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Und mit diesen Worten war er auch schon gegangen, ohne dass ich etwas entgegnen konnte. Ich saß völlig perplex auf dem Bett und musste jetzt erstmal verstehen, was hier gerade eigentlich passiert war. Ich war anscheinend frei, konnte mich aber eben bloß in dieser riesen Villa aufhalten. Und was tat ich jetzt? Ich musste erstmal tief durchatmen und wieder klarkommen. Das gerade war echt krass gewesen.
Anscheinend war er wohl doch nicht so verabscheuungswürdig. Naja, dass er gut aussah konnte selbst ich nicht abstreiten. Komischerweise war er genau mein Typ Mann. Zumindest was das Optische anbelangte. Was alles andere betraf... Da musste er sich schon echt anstrengen, "um mein Herz zu erobern." Noch war ich echt sauer auf ihn und fragte mich echt, was das alles sollte.
Wie hatte er mich gesehen? Was hatte das alles zu bedeuten? Warum musste er so weit gehen und eine junge Frau entführen? So viele Fragen, die ich jetzt noch nicht beantworten konnte.
Langsam stand ich vom Bett auf und mir wurde erstmal schwindelig. Na klasse, das war mit Sicherheit dieses Medikament. War ja klar. Ich fasste mir an den Kopf und versuchte nicht den Halt unter meinen Füßen zu verlieren. Arschloch. Wenn er glaubte, dass man so die Aufmerksamkeit von einer Frau bekam, dann täuschte er sich aber.
Jetzt musste ich erstmal schauen, wie ich auf mein Zimmer kam. Ich war todmüde und wollte auf keinen Fall hier unten in diesem komischen Keller schlafen. Ich suchte dann meine Wege durch die Gänge, welche fast alle gleich aussahen. Dunkel, mit vielen alten Bildern und Gemälden, die mir etwas Angst einjagten. Aber irgendwie hatte das alles auch seinen Stil.
Nach etwas Sucherei fand ich dann auch mein Zimmer. Nanu? Da lag etwas auf meinem Bett. Ich betrat den Raum und sah, dass es meine Handtasche mit den Schulsachen war, die ich bei mir trug, wo ich entführt wurde. Ich setzte mich auf das Bett und nahm die Tasche an mich auf dem Schoß. Ich wühlte da drin herum und fand tatsächlich mein Handy und Ladekabel. Ich war gerade heilfroh, dass ich dies eh immer überall mithin nahm.
Ich atmete erleichtert aus, als ich mein Handy in die Hand nahm. Ich versuchte es anzuschalten, aber natürlich war der Akku leer. Ich suchte neben dem Bett eine Steckdose und ich konnte tatsächlich eine finden! Ich war gerade so glücklich. Das könnte meine Chance sein! Ich schloss mein Handy an und schaltete es ein. Dann wartete ich.
"So wie es aussieht, hast du es gefunden.", hörte ich aufeinmal die mir altbekannte Stimme und schreckte total auf.
Vor lauter Schreck fasste ich mir an die Brust. Ich sah schnell Richtung Türe und sah wieder diesen düsteren Mann vor mir stehen, dessen Name mir noch immer unbekannt war.
"Oh mein Gott...", stieß ich nur erschrocken aus.
"Du musst dich nicht gleich so erschrecken.", meinte er mit einem leicht belustigten Grinsen.
Arsch.
"Wenn du so plötzlich in der Tür stehst...", erwiderte ich nur, hielt mir noch immer die Hand an die Brust.
"Wen willst du anrufen?", fragte er mich, während er mich die ganze Zeit musterte.
"Warum willst du das wissen?", stellte ich eine Gegenfrage.
"Mir stellt man keine Gegenfragen. Wen rufst du an?"
Er war echt neugierig.
"Ich denke diese Frage kann man sich selbst beantworten.", meinte ich nur leicht angenervt.
"Denk dran, du kommst hier nicht weg. Und du erwähnst auch nicht, dass du hier bist. Damit wir uns richtig verstehen. Ich habe meine Augen überall. Vergiss das nicht.", meinte er nur kalt und verschwand dann wieder aus dem Türrahmen, wo er eben noch gestanden hatte.
Mittlerweile hatte ich echt verstanden, um was es hier ging und war nicht blöd. Er sollte damit aufhören, mich wie ein kleines Mädchen zu behandeln. Das ging mir echt auf meinen nicht vorhandenen Sack. Ich schnaufte und sah dann wieder auf mein Handy. Jetzt folgten erstmal lange Gespräche mit meiner Familie und meinen Freunden...
...
Lächelnd legte ich das letzte Telefonat mit meiner besten Freundin auf, nachdem ich bei meinen Eltern angerufen hatte. Natürlich durften sie nicht wissen, wo ich war und den Fakt, dass ich entführt wurde, das musste ich ihnen natürlich auch verschweigen. Ich ging lieber kein Risiko ein, dieser Typ könnte zu jeder Zeit zuhören oder plötzlich wie aus dem Nichts in der Türe stehen.
Deswegen passte ich lieber auf, was ich sagte und was ich schrieb. Die Angst, dass er mir wieder etwas antun könnte war einfach zu groß. Prima, so sehr hatte er mich also schon in der Hand. Das war ja ganz klasse. Aber meine Hoffnung war es ja, dass wenn ich mich gut anstellte, dass er mich dann freiwillig und von selbst aus gehen ließ. Vielleicht machte es ihm Spaß, mich zu quälen und er hatte mich deswegen entführt.
Wenn das so war, dann würde er schnell keine Freude mehr an mir finden, sich langweilen und mich dann gehen lassen. Wirklich sicher sein konnte ich mir da nicht, aber was blieb mir denn für eine andere Chance? Viele Chancen hatte ich ja leider nicht. Das war eine der einzigen, welche mir noch blieb. Ich war aber froh und glücklich darüber, dass es meiner Familie und Freunden scheinbar gut ging und ich mir um sie keine Sorgen machen musste.
Ich hatte Ihnen versichert, dass es mir gut ging und dass sie sich um mich keine Sorgen machen mussten. Dass ich Spaß auf meiner Reise hatte und es nur gut tat. Dass ich so lügen musste, gefiel mir zwar gar nicht, aber es ging nicht anders. Ich hasste es zu lügen, besonders bei den Menschen, die mir wichtig waren und am Herzen lagen. Nachher passierte mir wirklich noch etwas furchtbares und das wollte und konnte ich ihnen auch nicht antun.
Ich litt zwar darunter, aber sie würden es am meisten. Ich musste sie beschützen und da raus halten. Nur Gott wusste, was er ihnen vielleicht antun konnte. Dieser Mann war zu weitaus mehr im Stande, als man vermuten könnte und man sollte es sich mit ihm lieber nicht verscherzen. Das hatte ich in der ganzen Zeit, wo ich hier war, auch lernen müssen.
Vielleicht öffnete er sich ja mir gegenüber auch, wenn ich mich auf das alles hier einließ und schön brav das machte, was er wollte? Vielleicht konnte ich ihn ja weich bekommen. Das war jetzt mein Plan, den ich verfolgen würde. Hoffentlich würde das auch gut gehen und war eine gute Idee...
Fortsetzung folgt...
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