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Es waren wieder einige Tage nach dem Telefonat mit meinen Freunden und Familie vergangen. Langsam aber sicher gewöhnte ich mich an diese verrückte Situation. Aber wirklich kennengelernt hatte ich diesen jungen düsteren Mann immer noch nicht. Er redete nicht wirklich viel und schon gar nicht über sich.

Ich verbrachte die letzten Tage damit, das Haus besser kennenzulernen und auch mal ein wenig zu putzen und Ordnung zu halten. Ich half Marylin sogar bei ihren Arbeiten, damit sie nicht alles alleine machen musste, wofür sie mir auch sehr dankbar war. Gerade saß ich aber in meinem Zimmer auf meinem Bett und schaute gedankenverloren aus dem Fenster.

Da klopfte es auf einmal an der Zimmertüre. Das war bestimmt Marylin. Ich stand auf und ging an die Türe, um diese dann zu öffnen. Doch es war nicht Marylin die vor mir stand, sondern er. Er sah mich aus kalten blauen Augen durch seine Brille aus an. Er trug wie immer einen Anzug, nur diesmal einen in einer helleren Farbe, was ich so auch nicht von ihm kannte.

Es stand ihm aber zugegebenermaßen echt gut. Hässlich war er definitiv nicht, das musste ich mir eingestehen. Bei dem Gedanken spürte ich, dass meine Wangen etwas anfingen zu glühen und ich hoffte inständig, dass er meine Röte nicht bemerken würde.

"Bist du bereit, rauszugehen? Ich würde gerne etwas mit dir unternehmen.", meinte er nur und ich sah ihn überrascht an.

Er wollte mit mir rausgehen? Das konnte ich kaum glauben.

"Ehm ja, ich müsste mir nur Schuhe und Jacke anziehen.", meinte ich.

"Gut. Dann komm gleich nach unten, wenn du fertig bist.", sagte er dann, drehte sich um und ging dann wieder.

Immer noch leicht verwirrt zog ich mir meine Schuhe und Jacke an, nahm dann noch meine Handtasche. Als ich fertig war, ging ich nach unten. Er stand bereits dort und wartete auf mich.

"Ich bin soweit.", sagte ich dann und sah ihn an.

Er beäugte mich wie immer mit einem ausdruckslosem Gesicht.

"Nimm meine Hand.", befahl er mir und ich nahm sie an, diskutierte gar nicht erst mit ihm.

Das schien wiederum ihn zu verwundern, da seine Augen sich kurz für einen kleinen Moment weiteten. Seine Lippen umspielte ein leichtes belustigtes Grinsen.

"Nanu, diesmal leistet du keinen Widerstand? Ich bin überrascht.", meinte er nur.

Ich sagte nichts dazu, weil ich nichts dazu zu sagen wusste und es mir unangenehm war. Innerlich wollte ich mich immer noch dagegen wehren. Aber wenn ich hier raus wollte, dann musste ich mitspielen.

"Wohin gehen wir?", fragte ich dann neugierig.

"Das wirst du dann sehen. Stell nicht so viele Fragen.", meinte er nur leicht angenervt, was mich die Zähne zusammenbeißen ließ.

Er war definitiv kein einfacher Mensch und mochte es nicht, wenn man ihm Fragen stellte. Also ließ ich das besser bleiben. Wir gingen durch die Tür hinaus und es war das erste Mal seit Wochen, dass ich die Sonne nicht nur vom Fenster aus sehen konnte.

Der Himmel war leicht mit Wolken behangen, hin und wieder schien die Sonne durch. Plötzlich drehte er mich zu sich um, noch bevor ich genau die Gegend begutachten konnte. Er verband mir die Augen mit einem Tuch.

"Was soll das?", fragte ich nur leicht erschrocken.

"Ich will nicht, dass du dir den Weg merkst. Also verbinde ich dir die Augen."

