[03]
Jeongin PoV
Der Unterricht zog sich unfassbar in die Länge und gerade als ich befürchtete, er würde niemals enden, klingelte es zur Pause. Der einzige Vorteil daran, dass der Lehrer ebenso wenig Lust auf diesen Unterricht hatte wie ich, war, dess er nie länger Unterricht machte als nötig und uns somit alle pünktlich in die Pause entließ, ohne auch nur eine Minute zu überziehen.
Als ich in die Pause ging, traf ich zuerst nur auf Jisung. Minho's Lehrer hatte vermutlich den Unterricht überzogen.
"Hey, Jisung. Tut mir leid, dass ich vorhin nachgefragt habe. Ich hätte wissen müssen, dass es dich verletzt darüber zu reden."
"Schon okay, Jeongin.", tat er das Ganze ab. "Es tut einfach nur weh, zu wissen, dass er mich nicht so mag wie ich ihn. Woher wusstest du eigentlich, dass es Minho ist?"
"Man merkt es dir einfach an. Und spätestens bei deinen Reaktionen vorhin war es offensichtlich."
"Glaubst du er hat es auch bemerkt?", fragte Jisung nervös.
"Ich glaube nicht, dass er irgendwas bemerkt hat. Dann hätte er anders reagiert."
"Okay gut."
Jisung atmete erleichtert aus. Es schien ihm wirklich wichtig zu sein, dass Minho es nicht mitbekam.
"Ich will nicht, dass unsere Freundschaft daran kaputt geht, dass ich etwas für ihn fühle."
"Das wird sie schon nicht, Jisung. Mach dir nicht so viele Gedanken. Und jetzt anderes Thema: Mit wem wurdest du in ein Zimmer gesteckt?"
"Wir haben noch nichts gesagt bekommen, weil wir Sport hatten und der Lehrer die Liste nicht hatte. Und was ist mit dir?"
"Ich hatte Glück. Sie haben mich mit Minho in ein Zimmer gesteckt. Also wenn dein Mitbewohner scheiße ist, ziehst du einfach zu uns."
"So schlimm wird er schon nicht sein. Im schlimmsten Fall ist er super unordentlich und müllt alles voll. Aber was soll da ansonsten schief gehen?"
"Vielleicht ist er ja auch schwul und vergewaltigt dich.", flüsterte auf einmal eine Stimme und Minho's Kopf tauchte von hinten zwischen unseren Köpfen auf, was Jisung einen halben Herzinfarkt einjagte. Ich erschreckte mich nur leicht, doch Jisung sprang gefühlt einen halben Meter beiseite und fuchtelte wild mit den Armen. Der Anblick, der sich mir bot, war mehr als nur unterhaltsam.
"Er schreck mich doch nicht so!", fuhr Jisung Minho an, der gerade ebenso wie ich mit einem Lachflash zu kämpfen hatte.
"Ich konnte nicht anders. Tut mir leid.", lachte Minho und unsere Lacher würden langsam wieder weniger.
"Wie lange stehst du da eigentlich schon?", fragte ich Minho. Jisung musste sich erstmal wieder sammeln.
"Seit 'Minho ist so heiß. Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll.'", grinste er.
"Okay, also hast du uns auch sofort erschreckt, als du gekommen bist.", erwiderte Jisung trocken. "Sonst hättest du genaustens mitbekommen, dass ich nie so über reden würde."
"Reden vielleicht nicht, aber denken."
Noch immer wich das Grinsen nicht aus Minho's Gesicht.
"Seit wann bist du eigentlich so... So...? Ach ich weiß auch nicht, wie ich es beschreiben soll. Aber es nervt mich."
"Wie bin ich denn?"
"Minho, du bist gefühlt die Hälfte der Zeit nur dabei Jisung irgendwie anzumachen. Das sehe selbst ich und du weißt, dass mir sowas nie auffällt.", mischte ich mich ein.
"Aber das ist doch nicht soooo extrem.", entgegnete Minho.
"Doch! Hör auf damit. Das macht mich noch wahnsinnig!"
"Ist ja gut. Ich dachte, dass wäre zumindest ein wenig lustig. Auch für dich."
