3 Der grosse Schritt
„Was herausgefunden?"
Entgeistert starrte ich sie an.
War sie jetzt auch verrückt geworden oder was war mit den Leuten hier los?
Sie legte mir die Hände auf die Beine und sah mich ernst an.
"Du bist besonders.
Und das wussten deine Eltern und ich schon immer. Wir haben nur gehofft dich hier in der friedlichen Welt lassen zu können."
Ich verstand nichts. Besonders, nichts an mir war anders als an den Anderen Bewohnern.
"Ich wollte nicht dass du hin gehst damit sie dich nicht entdecken, aber du kannst deinem Schicksal nicht entgehen, das hätte ich wissen müssen."
Sie seufzte und fuhr sich durch das kurze Haar, sodass ihr Tuch runter fiel.
"Nein...das ist kein Schicksal..ich war es! Ich ging hin um das anzusehen, nichts ist hier besonders oder magisch! Das ist alles Unsinn!"
Ich hörte mich vielleicht dezent panisch an, aber was sollte man in so einer Situation sonst tun?
Sich freuen? Nein danke.
Beruhigend fuhr se über meine Hände die sich ganz klamm anfühlten.
"Quinn, ich möchte dass du mir jetzt genau zuhörst.
Und danach ist es deine Entscheidung was du tust...okay?"
Ich wusste ohnehin dass ich keinen Fuss vor diese Hütte setzen würde, doch nickte.
Ihre Stimme hatte etwas beruhigendes, das liebte ich so an ihr. Sie war viel für mich und meine einzige Verwandte.
"Du musst wissen Quinn dass es Drachen wirklich gibt. Sie sind nicht ausgestorben, genauso wenig wie ihre Reiter. Es gibt vieles ausserhalb dieses Dorfes was du nicht weisst.
Dunkle Dinge, und schöne Dinge. Magie.
Du gehörst zu dem kleinen Teil der Bevölkerung der dazu imstande ist das Gleichgewicht der Natur zu halten.
Denn denk daran, es muss immer dunkel und hell geben. Sowie es den Tag und die Nacht gibt.
Ohne dieses Gleichgewicht verfällt die Welt in Chaos.
Und das darf nie passieren."
Ich schüttelte den Kopf.
"Ich will das aber gar nicht!"
Sie ahmte meine Geste nach und überhörte meinen Kommentar.
"Wenn du dich dazu entscheidest deinem Schicksal zu folgen, welches in deinem Blut ist, dann gehst du mit ihnen mit.
Du wirst unterrichtet, du bekommst einen Drachen und lernst Magie zu nutzen.
Du wirst eine der Retterinnen der Welt."
Ich öffnete sprachlos den Mund.
Einen Drachen?
Sie konnte mir doch nicht einfach einen Drachen als Haustier versprechen, wenn ich mit den Männern umzog.
Sowas war unmöglich, genauso wie ich niemals imstande sein würde Magie zu praktizieren.
Weil es einfach Irrsinn war.
"Aber du wirst auch Dinge erleben die unschön sind, du wirst dunkle Mächte zu spüren bekommen und es wird nicht einfach sein, mit ihnen fertig zu werden.
Wenn du gehst dann verschreibst du dich einem ewigen Kampf zwischen gut und Böse.
Und er endet nie. Niemals.
Also denke gut nach Quinn."
Flüsterte sie und ich sah dass sie mich trotzdem lieben würde.
Egal was ich wählen würde. Und das war gerade das Wichtigste für mich.
"Woher weisst du das alles?"
Fragte ich dann leise und sie zögerte.
"Schon vergessen? Ich habe im Zeitalter gelebt wo die Drachen und ihre Reiter nich stolz über unseren Köpfen hinweg flogen. Es waren magische Zeiten.
Aber auch gefährliche. Und sie forderten viele Opfer."
Ich senkte den Kopf.
"Wie Mom und Dad."
Murmelte ich schmerzhaft und sie nickte langsam.
"Die Welt in die du dich hinein begeben würdest ist kein Spiel...du bist ein Mensch des Friedens, und dort würdest du nur noch Kämpfen. Das sehe ich nicht für dich."
Ich umarmte sie fest und sie schloss ihre Arme um mich.
Ich atmete tief ein und versuchte diese Umarmung in Erinnerung zu behalten.
Denn ich wollt hier bleiben.
Bei ihr.
Doch ein anderer Teil, und er war viel unkontrollierbarer und stärker, wusste dass ich gehen würde.
Dass ich mitgehen würde, alleine um zu sehen was diese Welt für geheimnisse barg.
Ich wusste dass ich sie vermissen würde, unheimlich sogar, aber in mir machte sich nicht einmal mehr Zweifel breit, dass es nicht das Richtige war.
Ich hatte nie hier her gehört.
In das Dorfleben.
In die Langeweile die ich jetzt doch so schätzte.
