~ 8 ~
Den ganzen Weg über hatten wir nicht mehr miteinander gesprochen und ich fühlte mich in dieser Situation nicht gerade behaglich, wenn ich ehrlich zu mir selber war. Er parkte das Auto, stieg aus und öffnete mir dann die Türe, damit ich aussteigen konnte. Als ich ausgestiegen war, nahm er mir endlich diese Augenbinde ab. Ich mochte es nicht gerade, blind zu sein und nichts sehen zu können.
"Wir sind da.", meinte er dann mit rauer Stimme und nahm mich wieder an die Hand, wie ein kleines ungehorsames Mädchen.
Es gefiel mir nicht gerade, aber als ich mich umsah stellte ich fest, dass wir in der Stadt waren. Menschen liefen durch die Straßen und schlenderten umher, einige gingen in Geschäfte oder standen an Essensbuden. Es war schön und hier zu sein löste in mir ein leichtes Glücksgefühl aus. Es war schön, mal wieder draußen unter Menschen zu sein und nicht mehr eingesperrt in einem riesigen Haus mit einem fremden Psychopathen.
"Du brauchst ein paar Anziehsachen, weswegen ich dich mitgenommen habe, da ich deine Größe nicht kenne und nicht weiß, was dir gefällt.", sagte er dann.
Stimmt. Die ganze Zeit hatte ich entweder meine Kleidung getragen die ich bei der Entführung trug oder dieses weiße Nachthemd, was er mir gegeben hatte. Ich brauchte wirklich mal neue Klamotten. Irgendwie freute ich mich darüber. Ich war lange nicht mehr shoppen gewesen und es fühlte sich normaler an, als den ganzen Tag drinnen zu sein.
"Danke...", meinte ich nur kurz und wir liefen dann los in das erste Geschäft.
Er redete immer noch nicht wirklich viel mit mir und es war mir ein wenig peinlich, so Hand in Hand mit ihm durch die Straßen zu laufen. Sicher dachten die ganzen fremden Menschen, dass wir ein Paar seien und das war mir wirklich unangenehm. Wenn die nur wüssten, dass ich nicht freiwillig bei diesem Mann war.
Ich sah mich in dem Klamottengeschäft um, in dem wir waren und fand gleich ein paar Teile, die mir gefielen. Unterwäsche, Socken, Schuhe, Oberteile und ein paar Hosen.
"Pack alles ein. Ich zahle, egal wie teuer es ist.", meinte er dann.
Ich sah ihn nur entgeistert an. Er schien nicht gerade über wenig Geld zu verfügen. Die ganzen Sachen, die ich mir ausgesucht hatte, hatten locker einen insgesamten Wert von über 19.275 Yen. Das war ganz schön viel Geld... Und es war gerade mal das erste Geschäft, in dem wir waren.
"Aber ist das nicht zu teuer?", fragte ich ihn dann.
Er seufzte nur leicht angenervt.
"Habe ich dir nicht gesagt, dass ich es hasse, wenn man mir so viele Fragen stellt? Wenn ich sage, pack alles ein, dann pack auch alles ein.", meinte er mit neutraler Stimme.
Die Kassiererin vor uns musste sich auch wundern. Ich nickte dann, ohne etwas zu sagen und gab der Kassiererin alles. Es kostete tatsächlich fast so viel, wie ich geschätzt hatte. Unglaublich teuer und ich konnte es kaum glauben, dass er das einfach bezahlte.
War aber eigentlich auch mit das Mindeste, was er tun konnte, nachdem, was ich alles hatte durchmachen müssen. Als alles bezahlt und eingepackt war, gingen wir weiter durch die Straßen, ich traute mich kaum noch, ein Wort zu sagen. Wir gingen noch durch einige Geschäfte und mittlerweile hatte er mehr als 38.550 Yen für mich ausgegeben. Ich war einfach nur noch sprachlos. Ich hatte jetzt erstmal genug Klamotten, für den ganzen Herbst über.
"Lass uns etwas essen gehen. Ich gebe dir etwas aus.", meinte er dann und ich nickte, ich hatte tatsächlich etwas Hunger.
Er ging mit mir in das nächste Restaurant, was sich als Sushirestaurant herausstellte und auch ziemlich teuer und nobel aussah. Ich fühlte mich mit meinen Klamotten ziemlich underdressed, da er ja auch noch seinen schicken Anzug trug.
