Kapitel 11

Der Boden war endlich trocken und ich wollte gerade zur Tür gehen, als ich einen Schatten im Flur zu den Toiletten verschwinden sah. Die Gestalt sagte mir es war entweder Jackson oder Zane. Und da wurde mir klar, das Makenna kein dummes Plappermaul war. Sie sollte mich ausfragen. Sie sollte mit ihrer fröhlichen Art dafür sorgen, dass ich mich wohl genug fühlte, um mir alles aus der Nase zu ziehen. Jetzt hatten Zane und seine Jungs mehr Infos über mich und konnte auch mehr herausfinden lassen.

Aber zu seinem Pech wusste ich genau, was man über mich finden konnten. Und das war eigentlich so gut wie nichts. Weder in Italien noch hier in Amerika war ich wirklich zu finden. Für den Fall, dass die Kontakte der Biker sehr gut waren, hatten Nixon und Carson aber einige Dokumente zurückdatieren lassen. Eine Alexandra Rossi war vor einem Jahr nach New York gereist. Sie hatte einen Abschluss in Italien gemacht und dann in einer kleinen Firma in New York unbemerkt in einem Büro für einige Monate gearbeitet.

Er wurde aber kein Bild von einer Alexandra Rossi finden. Denn davon gab es etwa 10.000.

Trotzdem machte ich mir Sorgen. Auch noch als ich schon im Gästezimmer bei Cathy im Bett lag. Konzentriert starrte ich die Decke an. Was wenn er doch mein Gesicht finden würde, was würde er dann finden? Noemi Alexandra Santoro. Abschluss in Management und Finanzen. Tochter von Luca und Aurora Santoro. Brüder Stefano und Salvatore Santoro. Die Kartellbosse vom Santoro Kartell. Verbindungen zum Moretti Kartell, Fontana Kartell und viel wichtiger zum Davis Kartell in Amerika. damit könnte er eins und eins zusammen zählen. Auch wenn sie nicht wüssten, dass ich der Boss war. Den Bikern würde klar sein, dass ich ein Spion war.

Aber dass einzige was ich jetzt tun konnte, war hoffen dass Nixon und Carson sich um alles gekümmert hatten und ihren Job gut gemacht hatten.

Erst nach Stunden des Grübels konnte ich endlich schlafen.

*

Als ich am nächste Morgen wach wurde und auf die Uhr sah, hatte ich einen kleinen Herzinfarkt. Es war kurz vor zwei Uhr mittags. Ich sprang unter die Dusche und lief dann nach unten.

Cathy saß am Küchentisch. Eine Lesebrille auf der Nasenspitze und eine aufgeschlagene Zeitung in ihren Händen.

"Guten Morgen", lächelte sie mich. an.

"Es tut mir leid", brach es ich sofort aus mir heraus. Und es kam wirklich von Herzen. Ich stand nie so spät auf.

"Ach Mäuschen. Du hast bis vier Uhr gearbeitet. Danach noch mit Makenna geputzt. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn du danach mal ein bisschen Schlaf nachholst", lachte Catherine mich aus, während sie ihre Zeitung beiseite legte. "In der Küche stehen noch Pancakes, aber lass welche für Zane übrig, er ist auch noch nicht aufgestanden."

Mit einem Teller und ein paar Pancakes setzte ich mich neben Cathy.

"Wie war die Schicht gestern noch?", wollte sie von mir wissen.

"Es lief wirklich gut. Makenna hat mir sehr geholfen, aber ich weiß jetzt wie alles geht. Am Anfang war ich noch ein bisschen mit der Kasse überfordert, aber auch das hat am Ende dann geklappt."

"Ach ja, das alte Ding", kicherte die Frau neben mir am Tisch, "Das hat schon einige zur Weißglut getrieben. Eigentlich sollte ich sie ersetzen, aber ich hänge an der alten Kasse. Ich muss jetzt leider schon los. Wir haben bald ein Sommerfest im Ort und ich bin als Helferin eingetragen. Würdest du Zane wecken und einen Teller mit Pancakes hochbringen. Er muss auch bald aufstehen."

Ich nickte ihr zu, während sie schon am aufspringen war.

"Ach ja und Makenna hat den Schlüssel. Ich habe sie gebeten dich hier um kurz vor fünf abzuholen, damit ihr die Bar zusammen öffnen könnte. Ich komme später dazu."

Plötzlich kam sie zurück drückte mir einen Kuss auf den Scheitel und rannte wieder zurück raus aus dem Haus. Wie versteinert saß ich da. die Gabel, die es fast bis zu meinem Mund geschafft hatte, hing einfach in der Luft und ich starrte vor mich hin.

Wann hatte meine Mutter mir das letzte Mal einen Kuss zum Abschied gegeben? Ich konnte mich nicht erinnern. Egal wie liebevoll sie zu uns war und wie viel wir ihr bedeuteten. Meine Brüder und ich hatten seit Jahren keine Umarmung oder einen Kuss bekommen. In der Mafia musste man hart sein. So hatte meine Mutter und auch mein Vater es gelernt. Gefühle lenkten einen nur vom eigentlichen Ziel ab.

Irgendwann hatte ich mich dann aus meiner Starre wieder gelöst und fertig gegessen. Mit einem frischen Teller machte ich mich auf den Weg zu Zanes Zimmer, das direkt gegenüber meinem lag.

Vorsichtig klopfte ich an die Tür, aber es reagierte niemand. Ich versuchte es drei weitere Male, bevor ein genervtes "Komm rein", mir entgegen geschnaubt wurde.

Sofort betrat ich den dunklen Raum. Nur das Tageslicht aus dem Flur erhellte den Raum. Überall auf dem Boden waren Papiere verteilt und in kleinen Stapeln sortiert. Ich versuchte möglichst unauffällig zu lesen, was darauf stand.

"Was willst du?", brummte Zane mich verschlafen an.

"Deine Mutter hat gesagt, ich soll dich wecken und dir ein paar Pancakes hochbringen", antwortete ich schnell. Zane nickte nur und ich lief quer durch den Raum, um ihm den Teller zu bringen, während er an seinem Bett das Licht anschaltete.

Als ich ihm seinen Teller gegeben hatte, drehte ich mich sofort wieder um und wollte gehen. Aber eines der Papiere ließ mich innehalten. Sofort bückte ich mich und griff danach. Es waren gefakten Papiere. Die von Alexandra Rossi.

"Weißt du, du hättest mich auch einfach fragen können. Und ich meine damit du mich und nicht Makenna mich ausfragen lassen. Ich hätte dir auch geantwortet. Aber hinter meinem Rücken meine Daten abzufragen, das ist wirklich armselig", sagte ich ganz leise, aber sehr direkt.

Das Dokument legte ich wieder zurück an seinen eigentlichen Platz.

"Wenn du dein letztes Geld für ein Ticket ausgegeben hast, woher hast du dann dein neues Handy? Mit Vertrag und allem", hakte Zane nach. Na ja ich wollte ja, dass er mich direkt fragte.

"Es ist ein altes Handy. Was du vielleicht gesehen hast läuft der Vertrag schon seit mehr als einem Jahr. Es hat mir gehört, bevor Nixon mir ein neues gekauft hat. Ich habe es also auch nicht genutzt in der Zeit und konnte es mitnehmen."

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