"Mach sowas nicht, wenn du nicht auch tatsächlich was von ihm willst. Am Ende zerstört ihr euch sonst noch eure Freundschaft damit.", meinte ich und Minho nickte. Ich hoffte wirklich, dass er Verständnis dafür hatte.
Irgendwann wichen wir wieder vom Thema ab und ehe wir uns versahen, saßen wir wieder getrennt in unseren jeweiligen Klassenräumen.
Wieder war der Unterricht eigentlich weniger spannend. Ich hatte Erdkunde, was zwar manchmal wirklich interessant sein konnte, doch das heutige Thema war einfach nur langweilig.
Auch nach diesen zwei Stunden war ich unglaublich froh, als ich wieder mit mit meinen beiden Freunden die Pause verbringen konnte.
Dieses Mal saßen Minho und ich bereits da und Jisung kam gerade zu uns. Er sah ziemlich aufgebracht aus, was allerdings dieses Mal nicht an Minho liegen konnte.
"Ich fass es nicht! Warum machen die so einen Schwachsinn? Das kann man mir doch nicht zumuten! Am Ende komm ich noch entjungfert von der Fahrt wieder zurück!", schimpfte er sobald er in Hörweite war.
"Ich könnte dafür sorgen, dass du gar nicht erst als Jungf-" "Klappe, Minho.", unterbrach ich ihn unhöflich, "Jisung meinte, es ist ihm unangenehm, wenn du sowas sagst, also lass es."
"Okay, okay, tut mir leid. Also wo liegt das Problem, Jisung?"
"Das Problem?! Das Problem nennt sich Hwang Hyunjin und ist für eine Woche mein Mitbewohner!"
"Wer ist Hwang Hyunjin?", fragte ich und erntete von den beiden Anderen überraschte Blicke.
"Du hast noch nie von Hyunjin gehört?"
Ich schüttelte den Kopf. Den Namen hörte ich heute zum ersten Mal.
"Er ist die Definition von Fuckboy.", beantwortete Minho meine Frage.
"Das heißt entweder muss ich immer wieder flüchten, weil er irgendwen bei sich hat und die ihren Spaß haben oder ich muss dran glauben.", jammerte Jisung.
"Jisung, nur weil jemand häufig wen anders hat, heißt das nicht, dass er dich vergewaltigt, sobald ihr in einem Zimmer seid. Außerdem weißt du nicht, ob er überhaupt auf Jungen steht. Also mach dir keinen Kopf.", sagte ich.
"Soweit ich weiß, hatte er auch schon was mit einem Jungen aus meiner Klasse.", entgegnete Minho.
"Minho, steht dein Angebot von vorhin noch?"
"Welches Angebot meinst du, Ji?"
"Kannst du mich entjungfern, damit er das nicht macht?"
"Ist das dein Ernst?", fragte ich überrascht.
"Mein voller Ernst. Ich gebe mein erstes Mal lieber meinem besten Freund als Hyunjin. Also? Wie sieht's aus?"
"Ji, du bist mein bester Freund. Wir können doch nicht einfach-"
"Doch können wir. Außerdem war es dein Vorschlag. Den kannst du doch nicht einfach so zurück ziehen!"
"Es war ein Scherz. Nicht mehr und nicht weniger. Du solltest nur mit jemandem schlafen, der dich auch liebt, Ji."
Der verletzte Ausdruck in Jisung's Augen war kaum zu übersehen. Dass Minho im gerade klargemacht hatte, dass er ihn nicht liebte und nichts von ihm wollte, schien Jisung echt getroffen zu haben.
"Vermutlich hast du recht.", seufzte er. "Außerdem hat Jeongin es ja richtig gesagt: Er wird mich schon nicht vergewaltigen, also warum mach ich mir überhaupt Gedanken?"
"Es wird schon nicht so schlimm sein.", versuchte ich ihn ein wenig aufzuheitern, "Wenn du die Klassenfahrt überstehst, ohne dass er dir irgendwas antut, kaufe ich dir Käsekuchen in dem Café, das dir so gut gefällt."
"Wirklich?", fragte Jisung begeistert.
"Ja, wirklich."
"Ja! Danke, Jeongin! Du bist der beste!"
"Und was ist mit mir?", fragte Minho.
"Du bist auch ganz okay.", antwortete Jisung. Dann endete irgendwann auch diese Pause und wir gingen wieder getrennte Wege.
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