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Sicht Talis

Es regnet in Strömen.
Soll es doch regnen...
Die Natur braucht den Regen...

"Talis, kommst du?", Konstantin ruft mich.
Leicht verwirrt blicke ich auf, sehe vorsichtig unter dem schwarzen Schirm hervor und erblicke ihn.

Er steht dort im Türrahmen. Hätte ich nicht gewusst, dass das Hemd einst eine weiße Farbe hatte, so hätte ich geglaubt, dass es von einem wunderschönen rot gewesen wäre...

"Wir sind hier drinnen fertig. Du kannst nun rüberkommen."
Der junge Russe lächelt mich breit an und winkt mich zu sich heran.

"Ja, ich komme." Antworte ich ihm und nehme dem Mann hinter mir den Schirm ab. Er hat ihn bis gerade eben noch über mich gehalten. Nun umfassen meine schmalen Finger das kühle Metall von alleine und ich trete zu meinem Freund.

"Alles Ok?" Frage ich ihn vorsichtig und lächle ihn sanft an.
"Ja, wir haben die Schweine schnell zur Strecke gebracht."
Verständnisvoll nicke ich. Angewidert verziehe ich jedoch sogleich mein Gesicht, als ich sehe, wie das Blut der Schweine langsam aus der Eingangshalle heraus und über die Treppen hinunter tropft...

"Ich hoffe für dich, dass meine Schuhe davon jetzt nicht ruiniert sind." Murre ich und trete angewidert aus der kleinen Pfütze heraus.

"Keine Sorge, das können die ab." Lacht der Ältere und klopft mir freundschaftlich auf die Schulter.
"Dabei haben wir noch etwas sehr Interessantes gefunden. Die anderen sind aktuell die Büros am durchsuchen. Doch ich möchte dir das eine selbst zeigen."

Verwundert folge ich ihm. Für gewöhnlich finden wir nichts sonderbares oder gar besonderes in den Häusern der Menschen, welche sich uns zu Feinden gemacht haben.
Ich meine, es sind entweder untreue Mafiamitglieder, verlogene Geschäftsmänner oder ähnliches. Wir haben, glaube ich, schon so gut wie alles gesehen. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Als ungewöhnlich würde ich nur Kinderpornographie oder ähnliches zählen, wobei auch dies schon erschreckende Normalität ist.

"Es muss wohl etwas ganz besonderes sein, wenn du es schon als ungewöhnlich bezeichnest. Was ist es denn?" Frage ich neugierig und folge meinem Freund ins Innere des Gebäudes.

Es ist eine große Villa, sie liegt in der Vorstadt von St. Petersburg und wirkt nicht besonders einladend. Das Gelände drum herum ist nicht besonders weit, dafür das Gebäude umso klobiger.

Der braunhaarige Russe antwortet jedoch nicht. Er schreitet weiter voran.
Einige tote Körper liegen in der Eingangshalle herum. Auch der Boden ist bedeckt von einer großzügigen Blutschicht.
Wir steigen über den ein oder anderen im Weg liegenden Kadaver drüber, bis wir schließlich eine eher unscheinbare Kellertür erreichen.

"Geh vor. Dort unten ist niemand mehr, dennoch. Sieh es dir an."
Stirnrunzelnd steige ich die schmale Stiege hinab.
An ihrem Ende angekommen, mache ich große Augen. Dies ist wirklich ungewöhnlich.

Vor uns erstreckt sich ein etwas breiterer Gang. Links und rechts befinden sich einige Türen.
Durch ein Fenster im oberen Bereich jeder Tür, kann man einen Blick dahinter werfen.
Es sind allesamt fensterlose Räume. An ihren Decken hängen Aktie Glühbirnen und erleuchten die kahlen Räume.
In jedem von ihnen liegt eine Person. Ich Runzel meine Stirn und trete näher.

"Menschenhandel sind wir doch eher gewöhnt..." fragend sehe ich Konstantin an.
"Talis, sieh genau hin. Das ist kein Menschenhandel. Bei ihm sieht man das nicht so gut, aber schau dort drüben in den Raum."
Er deutet auf eine andere Tür. Vorsichtig nähere ich mich ihr und werfe einen Blick hindurch.

Mir stockt der Atem... ein vielleicht 12 Jahre altes Mädchen liegt dort. Der Raum ist ein wenig tiefer, als die anderen. Er gleicht eher einem Becken gefüllt mit Wasser.
Das Mädchen treibt leblos an der Oberfläche. Doch dies ist nicht das, was mich derart wundert. Viel eher sind es ihre Beine... Nein, wohl eher die Stelle wo ihre Beine hätten sitzen sollen.
Denn anstelle ihrer Beine ist der Unterleib eines Delfins zu erkennen. Mit groben Stichen wurde er an dem Unterleib des Mädchens befestigt.