Ich hatte mich daran fest gekrallt weil es nunmal die Natur des Menschen war, Angst vor dem Unbekannten zu haben und zu bekannten Dingen zu fliehen.
Aber ich erkannte nun dass es vielleicht gut war zu gehen.
Und wenn ich tatsächlich das Blut dazu hatte, Magie zu praktizieren, dann wollte ich das heraus finden.
Wenn ich in der Lage war einen echten Drachen zu sehen...zu reiten, dann konnte ich nicht anders als zuzustimmen.
Ich wollte kein Leben des Kampfes, das ganz sicher nicht, aber ich fühlte mich so stark hingezogen dass ich meinen Entschluss bereits gefasst hatte.
Und das merkte Selene auch.
"Du wirst mit ihnen gehen, nicht wahr Quinn?"
Ich schluckte und Nickte.
Ich spürte dass sie weinte.
Doch wusste nicht wieso.
Ausser dass wir uns lange nicht mehr sehen
Würden.
Jetzt kamen auch mir die Tränen.
"Deine Mutter und dein Vater wären stolz auf dich gewesen kleiner Stern."
Flüsterte sie und ich spürte wie meine Sicht verschwamm.
Es brannte in meinen Augen.
"Kannst du nicht mitkommen?"
Fragte ich mit gebrochener Stimme.
"Nein, ich bin nicht so wie du. Ich gehöre hierher.
Aber ich werde dir jede Woche Briefe schreiben!"
Sie löste sich von mir und wischte mir die Tränen von den Wangen, während sie gequält versuchte zu Lächeln.
Es misslang und auch ich musste wieder los heulen.
"Ich werde dich so vermissen.."
Schniefte ich und sie nickte.
"Ich dich auch Kleines."
Dann fuhr sie sich über die Augen und atmete tief stockend ein.
"Wir packen deinen Koffer.
Es wird nicht lange dauern bis sie unser Haus gefunden haben. Und dann werden sie dich fordern."
Sie murmelte es als würde sie in Erinnerungen schwelgen was mich verwirrte.
Aber vielleicht war es auch nur die Trauer, die sich in uns beiden breit gemacht hatte.
"Jetzt schon?"
Geschockt sah ich sie an, ich dachte nicht dass es gleich heute war...ich hatte nicht einmal mehr Zeit einmal hier zu schlafen. Einmal durch den Wald zu rennen und noch einmal die begrenzten Freunde zu umarmen, die mich ausstehen
Konnten.
"Glaub mir Quinn, es ist leichter so."
Mit geröteten Augen holte sie mit einem rattern den hölzernen Koffer hervor, der eher aussah wie eine halb vergammelte Kiste.
Aber das machte nichts, sie hatte die schon immer aufbewahrt und ich wusste nie wieso.
"Als dein Vater...auf Reisen ging hat er den immer mit genommen. Ich denke du solltest das auch tun."
Ich sah auf das halb morsche Holz und die Leder Riemen, die alles zusammen hielten und nickte langsam.
"Danke."
Sagte ich lautlos und meine Stimme war wirklich weg.
Ich konnte nicht glauben dass sich mein Leben so schnell verändert hatte.
Von einer verhängnisvollen Sekunde auf die Nächste.
☽
Es war doch Abend geworden, ohne dass es an der Tür klopfte.
Jede kostbare Minute hatte ich damit verbracht Angst davor zu haben das Klopfen zu hören.
Tante Selene und ich hatten gepackt, alles Wichtige, die alten abgetragenen Sachen musste ich wohl oder übel hier lassen.
Der Koffer war selbst für uns beide irgendwie schwer gewesen bis vor die Tür zu schleppen.
Selene hatte mir ihren berühmten Auflauf gekocht, noch ein letztes Mal hatte sie gesagt.
Aber ich hatte keinen Brocken runter bekommen, mir war sogar übel geworden.
Und so hatten wir uns aufs Sofa gesetzt, nebeneinander, so nahe wie möglich damit mir dieser Moment noch lange, am besten für immer, in Erinnerung bleiben würde.
Wir sassen da und sahen aus dem Fenster.
Auf den vertrauten Wald in dem ich jeden Stock kannte und jeden Stein aufzählen konnte.
Irgendwann war die Sonne dahinter verschwunden und hatte die hellen Gipfel rot gefärbt, sowie sie den blauen Himmel langsam in eine schwarze Farbe tauchte und sich dann verabschiedete.
Die Sterne am Himmel sah ich oft an.
Ich lag stundenlang auf den Wiesen und starrte hinauf in die unendliche Weite.
Ich war überzeugt davon dass es noch mehr Welten da draussen gab.
Vielleicht auch eine für die Verstorbenen.
Wo meine Eltern waren.
Denn ich war mir ganz sicher dass sie von irgend einem dieser Millionen von Sternen auf mich hinab sahen.
Doch heute waren sie unwichtig. Das erste Mal sah ich sie nicht an.