Er ging trotzdem mit mir hin. Wir nahmen an einem Tisch am Fenster Platz. Er bestellte für uns beide, da ich nicht wusste, was ich mochte, nahm ich das gleiche wie er. Was Essen anging schien er Geschmack zu haben, es gab eigentlich immer leckeres japanisches Essen. Der Kellner kam nach kurzer Zeit mit unserer Bestellung an und Wir fingen an, zu essen.
Es schmeckte wirklich gut musste ich sagen, er hatte tatsächlich einen guten Geschmack.
"Schmeckt gut.", sagte ich und genoss das Essen sehr.
Ich musste ehrlich zugeben, dass ich schon lange nicht mehr so lecker gegessen hatte. Er sagte nichts dazu und aß einfach weiter. Plötzlich meldete sich meine Blase.
"Ich müsste mal.", sagte ich dann.
Er hörte auf zu essen und sah zu mir hoch.
"Dann geh.", meinte er und ich stand auf, um dann zu den Toiletten zu gehen.
Zu meiner Überraschung waren diese für Männer und Frauen zugleich gedacht. Ich erledigte schnell mein Geschäft und wusch mir danach die Hände. Ich sah eine junge Frau neben mir und konnte nicht anders.
Auch, wenn ich mir vorgenommen hatte mitzuspielen, so kam mir die Chance doch recht gelegen. Außer mir und ihr war niemand anderes hier, der uns hören konnte.
"Entschuldigen Sie bitte.", sprach ich sie freundlich an.
Sie drehte sich zu mir und sah mich fragend an.
"Ich bräuchte Hilfe. Ich wurde entführt... Können Sie mir vielleicht helfen?"
Doch sie sah mich nur weiterhin fragend an und sprach auf einmal etwas auf französisch. Mist, sie konnte mich anscheinend nicht verstehen und war wohl nicht von hier... Sie ging dann und ich haute wütend mit der Faust auf das Waschbecken, was ich sofort bereute, da es weh tat.
Verdammt! Das war wirklich ein Griff ins Klo gewesen. Ich hatte versagt.
"Was denkst du eigentlich, was du hier tust.", sprach plötzlich eine Stimme hinter mir und ich konnte hinter mir im Spiegel ihn erblicken.
Mein Herz blieb sofort stehen. Verdammt, genau deswegen hatte ich mir doch vorgenommen, mitzuspielen! Und ich Dummkopf musste mir natürlich wieder alles kaputt machen. Nur Gott wusste, was er jetzt mit mir anstellen würde.
"Ich ehm... Gar nichts...", stammelte ich nur ertappt und drehte mich zu ihm um, traute mich nicht, ihn anzusehen und starrte deswegen auf den Boden.
Er schien wütend zu werden und packte mich plötzlich am Hals, zog mich etwas hoch und ich war gezwungen, ihm in die Augen zu sehen. Ich schluckte und bekam kaum noch Luft.
"Lüg mich nicht an. Ich hasse Lügen. Ich habe genau mitbekommen, was du versucht hast, Saki. Ich bin nicht blöd, du kannst jemand anderen vielleicht verarschen aber mich nicht."
Er sah mich zornig hinter seiner Brille an und drückte mich gegen die nächste Wand. Ich rang nach Luft und bekam langsam Panik.
"E-es tut mir leid...", hauchte ich leise und kniff ängstlich meine Augen zusammen.
Man, was war ich auch so dumm?! Das hier war ein unisex Klo. Mir hätte klar sein müssen, dass er mir folgte und in meiner Nähe blieb, um genau in solchen Fällen eingreifen zu können.
"Das sollte es auch. Wir gehen sofort nach Hause. Ich werde mir eine Strafe für dich überlegen. Ich habe dich gewarnt."
Er ließ mich los und ich taumelte nach hinten, musste erstmal husten und dann nach Luft schnappen. Dann zog er mich grob am Handgelenk mit sich. Er ging zu einem der Kellner.
"Ich möchte zahlen.", sagte er mit scharfer Stimme, weswegen der Kellner ihn nur verwirrt ansah.
Er zahlte, nahm unsere Sachen und schleppte mich nach draußen zum Auto zurück.
"Du tust mir weh!", keifte ich, da er mich so hinter sich herzog und mir mit damit wehtat.
Er sagte aber nichts und schubste mich förmlich in seinen Wagen. Den ganzen Weg über sagten wir nichts zueinander. Ich kam mir bescheuert vor und er war wütend auf mich. Und ich hatte keine Ahnung, was er jetzt mit mir vorhaben würde.
Na super klasse.
To be continued...
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