Kapitel 16

Zusammen mit Makenna lief ich über den Markt. Cathy hatte mich bei ihr abgeliefert und war dann sofort in der Menschenmenge verschwunden. Ich wusste nicht mal, dass das Dorf so viele Einwohner hatte, geschweige denn, dass andere Menschen freiwillig hier her kommen würden.

"Oh schau, da vorne sind mein Bruder und Zane!", freute Makenna sich. Etwas unsicher, meinem Outfit geschuldet, folgte ich ihr. Die beiden jungen Männer bemerkten uns und ich hatte noch nie so fassungslose Gesichter gesehen.

„Du ... wow", brachte Rhys gerade so hervor.

„Sie sieht unglaublich heiß aus, nicht wahr?", quietschte Mack aufgeregt und zog dabei an meinem Arm. „Jetzt wo die ganzen blauen Flecken fast komplett verschwunden sind, sieht man endlich mal wie heiß Alex wirklich ist!"

Ich ließ ein zaghaftes Lächeln über meine Lippen huschen. Mehr und mehr musste ich aufpassen, dass ich nicht den eigentlichen Sinn meines Besuches hier vergaß. Es fühlte sich zu schön an eine Freundin zu haben und meine Unsicherheiten zeigen zu dürfen, ohne dass irgendein machthungriger Kartellboss es als Schwäche sehen würde.

Zane starrte mich einfach nur an. Ich konnte seinen Blick nicht deuten. War er fassungslos? War ich zu overdressed? Ich wusste es nicht.

„Kommt lasst uns sehen, was es alles gibt. Ich verhungere gleich!", hörte ich Makenna sagen, während sie ihren Bruder schon mit sich schliff. Die beiden ließen Zane und mich einfach stehen. Und eben dieser starrte mich einfach immer noch an.

„Deine Mom hat mir das Kleid geliehen", erklärte ich zurückhaltend und spielte dabei nervös am Saum des Kleides herum, „Ist es zu viel?"

„Zu viel?", riss sich Zane aus seiner Starre, „Du bist das wunderschönste Wesen, dass ich jemals gesehen habe!"

Jetzt musste ich mein Verhalten gar nicht mehr vortäuschen. Die Schahmesröte stieg mir ins Gesicht und ließ mich auf den Boden sehen.

„Komm lass uns den beiden folgen, bevor sie sich ohne uns was zu Essen holen", versuchte Zane mit einem Lächeln meine Unsicherheit zu überspielen. Als wäre es ganz selbstverständlich griff er nach meiner Hand und lief mit mir Händchen haltend durch die Straßen. Der Weg durch die Menschen verengte sich, da wurde sein Griff fester und er zog mich näher an sich heran. Ich fühlte mich sicher und beschützt bei ihm.

Wir fanden Makenna, Rhys und einige weitere am Stand von Cathy, die selbstgemachte Chips anbot. Die Augen von Zanes Mutter leuchteten erfreut auf, als sie unsere Hände bemerkte. Gespielt unsicher ließ ich die Hand los und spielte wieder am Saum meines Kleides herum.

Zane bemerkte sofort die Veränderung in meinem Verhalten und beugte sich zu mir herunter, so dass nur ich ihn hören konnte. „Wollen wir uns was zu Essen nehmen und uns an einen ruhigen Ort setzen?"

Ich nickte ihm nur dankbar zu. Sofort schnappte Zane sich zwei kleine Tüten Chips, drückte seiner Mutter das Geld in die Hand und einen Kuss auf die Wange, bevor er mich wieder an die Hand nahm und aus der Menge herausführte.

„Du musst dir keine Gedanken wegen meiner Mutter machen. Sie mag dich und die anderen auch."

„Wir kennen uns noch nicht wirklich. Von mögen zu sprechen, ist vielleicht ein bisschen viel, meinst du nicht?", murmelte ich.

„Und trotzdem vertraue ich dir. Deswegen lass dich von anderen nicht einschüchtern." Kurz hing eine angenehme Stille zwischen uns. Jeder ging seinen Gedanken nach, bevor Zane wieder anfing zu sprechen. „Was wäre der Traum für deine Zukunft. Ohne deinen Ex im Hinterkopf oder irgendwelche Verpflichtungen?"

Ohne das Kartell und ohne meine Familie. Waren eigentlich die Worte, die ich in meinen Kopf hörte. Dieses Mal war es ein echtes Lächeln, dass mein Gesicht erstrahlen ließ. „Ich wäre gerne Mutter. Mit einem Ehemann, der mich liebt, einigen Kindern. Ein kleines Haus in einem Dorf. Ich würde vielleicht in einem kleinen Café oder einem kleinen Laden arbeiten. Nichts großes. Einfach nur die Frau von nebenan. Zu der man geht, wenn man mal keine Eier mehr hat. Ich würde mit anderen Müttern über die Kinder reden und abends mit meinen Mann, wenn die Kinder schon schlafen in der Küche stehen und tanzen." Langsam verschwand die Freude wieder von meinem Gesicht. „Aber so wird es nicht sein."

„Du kannst es doch dazu machen. Es ist dein Leben. Keiner hält dich davon ab."

„So wie dich niemand davon abhält deine Möbel zu verkaufen", antwortete ich mit hochgezogener Augenbraue.

„Dann lass uns einfach versuchen so viel von dem Traum hinzubekommen, wie nur möglich", grinste Zane mich an und zog mich schwungvoll auf die Beine. Die nicht ganz aufgegessenen Chips ließen wir einfach stehen, während der Biker mich zurück zum Straßenfest zog. Verwirrt sah ihn ihn, als wir vor einer Tanzfläche ankamen. Leise Musik wurde gespielt und einige Pärchen tanzten.

„Darf ich bitten?", grinste Zane mich weiter an und streckte mir seine Hand entgegen. Lachend nahm ich an und ließ mich in die Mitte der Tanzfläche ziehen. Er zog mich eng an sich heran. Meinen Kopf legte ich an seine breite Brust. Es passte perfekt zusammen. Behutsam wiegte Zane uns zur Musik hin und her. Ich fühlte mich betört von seinem Duft so umschlossen zu sein.

„Wir können jeden Abend tanzen. Du brauchst keinen Ehemann oder einen langweiligen Job, um das zu haben", flüsterte Zane mir zu.

„Was ist dein Traum für die Zukunft?", fragte ich lächelnd.

„Genau das hier. Eine wunderschöne Frau in meinen Armen, die auch hoffentlich noch eine Weile bei mir bleibt", antwortete er liebevoll.

Verunsichert wich ein bisschen zurück. Wir tanzten weiter, aber ich war nicht mehr an seinen Körper gepresst. Es war nicht nur meine Rolle. Aber auch ich als Person. Das ging alles zu schnell und zu einfach.

„Du vertraust mir nicht. Das ist ok, du hast nicht gerade die besten Erfahrungen mit Männern gemacht, aber hoffentlich kann ich dich vom Gegenteil überzeugen", meinte Zane. Er schien nicht verletzt zu sein. Es war mehr so, als ob er sich sein Ziel nur noch fester vorgenommen hatte.

Nach dem Lied legte die Band eine Pause ein und auch wir gingen von der Tanzfläche. Ein leichter Wind kam auf und ließ mich zusammenzucken.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top