Ich hatte eh keine Chance zu fliehen, also konnte er sich das eigentlich sparen. Aber er schien auf Nummer sicher gehen zu wollen, was in mir wieder ein unbehagliches Gefühl auslöste, da ich keine Ahnung hatte, wo er mit mir hin wollte und was mich erwarten würde. Ich durchzog wieder mal diese Angst.

"Es gibt eine Regel. Du haust nicht ab und wirst nicht meine Hand loslassen, wenn ich es dir nicht erlaube. Wenn du versuchen willst abzuhauen, dann wird dich immer jemand finden und zu mir zurückbringen. Und was dann passiert, das möchtest du nicht erleben. Also halte dich besser daran.", raunte er in mir Ohr, weswegen ich eine Gänsehaut bekam.

Ich konnte seinen heißen Atem an meinem Ohr spüren und nun auch wieder seinen Duft wahrnehmen. Verdammt, er roch wirklich sehr gut... Mist ey! So durfte ich nicht denken. Ich sollte mir eher Gedanken um seine Worte machen, die er gerade zu mir gesagt hatte.

Scheinbar folgten ihm noch andere Leute außer Marylin, die er überall hin postierte, wenn er mit mir unterwegs war. Eine gruselige Vorstellung, die wahrscheinlich sogar Realität war. Oder er sagte es, um mich abzuschrecken, damit ich nicht auf falsche Ideen kam. Aber das Risiko, dass es wahrscheinlich stimmte, wollte ich lieber nicht eingehen.

Ich konnte nicht ausmachen, ob er es nur sagte um mir Angst zu machen, oder ob es tatsächlich der Wahrheit entsprach. Verdammt, und damit spielte er! Das war echt unfair. Egal was ich versuchen würde, ich würde immer mit der Angst leben müssen, dass mir etwas passierte. Anderseits, warum sollte er mich anlügen? Er würde mich nicht einfach so laufen lassen und es einfach nur so zum Spaß sagen und mir damit drohen.

Niemals, den Gedanken konnte ich mir abschminken. Töricht von mir zu denken, dass es so einfach sein könnte. Denn das war es absolut nicht. Er drehte mich dann um und führte mich, ich hörte  wie er ein Auto aufschloss, das Geräusch kannte ich nämlich. Er schob mich sachte an meinem Kopf in den Wagen, so dass ich mich setzen konnte.

"Schnall dich an. Ich will dich nicht von der Fensterscheibe abkratzen, solltest du dagegen fliegen, wenn ich bremse.", meinte er nur mit kalter Stimme und ich tastete nach dem Gurt, den ich kurze Zeit später auch ergriff und mich anschnallte.

Er setzte sich offenbar neben mich an den Fahrersitz und schloss die Türe, startete dann den Motor. Ich schluckte, da ich keine Ahnung hatte, wo es jetzt mit mir hingehen würde und was er vor hatte. Er könnte mich auch gut im Wald aussetzen, umbringen und niemand würde mich jemals wieder finden, da er meine Leiche im Fluss versenkt hatte.

Bei diesem Gedanken lief mir ein eiskalter Schauer über den Rücken. Weswegen ich ihn einfach plump fragte, um das ausschließen zu können.

"Du wirst mich aber nicht umbringen, oder?"

Ich hatte ja keine Ahnung, was er vorhatte.

"Bist du von Sinnen? Was hätte ich denn davon? Gar nichts. Ich sagte bereits, dass ich dein Herz erobern möchte. Und das schaffe ich sicher nicht, indem ich dich umbringe."

Ich musste leise lachen. Naja, wenn er mich umbrachte, dann konnte er mein Herz doch einfach nehmen. Diese Vorstellung war so absurd, dass ich nicht aufhören konnte, zu lachen.

"Warum lachst du jetzt so?", fragte er mich verwundert, ehe er losgefahren war.

"Ach nichts, vergiss es einfach wieder."

"Du bist ein komisches Mädchen."

Ha, das musste er gerade sagen!

"Und du bist ein Psychopath.", sagte ich lachhaft.

"Stimmt.", meinte er dann nur und ich hätte schwören können, dass ich ihn lächeln hören konnte.

To be continued...

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