seine Hände auch an Louis' Wangen, zog ihn noch näher und lächelte leicht. Seine Augen flogen über sein ganzes Gesicht, seine Finger spielten mit seinen nassen Haarspitzen.
„Du bist unglaublich", flüsterte er leise. „Du bist der unglaublichste Mensch, dem ich je begegnet bin."
Louis lächelte, mit Tränen in den Augen und fuhr mit seinem linken Daumen über Harrys Unterlippe. „Na ja", lachte er. „Zumindest bin ich unglaublich verliebt in dich."
Harry stieß laut Luft aus seinen Lungen und dann lachte er auch leise und glücklich und küsste Louis so stürmisch wie der Wind, der ihnen um den Kopf flog.
„Wir sollten uns vielleicht in Sicherheit bringen", flüsterte er und Louis nickte.
„Ja. Ja, wir müssen so schnell wie möglich hier weg." Aber trotzdem senkte er den Kopf noch einmal kurz und küsste Harry.
Dann stand er auf und half ihm auf die Beine.
Harry bekam kaum mit wie Louis ihm half auf Nordlicht aufzusteigen und dann plötzlich hinter ihm saß. Louis fasste um ihn und nahm die Zügel in die Hand und abgesehen davon, dass Harry jetzt eh keine Angst mehr vorm Reiten hatte, fühlte er sich auf diese Art, Louis hinter ihm, viel sicherer, als als er hinter Fizzy gesessen hatte.
„Bereit?", fragte Louis mit seinem Kinn auf Harrys Schulter und seinen Lippen an Harrys Ohr.
Harry nickte. „Ja."
Und dann flogen sie.
_____
„Ich will nicht, dass du gehst."
„Louis, ich hab nächste Woche wieder Schule."
„Ich werd dich aber vermissen."
„Ich komm dich besuchen. So oft es geht."
„Das ist nicht genug."
Harry seufzte und zog Louis wieder in seine Arme. Sie hatten sie letzte Woche, die Harry hier war quasi zusammengewachsen verbracht. Jede Minute, die Louis nicht reiten war hatte er eigentlich in Harrys Armen verbracht.
Und Harry würde sich nicht beschweren. Er würde Louis so unfassbar vermissen. Und Fizzy auch. Die hatte übrigens eine Gehirnerschütterung, und die Zeit die Louis mit Reiten verbracht hatte hatte Harry damit verbracht mit in Fizzys Bett zu sitzen und sich mit ihr zu unterhalten oder Filme zu gucken (und ihr klarzumachen, dass sie sich keine Vorwürfe machen sollte, weil sie ja nichts dafür konnte). Harry hatte einen verstauchten Knöchel, aber sonst war er komplett gesund.
Und jetzt mussten er und Gemma fahren und er wollte nicht. Er würde auch die anderen Tomlinsons so sehr vermissen, er hatte sie alle so schnell in sein Herz geschlossen, es tat ihm weh, jetzt gehen zu müssen (das Einzige auf das er sich freute war Niall wiederzusehen. Die beiden hatten sich zwar ziemlich viele Sprachnachrichten hin und her geschickt, aber Niall würde trotzdem jedes noch so kleine Detail aus Harry heraus kitzeln).
Harry und Louis hatten sich dafür entscheiden eine Fernbeziehung auszuprobieren. Wenn es nicht klappte war das zwar so, aber sie würden sich immer nur fragen was wäre wenn, wenn sie es nicht wenigstens versuchen würden.
„Was, wenn ich einfach mitkomme?"
Harry grinste. „Louis", sagte er und nahm seine Hände. „Du hast gerade erst wieder gelernt zu reiten. Ich lasse dich jetzt hier nicht abhauen."
Louis seufzte. „Du hast Recht."
Harry legte ihm eine Hand in den Nacken und küsste ihn sanft und sehnsüchtig. Er hatte sich von allen Anderen schon mindestens drei mal verabschiedet, aber Louis und er konnten sich einfach nicht voneinander lösen. Sie standen schon neben der Beifahrertür von Harrys Auto (weil er mit einem verstauchten Knöchel schlecht fahren konnte, aber zum Glück hatte Gemma ja auch einen Führerschein), aber es ging einfach nicht.
Andererseits...er warf einen kurzen Blick zu Gemma und Lottie, die sich schon seit mindestens zehn Minuten umarmten. Er war nicht der Einzige, dem es so ging. Um ehrlich zu sein...jetzt wo er Gemma zum ersten Mal mit Lottie erlebt hatte...und so wie Gems immer von ihr sprach...er war sich nicht mehr so ganz sicher, dass die beiden wirklich nur Freundinnen waren. Aber was wusste er schon?
„Harry?" Sofort schoss Harrys Blick zurück zu Louis, der jetzt mit seinem Finger irgendwelche Muster auf Harrys Brust Malte und etwas unsicher aussah. „Glaubst du wir schaffen das?"
Harry nickte sofort und nahm Louis' Hand und drückte sie auf seine Brust. „Ja. Das glaube ich. Weil ich ganz genau weiß wie ich für dich fühle. Und wenn es dir genauso geht, dann hab ich keinen Zweifel."
Statt einer Antwort griff Louis nach seinem Kragen und küsste ihn wieder. Harry lächelte gegen seine Lippen und seufzte leise auf. „Das tue ich", flüsterte Louis dann und Harry zog ihn noch enger an sich.
„Fuck, ich will nicht gehen."
„Du hast Schule", sagte Louis grinsend und Harry seufzte.
„Ich werd dich aber vermissen", wiederholte er Louis' Worte und Louis lächelte.
„Ich dich auch. Aber wir schaffen das. Ich hab großes Vertrauen, dass wir eines Tages heiraten werden."
Harry lachte leise. Dann wurde sein Gesichtsausdruck ernst und er musterte Louis sehnsüchtig.
„Ich auch", flüsterte er. Und dann küsste er ihn. Ein letztes Mal.
(Ein letztes Mal an diesem Tag.
Was die beiden damals nämlich noch nicht wussten war, dass sie es tatsächlich schaffen würden. Dass Harry nach der Schule Songwriter werden würde und einen Job in einem Studio in der Stadt finden würde, in der auch Mark wohnte und das nur eine Dreiviertelstunde weg war.
Dass Louis, Nordlicht und Carlotta, ein Pony, das nur drei Beine hatte, in ein kleines Häuschen mit Stall auf halber Strecke zwischen der Stadt und dem Tomlinson Hof ziehen würden.
Dass Harry irgendwann zu ihm ziehen würde.
Und dass Harry und Louis tatsächlich sehr viele Jahre später heiraten würden.
Das konnten sie alles nicht ahnen. Damals war das einfach nur ihr Abschiedskuss.
Aber ein Abschiedskuss hieß ja nicht Abschied für immer. Vor allem nicht bei Louis und Harry.)
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