Mir wird schlecht und ich drehe mich, mit vor Entsetzen verzerrtem Gesicht, zu Konstantin um.
"Bitte was haben diese Leute getan?"
"Menschenversuche. Aber wohl welche der ganz übelsten und grausamsten Art."
Mein Blick wird traurig. Das Mädchen war vielleicht erst 12... Ihr goldblondes Haar schwimmt in dem mit Blut verdünnten Wasser.

"Gibt es auch unversehrte?"
Konstantin seufzt. "Ja, aber ihnen wurde auch genug anderer Kram angetan. Ich glaube, für sie alle ist es das Beste nun tot zu sein."

Mit langen Schritten geht er einige Türen weiter. Unsicher, ob ich sehen möchte, was sich in den anderen Räumen befindet, folge ich ihm.

"Bei ihm weiß ich es nicht." Er deutet auf einen Jungen, ziemlich weit hinten in dem Gang. Sein Rücken sowie seine Arme sind tätowiert. Außerdem liegt er in einer kleinen Blutlache.
Er mag vielleicht 16 bis 18 Jahre alt gewesen sein.
"Bei ihm bin ich mir als einziges nicht ganz sicher. Sie könnten ihn zu Tode geprügelt oder anders gequält haben. Doch groß verändert scheinen sie ihn nicht zu haben."

"Boss...?"
Ben kommt in den Keller hinab. Er ist einer unserer treuesten und besten Männer.
"Wir haben oben in den Büros einiges gefunden. Zu jeder der Personen hier unten wurde eine Art Tagebuch geführt. Auch über diesen Jungen gibt es etwas. Ihr solltet es euch ansehen."

Er überreicht uns ein kleines unscheinbares Buch. Ich nehme es entgegen und schlage es auf.

Name: Choiko Hanyu
Herkumft: Japan/ Tokyo
Geboren: 1999
Versuch: -- Geisel

Auf der ersten Seite sind ein paar Daten zu ihm angegeben.
"Er ist also eine Geisel... Kommt aus Japan und ist erst 18 Jahre alt. Ich hätte ihn er auf die 16 geschätzt, aber dies ist nun egal. Er ist doch eh tot."

Ich habe Konstantin das kleine Buch gegeben. Ich nicke ihm kurz zu und trete wieder an die Tür.
Plötzlich erstarre ich. Der Brustkorb des Jungen hebt und senkt sich ganz langsam. Kaum merklich.

"Kostja, er atmet noch." Gebe ich leise von mir. Mein Freund wirbelt sofort zu mir herum und blickt mich irritiert an.
Dies bekomme ich jedoch nicht wirklich mit, da ich meinen Blick nicht von dem leblos scheinenden Körper lösen kann.

Ben bricht sofort die Tür auf und betritt den Raum. Eine Weile lang habe ich den Körper noch angestarrt. Irgendwoher kommt er mir bekannt vor.
Ich weiß jedoch nicht woher.
Ich kann es einfach nicht zuordnen.

Kurzerhand beschließe ich, dass wir den Jungen mitnehmen.
"Er kommt mir unheimlich bekannt vor." Murmelt Konstantin plötzlich neben mir.
Ich nicke.
"Ja, mir auch, doch ich kann es nicht einordnen. Woher kommt mir sein Gesicht so bekannt vor. Wobei, ich glaube, es ist noch nicht einmal das Gesicht. Von diesem habe ich noch nicht besonders viel gesehen. Aber was ist es...? Was lässt ihn so vertraut wirken?"

"Ben, hast du eine Ahnung, woher das Blut kommt?" Wende ich mich nun an den älteren.
Dieser nickt.
"Ja, der Junge wurde mehrfach schwer missbraucht. So wirkt es zumindest auf mich. Wir sollten schleunigst einen vernünftigen Arzt für ihn finden. Sonst verblutet er noch."

Da wir als gesuchte Verbrecher nicht einfach ins nächste Krankenhaus spazieren können, vor allem nicht mit einem entführten Kind, so wie es mir scheint, müssen wir nun zu anderen Mitteln greifen.
"Ihr tragt ihn." Wies ich die anderen beiden Männer an. "Ich will mir nicht meinen guten Anzug ruinieren."

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So, das war's erstmal mit dem ersten Kapitel. Dies ist bereits, wie erwähnt, eine Fanfiction zu Verkauft und Stolen Dreams von der großartigen Autorin Metato

Ich hoffe natürlich sehr, dass es euch gefallen hat und wünsche euch noch eine schöne Woche, bis zum nächsten Kapitel,
Liebe Grüße
Ellen^-^

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