Ich getraute mich nicht denn ich hatte Nagst das meine Eltern nicht einverstanden wären.
Das ich meine Tante verliess.
Das Leben welches sie für mich aufgebaut hatten.
"Sie sind da."
Flüsterte meine Tante dann und heisser Schmerz machte sich in meiner Brust breit.
Ich sah tatsächlich einen ziemlich grossen Wagen, gezogen von Pferden deren Umrisse nur schwach zu erkennen war.
Dann klopfte etwas schwer an die Türe und ich sah zu Selene.
Schweren Herzens stand sie auf und lief zur Tür, während ich ihr nur zögernd folgte.
So langsam als könnte der Weg dort hin ewig dauern und ich müsste niemals Abschied nehmen.
Finn stand vor der Tür, und der alte Greis Gendryl.
Der Junge Mann stützte den älteren und das doch auf eine Weise dass es nicht einmal auffiel.
"Sie sind..."
Die Stimme des Greisen konnte ich unter allem
Wieder erkennen, sie war die Einzige die neben meiner Tante so beruhigend war.
"Ihre Tante."
Ich schauderte, diese Kälte in ihrem Ton hatte ich noch nie mitbekommen.
Gendryl beobachtete sie eine Weile und nickte dann.
"Ich nehme an euch ist bekannt wieso wir hier sind."
Sie nickte nur und ich kam leider doch an der Türe an.
"Um mir meine Nichte weg zu nehmen."
Ihre Stimme hätte Bäume fällen können, so hatte ich sie noch nie erlebt.
Doch ich sagte nichts und Finns Augen trafen kurz meine.
Wenigstens Jemand der mir einigermassen freundlich gesinnt sein würde.
Über die Konsequenzen von meinem Verhalten heute Morgen hatte ich noch gar nicht nachgedacht, aber ich war mir ziemlich sicher dass Caspar und ich nicht beste Freunde werden würden.
"Es ist Euch natürlich erlaubt Kontakt zu halten, aber bis zum Ende ihrer Ausbildung darf sie nicht hierher zurück kehren."
Ganz sanft brachte er es ihr bei, mitfühlend.
Ich senkte die Lieder, ich konnte sie nicht noch einmal umarmen.
Sonst würde ich das nicht hinkriegen.
Sie dachte wohl dasselbe.
Finn deutet auf meinen Koffer.
"Kann ich?"
Fragte er und ich nickte schnell.
Wahrscheinlich war er höchstens ein Jahr älter.
Als wäre er nicht schwerer hob er den Koffer hoch und verschwand beim Wagen, wo er ihm hinten auf die freie Gepäckfläche stellte und anschnallte.
Ich sah zu und trat dann langsam über die Türschwelle.
In dem Moment verlor ich einen Teil meiner Kindheit.
Doch es wurde Zeit erwachsen zu werden und das hier war der erste Schritt dazu.
Ich drehte mich nochmals um und sah sie an, während ich neben dem alten Greis zu der Kutsche lief; die fast halb so lang war wie unser ganzes Haus.
"Auf wiedersehen Selene."
Sagte ich und meine Stimme klang rau; rau vom vielen Weinen in den letzten Stunden.
Sie presste sich eine Hand vor den Mund und schloss die Augen, bevor sie es schaffte etwas sagen zu können.
Es war nicht mehr als ein Wispern.
"Leb wohl kleiner Stern."
Dann drehte sie sich um und knallte die Türe zu, so fest dass ich zusammen zuckte.
Sie konnte mich nicht länger ansehen und es sich nicht noch schwerer machen.
Sie hatte mich aufgezogen wie eine Mutter.
Und sie hatte mir die schönsten Jahre meines Lebens geschenkt.
Doch jetzt war es Zeit weiter zu gehen.
Und das wussten wir beide.
Ich stieg langsam in die Kutsche ein.
In der Dunkelheit erkannte ich nur die leicht nach oben geschwungene Form des Daches und die Vorhänge vor den Fenstern, sowie den Kutschbock und die schnaubenden Pferde.
Ich stieg ein und liess mich auf eines der Polster sinken, die zu beiden Seiten mit Kissen gefüllt waren.
Eine kleine Lampe hing von der Decke und beleuchtete Schwach die Insassen und die Muster der Wände.
Finn half Gendryl hinein, und zog hinter sich die Türe zu.
Dann setzte sich der Wagen ruckartig in Bewegung und ich drückte mich an die Wand hinter mir, um nicht sehen zu müssen das ich fort ging.
Fort von meinem Zuhause.
Ich weiss ich Weiss ihr Sternchen, noch nicht all zu viel Action aber jede Geschichte muss ja aufbauen^^
Und das alles kommt noch glaubt mir, ich habe Überraschungen, Schock Momente, Hass Momente und natürlich jede Menge Cliff Hänger vorbereitet ;)
Love you ❥
Tala ☽
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