Kapitel 8
"Hey, Süße bring mir noch mal ein Bier und beeil dich", hörte ich die Stimme eines Mannes hinter mir. Als wäre es komplett egal, gab er mir bei der Anweisung auch noch einen Klaps auf den Hintern. Am liebsten hätte ich ihm eine reingehauen, aber das passte nicht zu meinem unterwürfigen Charakter. Also machte ich ihm auch nach dem dritten Klaps wieder ein Bier und sagte nichts.
"Tut mir leid", hörte ich Zane sagen. Er saß direkt an der Theke und schaute mir beim Zapfen zu, während ein Whiskey vor ihm stand, den er mit einer Hand festhielt.
"Schon ok", antwortete ich leise und versuchte mir nichts anmerken zu lassen.
"Nein ist es nicht", sagte er Biker mit harter Stimme.
Mit zusammengekniffenen Augenbrauen sah ich zu ihm auf.
"Du hast meinen Körper gesehen. Das hier", ich nickte in Richtung der betrunkenen Typen. "Ist schon ok!", sagte ich mit Nachdruck. Ich sah wir Zane zusammenzuckte. Nicht sein Körper, aber innerliche. Sein Blick hatte wieder den Ausdruck, als müsste er zusehen, wie ein Welpe geschlagen wurde.
Bevor Zane noch etwas sagen konnte, wurde er von einem älteren Mann unterbrochen. Er ließ sich neben ihn auf einen der Barhocker fallen und klopfte Zane dabei auf die Schulter. Es war fast schon eine väterliche Geste.
"Junge, wie läuft das Geschäft", fragte er nach. Ich versuchte so unauffällig, wie es ging in der Nähe zu bleiben, aber anscheinend hatte Cathy das angefangene Gespräch mitbekommen, denn sie rief mich nach hinten ins Lager, um ihr bei irgendetwas zu helfen.
Als ich wieder zurück kam, saßen die beiden noch da. Meine Hoffnung stieg noch etwas mitzubekommen.
"Dieser scheiß Spaghettifresser kann's nicht lassen. Will sein Netz spannen und dabei uns entweder mitnehmen oder begraben. Täglich gab es Spione und Typen die angeblich mitmachen wollten. Jetzt haben sie es wohl begriffen. Sie werden uns nicht klein bekommen."
"Wieso wurde es überhaupt einer aus Italien?", wollte der Mann von Zane wissen.
"Alex ist doch ne Schwuchtel. Da musste er wohl sein Patenkind als neues Oberhaupt nehmen", antwortete Zane.
Ich musste mich zusammenreißen. Wie konnten sie nur so ein rassistisches und homophobes Pack sein. Mich als Spaghettifresser zu bezeichnen, aber meinen Onkel als eine "Schwuchtel"?! Aber ich musste mich still verhalten. Sie sprachen über mich und es war wichtig auch zu wissen, was sie über mich wussten. Immerhin dachten sie schon mal ich wäre ein Mann, das war eine wirklich gute Sache.
"Schick doch einen von unseren Männern zu ihm und versuch das ganze umzudrehen?"
"Habe ich schon versucht. Aber sein zweiter ist härter als sonst wer. Niemand mit irgendeiner Schwäche kommt rein. Und als ich dann mal einen reingeschickt habe, der anscheinend hart genug war, wurde er auf Herz und Nieren überprüft wo er herkommt und warum er rein will. Ein paar kleinere Deals hat er hinbekommen, aber sobald es weiter nach oben ging, haben sie immer alles herausgefunden. Ich habe keine Lust mehr Köpfe mit der Post geschickt zu bekommen."
Ich stand genau in diesem Moment direkt vor den beiden und sah Zane mit weit aufgerissenen Augen panisch an. Natürlich wusste ich was wir mit Verrätern machten. Und mit Spionen waren wir noch viel ungnädiger. Ihre Körper dienten als Essen für unsere Hund, man würde sie nie wieder finden und ihre Auftraggeber bekamen mit ihren Köpfen eine Warnung.
Als Zane mich bemerkte, wurde er kreidebleich. Immer noch stand ich wie versteinert da. Ängstlich zuckte ich zusammen, als Cathy mich sanft an den Schultern griff und Richtung ihres Büros schob. Sie drängte mich in den kleinen Raum und setzte mich auf einen der Stühle.
"Sie haben gesagt, ich wäre hier sicher! Dabei sind Sie selbst ja nicht einmal sicher. Sie bekommen Köpfe geschickt!", drehte ich mit gebrochener Stimme durch, "Nein, nein. Hier bleibe ich nicht. Das ist ja noch viel schlimmer, als Zuhause!"
"Wir sind nicht die Schlimmen und du bist hier sicher", hörte ich Zane hinter mir sagen. Er stand im Türrahmen und versperrte mir den Weg nach draußen. Ängstlich sah ich mich nach einem Fluchtweg um. Der einzige Weg wäre durch das Fenster, aber das lag hinter Cathy. Wie ein eingeschlossenen Tier trat ich nach hinten, bis mein Rücken an die Wand gepresst war.
"Bitte beruhig dich", sprach Cathy sanft auf mich ein.
"Mom, bitte geh raus. Ich regel das."
Als seine Mutter den Raum verließ, wurde ich wirklich etwas panisch. Es war nicht mehr nur gespielt. Denn wenn ich sagte, ich würde etwas regeln oder ich beauftragte etwas zu erledigen, dann bedeutete das in der Regel, dass jemand sterben würde.
Mit erhobenen Händen kam Zane auf mich zu. zwei Meter von mir entfernt griff er in seine Jacke und zog seine Waffe heraus.
Carson und Nixon hatten recht gehabt. Es war ein Selbstmordkomando gewesen.
Oder auch nicht. Denn er legte seine Waffe auf den Tisch.
"Du musst keine Angst haben", seine Stimme wurde plötzlich auch ganz sanft und ähnelte das erste Mal, seit dem ich sie gehört hatte, der seiner Mutter.
Ich presste mich nur noch mehr gegen die Wand. Ganz vorsichtig griff er nach meinem Arm. Er ließ seine Hand herunter wandern, bis er meine zitternde Hand in seiner hielt.
"Alex, ich weiß, das du auch in einer Gang warst. Ich habe dein Tattoo an der Hüfte gesehen. Du wurdest also schon mit all sowas konfrontiert."
Schützend legte ich meine linke Hand auf meine linke Hüfte, wo sich das Tattoo befand. Zu meinem Glück hatte ich nur das Tattoo von Santorro-Kartell auf meiner Hüfte. Somit kannte er es nicht und wusste nicht, zu wem ich wirklich gehörte.
"Das war in Italien, bei meiner Familie. Deswegen bin ich nach Amerika gekommen, um den Banden und der Gewalt zu entkommen. Und dann kam ich zu Nixon und es wurde nur noch schlimmer. Ich dachte hier würde es endlich besser werden", antwortete ich mit Tränen, die meine Wangen herunter strömten.
"Du hast wohl nicht so viel Glück bei deinen Kontakten", lachte Zane mich aus, "Aber im Ernst. Hier bist du sicher. Dir wird nichts passieren. Ich werde mich persönlich dafür einsetzen. Du bist meine Verantwortung und die nehme ich sehr ernst."
Mit verkniffenem Mund nickte ich ihm nur zu.
"Komm mit", grinste er mir zu. Schnell packte er seine Waffe und zog mich hinter sich her aus der Bar und zu seinem Wagen.
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