Kapitel 15
Als ich von unseren Händen auf sah, schaute ich direkt in Zanes wunderschönen Augen. Ich würde ihn und alles was ihm wichtig war hintergehen und zerstören müssen. Bevor ich es verhindern konnte, spiegelte sich meine innere Trauer in meinen Augen wieder. So schnell ich konnte entzog ich Zane meine Hand und stand auf.
"Wir sollten zur Bar fahren. Ich will nicht unpünktlich sein", stellte ich klar.
Wir wechselten kein Wort mehr miteinander. Nicht im Auto und auch nicht in der Bar. Es war so eine seltsame Stille, dass es sogar Makenna auffiel und das war wirklich ein Wunder. Denn normalerweise bekam sie außer ihrer lauten Stimme und ihren Geschichten eigentlich so gut wie nichts mit.
"Alles ok zwischen euch beiden?", fragte die junge Frau nach einigen Stunden besorgt nach. Ich nickte nur, blieb aber lieber stumm.
Für Makenna war damit das Thema aber noch lange nicht abgehakt.
Hat er dich angemacht? Hat er dich angefasst? War er gemein zu dir? Das waren nur einige der ständigen Fragen, die ich über den restlichen Abend verteilt ertragen musste.
Erst als der Laden leer war und alles aufgeräumt und geputzt, hielt ich es dann endgültig nicht mehr aus.
"Meine Güte Mack! Es reicht! Er hat nichts gemacht. Rein gar nichts. Aber sogar wenn, würde es dich nichts angehen. Also hör endlich auf mit den ganzen Fragen!", knallte ich ihr meiner Reaktion vor die Füße. Erschrocken zuckte sie vor mir zurück.
Sofort bereute ich meinen Ausrastet. Nicht weil ich unhöflich oder gemein gewesen war. Sondern weil das nicht zu meiner Rolle passte, die ich hier spielte. Das geschlagenen Mädchen kann sich plötzlich verbal verteidigen? Das passte nicht zusammen. Zumindest nicht so schnell. Ich hatte schon Angst, dass Makenna die Veränderung in meinem Wesen aufgefallen wäre, aber da hatte ich mich gewaltig getäuscht.
"Du hast mich Mack genannt! Ich hatte noch nie einen Spitznamen", quietschte sie überglücklich und fiel mir strahlend um den Hals. Ich konnte mich wirklich glücklich schätzen, dass diese süße Maus, wirklich nicht viel von der Welt da draußen kannte, sonst wäre ich jetzt am Arsch gewesen.
*
Komplett erledigt stieg ich aus Makennas Auto aus. Kurz blieb ich in der pechschwarzen Nacht stehen, legte meinen Kopf in den Nacken und atmete tief ein. So eine frische und klare Luft hatte ich in New York immer vermisst.
"Ist schön hier, nicht wahr?", hörte ich Zanes tiefe, ruhige Stimme neben mir.
"Es hat etwas sehr beruhigendes hier zu sein", lächelte ich ihm zu.
"Du bist wunderschön, wenn du dann doch mal lächelst", sagte der junge Mann. Überrascht von seiner Ehrlichkeit hörte ich sofort auf zu lächeln.
"Ich muss noch mal los. Aber ich bin morgen mittag wieder da. Sag meine Mutter ich werde rechtzeitig da sein, um noch bei der Vorbereitungen für das Fest zu helfen", meinte er jetzt ernster und lief einfach an mir vorbei.
Verwundert sah ich ihm nach. Ich verstand ihn noch nicht ganz. Vertraute er mir oder nicht? War er nur so nett, damit ich mich in Sicherheit wog?
*
"Cathy?", rief ich durchs Haus. Aber keinerlei Reaktion. Zane war laut eigener Aussage auch weg. Also war ich das erste Mal ganz alleine im Haus. Ich hätte die Zeit nutzen können, um Zanes Zimmer auf den Kopf zu stellen, aber ich tat es nicht. Ich traute dem Frieden nicht. Ich hatte immer noch das Gefühl, er würde mir das Vertrauen nur vorspielen, um mich auf frischer Tat zu ertappen. Natürlich konnte es sein, dass ich zu viele Jahre im Kartellgeschäft verbracht hatte, um jetzt so schlecht von Menschen zu denken. Aber es konnte auch sein, dass ich recht hatte. Und da ich keine Glaskugel hatte, die mir die Zukunft vorhersagte, wollte ich es nicht drauf anlegen. Also verhielt ich mich wie ein guter Gast.
Ich räumte meine Sachen auf. Ich machte die Wäsche und ich putzte ein bisschen die Küche. Immer in der Hoffnung, dass bald jemand kommen würde. Denn heute Abend sollte das Fest stattfinden. Ich wusste nicht, was Cathy noch alles im Kopf hatte. Aber die Bar sollte geschlossen bleiben. Also stand einem Abend auf dem Straßenfest nichts im Weg.
"So nehme ich dich aber nicht mit!", ertönte Catherines Stimme hinter mir, wie aus dem Nichts. Fast hätte ich einen Herzinfarkt gehabt, da war ich mir sicher.
"Was ... was meinst du?", fragte ich sie verwundert, als ich mich wieder gefangen hatte.
"Das ist ein Fest und du willst in Jeans und einem übergroßen Pullover da hin gehen. Ganz bestimmt nicht!", schnaubte die ältere Frau entrüstet. Entschlossen packte sie mich am Unterarm und zog mich hinter sich her. Verwundert und willenlos folgte ich ihr in ihr eigenes Schlafzimmer.
Irgendwie hatte ich immer einen rosa oder zumindest weißen Mädchentraum erwartet, aber es war in beige gehalten mit vielen hellen Holzmöbeln. Es war wirklich ein sehr schönes Schlafzimmer, mit einem riesigen Holzkreuz direkt über dem Bett. Ich hätte wahrscheinlich jede Nacht Angst, dass es mich im Schlaf erschlagen könnte. Herrisch schob Cathy mich auf einen Stuhl vor ihrem Schminktisch. Dort saß ich nun und beobachtete, wie Cathy in ihrem Schrank kramte. Sie kroch schon fast in ihn rein, um weit hinten etwas zu finden.
"Was suchst du denn da? Ich habe noch andere Sachen dabei. Ich habe bestimmt auch eine Bluse oder so dabei", versuchte ich Catherine aus dem Schrank zu holen.
"Nichts gibts. Du wirst das hier anziehen!" Stolz hielt sie ein wunderschönes weißes Kleid mit bestickten Blumenapplikationen in die Höhe. Es würde mir wahrscheinlich bis gerade so über die Knie gehen. Eigentlich trug ich keine Kleider oder nur sehr selten. In meiner Freizeit war ich ein Jeans und T-Shirt Typ und bei der Arbeit Hosenanzug oder Bluse und Stoffhose.
"Aber das kann ich doch nicht annehmen!", versuchte ich mich rauszureden.
"Ach Papperlapap! Ich passe schon seit Jahren nicht mehr in so was rein. Das Kleid verstaubt hier hinten. Also los. Zieh dich um und dann kümmern wir uns um das, was du deine Haare nennst!", ließ die Bikermutter mir keine Wahl.
*
"Oh, Alex! Du siehst wunderschön aus, Liebling!", seufzte Catherine als ich unsicher aus dem Bad kam.
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